Bericht: Scheiss da nix, dann feid da nix!

Bin ein Schönwetterfahrer und um Barcelonette und Briancon wars mir einfach zu kalt. Auch wenns auf den Fotos nicht so aussieht, aber am Berg warens teilweise nur 5°C und das auf 2000 Metern.
Ich lese gern weiter mit, auch oder gerade weil es mich bisher mehr an unseren Rennradtrip 2014 erinnert als an die Bikeunternehmungen. Haben in Briancon und Barcelonette je ne gute halbe Woche Station gemacht und auch ein paar TdF-Pässe der Umgebung mitgenommen. Mitte Juli hatten wir eine etwas unbeständige Woche erwischt und auf dem Foto hat es noch knappe 2 Grad gehabt.
P1010050.JPG
 

Anhänge

  • P1010050.JPG
    P1010050.JPG
    596,5 KB · Aufrufe: 132
Was mich noch interessieren würde: Wie kommst du sprachlich klar? Die Franzosen sind ja nicht gerade bekannt für außergewöhnliche Fremdsprachenkenntnisse :D
Aber es ist immer wieder sehr radlfreundlich ausgeschildert, teilweise sogar auf bayrisch :D:
P1010072 - Kopie_LI.jpg
 

Anhänge

  • P1010072 - Kopie_LI.jpg
    P1010072 - Kopie_LI.jpg
    371 KB · Aufrufe: 117
Irgendwie hat man den Eindruck, dass du nicht so richtig Spaß hattest? Bist jetzt 20 Tage unterwegs und denkst mehrfach ans Abbrechen. Ich bin noch nie so lange am Stück jeden Tag weitergeradelt, da kommt bestimmt mal das ein oder andere Motivationsloch auf. Das viele Asphaltgerolle mit dem Fully würde mich sicher auch mürbe machen, zumal du ja durchaus lohnende MTB-Reviere in der Nähe hast.

Aber ich hoffe, du startest jetzt durch und nutzt die tollen Möglichkeiten um Aosta :)

Doch ich hatte Spaß. Das Problem war, daß meine Beine gerade nicht mehr wollten. Irgenwie regenerien die nicht mehr.
Deshalb habe ich hier abgekürzt und bin um Aosta nichtes gefahren. Hatte noch eine Sache, die ich machen wollte.
 
Zuletzt bearbeitet:
05.07.17, 10:30 Uhr: Aosta
Gestern habe ich mich entschieden, dass ich mir den nächsten geplanten Teil schenke und stattdessen mit dem Bus über den San Bernard-Pass rolle. Der Bus soll angeblich um 10 Uhr abfahren.
Deshalb lasse ich es heute ruhiger angehen. Irgendwie schaffe ich es mich um eine Stunde zu verrechnet, denn ich bin erst um 10:15 Uhr statt wie geplant um 9:15 Uhr am Busterminal. Andere Zeitzone, Umstellung Sommer-Winterzeit, schwarzes Loch? Oder doch nur Dummheit. Der nächste Bus geht um 14 Uhr. Dann muss ich eben noch etwas rumtrödeln.
 
05.07.17, 14:15 Uhr: Aosta
Bin in den Bus gekommen. Anfangs hat der Fahrer gleich mal abgewiegelt, dass mein Bike keinen Platz hat. Unter freundlicher Mithilfe eines alten Italieners, der sich vorher schon für mein Bike interessiert hat und mir auch seine vergilbten Bilder, wie er damals am San Benadetto Pass war, gezeigt hat, kriege ich mein Bike doch noch in den Unterraum der Busses. Muss zwar Vorder- und Hinterrad ausbauen, aber dann passt es rein.
 
05.07.17, 15:30 Uhr: San Bernard Pass
So einfach war eine Auffährt noch nie. Bisschen aus dem Fenster gucken und schon bin ich oben. Jetzt noch das Bike zusammenbauen und dann hinunter.


Im Bus …


… verkürze ich die Auffahrt zum Pass


Ich baue mein Bike …


… am Lago del Gran San Bernardo zusammen …


… und fahre hinüber …


… auf die Schweizer Seite
 
05.07.17, 19:00 Uhr: Sion
Bis Orsieres ist die Abfahrt super. Nicht treten, kaum Bremsen, immer im Highspeed bergab. Dann wird es flacher und ich muß bis Martiney wegen des Gegenwindes viel zu viel treten. Im Tal habe ich den Wind im Rücken … ist viel schöner. Die 30km sind dann schnell erledigt.
Den ersten Vorgeschmack auf die Schweiz hatte ich dann gleich bei dem kurzen Stopp in Sion für die Hotelsuche. Eine Cola und ein Wasser kostet 8,50€.


Wieder einfach …


… bergab …


… auf Asphalt


Die nächsten Städte sind schon angeschrieben


Im Tal noch durch einige kleine Ortschaften …


… mit Namen von alten Rockbands
 
06.07.17, 13:00 Uhr: Mörel
Die Arbeit ist getan. Bin heute Vormittag bis zur Talstation der Riederalp auf dem gekennzeichneten Radweg gefahren. Zwischendurch läuft der "Radweg" auf der Hauptstraße und die Laster rauschen nur so an mir vorbei.
Am schattigen Dorfplatz in Lalden habe ich mich am Wasser und an den deutschen Bezeichnungen erfreut. War vorher schon total glücklich als ich "Anwohner und landwirtschaftliche Fahrzeuge gestattet" gelesen habe. Nach 20 Tagen ohne Deutsch bin ich froh mich wieder in meiner Muttersprache verständigen zu können.


So sollte ein Radweg aussehen …


… und so nicht


Die ersten deutschen Worte seit langer Zeit … nie hat mich ein so profanes Schild so glücklich gemacht


Wenn wir schon bei Schilder sind … nette Ortschaften hier


Und nochmal … „Bsüech iisch“ …ich mag den Schweizer Dialekt
 
06.07.17, 14:30 Uhr: Bettmeralp
Als Unterkunft habe ich mich für das Hotel Alpfrieden entschieden, da sie ein erschwingliches Zimmer mit Balkon mit Talblick für mich haben. Da genieße ich doch noch die Sonne auf meinem Balkon mit Traumaussicht.


Wieder erschwindle ich mir die Höhenmeter


Oben grüßt mich das Matterhorn aus der Fern… glaube ich zumindest


Auf der Bettmeralp …


… beziehe ich mein Zimmer mit Süd-Balkon …


… und unglaublichen Ausblick
 
06.07.17, 20:00: Bettmeralp
Abends begebe ich mich auf die Suche nach einem Abendessen. Beim Rausgehen schmeicheln die Klänge eines Alphorns gemischt mit dem Läuten der Kuhglocken meinen Gehörgang. Dazu das Panorama … boooah, fast zu kitschig um wahr zu sein, aber dafür bin ich unterwegs.
Da schmerzt mich der Preis für das Schweinemedaillon und zwei Schneider Weißbier nur noch wenig.


Lecker


Abendstimmung
 
Also auch wenn wohl einiges Durchhaltevermögen zu so einem Trip gehört - das muss man erst mal schaffen, daß man die gesamten Westalpen von Nord nach Süd durchquert und dabei keinen einzigen ordentlichen Trail mitnimmt? Am Anfang schreibst du noch, daß das ganze von Stuntzi inspiriert ist - davon kann ich hier aber beim besten Willen gar nix erkennen. Verschenkte Kilometer, das alles.
 
Also auch wenn wohl einiges Durchhaltevermögen zu so einem Trip gehört - das muss man erst mal schaffen, daß man die gesamten Westalpen von Nord nach Süd durchquert und dabei keinen einzigen ordentlichen Trail mitnimmt? Am Anfang schreibst du noch, daß das ganze von Stuntzi inspiriert ist - davon kann ich hier aber beim besten Willen gar nix erkennen. Verschenkte Kilometer, das alles.
Hat ja auch nicht so geklappt wie ich wollte
Ein paar wenige Trail waren dabei
Inspiriert von Stuntzi: Sonst wäre ich noicht drauf gekommen in der Provance zu fahren
 
07.07.17, 9:00 Uhr: Bettmeralp
Die Entscheidung ist gefallen. Ab übermorgen wird das Wetter schlecht. Also fahre ich morgen heim. Die Waden und Knie jubeln, denn die einen haben keine Kraft mehr und die anderen zwicken.
Heute fahre ich noch zum Aletschgletscher und runter nach Brig. Ist der nächstgrößere Bahnhof hier.
 
07.07.17, 15:00 Uhr: Brig
Wow, mega in vielerlei Hinsicht.
Die ersten Kilometer bis zum Tunnel fahre ich auf Schotterstraßen bergauf und bergab. Dann wird es ernst. Auf den nächsten 8km sitze ich selten auf dem Rad. Ein paar Alibishots mache ich, aber meist ist mir der Weg zu schwer. Oft muss ich mein Bike auch dem steilen Bergpfad hinauf oder hinunter wuchten. Aber die Aussicht entlohnt für die Mühen.
Irgendwann ist die Riederalp angeschrieben und ich folge den Wegweiser. Leicht wird der Weg auch nicht, zu ausgewaschen ist er. Dann werde ich auch noch von einem schnelleren E-Biker überholt, der Richtung Bettmeralp abbiegt. Ich folge noch kurz meinen Weg, entscheide mich dann aber um und folge dem E-Biker. Noch ein bisschen Gerumpel und Geschiebe dann bin ich an der Bettmeralp und glücklich es geschafft zu haben.
Für den Weg ins Tal nehme ich die Asphaltstraße … brauche heute keine Steine mehr.
In Mörel biete ich auf die Hauptstraße ein und fahre nach Brig, wo ich das Hotel Victoria direkt am Bahnhof nehme.


Von der Brettmeralp aus …


… fahre ich …


… bei bester Aussicht …


… zur Fiescheralp … schade, noch zu früh für einen Cappo …



… also weiter auf dem Feldweg


Nach ein paar Kehren bergauf treten …


… da kommt das Bänkchen …


… zum Relaxen gerade recht


Der lange…


… kalte Tälligrattunnel …


… bringt mit auf die nordwestliche Seite unterhalb des Eggishorn


Nach ein paar Meter fahren …


… erscheint auch schon der Aletschgletscher …


… das Ziel meiner heutigen Tour


Die ersten Meter bergauf sind gleich heftig …


… dann sind zumindest Stufen vorhanden


Mir …


… gefällt es trotzdem


Am Abgrund entlang …


… fahre ich wieder etwas …


… dann wird es mir aber bergauf zu schwer


Noch ein Alibishot …


… vor gewaltiger Kulisse


Fahren …


… tragen …


… und fahren wechseln sich ab


Der Weg will nicht enden …


… die Steine auch nicht …


… doch einige Stellen …


… machen mir …


… auch Spaß


Ein letztes Geröllfeld muß ich queren …


… dann verlasse ich den Aletschgletscher … war schon beeindruckend


Auf der anderen Seite fahre ich auf Asphalt hinunter ins Goms-Tal
 
08.07.17, 10:30 Uhr: Brig
Jetzt stehen 6 Stunden Zugfahrt vor mir. In Zürich muss ich umsteigen und habe dafür nur 11 Minuten Zeit. Hoffentlich haben wir keine Verspätung sonst muss ich umplanen.


Mein Fahrkarte heim


Der Zug ist da
 
08.07.17, 18:00 Uhr: München
Der Zug ist fahrplanmäßig in Zürich und ich wechsle schnell vom Gleis 34 auf Gleis 12. Kein Problem, da es nur zwei Rolltreppen und ein paar Meter sind.
Bis zum Bodensee ist der Zug pünktlich. Dann übernimmt die deutsche Bahn und es gibt sofort Verspätung. Bis München sind es 30 Minuten!
 
Schöner Bericht. Ich habe gerne mitgelesen und mich täglich über Deine (einsame) Tour gefreut - vielen Dank für die tollen Bilder.

Sehe gerade, dass das hier das Ende von Runde 1 ist, es geht also weiter?
 
Zurück