DH-Helme sicherer als leichte Full Face Helme?

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Hallo,

mittlerweile erfüllen ja selbst die leichtesten Full Face Helme jegliche Tests und Anforderungen. Doch unterscheiden sich die teuren Modelle und vor allem die Modelle, die im World Cup etc. getragen werden, doch deutlich von dem was sonst so angeboten wird.

Fox Rampage, Giro Insurgent, TLD D4 etc. sind nur wenige Beispiele für mehr oder weniger "normale" DH-Helme, die nicht wirklich gut belüftet sind. Aber sie werden von den Pros getragen.
Auf der anderen Seite gibts die "Leichtbau"-Helme wie Proframe, TLD Stage, Bluegrass Vanguard, Abus oder Smith Mainline. Diese erfüllen alle wichtigen Sicherheitstests, werden aber wenn überhaupt von Enduro-Racern oder dem Otto-Normal-Verbraucher verwendet. Wobei selbst Jack Moir oder Christian Textor auf die normalen DH-Helme setzen und machen einen Umweg um die leichten Modelle.

Klar, die erstgenannten Helme bieten ein subjektiv höheres Sicherheitsempfinden. Aber sind sie auch wirklich sicherer? Was bewegt einen dazu selbst bei der EWS (oder wie sie mittlerweile auch heißt) trotzdem den dicken Helm mit den vielen Polstern und wenigen Öffnungen zu fahren wenn es Alternativen gibt?

Marketing? Gewohnheit? Sicherheit(sGefühl)?, Style?

Würde gerne mal eure Einschätzung wissen. Danke euch!
 
Normen sind eine Sache - Physik eine andere.

Ein Proframe kann bauartbedingt keinen so stabilen Kinnbügel haben wie ein „echter“ FF DH Helm.

Insofern kommt es wohl auf den hauptsächlichen Einsatzzweck an - im Bikepark ist mir das Gewicht relativ egal, auf Touren dann schon relevant.
 
Ja das ist ja das was man immer liest. Aber richtige Belege dafür gibt's nicht oder?
Vllt halten die Helme mehr Schläge aus? Es wird ja nicht getestet wie sich der Aufprall mit dem Helm anfühlt sondern nur ob er dem impact standhält oder?
Ich würde jetzt mal vermuten, dass man mit den leichten Modellen mehr vom Aufprall mitkriegt?
Dann bräuchte es aber eine offizielle Differenzierung zwischen den verschiedenen Arten der Helme oder?

Ich schwitze selbst im Park mit lift so sehr im Helm, dass ich in Erwägung ziehen muss mir trotz reiner Parknutzung einen leichten und somit gut belüfteten Helm zuzulegen.

Schade wenn ich somit auf Schutz verzichten muss...
 
Ja das ist ja das was man immer liest. Aber richtige Belege dafür gibt's nicht oder?
Vllt halten die Helme mehr Schläge aus? Es wird ja nicht getestet wie sich der Aufprall mit dem Helm anfühlt sondern nur ob er dem impact standhält oder?
Ich würde jetzt mal vermuten, dass man mit den leichten Modellen mehr vom Aufprall mitkriegt?
Dann bräuchte es aber eine offizielle Differenzierung zwischen den verschiedenen Arten der Helme oder?

Ich schwitze selbst im Park mit lift so sehr im Helm, dass ich in Erwägung ziehen muss mir trotz reiner Parknutzung einen leichten und somit gut belüfteten Helm zuzulegen.

Schade wenn ich somit auf Schutz verzichten muss...

Nochmal:

Was für „Belege“?

Schau Dir ein beliebiges YT mit MTB Fails im BP an - und dann stell Dir die Frage, ob insbesondere das Kinnteil von leichten Modellen bei den harten Einschlägen heile geblieben wären.

Jeder der sich schon mal hart abgelegt hat und dem Dank Helm der Gang zum Kieferchirurgen erspart geblieben ist würde über „Aber ich schwitze so doll“ nur müde lächeln.

Du suchst nach „Absolution“ um im Park einen leichten Helm zu tragen?

Meinen Segen hast Du. Für 95% aller Stürze wird der reichen.

Es gibt nun aber mal keine sachlichen Argumente mit denen man die Schutzwirkung leichter Helme schönreden kann - muss man halt wissen ob die 5% Chance das einem wert ist.
 
Helmnormen sind so eine Sache, die Norm bildet ja die Realität nur sehr grob ab.
In der Regel trifft der Helm dabei mit einer definierten geschwindigkeit auf einen amboss und muss diesen aufprall auf einen maximalen grenzwert abdämpfen.
Daraus ergeben sich gleich 2 Probleme:
1. die grenzwerte werden immer wieder dafür kritisiert, dass sie viel zu niedrig sind. meist können bei diesen beschleunigungen immer noch schwere hirnverletzungen auftreten. Viele moderen Helme dämpfen zum glück weit unter die vorgeschriebenen grenzwerte
2. Das verhalten des Helm bei stärkeren oder leichteren einschlägen ist erstmal weitesgehend unbekannt. Unter umständen kann der Helm bei starken einschlägen "Durchschlagen" oder ist bei leichteren zu steif und die beschleunigung auf den kopf ist höher als notwendig.


Also bloß weil zwei Helme die gleiche norm erfüllen bedeutet das nicht, dass sie auch den identischen Schutz liefern.
 
Kleines aktuelles Beispiel:
In der Bike ist n Test von Halbschalen drin. Die Norm fordert 250G. Die Helme lassen zwischen 80 und 120G durch.
Der mit 80 ist natürlich sicherer. Die Norm erfüllen alle locker.


Deshalb fahren einige Racer zum Beispiel nen Helm der weniger Kraft durchnässt weil weniger Riskio einer Gehirnerschütterung.
 
Im Motorsport wird durchaus auch über das Gewicht des Helms bei der Verletzungs-Profilaxe diskutiert. Ein schwerer Helm schützt vielleicht den Schädel besser aber für Nackenverletzungen spielt das Gewicht des Helms möglicherweise eine Rolle.
Wenige 100g Gewicht können bei den ggfls. hohen G-Kräfte bei eim Sturz mit mehreren Kilo auf den Kopf einwirken.
 
Nochmal:

Was für „Belege“?

Schau Dir ein beliebiges YT mit MTB Fails im BP an - und dann stell Dir die Frage, ob insbesondere das Kinnteil von leichten Modellen bei den harten Einschlägen heile geblieben wären.

Jeder der sich schon mal hart abgelegt hat und dem Dank Helm der Gang zum Kieferchirurgen erspart geblieben ist würde über „Aber ich schwitze so doll“ nur müde lächeln.

Du suchst nach „Absolution“ um im Park einen leichten Helm zu tragen?

Meinen Segen hast Du. Für 95% aller Stürze wird der reichen.

Es gibt nun aber mal keine sachlichen Argumente mit denen man die Schutzwirkung leichter Helme schönreden kann - muss man halt wissen ob die 5% Chance das einem wert ist.
Grade an der Schutzwirkung des Kinnbügels hätte ich die geringsten Sorgen (außer an der Ausgestaltung der Form). Da dieser Teil nicht im direktem Kopfkontakt steht ist das "nur" eine Frage der Festigkeit, eine Dämpfung ist da irrelevant. Und bezüglich Festigkeit kann man, grade mit den heutigen Werkstoffen, schönen Leichtbau konstruieren.

Vielmehr sehe ich den Unterschied und die weitaus wichtigere Komponente des Schalenaufbaus. Die leichten Helme haben doch oft nur eine dünne Plastikschale (fürs Design), darunter eine EPS-Schale für das erforderliche Maß an Dämpfung und anschließend ein wenig Polster und je nach Modell noch das MIPS-System.
Die schweren DH Helme zeichnen sich allein durch die dickeren Polster aus, aber viel mehr durch einen anderen Aufbau der EPS-Schicht. Die ist nicht nur dicker als bei den leichten Helmen, sondern auch teilweise aus 2 Schichten mit unterschiedlichen Dämpfungsgraden aufgebaut.
Auch einem Detail wie dem Verschluss messe ich einem wichtigen Sicherheitsaspekt bei. Meiner Meinung nach ist eine DD-Verschluss mit vernünftiger Polsterung ein Stück sicherer und verringert ein Helmrutschen, als ein dünnes Bändchen mit Clipverschluss

Aus meiner Leatt-Zeit (ist schon über 3 Jahre her) weiß ich, dass seitens der Regulierungsbehörden seit Ewigkeiten an einem Update der Normen, insbesondere EN1078 gearbeitet wird, aber wann da endlich strengere Normen kommen, kein Plan.

Generell: Sucht nicht immer den leichtesten Helm, mehr Gewicht bedeutet oft (nicht immer, alles ne Frage der Konstruktionsdetails) bessere Dämpfungswerte, den das Haupt-Material bei nem Helm bleibt das EPS (das schwarze Styropor), und generell je härter das EPS, desto schwerer, aber desto höhere Kräfte kann es aufnehmen. Gleiches gilt für die EPS-Dicke: der Helm sieht scheiße aus, weil er so voluminös ist? Im Sturzfall ist das zusätzlicher Dämpfungs-Weg, und klar auch dann ist mehr EPS verbaut & daher schwerer.

Wenn ihr mal nen Halbschalen-Helm ausmustert, einfach kräftig drauftreten (bei Inmould Konstruktion, geht nicht mit Composite/Carbon Schalen bei höherpreisigen Fullfaces), ihr werdet erschrecken, nach wie wenig Widerstand sich das anfühlt.

Rotations-Schutz-Techniken, sind schon gut, aber wichtiger ist meiner Meinung exemplarisch, das mehrere Densities / Sprich Härtegrade bei den Dämpfungsmaterialien verwendet werden (z.B. Bei Leatt: mit den 360 Turbines hast du nen Non-Newtonian Multi-impact fähiges Material, das nicht nur rotational, sondern auf bei low force impacts hilft (sorry, fürs Denglisch), -> 6D, Kali, und paar andere Marken haben ähnliche Konstruktionen,
und einige nutzen 2 unterschiedliche EPS Densities noch oben drauf, oder kombinieren EPS mit Koroyd, .... Bin da nicht mehr so krass im Loop, was Marktbeobachtung angeht aber das macht absolut Sinn.

Ich fahre zum Beispiel im Gelände immer noch den alten Giro-Switchblade, ohne Kinnbügel, kein MIPS und "nur" single Density, da ich da weiß: ok die Halbschale ist ASTM zertifiziert und damit für höhere Geschwindigkeiten / Impacts zertifiziert (als ne nicht DH zertifizierte Halbschale). Außerdem hat man den zusätzlichen Schutz durch die Open Face Konstruktion, der Helm kann im Sturzfall nicht so leicht "wegklappen", ist besser fixiert. Aber klar, ist halt schwer & heiß.
Der neue Leatt kann echt interessant werden, hat sich gelohnt, dass ich damals so ne nervige Sackratte war und Ewigkeiten auf dem Open Face Thema rumgeritten bin;)
Auf dem Rennradl habe ich nen super leichten, ventilierten Helm, der wirklich nur oben aufsitzt, in der Stadt fahre ich nen mittelschweren Skate-Style Pisspot, im Bikepark nen Fullface.

Kurz: man kann nicht zu viele Helme haben, lohnt für den Einsatzzweck spezifisch zu kaufen, & spätestens alle 5 Jahre lohnt ein Upgrade, denn es tut sich technologisch schon Einiges.
 
Im Motorsport wird durchaus auch über das Gewicht des Helms bei der Verletzungs-Profilaxe diskutiert. Ein schwerer Helm schützt vielleicht den Schädel besser aber für Nackenverletzungen spielt das Gewicht des Helms möglicherweise eine Rolle.
Wenige 100g Gewicht können bei den ggfls. hohen G-Kräfte bei eim Sturz mit mehreren Kilo auf den Kopf einwirken.
Endlich bringt jemand mal den wichtigen Einwurf. Auch beim Thema Gehirnerschütterung spielt es ein Rolle. Manche DH-Helme waren oder sind in meinen Augen viel zu hart.
Masse sagt nichts über Dämpfung aus.
DH-Profis werden in seltesten Fällen eine wissenschaftliche Untersuchung ihrer Helmmodelle vorgenommen haben.
 
Das bringt mich dann doch irgendwie dazu mich von den Leichtbaumodellen zu verabschieden. Ich werde dann wohl doch bei einem der neueren, aber auf Grund besserer Belüftung auch teureren Modelle zurückgreifen.
 
Vermute die meisten fahren die schwereren Helme weil man damit mehr als einmal stürzen kann. Ein Proframe ist bei einem Sturz schnell gebrochen. Die schweren Helme werden dann einfach weitergetragen. Eigentlich sollte man einen Helm immer gleich aussortieren, aber nicht jeder kann sich gleich einen neuen Helm kaufen.
Proframe und co sind dagegen eher ein Kompromiss. Super, wenn man sie statt einem Halbschalenhelm trägt, allerdings kein Ersatz für einen echten Fullface. Bei mir hat der Proframe auch mal versagt und der Kinnbügel ist beim Sturz gebrochen, hatte mich so schon im Mund verletzt, mit Halbschale wäre ich im Krankenhaus gelandet, mit einem richtigen Fullface vermutlich einfach weitergefahren.
 
Im Motorsport wird durchaus auch über das Gewicht des Helms bei der Verletzungs-Profilaxe diskutiert. Ein schwerer Helm schützt vielleicht den Schädel besser aber für Nackenverletzungen spielt das Gewicht des Helms möglicherweise eine Rolle.
Wenige 100g Gewicht können bei den ggfls. hohen G-Kräfte bei eim Sturz mit mehreren Kilo auf den Kopf einwirken.

Ich weiß nicht ob man den Motorsport als Referenz hinzuziehen kann.
Im Automobilbereich sind die Helme mit dem HANS-System ausgestattet. Zudem sind die Helme mehr auf Brandschutz optimiert als auf Aufprallschutz (dafür gibt es Knautschzonen, Innenkäfige / Halo).Beim Motorrad eben viel mehr auf Dämpfung. Wobei beim Supersport das Schutzsystem eine Kombination aus Helm, Lederkombi, Protektoren und Airbagsystem darstellt.

https://demonerosso.dainese.com/de/der-aerodynamische-höcker-und-seine-geschichte
Edit:
Interessanter Aspekt; das Gewicht eines Motorradhelms wird durch die Ausnutzung der Aerodynamik "reduziert". Nachzulesen hier:
https://www.agv.com/de/de/agv/extreme-safety.html
Im MX-Bereich weiß ich nicht, was da verwendet wird. DerNeckbrace erfreut sich da wohl auch nicht großer Beliebtheit
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Wahl des Helms hängt doch auch von der eigenen Motivation ab.
Will ich nicht ans Limit gehen und keine neuen Sachen fahren, reicht mir vielleicht auch mental der leichtere Helm.

Am Sonntag hatte ich das Bedürfnis, die leichte Protektorenweste anzuziehen, für Trails, die ich bisher immer nur mit Helm und Handschuhen befahre.
 
Ich weiß nicht ob man den Motorsport als Referenz hinzuziehen kann.
Im Automobilbereich sind die Helme mit dem HANS-System ausgestattet. Zudem sind die Helme mehr auf Brandschutz optimiert als auf Aufprallschutz (dafür gibt es Knautschzonen, Innenkäfige / Halo).Beim Motorrad eben viel mehr auf Dämpfung. Wobei beim Supersport das Schutzsystem eine Kombination aus Helm, Lederkombi, Protektoren und Airbagsystem darstellt.

Bei den Unfällen im Automobilsport werden aufgrund der hohen Geschwindigkeiten hohe G-Kräfte erreicht.
Auch ohne Kontakt des Helms mit Fahrzeugteilen kann es zu teils schweren Verletzungen im Schädelbereich kommen. Natürlich kommt es bei Unfällen auch zu Kontakt mit Fahrzeugteile (Käfig, Dach, B-Säule). Selbst mit HANS-System gibt es Kollisionen mit dem Lenkrad, die auch zu schweren Verletzungen führen können. Daher ist der Schutz des Schädels vor diesen G-Kräften mit Abstand die wichtigste Aufgabe des Helms.
Dennoch hat man festgestellt, dass es mit schwereren Helmen häufiger zu Schädeltraumata und Nackenverletzungen kommt.

Beim MTB denkt man beim Helm verständlicher Weise vorallem an den Widerstand gegen direkten Aufprall. Interessant wäre aber auch einmal die Auswirkung auf Verletzungen im Nackenbereich zu beleuchten.
 
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