[ESK] TransBratwurs: Berichte, Eindrücke, Sensationen!

Nein, nein! Anhand seiner sonst sehr klugen und intelligenten Beiträge (schleim schleim) vermute ich mal, dass er seiner Liebsten den Umgang mit Zeitschaltuhren nähergebracht haben wird! :)
 
Samstag 16.10.2004

0535 Treffpunkt Bahnhof Berlin Lichtenberg. staubi, die große und ich sind pünktlich am Bahnhof angekommen. Noch einen Kaffee an der nächsten Klappe bestellt. Der Besitzer erzählt uns mit stolzgeschwellter Brust, das auch er Besitzer eines MTB ist. So ein Topteil, vollgefedert und mit Scheibenbremsen für sage und schreibe 199,00 €. Leider sind ihm die Super Pedale aus Plaste schon am ersten Tag weggebrochen, Leichtbau eben. Meinen Einwand, das ein gutes Pedal schon fast mit dieser Summe zu Buche schlägt, überhört er. Statt dessen erzählt er weiter von dem neuen Teil, welches der Baumarkt dann aus Kulanzgründen rausgerückt hat. Wieder vollgefedert, aber diesmal mit Doppelbrücke und und und. Eben ein Rad für die Ewigkeit. Es hat dann genau bis zur ersten Rampe gehalten, wobei Rampe eine Rampe für Rollstuhlfahrer am Bahnhof meint. Dort brach der Rahmen. Da wir nicht unhöflich sein wollen und mir schon die Lippe vom draufbeißen wehtun, verabschieden wir uns schnell. Nachdem wir uns wieder eingekriegt haben gehen wir hoch zum Bahnsteig 15, wo unser Zug abfahren solle. Kurz dem ÖPNV unerfahrenen menis den Bahnsteig fernmündlich mitgeteilt und die nächsten treffen ein. Acke, rob und sogar rifli, was uns mit Erstaunen erfüllt, haben wir doch schon überlegt, wie wir die Abfahrt des Zuges um 15 Minuten herauszögern können. Irgendwann 0540 kommt auch menis und wir sind vollzählig. Vollzählig? Krankheiten und Verletzungen haben die Teilnahme von iris, pda, g und thorsten vereitelt. Ein drittel Ausfälle schon vor der Abfahrt, aber das Unternehmen muss durchgezogen werden. Wir platzieren also die Räder auf den für uns reservierten Plätzen und setzen uns. Irgendwie beschleicht uns das Gefühl, beobachtet zu werden, als wenn noch jemand anwesend ist. Über 4 Stunden wird die Fahrt jetzt dauern uns so bleibt Zeit für diverse Gespräche über Gott und die Welt oder auch ein kurzes Nickerchen. Der Restaurantwagen, der leider am anderen Ende des Zuges anzutreffen ist wird mehrmals zum Zielpunkt. Das Frühstück wird eingenommen und acke und menis präsentieren ihre neuen Winterschuhe, die so was von grenzwertig aussehen, eine Mischung aus MTB-Schuh, der oben in einen Moonboot übergeht, das sie für die nächsten Tage immer wieder für Gesprächsstoff sorgen. Die weitere Fahrt verläuft erwartungsgemäß ohne Zwischenfälle. Es wird noch kurz über die Route gesprochen. Dann kommt die durchsage des Zugchefs, das wir in wenigen Minuten den Zielbahnhof erreichen. Allgemeine Unruhe bricht aus. Es wird gepackt und die Rucksäcke werden angelegt. staubi wird unruhig, seine Handschuhe sind nicht aufzufinden, hat er sie gar in Berlin liegen gelassen? Auf diese Frage werden wir wohl nie eine befriedigende Antwort erhalten. Hier werden wir schon von darkdesigner empfangen, der für alle eine Flasche des so beliebten Zäpfles bereit hält. Aufgrund von staubis Verlust steuern wir als erstes einen örtlichen Bike-Dealer an. Dieser macht noch so manches Geschäft mit uns. Dann um 1045 geht es endlich los. Die ersten Höhenmeter müssen noch auf der Straße erklommen werden bald erreichen wir den Rand der Zivilisation und tauche das erste Mal in die raue Natur ein. Schon nach relativ kurzer Strecke wird ein erster Fotostopp gemacht. Und es schein wir haben Glück mit dem Wetter, der Himmel zeigt zwar Hier und da Wolken, aber es ist trocken und eigentlich ganz angenehm zum fahren. Wie immer auf unseren Touren zieht sich das Feld bald in die Länge. Vorne wird gebolzt, was die Beine hergeben und staubi, die große und ich bilden die Nachhut. Die ungewohnten Berge fordern ihren Tribut und so werden die Lücken zwischen den einzelnen Grüppchen immer größer. Bald beschließen wir uns aufzuteilen, damit jeder so seinen Stiefel fahren kann. Nachdem die Aufteilung gemacht ist geht es dann auch gut voran. Wir erklimmen Kuppe um Kuppe und sind von der uns umgebenden Landschaft beeindruckt. Irgendwann gegen Mittag wird es dann doch merklich kühler und die Abfahrten sind jetzt unangenehm, da der Fahrtwind das letzte bisschen Wärme aus den Knochen zu saugen scheint. So gegen 1400 erreichen wir einen der Höhepunkte auf der Route. Hier hat auch ein Club von Roller-Rockern sein erstes Etappenziel erreicht und so sitzen wir, umgeben von alten Männern in viel zu engen Lederkombis, an einer Wurstbude und genießen eine Bratwurst, die ja einer der Beweggründe war diese Tour zu fahren. Wir begnügen uns mit einem sehr kurzen Halt, da die Temperaturen doch schon recht winterlich geworden sind. Und so geht es rasch weiter. Meist über Forstautobahnen zieht sich der Weg und die Beschilderung ist auch recht gut. Selten treffen wir auf Wanderer, die uns immer sofort Platz machen. Irgendwann verpassen wir aber dann doch den rechten Weg. Nachdem wir schon ungefähr 250 Höhenmeter auf einem Sturzflug verbrannt haben kommen uns Zweifel an der Richtigkeit unserer Richtung. Wir beschließen aber, mit Rückblick auf die eben runtergefahrenen Kilometer, die Richtung beizubehalten und die nächste Möglichkeit zur Rückkehr auf unseren Weg zu Nutzen. Diese ergibt sich aber erst, als wir letztlich auf 300 Meter Höhe angekommen sind. Uns wird klar, das diese Aktion unseren Zeitplan unweigerlich zunichte gemacht hat. Wir fragen uns durch 2 Dörfer, bis wir die richtige Richtung zu unserem verlassenen Pfad zurück einschlagen können. Der Weg zwingt uns gnadenlos wieder gen Himmel. Die Kampf um die verlorene Höhe zehrt an den Kräften und es geht nur langsam weiter. Jetzt beginnt auch der Himmel sich zu verdunkeln und es kommen immer wieder leichte Schauer von oben. Nach endlosen Kilometern scheint dann der Weg zuende zu sein. Ein Freundlicher Eingeborener erklärt uns, das wir nur noch diese Bergwiese hochsteigen müssen um auf den Weg zurückzukommen. Schiebend durch hohes nasses Gras kämpfen wir uns nach oben, die Schuhe durchnässt werden jetzt die Füße unangenehm kalt, aber das kann uns nicht aufhalten. Nochmals leichte Orientierungsprobleme uns wir sind zurück auf dem Bratwurst-Trail. Wir genießen eine herrliche Aussicht auf spektakuläre Wolkenformationen, die von nahendem Schnee künden. Wir haben jetzt einen großen Teil der ersten Etappe geschafft aber es ist schon 1700 und der Weg ist noch weit. Wir fahren also ohne größere Stopps weiter. Es beginnt jetzt tatsächlich zu schneien und das allgemeine Wohlbefinden in unserer kleinen Truppe weicht einem Dauerfrösteln. Es wird ruhig und wir kurbeln Meter um Meter vorwärts. Ein Feuer, das ein paar Wanderer an ihren Zeltplatz entfacht haben ist eine harte Probe für unser Durchhaltevermögen. Einfach anhalten und dazusetzen, aber die Zeit bleibt nicht stehen. Es beginnt zu dämmern, noch 25 Kilometer liegen vor uns. Aus Zeitgründen verlassen wir die eingeschlagenen Pfade und wechseln auf die Straße, die ein zügigeres Vorankommen garantiert. Es ist kälter geworden und die Stimmung ist gesunken. Die Abfahrten werden zum Horror, klamme Handschuhe, nasse Füße, das volle Programm. Zu guter letzt wird es dann dunkel und die Fahrt auf nassen Asphalt mit Gegenverkehr trotz Beleuchtung zur Mutprobe. Kurz vor erreiche der wärmenden Herberge klingelt dann mein Telefon. Ich kann rifli beruhigen, haben wir doch nur noch 6 oder 7 Kilometer zu fahren. Rifli erklärt mir noch kurz den genauen Anfahrtsweg und so schlagen wir um 1945 dort ein. Die Räder sind völlig verdreckt und werden achtlos in einer Garage abgestellt. Dann eine herzliche Begrüßung in der Gaststube, die von unserem Vorauskommando schon seit geraumer Zeit in Beschlag genommen wird. Der „freundlichste“ Wirt der Gegend übergibt uns unsere Zimmerschlüssel und wir beeilen uns auf die Zimmer zu kommen. Schnell sind wir aus den nassen, dreckigen Klamotten geschält und die heiße Dusche belebt die Geister wieder, selbst die abgefrorenen Extremitäten werden wiederbelebt. Dann in die mitgebrachten, frischen Sachen geschlüpft und ab zu den anderen. Ein schwer verdientes Bier entschädigt für die erlittenen Strapazen und wir tauschen in geselliger Runde die Eindrücke des Tage aus. Auch an die hungrigen Mägen wird gedacht. Ein Klassentreffen beweist einen sehr gewöhnungsbedürftigen, will nicht sagen schlechten, Musikgeschmack. Eine CD mit dem verbalen Durchfall des Mannes mit den Freundschaftsarmbändern wird zu wiederholten Male gespielt und stellt somit eine harte Probe für uns dar. Man sieht allen die Anstrengungen des Tages an und so kommt es, das die ersten schon sehr zeitig die Betten aufsuchen, nachdem noch so manches Glas geleert wurde. Eine örtliche Spezialität findet bei mehreren reichlich Zuspruch. Die letzten begeben sich dann um 2345 auf die Zimmer. Die Fete im Gastraum beginnt auszuufern und so begeleitet eine Flut von Ergüssen deutscher Sangeskunst fast alle in den Schlaf.

Dabei:
acke
darkdesigner
die große
ein komisches Gefühl(Jochen?)
menis
rifli
rob
staubi
zwock

Der erste Tag: ~95 Kilometer, 2350 Höhenmeter, ca. 6,5 Stunden Fahrzeit


Sonntag 17.10.2004

0730 der Wecker klingelt, ich werde langsam wach. Leichter Kopfschmerz durchzuckt mein Hirn. War wohl doch ein Bier zuviel gestern Abend. Die Habseligkeiten sind rasch in den Rucksäcken verstaut, die Klamotten und Schuhe von gestern zum Glück über Nacht trocken geworden. Das Frühstück ruft. Schimmelige Aufbackbrötchen schmälern meinen Appetit beträchtlich, ob das der Sinn war sei hier mal dahingestellt. Ich für meinen Teil mache nach dem zweiten Fehlgriff jedenfalls Schluss mit essen. Fast pünktlich erscheinen alle um 0930 an der Garage, nachdem die Zimmer bezahlt sind. Eine schnelle visuelle Kontrolle der Räder, hier und da ein bisschen Öl auf die Kette, ein bisschen Luft in die Gabel und aufgesessen. Dieses Gefühl von gestern, beobachtet zu werden ist schlagartig vorbei. Abfahrt, die Luft ist von wabbernden Nebelschwaden durchzogen. Wie in the Fog geistern Schatten irgendwo in der Ferne durch den Dunst. Der Tag beginnt wie gestern mit einem Anstieg und die kalten, schmerzenden Muskeln sind nur unwillig bereit ihren Dienst zu verrichten. Schleppend kommen wir in Fahrt, aber der Wald mit diesen Dampfwolken hat schon seinen eigenen Reiz. Langsam stellt sich auch der stoische Rhythmus wieder ein und wir erreichen den Bratwurst-Trail ein zweites mal an diesem Wochenende. Wir beschließen den heutigen Tag gemeinsam zu fahren und da nicht allzu viele Steigungen zu erklimmen, sind gelingt das Vorhaben auch ganz gut. Die Wartezeiten für die schnelleren halten sich in Grenzen. Wegen der schlechten Sichtverhältnisse ist oft weder der Vordermann noch der nach Nachfolgende zu erkennen. Der Trail zieht sich dahin und es läuft mittlerweile ganz gut. Dann sind die ersten Kilometer Geschichte und wir verlassen den eigentlichen Trail um weiter ostwärts zu stoßen. Hier fällt dann die Wegwahl irgendwann zugunsten eines Wirtschaftsweges aus, dem nicht alle mit voller Begeisterung folgen. Aber auch dieses kleine Missgeschick kann uns nicht wirklich bremsen. Ein langer Weg abwärts animiert die Vorderen dazu ein kleines Späßchen zu inszenieren. Nach schnellen 150 Höhenmetern treffen wir etwas später unten ein und hören, das wir oben hätten rechts fahren müssen. Trotz mehrfacher Frage ob das jetzt ein Spaß ist fahren tatsächlich zwei oder drei dieser Säcke wieder nach oben. Ich beschließe für mich, das ich jetzt den Klappspaten auspacke. Staubi hingegen lässt sich nicht entmutigen, legt den Berggang auf und rollt los. Kurzes Gelächter, und der Spaß ist vorbei, Glück gehabt. Weiter geht es Bergab. Ziel ist ein Tal durch das sich ein kleines Flüsschen schlängelt an dessen Ufer wir den Rest des Weges fahren wollen. Nach einigen Metern auf den Uferwegen stellt rifli fest, das sich seine Speichen gelockert haben und wir müssen eine Zwangspause machen. Die weitere Fahrt ist dann Landschaftlich wieder sehr abwechslungsreich, mehrfach überqueren wir das Flüsschen, kommen durch kleine Ansiedlungen. Ich werde wieder an meine Kindheit erinnert, die Modeleisenbahn mit den kleinen Dörfchen, hier stehen also die Vorbilder. Gegen 1400 beginnt der Bauch mit einem leichten grollen seinen Unwillen zu bekunden und wir kehren in einer Raststätte am Rande des Weges ein. Hier wird eine bunte Mischung an Nahrungsmitteln geordert und die müden kalten Knochen finden ein wenig Erholung in der warmen Gaststube. Nach einer Stunde geht es dann auf dem Endspurt. Weiter am Flüsschen entlang stoppt uns dann irgendwann ein Platten an robs Patchworkschläuchen ein letztes mal. Gegen 1700 erreichen wir den Zielbahnhof. Angekommen wird eine Runde Bier geordert und alle sehen sichtlich zufrieden aus. Wir ziehen die Tickets für die Rückfahrt und um 1730 verabschieden wir uns von dd, da sich unsere Wege hier trennen. Unsere Fahrt wir aus 4 Blöcken von jeweils ca. einer Stunde bestehen und wir haben irgendwo auch noch einen Stop von 40 Minuten, den wir dazu nutzen uns mit Burgern und ähnlichem einer bekannten, amerikanischen Fastfood-Kette vollzustopfen. Die weitere Fahrt verläuft etwas ruhiger und fast alle sind von einer leichten Müdigkeit befallen. Aber alle sind sich einig, das es mal wieder eine Lohnende Aktion war. 2245 erreichen wir Berlin Ostbahnhof und ich kurbel noch die letzten 5 Kilometer mit schweren Beine nach Hause.

Dabei:
acke
darkdesigner
die große
menis
rifli
rob
staubi
zwock

Der zweite Tag: ~75 Kilometer, 600 Höhenmeter, ca. 5,5 Stunden Fahrzeit
Bleibt noch anzumerken, das schade war, das wir krankheitsbedingte Ausfälle hatten, ihr habt wirklich was verpasst. Und ein ganz besonderer Dank an PDa der das ganz organisiert hat.

Gruß der Zwock

Bilder [HIER]

(aufgrund von Server-Problemen eine Woche offline, deshalb erst so spät)
 
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