Liebe Leser,
Im Sinne guter alter Erzaehltradition, deren qualitative Messlatte durch die exzellenten Alpenberichte von Rob und Rikman nun noch hoeher gehangen wurde, moechte ich mich auch an einem Aufsatz zu meinem sonntaeglichen Ausflug versuchen:
Am Samstagabend reifte in mir der Entschluss, am Sonntag eine Tour zu meiner Verwandschaft nach Rittgarten - einem kleinen Dorf ca. 15km westlich von Prenzlau mit dem Rad zu unternehmen. Mit einer frisch erworbenen Top25 Brandenburg Nord machte ich mich sogleich kuehn daran, eine Wald- und Wiesenroute von O-Burg nach besagtem Rittgarten auszukundschaften und mit Wegpunkten zu markieren. Jeder erfahrene ESKler wird jetzt natuerlich sofort die Haende ueber dem Helm zusammenschlagen, ob meines straeflichen Versaeumnisses, die oberste Kapazitaet in Bezug auf Brandenburger Streckenplanung, Genosse Jockel, nicht vor Fahrtantritt konsultiert zu haben, aber ihr wisst ja, es war Samstag abend und der vielleicht letzte Spaetsommertag wartete darauf, mit dem Drecksrad genossen zu werden.
Da ich als traditioneller Flachlandindianer noch auf die alte Art pirschen gehe und somit auch kein elektronisches Navigationsunterstuetzungssystem mein eigen nenne, druckte ich mir die Strecke auf 20 kleine Kartons von ca. 9x13 cm, die gut in meine hintere Trikottasche passten und sich bei voller Fahrt noch ertraeglich lesen liessen.
Punkt 06:00 Uhr frueh, es war noch immer dunkel, ging es vom S-Bhf Oranienburg los. Ich hatte mich auf Grund der Wetterprognose auf einen frischen Morgen mit langsam durchbrechender Morgensonnenwaerme eingerichtet, doch schon nach ein paar hundert Metern zeichnete sich ab: es war kalt, schweinekalt!
Die Kaelte sollte aber meine morgendliche Euphorie nicht trueben, und so ging es geschwind aus Oranienburg heraus, an Sachsenhausen vorbei nach Friedrichsthal. Die Fussgaengerbruecke ueber den Malzer Kanal war leicht zu finden und Malz war auch schnell durchfahren: vor mir lag nun der Wald, an dessen Rande die Havel noch leise schlief.
Wenn man so alleine in aller Herrgottsfruehe durch den Wald faehrt, dann beschleichen einen die merkwuerdigsten Gedanken. Eigentlich waere es ein willkommener Zeitpunkt, die Loesung fuer den Weltfrieden zu entwickeln, die Periodizitaet von PI nachzuweisen oder einfach nur sich vorzustellen, welches traumhaft schoene Bike man sich kaufen wuerde, wenn man doch nur genuegend Geld haette. Stattdessen meint man, der Wald bewegt sich, Killerwildschweine haben deine Faehrte aufgenommen und wenn du an der naechsten Weggabelung falsch abbiegst, landest du geradewegs im Hexenhaeuschen des schon seit langem gesuchten Massenmoerders. Kurzum, ich hatte ein klitzekleines bisschen Schiss und war froh, mit dem ersten Licht des anbrechenden Tages die ersten Gehoefte von Neu Holland zu erreichen. Von dort fuhr ich dann Richtung B167, die ich bald darauf ueberquerte und nach ein paar Kilometern Lamprechtswalde erreichte. Um mich herum dampften und glitzerten die bereiften Wiesen und die Luft war klar wie an einem Wintertag. Ein kurzer Blick auf meinen HAC liess die Metapher Wirklichkeit werden: 0 Grad Celsius!
Weiter ging es nach Krewelin, wo ich einen alten Bauern nach dem Weg fragte, um mich gegen Fehler des TOP25 abzusichern. Der alte Bauer nahm erst mal seine Brille aus der Tasche, drehte meine kleine Pappkarte mehrmals um 360 Grad zwischen den Fingern hin und her, drehte sie auch oefter auf die Rueckseite, die weiss war, und sagte dann: Jaaaaa. Nachdem ich mein Anliegen erneut vorgetragen hatte, sprach der Bauer unter fortwaehrendem Drehen der Karte: Jaaaaa, jetzt weiss ich erst mal, wo wir sind! Er sagte mir dann, dass der Weg, den ich mir ausgesucht hatte, nicht zu fahren sei, da es dort nur Sand und Wiesen gebe. In meiner Einfalt vermutete ich, der Bauer sei noch nicht ganz wach, rede und benehme sich wirr und kenne eh nur die Wege von der Weide bis zum Haus, zur Dorfkneipe und zurueck, doch merke: hoere auf die Worte eines Bauern!
Anfaenglich ging es sich gut an, der Weg war nicht allzu sandig, Traktorenspuren zeugten von Zivilisation, doch dann bogen die Traktorenspuren ab, geradeaus schien es weiterzugehen. Erst war der Weg noch fest, wurde aber immer sandiger. Ich hatte einen festen Willen und mein Ziel lag voraus. Ich ging vorne auf das mittlere Blatt. Nach einiger Zeit wurde es noch sandiger und ich stur. Ich aergerte mich ueber den Bauern und ging vorne auf das kleine Blatt. Dann sah ich vorne Licht am Ende der Wueste und frohlockte schon, doch Schande: die Wueste endete an einem Bach, welcher ohne Bruecke, die natuerlich eingefallen war, nicht zu ueberqueren war. Grrrrrrr! Ich hasste den Bauern, den maerkischen Sand und die Leute von TOP25 sowieso!!!!
Voller Grimm machte ich mich auf den Rueckweg, folgte den Traktorenspuren und gelangte so nach Wesendahl. Ich hatte erst mal das Vertrauen in meine Karten verloren und so besann ich mich auf die Ratschlaege des Bauern: von Wesendorf Richtung Kappe, dann vor Kappe links rein nach Kurtschlag und noch vor Kurtschlag wieder links weg nach Grunewald. Hinter Grunewald halbrechts in den Wald hinein beginnt ein Waldweg, der kurze Zeit spaeter in dem kleinen Ort Bassdorf muendet. Der Weg faellt vor Bassdorf leicht ab, links und rechts stehen ein paar schmucke Haeuschen und kurz dahinter verschwindet er auch schon wieder mit einem kleinen Anstieg im Wald. Die Sonne tauchte alles in ein freundliches Licht und alles schien irgendwie surreal unwahr.
Fortsetzung folgt
Im Sinne guter alter Erzaehltradition, deren qualitative Messlatte durch die exzellenten Alpenberichte von Rob und Rikman nun noch hoeher gehangen wurde, moechte ich mich auch an einem Aufsatz zu meinem sonntaeglichen Ausflug versuchen:
Am Samstagabend reifte in mir der Entschluss, am Sonntag eine Tour zu meiner Verwandschaft nach Rittgarten - einem kleinen Dorf ca. 15km westlich von Prenzlau mit dem Rad zu unternehmen. Mit einer frisch erworbenen Top25 Brandenburg Nord machte ich mich sogleich kuehn daran, eine Wald- und Wiesenroute von O-Burg nach besagtem Rittgarten auszukundschaften und mit Wegpunkten zu markieren. Jeder erfahrene ESKler wird jetzt natuerlich sofort die Haende ueber dem Helm zusammenschlagen, ob meines straeflichen Versaeumnisses, die oberste Kapazitaet in Bezug auf Brandenburger Streckenplanung, Genosse Jockel, nicht vor Fahrtantritt konsultiert zu haben, aber ihr wisst ja, es war Samstag abend und der vielleicht letzte Spaetsommertag wartete darauf, mit dem Drecksrad genossen zu werden.
Da ich als traditioneller Flachlandindianer noch auf die alte Art pirschen gehe und somit auch kein elektronisches Navigationsunterstuetzungssystem mein eigen nenne, druckte ich mir die Strecke auf 20 kleine Kartons von ca. 9x13 cm, die gut in meine hintere Trikottasche passten und sich bei voller Fahrt noch ertraeglich lesen liessen.
Punkt 06:00 Uhr frueh, es war noch immer dunkel, ging es vom S-Bhf Oranienburg los. Ich hatte mich auf Grund der Wetterprognose auf einen frischen Morgen mit langsam durchbrechender Morgensonnenwaerme eingerichtet, doch schon nach ein paar hundert Metern zeichnete sich ab: es war kalt, schweinekalt!
Die Kaelte sollte aber meine morgendliche Euphorie nicht trueben, und so ging es geschwind aus Oranienburg heraus, an Sachsenhausen vorbei nach Friedrichsthal. Die Fussgaengerbruecke ueber den Malzer Kanal war leicht zu finden und Malz war auch schnell durchfahren: vor mir lag nun der Wald, an dessen Rande die Havel noch leise schlief.
Wenn man so alleine in aller Herrgottsfruehe durch den Wald faehrt, dann beschleichen einen die merkwuerdigsten Gedanken. Eigentlich waere es ein willkommener Zeitpunkt, die Loesung fuer den Weltfrieden zu entwickeln, die Periodizitaet von PI nachzuweisen oder einfach nur sich vorzustellen, welches traumhaft schoene Bike man sich kaufen wuerde, wenn man doch nur genuegend Geld haette. Stattdessen meint man, der Wald bewegt sich, Killerwildschweine haben deine Faehrte aufgenommen und wenn du an der naechsten Weggabelung falsch abbiegst, landest du geradewegs im Hexenhaeuschen des schon seit langem gesuchten Massenmoerders. Kurzum, ich hatte ein klitzekleines bisschen Schiss und war froh, mit dem ersten Licht des anbrechenden Tages die ersten Gehoefte von Neu Holland zu erreichen. Von dort fuhr ich dann Richtung B167, die ich bald darauf ueberquerte und nach ein paar Kilometern Lamprechtswalde erreichte. Um mich herum dampften und glitzerten die bereiften Wiesen und die Luft war klar wie an einem Wintertag. Ein kurzer Blick auf meinen HAC liess die Metapher Wirklichkeit werden: 0 Grad Celsius!
Weiter ging es nach Krewelin, wo ich einen alten Bauern nach dem Weg fragte, um mich gegen Fehler des TOP25 abzusichern. Der alte Bauer nahm erst mal seine Brille aus der Tasche, drehte meine kleine Pappkarte mehrmals um 360 Grad zwischen den Fingern hin und her, drehte sie auch oefter auf die Rueckseite, die weiss war, und sagte dann: Jaaaaa. Nachdem ich mein Anliegen erneut vorgetragen hatte, sprach der Bauer unter fortwaehrendem Drehen der Karte: Jaaaaa, jetzt weiss ich erst mal, wo wir sind! Er sagte mir dann, dass der Weg, den ich mir ausgesucht hatte, nicht zu fahren sei, da es dort nur Sand und Wiesen gebe. In meiner Einfalt vermutete ich, der Bauer sei noch nicht ganz wach, rede und benehme sich wirr und kenne eh nur die Wege von der Weide bis zum Haus, zur Dorfkneipe und zurueck, doch merke: hoere auf die Worte eines Bauern!
Anfaenglich ging es sich gut an, der Weg war nicht allzu sandig, Traktorenspuren zeugten von Zivilisation, doch dann bogen die Traktorenspuren ab, geradeaus schien es weiterzugehen. Erst war der Weg noch fest, wurde aber immer sandiger. Ich hatte einen festen Willen und mein Ziel lag voraus. Ich ging vorne auf das mittlere Blatt. Nach einiger Zeit wurde es noch sandiger und ich stur. Ich aergerte mich ueber den Bauern und ging vorne auf das kleine Blatt. Dann sah ich vorne Licht am Ende der Wueste und frohlockte schon, doch Schande: die Wueste endete an einem Bach, welcher ohne Bruecke, die natuerlich eingefallen war, nicht zu ueberqueren war. Grrrrrrr! Ich hasste den Bauern, den maerkischen Sand und die Leute von TOP25 sowieso!!!!
Voller Grimm machte ich mich auf den Rueckweg, folgte den Traktorenspuren und gelangte so nach Wesendahl. Ich hatte erst mal das Vertrauen in meine Karten verloren und so besann ich mich auf die Ratschlaege des Bauern: von Wesendorf Richtung Kappe, dann vor Kappe links rein nach Kurtschlag und noch vor Kurtschlag wieder links weg nach Grunewald. Hinter Grunewald halbrechts in den Wald hinein beginnt ein Waldweg, der kurze Zeit spaeter in dem kleinen Ort Bassdorf muendet. Der Weg faellt vor Bassdorf leicht ab, links und rechts stehen ein paar schmucke Haeuschen und kurz dahinter verschwindet er auch schon wieder mit einem kleinen Anstieg im Wald. Die Sonne tauchte alles in ein freundliches Licht und alles schien irgendwie surreal unwahr.
Fortsetzung folgt