Einzigartiger Prototyp: Test der USD-Gabel von IBC-User Bommelmaster

Einzigartiger Prototyp: Test der USD-Gabel von IBC-User Bommelmaster

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Zugegebenermaßen: Ein bisschen nervös war ich schon, als ich mich in Finale Ligure auf das Fahrrad gesetzt habe, in dem die Federgabel von Foren-User Bommelmaster steckte. Ich kenne Bommelmaster flüchtig schon seit einigen Jahren: Maschinenbau-Student, Bastler, Fahrrad-Freak. Hoffentlich hat er sich bei der Konstruktion nicht verrechnet. Carsten, dem er auch eine Testfahrt angeboten hatte, hatte das Angebot abgelehnt: "Ich fahre keine Komponenten, die keine Erprobung und Absicherung hinter sich haben."

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Einzigartiger Prototyp: Test der USD-Gabel von IBC-User Bommelmaster
 
Eine Tomate zu pflücken solang sie noch grün ist, hat zwar den Effekt, dass man eine Tomate hat, ob sie gut ist, ist dann aber unklar. Man sollte eine Tomate halt einfach pflücken, wenn sie reif ist ;)

BAM! Da ist das Metaphern-Phrasenschwein geplatzt :D

Aber ich finds super wie du an die Sache rangehst. Lass dir ruhig noch etwas Zeit, vielleicht kann ich mir die Gabel dann auch leisten, wenn sie auf den Markt kommt ;)
 
Der Aufwand in allen Ehren aber sowas zu konstruieren macht doch nur Sinn wenn man es es verkaufen will, wenigstens in Kleinserie auf Bestellung. Klar braucht man nen Dreher auf den man sich verlassen kann zb. Ich mein es gibt ja funktionierende Gabel aber halt nicht USD, bzw so gut wie nicht.
Wäre schade wenn die Gabel am Ende nur in deinem Rad steckt

1. ergibt Sinn
2. Innovation
 
Endlich ein Test der Gabel die man hier schon seit geraumer Zeit im Forum bewundern kann. Meinen allergrößten Respekt für diese Leistung! Einige Hintergrundinformationen zum Bau der Gabel wären noch toll gewesen.
 
Dass die Gabel während der Fahrt etwas Luft verlor und sich dadurch der Federweg verringerte lag an der Rauigkeit im Inneren der Rohre. Die führt nicht nur zu einem erhöhten Losbrechmoment, sondern eben auch zu gelegentlichem Absacken. Grund dafür: Die Rohre wurden innen hohl gedreht und nicht gehont, auf gut Deutsch: Sie sind einfach nicht glatt und deshalb nicht ganz luftdicht. Das alles ist in Anbetracht der hier in Freizeit erbrachten Leistung aber absolut nebensächlich.

Maschinenbauer? Sicher? ;)
 
Einige Hintergrundinformationen zum Bau der Gabel wären noch toll gewesen.

kann ja kurz mal ein paar Worte verlieren ;)

Anfangs war die Idee, der Gedanke, eine Gabel von 0 auf selbst zu konstruieren. Hydraulik und Upsidedown hat mich schon immer gereizt. Noch dazu ist eine USD Gabel so ziemlich das dankenswerteste Bauteil, das man ohne Voraussetzungen machen kann. Ich brauch keine Rahmenlehre, ich brauch keine Negativformen - kurz: jeglicher Werkzeugbau entfällt komplett, das macht so ein Projekt schonmal um die Hälfte einfacher.
Von vorherigen Prototypen wusste ich schon halbwegs, was und wie das funktionieren würde, ob es steif genug ist usw.

Also hab ich mich Anfang Sommersemester 2014 hingesetzt, CAD aufgemacht und habe losgelegt. Am Anfang ist das wie im Rausch, die Motivation ist riesig, vielen von euch sagt vllt der Ausdruck "vom leeren Blatt weg" etwas - und das macht natürlich Spass. kreativ erschaffen, ohne auf was Rücksicht nehmen zu müssen (nur auf die Fertigungsmöglichkeiten und eben meinen Geldbeutel)

Interessant ist halt, dass man bei einem Privatprojekt gedanklich GAANZ anders an ein solches Projekt herangeht. Man überlegt sich in JEDEM schritt, "was ist die billigste Methode, das zu realisieren". Macht man bei einer größeren Firma solche Projekte, ist es erstmal völlig egal, was es später kostet. Die Fertigungsmethode wird einfach den Stückzahlen und der Bauteilart angepasst und somit ist es völlig egal, wie es gemacht wird. Das führt im Laufe eines Projektes dazu, dass man eine ganz andere Denkweise annimmt.
In meinem Fall, mit privaten Möglichkeiten, muss ich strikt drauf achten, alle so günstig wie möglich zu machen. Als Beispiel sei die Zugstufenverstellung zu nennen. Die Königsklasse im Verstellungsbau ist, dass sich der Einstellknopf in der Höhe nicht ändert, aber der interne Regler schon. Also kaufte ich eine Madenschraube M8 mit 4er Inbus aufnahme für 5 Cent, eine 4mm Alu 6Kantstange für 2,13€ und fertig war das Verstellprinzip. Teile noch etwas bearbeiten und sie sind einbaufertig. Für solche Lösungen - sie klingen absolut banal - sitzt man Tage und Nächtelang...

Ebenso die Befüllung der Luftkammer. 2 Ventile ? VIIIEL zu benutzerunfreundlich und nervig. Ein Bypass ala Pike oder Bos ? Jeder Fertiger würde mich auslachen, ein falscher Sitz des Bypasses heißt ich kann das Rohr, das vorher mühsam aus dem Vollen gedreht wurde wegschmeißen und es sind 100 euro im Arsc h - also keine Option. Letztendlich ist die Lösung so simple wie günstig. Die Luftkolbenstange besitzt oben und unten ein Ventil und dazwischen sitzt eine 3mm Alustange. Drücke ich das äußere Ventil ein, öffnet die Alustange im inneren das Ventil am unteren Ende und beide Kammern werden gleichzeitig befüllt. Manitou hat das Konzept auch, dort habe ich aber gelesen, dass es gelegentlich absackt, sie haben aber auch ein Ventil selbstgebaut - das ist immer kritisch. Also habe ich einfach 2 zukaufbare Autoventile (z.b. solche in Federgabeln oder Dämpfern) gekauft und sie eingebaut. Alleine der Gewindeschneider für VG8 Autoventilgewinde kostet 75 Euro. Diese Lufteinheit hat von Anfang an funktioniert, ohne Fehler. Gelegentlich habe ich diese Verschiebung der Luft von +Kammer in die -Kammer wie nuts es auch beschreibt. Es kann nur an der Oberfläche innen liegen. Das Harteloxal ist schlecht, es sind im inneren sogar Spuren vom ausdrehen spürbar - ich bin eigentlich froh dass es überhaupt zu 95% zuverlässig funktioniert :)

das war jetz mal ein kurzer Einblick!
Viel Spass beim lesen.
 
RESPEKT!!!

@BommelMaster Lässt du die Rohre innen bei der zweiten Version honen? Wie viel hast du im Vorfeld berechnet und hast du Annahmen zu den wirkenden Kräften getroffen?
 
Zuletzt bearbeitet:
die Rohre in der 2. Version sind erstmal Fertigteile, die mir eine nette Firma aus Oberbayern "besorgt" hat. Die sind harteloxiert und nachträglich, wie alle guten rohre, nochmal überschliffen bzw.

Ich habe alle sicherheitsrelevanten Bauteile FEM berechnet. z.b. Bremsadapter, mit Kraftflussangepassten Materialverfläufen konnte ich 8g leichter als der Doradoadapter bauen. Die Brücke habe ich ebenso fem berechnet. Habe aber auch ganz viele andere Brücken gewogen, vermessen. Und die Hotspots aus dem FEM eliminiert. Wenn ich also gleichschwer wie die Konkurrenz bin, keine dünneren wandstärken habe, das FEM keine hotspots hat wird die Wahrscheinlichkeit, dass es hält irgendwann immer größer.

Belastungen:
100kg Fahrergewicht, negative Beschleunigung von rund 7m/s²(ist so ein Maximalwert bei Fahrrädern), Kraftangriffspunkt wäre ja Radaufstandspunkt, das sind bei 650b ca 900mm Hebel mit einem Sinus von ca 66°. ergäbe 822mm Hebel -> wird erweitert auf 1000mm=1m.
Dann hat man mal ne grobe Richtlinie von 700N bei einem Hebel von 1Meter - das nimmt man halt x3 und dann hat man auch eine Sicherheit bzw. es gibt sicher Fahrsituationen in denen eben mehr als diese 700N auiftrefen. z.b. wenn ich frontal gegen eine Betonwand fahre. denke so ca 2100N bei 1M Hebel ist ein guter Wert.

P.s.: Was ich noch bzgl. eines Preisniveaus in einer Serie sagen wollte:
Wenn ich in Deutschland zu einer Fräsfirma gehe und frage "könnt ihr mir so eine Brücke fräsen" bekommt man in der Regel keine Antwort. Wenn ich zu 10 Fräsfirmen gehe, bekomme ich von einer die Antwort "bitte schicken sie uns ein anderes Dateiformat"(und dann aber keine antwort mehr) und von einer anderen "Einzelstücke sind hier sehr teuer, wir können das aber für 750 Euro zzgl Material Versand und MwSt machen"

Wenn ich da jetzt 5 Stück machen lassen würde, würde er mir wohl einen Rabatt gewähren und würde immer noch 500 Euro pro Stück zahlen. Wenn ich 50 bestelle würde er vielleicht 350-400/Stk verlangen. Wenn man sowas also kommerziell macht, ist nix mit "Foxpreisniveau" sondern... leider etwas mehr ;) Das ist auch das große Problem. Das ist auch der Grund warum eine Trickstuffbremse oder eine Brakeforceone so teuer ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch mal auf den Punkt gebracht, vielleicht:

Es ist ein Versuchsträger.


Kann das nur von mir noch mal bestätigen, dass es ein riesiger Unterschied ist, ob man etwas für sich persönlich baut, oder für Kunden.
Und dann kommt noch mal was wie eine Serienproduktion hinzu, die ein komplettes Prozessdesign braucht, was noch mal eine ganz, ganz andere Geschichte ist. Das wäre so, als würde BommelMaster nicht nur Maschinenbau studieren, sondern auch noch Verfahrenstechnik. Sind zwei Welten und dann kommen noch unzählige andere hinzu. Vertrieb, Verwaltung, Kalkulation...
Da musst einfach das entsprechende Ego haben, andere Menschen mit deinem Produkt glücklich zu machen. Ed Catmull hatte 20 Jahre Vorlaufzeit. ;)
 
Wenn ich also gleichschwer wie die Konkurrenz bin, keine dünneren wandstärken habe, das FEM keine hotspots hat wird die Wahrscheinlichkeit, dass es hält irgendwann immer größer.

Danke für die Antwort! Vielleicht gibt es ja bei der EFBE noch ein paar Daten, um bei den angenommenen Kräften genauer zu werden. Aber mit deiner Herangehensweise ist das Ergebnis auf jeden Fall echt super und an Steifigkeit mangelt es ja anscheinend nicht! Die Idee mit der Stahlachse ist übrigens super! Ich bin mal gespannt wie die zweite Version wird...
 
Kann das nur von mir noch mal bestätigen, dass es ein riesiger Unterschied ist, ob man etwas für sich persönlich baut, oder für Kunden.

Absolut.
Hatte das mit LED Lampen auch mal überlegt... Weil man erst mal (dank Lupine und co) denkt hey das geht auch für einen Bruchteil vom Preis.
Dann stellt man fest das das ganze keine Bastellösungen haben sollte wenn man echte kunden hat. und da das dann doch trotzdem ein paar Euro kostet wird es nicht akzeptiert wenn man öfter basteln muss, oder viel Wartung anfällt. (DAU sicherheit).

Fazit: Auch wenn man gerne Weltverbesserer ist... Man lässt das ganz schnell wieder sein. Und wenn man dann Arbeitszeit rechnen würde, bekommt man bei MCdoof an der Kasse mehr.

Bei der Festigkeit hätte ich bei der Gabel hier keine Bauchschmerzen. Da finden sich Seriengabel die sicher weniger abkönnen.
Aber selbst wenn Bommelmaster da 50 Stück baut und klar kommuniziert wird das es "prototypen" sind, es wird sich min. einer finden der unzufrieden ist und Ärger macht.

P.s.: Was ich noch bzgl. eines Preisniveaus in einer Serie sagen wollte:
Wenn ich in Deutschland zu einer Fräsfirma gehe und frage "könnt ihr mir so eine Brücke fräsen" bekommt man in der Regel keine Antwort. Wenn ich zu 10 Fräsfirmen gehe, bekomme ich von einer die Antwort "bitte schicken sie uns ein anderes Dateiformat"(und dann aber keine antwort mehr) und von einer anderen "Einzelstücke sind hier sehr teuer, wir können das aber für 750 Euro zzgl Material Versand und MwSt machen".

Deja vu :)
 

Mann, BM, ich hab ja Angst vor langen Texten, weil sie meist viel Gefasel enthalten. Aber das? On the point!

... Es kann nur an der Oberfläche innen liegen. Das Harteloxal ist schlecht, es sind im inneren sogar Spuren vom ausdrehen spürbar - ich bin eigentlich froh dass es überhaupt zu 95% zuverlässig funktioniert
....

Nur, wenn es das dann nicht ist, dann fängt der "Spaß" richtig an.

Warum hast du keine Manitou-Rohre genommen, Bommel? Die sind doch USD vorbereitet. Mit deinen Connections hättest Du die doch bekommen können, oder?
 
Maximalen Respekt Cornelius!

Ich hatte mal das Vergnügen, ihn kennen zu lernen bzw. habe es immer noch ihn rel. gut zu kennen. Sollte das bei jemanden auch der Fall sein bzw. kennt man ihn, erübrigen sich jegliche Fragen zu seinen "Projekten". Klar ist es verrückt, kosten-zeitintensiv, dämlich, abitioniert, vllt. abgehoben, so ein Teil wie eine Federgabel selbst zu fertigen. Aber ich kenne wenige Menschen, die so dermaßen vernarrt in ihr Hobby sind, wie den Bommel, eine Freude, sich Abende lang mit ihm über irgend ein lapidares Bauteil am MTB zu unterhalten, ohne dass einem auch nur Ansatzweise langweilig wird.

Er labert nicht, er macht einfach (besser..)
 
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