Freerider zum Enduro umbauen, als Notbike

GoldenerGott

Fuchstrail Mountainbiker
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Ich habe mich vor kurzem gefragt, als ich an meinem Fusion Raid gesehen habe, dass an der Schwinge exakt entlang einer Schweißnaht der Lack abgeplatzt ist, was ich eigentlich machen kann, um weiterhin Touren fahren zu können, falls der Rahmen demnächst bricht.
Jetzt werden einige sagen: Was soll’s! Geh’ zu deinem Händler und kaufe dort ein neues Bike.
Jetzt ist es mir aber nicht vollkommen egal, für welches Bike ich ein Vermögen ausgebe, zumal ich derzeit kein solches übrig habe. Und selbst wenn das kein Problem wäre, müsste ein adäquates Bike in meiner Rahmengröße vorrätig sein. Denn ich wollte ja nächstes Wochenende damit fahren.
Wer also zu einem beliebigen Preis irgendein Bike kaufen würde, braucht jetzt nicht weiterlesen.
In diesem Thread geht es um die Herstellung einer Übergangslösung, mit der ich die Zeit, bis ich das richtige Bike gefunden habe und dessen Lieferzeit, überbrücken kann. Denn Vorsicht! Wenn ein Rahmen bricht, dann meistens im Sommer, wenn man es am wenigsten brauchen kann. Das ist jedenfalls meine Erfahrung. Ich hatte schon viermal das Vergnügen. Dreimal davon im Sommer.

Die Ausgangssituation:

Mein Lieblingsbike der Kategorie AM/Enduro:
Fusion Raid Baujahr 2004, Hauptrahmen schon zweimal getauscht. Hinterbau noch original. Hinten seit dem letzten Hauptrahmentausch nur noch mit 117 mm Federweg (Der Hauptdrehpunkt des Umlenkhebels wurde beim letzten Rahmen auf ein Gusset gesetzt, was die Kinematik etwas nachteilig veränderte, sonst wären es 130 mm Federweg). Vorne seit letztem Jahr mit Suntour Durolux TAD 160. Hinten mit Fox Float RP23 (190 mm Länge).
Gewicht wie auf dem Bild zu sehen etwa 15,2 kg mit Pedalen.

Freerider:

Kona Stinky Baujahr 2005, mehr oder weniger unzerstörbar. Hinten mit 178 mm Federweg. Der Fox DHX 3.0 schaukelt langsam ein bisschen. Das war früher mal anders. Vorne mit MZ 888 RC2X von 2006. Die Gabel ist eine Macht, aber leider schwer. Gesamtgewicht wie auf dem Bild zu sehen etwa 18,4 kg. Das Ding wird seit einem schweren Sturz mit anschließender vierteljährlicher Zwangspause kaum noch genutzt. Es ist also nur noch ein Ersatzbike für seltene Bikeparkbesuche, oder falls das Fusion mal wieder zickt.

Als ich das letzte Mal 6 Wochen auf einen neuen Rahmen warten musste, habe ich mich mit dem Stinky auf Touren gequält. Spaß macht das aber nicht wirklich. Im Odenwald gibt es kaum einen Pfad, wo sich das Big Bike wirklich lohnt. Bleibt das Gewicht und die bergauf kaum fahrbare Geo mit 64° Lenkwinkel.

Letztes Jahr habe ich, als ich einige Teile an’s Raid umbaute anschließend eine Probefaht mit den Schrottteilen am Stinky gemacht und zur Erleichterung beim Bergauffahren die Gabel mit einem Riemen abgesenkt. Da fiel mir auf, dass sich das Stinky eigentlich gar nicht schlecht fahren ließe, wenn es nur leichter wäre und eine absenkbare Gabel hätte.
Auch als ich die Geo meiner beiden Bikes mal mit aktuellen Endurobikes verglich habe ich gemerkt, dass das Stinky, abgesehen vom hohen Tretlager und den langen Kettenstreben, wie man sie nur noch an 29’ern findet, nicht unmodern ist.

Was kommt also dabei heraus, wenn man das Stinky etwas umbaut?

Möglichkeit 1:
Die leichteren Laufräder vom Raid ins Stinky bauen.
Die Durolux auf 180 mm umbauen und statt der 888 einbauen. Mit 180 mm baut die Durolux exakt so hoch wie die 888, was gut für den DH ist. Bergauf könnte ich die Durolux dann bis max. 120 mm absenken.
Vorbau und Lenker blieben gleich (Pro 50mm/0°, Spank Spike EVO 777).
Die DMR Vault Pedale vom Raid müssen natürlich mit.
Die X9 Schaltung vom Raid gefällt mir auch besser als die XT.
Der SQ-Lab 611 Sattel ist auch bequemer und außerdem leichter als der Spacialized Rival SL.

Insgesamt eine sicher ordentlich fahrbare Lösung, aber immer noch ca. 16,7 kg schwer.

Möglichkeit 2:
Ganz ähnlich wie Möglichkeit 1 aber ich lasse die Gabel auf 160 mm und baue hinten den Fox Float RP 23 ein. Durch den kürzeren Hub limitiert er dann allerdings den Federweg auf ca. 140 mm. Das wären nur 20 mm Unterschied zur Gabel. Derzeit fahre ich am Fusion 43 mm Unterschied und am Stinky 22 mm. Es wird also besser. Außerdem müsste ich mir zwei Adapterbleche bauen, die den Einbaulängenunterschied etwas ausgleichen, weil sonst natürlich die Winkel extrem unfahrbar flach würden. Mit den Adaptern kann ich dann aber schön einen Lenkwinkel einstellen, wie ich ihn will.
Die schwere Kettenführung muss weg und baue mir eine neue, ähnlich der am Raid. Da spare ich bestimmt 200g.
Gesamtgewicht dann nur noch ca. 16,1 kg. Immerhin. Mehr geht mit dem bleischweren Rahmen einfach nicht. Durch die absenkbare Gabel wird’s dann aber geometriemäßig eine Bergziege ;-). Pro 20 mm Absenkung ca. +1°, ergäbe zum Klettern bei 40 mm Absenkung 67° Lenkwinkel und 77° Sitzwinkel.

Lenkwinkel: 65°
Sitzwinkel: 75°
Reach: 428 mm
Stack: 613 mm
Tretlageroffset: +12 mm

Einen Nachteil darf man nicht verschweigen. Das Stinky hat extrem lange Kettenstreben. Ein Bike für Spitzkehren wird es also nicht, aber tourentauglich und gut genug, um die Wartezeit auf ein neues Bike zu überbrücken.

Was haltet ihr davon? Habt ihr schon ähnliches gemacht? Soll man lieber 600g mehr mit sich rumschleppen, aber dafür stahlgefedert fahren?


Die Gewichtsangaben sind übrigens mit Vorsicht zu genießen. Ich habe nicht alles selbst gewogen und wenn, dann nicht immer so, wie es wünschenswert wäre. Dann auch noch mit einer alten mechanischen Küchenwaage, die sowieso maximal auf 5g genau abgelesen werden kann. Ich habe einige Werte aber so frisiert, dass das Gesamtgewicht ungefähr stimmt, speziell was Bremsen und Schläuche angeht. Die Schäuche wiegen sowieso immer unterschiedlich, genau wie die Reifen. Und die Bremsen habe ich schon so oft umgebaut, dass ich vor lauter Adaptern keinen Überblick mehr habe, wie schwer die Dinger insgesamt wirklich sind.
 
Simples Training wäre wohl zu simpel?
Habe i.M. auf dem Dawg die Spikes drauf, deshalb toure ich nun mit dem FR.
Ist nach kurzer Zeit kein Ding und der Wow Effekt kommt beim Bikewechsel:D
 
1 kg mehr als jetzt ist schon genug Training. Immerhin sind die Konas bei den wenigen alten Freeridern, die überhaupt tourentauglich sind, da man die (sehr lange) Sattelstütze komplett versenken kann, wenn es zur Sache geht.:lol:
Ok, aber das ist ja die Old-School-Technik. Heute fährt der Geldadel ja Teleskopstützen.
 
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Einbaulänge beider Dämpfer ist gleich? Falls ja würde ich wahrsch. Variante 2 ausprobieren. Die Geomtrie sieht dann eigentlich ziemlich gut aus. Ob Durolux dann auf 180 oder 160 ist egal. Wahrscheinlich brauchst die Absenkung nichtmal um den Berg gut hochzukommen. Eigentlich hast dann wahrsch. ne relativ "moderne" Geometrie.

Wie lang sind die Kettenstreben?
Wie hoch ist das Tretlager bei dem Umbau?

grüße,
Jan
 
Der vorhandene Luftdämpfer ist halt kürzer und limitiert den Federweg auf 140 mm am Heck. Außerdem muss ich mir Adapterbleche bauen, was aber kein Problem ist. Das Material liegt schon auf dem Tisch. Der Einbau ist an diesem Rahmen auch kein Problem. Diese Version hat halt den Vorteil, dass ich dadurch das Tretlager schön absenken kann, was das Bike etwas handlicher macht. Die Tretlagerachse wäre dann 12 mm über dem Radachsenniveau. Derzeit ist es etwas hoch. Das fällt mir besonders auf, weil mein Raid ein deutlich tieferes Tretlager hat. Die Kettenstreben sind unglaubliche 443 mm lang. Das hat Kona damals wohl so konstruiert, weil ja irgendwo der Federweg von 178 mm hin muss, wenn das Sitzrohr gerade ist und keinen Offset hat.

Das schöne daran ist, ich könnte es einfach ausprobieren und wenn die 140 mm einfach zu wenig sind, schraube ich den alten Dämpfer wieder rein und muss dann erst die Durolux auf 180 mm traveln.
Wobei mein Kumpel der Meinung ist, ich solle das mit dem Luftdämpfer grundsätzlich lassen und lieber die 600 g Mehrgewicht in Kauf nehmen, weil der Stahlfederdämpfer immer besser ist. Aber was solls. Der Versuch kostet mich keinen Cent.
 
... aus zwei mach eins ... im Grunde Deine "Möglichkeit 1".
Bin kein grosser Fan der ganzen Geometrieveränderungen, Bikes sind mit den Dämpfern konstruiert worden die drin sind, Hub, Einbaulänge etc... Mit der 180er Durolux ist das Kona ohne Zusatzbleche und gebastel schön fahrbereit und Du kannst Dir Gedanken zum Nachfolger machen.
Viel Spass beim schrauben ...

edit: ... ausserdem, ein Bike mit 140/160mm und 16.1kg finde ich persönlich nicht so prickeln wie ein 178/180mm Bike mit 16.7kg
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
... ausserdem, ein Bike mit 140/160mm und 16.1kg finde ich persönlich nicht so prickeln wie ein 178/180mm Bike mit 16.7kg

Da ist was dran. Mir ist auch gerade aufgefallen, dass z.B. ein Canyon Torque FRX Dropzone ohne Pedale 16,2 kg wiegt in Größe M. Wenn man ein paar Gramm für einen größeren Rahmen + 420 g für meine Pedale addiert, ist man genauso schwer. Da bekomme ich direkt Lust das mal auszuprobieren. Da muss ich bei Gelegenheit mal sehen, ob zufällig der Gabelkonus beider Steuersätze kompatibel ist. Den würde ich nur ungern raushauen. Könnte aber passen.:cool:
Eigentlich wäre es dann noch nicht einmal ein Notbike. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich mit der Durolux bei 180 mm Federweg noch so zufrieden wäre wie jetzt mit 160 mm am Fusion, da sie halt doch ziemlich durch den Federweg durchrauscht. Bliebe noch die Möglichkeit eine aktuelle RC2 Kartusche für 150,- nachzurüsten. Derzeit fahre ich sie allerdings auch mit 40% Sag. Am Kona wären 30% angebrachter.
 
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Update:



So werde ich es am Samstag mal testen. Ich habe jetzt auch fast alles nochmal nachgewogen und die Winkel nachgemessen. Ich kann es selbst kaum fassen. Aber es sind < 16 kg möglich, wenn ich den Sattel, die Pedale und das Hinterrad noch tausche.
So wie auf dem Bild hat es ca. 16,5 kg

Die Daten:
Federweg hinten (mit Fox RP 23, nicht auf dem Bild) 144 mm
Federweg vorne 160 mm
Reach 422 mm
Stack 602 mm
Tretlager Offset +12 mm
Kettenstrebe 449 mm
66° Lenkwinkel
73,5° Sitzwinkel

Ausblick:
Frisches Gabelöl habe ich schon. Das muss sowieso unbedingt getauscht werden, da das originale im Winter untauglich ist. Im nächsten Step werde ich die Gabel auf 180 mm aufbohren, wenn ich sie sowieso aufschrauben muss. Dann wieder den alten DHX 3.0 einbauen (+773 g), der das Heck wieder auf 178 mm bringt.
Meine ursprüngliche Schätzung mit 16,7 kg bei vollem Federweg war also korrekt.

Praktisch, dass Steuersätze mit Industrielagern alle ähnlich aufgebaut sind. Ich kann den Gabelkonus vom Acros Steuersatz auch mit dem Synchros Steuersatz verwenden. Wenn ich jetzt noch am Hinterrad auf 180 mm Scheiben umrüste, kann ich mit beiden Bikes fahren. Der Umbau der Gabel mit Bremse und Laufrad geht in 20 Minuten.:daumen:
 
Ich finde das so nicht schlecht. Das kastrierte Raid (117mm) scheint mir auch nicht das wahre zu sein. Das Stinky mit 180'er Gabel macht als Tourenfreerider schon Sinn.
 
Die Aussagekraft meiner Probefahrt vom Samstag ist zwar wegen teilweise 30 cm Schnee auf den Trails noch nicht so hoch, jedenfalls was die DH-Performance angeht. Aber rein von der Sitzposition und dem Fahrgefühl her muss ich mich ärgern, dass ich da nicht schon viel früher drauf gekommen bin. Es fährt sich auf jeden Fall besser, als das alte Fusion. Ich habe für die Probefahrt auch den Fox RP23 eingebaut. Für den Kona-Hinterbau kann man die Plattform ganz gut gebrauchen, sonst schaukelt es. Außerdem hat er 1 mm mehr Hub als der DT, was den Federweg hinten auf 144 mm anhebt. Dank Gabelabsenkung haben steile Rampen keinen Schrecken mehr. In dem Setup, würde ich damit sogar eine Alpenüberquerung wagen.
 
Bei dem Sitzwinkel und den Kettenstreben müsstes doch sogar ohne Absenkung ganz gut funktionieren. Insgesammt hast eigentlich ne ziemlich moderne Geometrie :).
 
In der Tat könnte ich auf die Absenkung verzichten. Das Bike fährt sich absolut top. Ich könnte platzen, dass ausgerechnet jetzt so viel Schnee bei uns liegt, dass man kaum fahren kann. Ich möchte die Kombination mit diesem Dämpfer und der 160'er Gabel gerne mal vernünftig testen bevor ich die Gabel umbaue.:aufreg:

Hier die aktuelle und selbst nachgemessene Gewichtstabelle. Unbelievable: Stinky 05 mit 15,7 kg!!!

 
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Geil!
Nachdem endlich der Schnee auf den Trails geschmolzen und der Boden wieder trocken ist, konnte ich endlich vollgas ausprobieren, wie es sich im 15,7 kg Setup fährt. Und was soll ich sagen: Ich lass es so. Mit dem 190'er Fox RP23 kann ich etwa 144 mm Federweg aus dem Hinterbau holen. Die harmonieren sehr gut mit den 160 mm der Durolux. Das ganze Bike fährt sich somit deutlich besser als das alte Fusion Raid, weil ich nicht mehr so hecklastig sitze und der Hinterbau viel geschmeidiger einfedert, ohne dieses ultrastraffe Grundsetup des Raid. Ich bin jetzt schon so einige Touren damit gefahren und der Dämpfer ist erst einmal durchgeschlagen und das war auf der letzten etwas ruppigen Tour. Sollte das öfter passieren, kann ich den Dämpfer noch in der progressieveren Stellung einhängen. Dann sollte es kein Durchschlagen mehr geben, ohne dabei die Feinfühligkeit zu verlieren.
Ich habe einen neuen Steuersatz verbaut und für die alte 888 gleich noch einen zweiten Gabelkonus bestellt und verbaut. So kann ich das Bike innerhalb 30 Minuten von Enduro auf Freeride umrüsten und muss auf absolut gar nichts verzichten. Einfach nur Gabel und Dämpfer tauschen: fertig. Ohne lange Bastelei. 9 Schrauben liegen zwischen tourentauglichem Setup und voller Bikeparkeignung. Auch meine Selbstbaukettenführung funktioniert problemlos.:daumen::daumen::daumen:
I like!
 
Nachtrag:
Hinten habe ich (seit Sommer 2013) einen Fox RP23 in 216 mm Einbaulänge, so dass der Hinterbau wieder die originalen 178 mm Federweg hat, nur viel besser als je zuvor. Die Durolux ist auf 180 mm umgebaut. Als Sattelstütze wurde eine Forca SPS400 mit 110 mm Absenkung montiert. Macht zusammen ziemlich genau 16 kg.
Die 888 habe ich damals verkauft, weil ich doch nicht mehr in den Bikepark komme und sie vom rumliegen auch nicht besser wird.
Nach diesem Jahr hatte ich aber irgendwie Lust, mal wieder ein leichteres Bike zu fahren, weshalb ich am Fusion noch etwas rumprobiert habe. Das habe ich jetzt mit neuer Gabel, Pedalen, Laufrädern und abgespeckt auf 1x10 Antrieb auf 12,7 kg. Leicht ist schon gut.o_O Hat alles gar nicht so viel gekostet, wenn man Gebrauchtteile nimmt oder preiswertes wie die China-Pedale.
 
hast du rahmengrösse XL oder XXL?
die kettenstreben sind bei allen grössen 454mm und der lenkwinkel ist serie bei 65,5°.
kettenstrebenlänge ändert sich nicht bei den minimalen winkeländerungen.

interessant finde ich den Reach, der ist bei L lediglich 398mm (gemessen, hatte den rahmen selbst), welche rahmengrösse hast du?
 
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