Diagonalix - von Zypern nach Kroatien

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Re: Diagonalix - von Zypern nach Kroatien
Da fährt er wieder! Habs ja geahnt, hätte dich aber westlicher vermutet. So ne Art Inselhüpfen durchs Mittelmeer ;)
 
hi stuntzi schön das du wieder unterwegs bist!
in griechenland kann ich dir evtl etwas weiterhelfen. zumindest kann ich dir sagen wo es schön zum biken ist, trails sind eher mangelware.

auf der chalkidiki halbinsel lohnt es nur bedingt zum biken. die beiden westlichen "finger" kassandra und sithonia kannst du in jeweils einem tag abfahren. landschaftlich schön aber überragende trails kenne ich dort keine. ist fast alles piste in den bergen bzw hügeln.

der olymp wird schwierig mit dem rad aber nicht unmöglich. die hütten öffnen dort aber erst mitte mai. bis dahin biste vermutlich schon in kroatien.

von athen aus bin ich über evia/euböa(die langgezogene insel im osten von athen) nach norden über volos /pilion halbinsel in richtung olymp. das kann ich landschaftlich nur weiterempfehlen. trail mässig ist es aber auch dort eher schwer was zu finden.

die meisten wanderwege die ich vor 3 jahren dort versucht habe waren völlig überwuchert und null gepflegt.
 
13.04. 11:30 Tahtali Dagi Bergstation und Gipfel, 2365m


An der Seilbahn treffe ich Michaela, sie managed bei der Olympos Teleferik Tahtali Dagi den Bereich "public relations". Wir quatschen bei Turkish Coffee ein wenig über den Berg und ich bekomme das Gefühl, die wollen unbedingt mehr Mountainbiker in den Gondeln! Mitgenommen werden ist keine Frage, ich werde von allen Mitarbeitern äußerst freundlich begrüßt und sehr zuvorkommend behandelt. Extrakosten für das Bisiklet sind kein Thema, es gibt bisher auch viel zu wenig Radler um sich darüber überhaupt Gedanken zu machen. Es ist schon fast Mittag, als ich bequem und ohne einen weiteren Schweisstropfen zu vergiessen die 1600 Höhenmeter zum Gipfel zurücklege.


Oben darf ich noch einen Biker/Hiker-Haftungsausschlussrettungszettel ausfüllen mit ein paar lustigen Ankreuzfragen. Hab ich Wasser? Ja. Hab ich Essen? Ja. Hab ich eine Karte? Ja. Hab ich ein GPS? Ja.Telefonnummer, Adresse, Blutgruppe(!), etcpp, ziemlich ausführliche Angelegenheit. Gleichermassen abgesichert, verlasse ich dann endlich die Bergstation und suche meine Abfahrt. Allerdings werde ich erst mal von einem ganzen Haufen weissen Zeugs überrascht. Man hatte mir vorher versichert, es gäbe hier oben nur noch ein paar kleine Restschneeflecken. Schon bei der Ansicht der weissverschneiten Tahtaliflanken vom Strand aus hatte ich da so meine Zweifel, und die scheinen sich hier oben zu bestätigen. Wo soll man denn hier jetzt den Weg finden?!
 
Du hast doch geschrieben, dass du dich eventuell mit "Winterbiken" bzw. Radeln im Schnee erproben möchtest.

Und so altschneefelder sollten doch auch vergleichsweise griffig sein - solange es keine dahinschmelzende, mehrfach überfrohrene und aufgetaute, nasse Rutschpartie wird :)
 
13.04. 12:10 Auf dem Tahtali Trail, 2100m


Die ersten paar Meter gibts noch eine marginale Trailspur neben dem Schnee und ich rolle langsam bergab ins Tahtali-Abenteuer. Der Handzettelseilbahnschefausteiler hatte noch gemeint, er hätte bisher insgesamt(!) ganze drei Mountainbiker hier oben gehabt, in diesem Jahr noch keinen. Na herzlichen Glühstrumpf.


Wie zu erwarten, verschwindet die meine Geröllspur schon bald unter dicker weisser Pampe.


Allerdings scheint mein Timing recht gut, der aufgeweichte Firn fährt sich ganz prima. Nicht zu hart, nicht zu weich, wie beim skifahrn kommts da auf die Uhrzeit an.


Hab ich das gröbste jetzt schon hinter mir? Ich glaub nicht dran.


Ab und zu verschwindet nicht nur mein Weg im Schnee sondern auch die Welt im Nebel. Teils sehe ich die Hand vor Augen nicht und bin heilfroh um mein Smartphone. Der Pfad ist metergenau auf der OSM-Karte und so kann ich auch bei kompletten Whiteout-Bedingungen zielsicher die depperten Schneefelder queren.


Das ist manchmal gar nicht so unkompliziert wies ausschaut. Abrutschen möchte man da nicht, erst recht nicht wenn man nicht sieht, wohin es dann runter geht. Glaube das Gelände unter mir ist alles in allem recht "zahm", aber ausprobieren möcht ichs nicht.


Neben dem ganzen Schneechaos kommen natürlich immer wieder geniale Stellen zum Vorschein.


Scheint mir eine ziemlich "alpine" Abfahrt zu werden vom Tahtali... wer hätte mit sowas gerechnet an der türkischen Riviera?!


Schnee so weit das Auge reicht... irgendwo darunter liegt der Trail begraben.


Hier gibts natürlich keine Gletscher, aber einbrechen kann man trotzdem. Specki machts vor...


... und ich folge!
 
13.04. 12:40 Im Tahtali-Sattel, 2000m


Knapp zweihundert Höhenmeter unterhalb des Gipfels scheine ich den Altschnee langsam hinter mir zu lassen. Zeit wirds. Fortan gibts Grobschotter in rauhen Mengen, aber die Brocken sind grad noch mit Spaß fahrbar.


Und zwar mit VIEL Spaß :-).


Langsam rückt ein Bergsattel ins Blickfeld. Dort unten verläuft irgendwo der lykische Weg drüber, diesen gilt es zu finden.


Das finden ist natürlich kein Problem, auch wenn ich Specki dazu ein paar kurze Meter über garstige Karstspalten...


... und vorbei an lieblichen Blümlein schleppen muss.


Das isser ja, der lykische Weg. Dann weiter im Text... BERGAB!
 
13.04. 13:30 Beicik, 850m


Lykischer Steinmann und lykischer Baum.


Lykischer Weg.


Mehr lykischer Weg.


Noch mehr lykischer Weg. Was soll ich sonst gross sagen... fast eintausend Höhenmeter S2-Traumtrail vom Sattel hinab nach Beicik, davor superharte 300 verschneite S3-Hömes vom Gipfel, und irgendwie bin immer noch hoch über dem Meer. Lykien macht verdammt Laune!


Der Ort Beicik macht auch Laune, denn hier gibts FUTTER für Hungerzorro.
 
13.04. 15:00 Ulupinar, 300m


Nach einem kleinen Straßendownhill biege ich kurz hinter Beicik wieder auf den lykischen Weg ab. Hier in den tieferen Lagen roll ich mal lieber etwas vorsichtiger, nicht das ich noch aus Versehen über eins der recht zahlreichen mobilen Hindernisse hopple.


Dieser Teil des lykischen Wegs ist wieder ein "Experiment", im Buch hab ich nix darüber gefunden. Ich finds ziemlich gelungen...


... auch wenn manche Hindernisse eher für kleinere Menschen konstruiert sind.


Mein Weg wird stellenweise auch zur grünen Piste und erfordert einen kurzen Gegenanstieg.


Aber schon bald rolle ich wieder auf wiesigen Pfaden...


... und durch Obstgärten bergab.


Unterwegs fällt der Blick schon auf das nächste Bergmassiv. Hübsch ists hier in der Türkei. Ausgesprochen hübsch.


Auf etwa 300m über dem Meer erreiche ich schließlich die "D400", Hauptküstenstraße nach Antalya. Hier sollte man sich mit dem Radel nicht unbedingt länger aufhalten. Dafür gibts alle paar Kilometer irgendeinen lustigen Bretterverschlag wo dir ebenfalls lustige Türkenmamis leckerste "Gözleme" für kaum zwei Euro brutzeln. Ich mampf dann mal wieder... könnte einen Bär essen heute. Singletrails am laufenden Band strengen an... und noch bin ich nicht unten!
 
13.04. 18:00 Strand von Cirali, 1m


Weiter gehts auf dem lykischen Weg nach Cirali, aus dem Hintergrund grüßt nochmal der Tahtali.


Ich folge einer Piste in ein verwunschenes grünes Tal. Schon seltsam: ein paar Kilometer zwischen Antalya, Kemer und Tekirova ist der ganze Küstenstreifen mehr oder weniger zu einem einzigen riesigen Hotelundeinkaufszentrumskomplex ausgebaut. Hier dagegen ist Natur pur.


Ein kurzer Dschungeltrail...


... führt mich über eine Indianajonesbrücke...


... in den nächsten kleinen Canyon, den ich etwa zweihundert Höhenmeter bergauf trage.


Als Belohnung für die Mühen, ...


... gibts oben auf einem namenlosen Kamm den ersten Blick in die Bucht von Cirali.


Der Trail hinab ist auch nicht von schlechten Eltern, auch wenn er mir stellenweise einfach zu bröslig und brockig daherkommt. Ein paar Bergabschiebestellen bleiben nicht aus.


Dafür erreiche ich schon bald das "Highlight" von Cirali, im wahrsten Sinne des Wortes. Diese ewigen Flämmchen werden irgendwie von unterirdischen Erdgasvorkommen gespeist und brennen wohl schon seit Jahrtausenden. Hier haben sicher schon die Steinzeitler ihre Mammuts geröstet. Barbequeues sind heutzutage verboten, bergradeln offensichtlich nicht. Und so slickrocke ich unter dem Applaus einer türkischen Touristengruppe aus Antalya durchs ewige Feuer. Heisse Angelegenheit!


Den ewigen Feuern hhne Brandblasen entkommen, rolle ich auf einem prima Felsen...


... und teuflisch holprigem Stufentrail bis ans endgültige Trailende am Meer in Cirali.


Die letzte Kurve krieg ich jetzt auch noch.


Dann nix wie raus aus den Sachen und ab ins Meer, die Bikesachen werden für heute an den Nagel gehängt. Was ein geiler Tag :).
 
Zuletzt bearbeitet:
Von den Bürolesern nicht, von den Abilernlesern schon :D

Alter stuntzi, das taugt ja mal echt, auch wenn ich persönlich das da oben im Schnee nicht unbedingt haben muss ^^
 
13.04. 22:00 Gözleme-Restaurant in Cirali, 2m

Vielleicht noch ein paar Wörter zum Ort Cirali, der scheint mir bei uns ja noch ein völlig unbekanntes Dasein zu fristen. Kennt jemand das Valle Gran Rey auf Gomera vor fünfundzwanzig Jahren? Etwa so müsst ihr euch Cirali vorstellen, nur besser. Eine kilometerlange Bucht, nur per Sackgassenstrasse mit dem Auto zu erreichen, kein Durchgangsverkehr, kein Ort im eigentlichen Sinne, nur eine Ansammlung von supercoolen und relativ alternativen kleinen Beachrestaurants und Pensionen. Ich glaub es gibt überhaupt kein mehrstöckiges Gebäude hier, alle Häuslein verstecken sich nett in großen Gärten zwischen hohen Bäumen. Trotzdem muss es irgendwo auch Luxus mit Swimmingpool etc geben, man sieht ihn nur nicht. Der Strand ist riesig und auch nach hinten auf einer Breite von wenigstens zweihundert Metern überhaupt nicht bebaut. Da gibts nur Wiese, hohe alte Bäume und vereinzelte Zelte und VW-Busse von ein paar Hippies. Der Unterschied zu Kemer, Tekirova und anderen "Urlaubsdomizilen" an der türkischen Riviera könnte größer nicht sein. Wenn ihr irgendwo stationär und alternativ urlauben wollt, dann hier. Das Bike muss natürlich mit ins Gepäck, soviel ist sicher.

Hier noch ein paar Bilder: https://www.google.com/search?q=cirali&hl=de&source=lnms&tbm=isch&sa=X
Und hier ein bisserl Touri-Info, auch für Familien etc: http://mdtours.dserv-ip.de/190.0.html

Genug der Werbung... ich brauch jetzt noch ein paar Gözleme!
 
Servus Leute.
Ich hab 1999 angefangen, da waren GPS noch etwa solche Teile wie die Koffertelefone, die man aus dem Museum kennt; und hatten nur 1024 Zeichen Speicher...
Landkarten nahezu Nullinger!!
Ich habe alte Topokarten bekommen (nicht ganz legal für die damalige Türkei)
Später dann Militärkarten einer ehemaligen Weltmacht; zugegeben hab ich auch der Kate Clow zu verdanken, dass sie damals auch schon den Weg beackert hatte.
Es gehört aber auch eine Menge Glück und etwas Instinkt dazu; auch hab ich einige Tipps von Einheimischen und Bekannten erhalten. Bei den Einheimischen kommen aber oft Sprachprobleme und deren Orientierungsunvermögen hinzu.
Das ist eine laaaaaange Geschichte.
Stuntzi, welche Tipps etc benötigst Du wann?
Du könntest nun zB die 17 rückwärts und dann die 18 regulär zum Pass der D400 bei Belen nehmen....
Gruß
Wutz
PS:
Von der Madenbucht nach Cirali ist der Weg eigentl. ungeeignet fürs MTB.
Die Fischer sind nach Angaben von Lesern entgegen deren Bekundungen nicht immer anwesend... sonst wäre die Abfahrt der 16 und ein Boot eine Lösung....
 
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