ist Bremsversagen bei hydraulischen Scheibenbremsen wirklich kein Thema?

torquemada

alt und faul
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bin über einen interessanten Bericht gestolpert in dem vom Autor grosse Probleme für Scheibenbremsen bei Rennrädern prophezeit werden, und dies dann sogar von Joel Richardson, product manager von Hayes, bestätigt wird.

http://www.bikerumor.com/2012/02/14/road-bike-disc-brakes-are-coming-but-will-they-work/

Auszug:

“About six years ago, we identified the road market as a very good application for disc brakes at a high level,” Richardson says. “We spent a good amount of R&D time and money to develop hydraulic and mechanical disc brakes for a major OEM manufacturer, one of the biggest. After a couple years of development, we hit major roadblocks. The biggest of which is packaging. The current mountain bike brake designs and mounting standards -six bolt rotors, flange offsets, 74mm direct post mount, etc.- just didn’t work for road. All of these were done for a reason with mountain bikes and they work there. The road we went down was a new standard for mounting the brakes. We were working with a major player in the road bike market, but even with their substantial clout, we found that the required packaging of the product didn’t mesh with what customers are likely to want (read: buy)
 
wer eine billig-shimano (M486) mit 180/160 billig-shimano Scheiben (RT51) schonmal mit 90kg dreimal Livigno runtergebracht hat, kriegt Vertrauen in die aktuelle Scheibenbremstechnik ;)
Und nein, kein pro, das war beim ersten mal Bikepark. War also mehr Schleifbremserei als sonstwas.
 
Beim RR kann ich mir das Problem schon vorstellen. Die Bremse beim RR muß viel weniger können, darum versucht man sie klein und leicht zu machen.
Da muß wohl erst Erfahrung gesammelt werden, wie groß die Scheiben beim RR sein müssen, um auch lange, kurvige Abfahrten sicher durchzuhalten.
 
Schwerwiegende Probleme gibt es mit Scheibenbremsen beim MTB wohl nicht. Sonst wäre das Forum ja voll davon.
Ab und an gibt es mal Ausfälle aber dafür sollte man ja auch 2 Bremsen an Bike haben.
Das Gespenst geht weiter um!
Gestern fuhr ich eine meiner Runden, auf den ersten beiden Trails funktionierte meine vordere Bremse wie gewohnt.
Den nächsten Berg hoch, der Trail geht erst ein wenig auf und ab ohne das man viel Bremsen muss.
Dann kommt eine steilere Stelle mit einer Kurve, kurz vor der Kurve wollte ich runterbremsen, doch oh Schreck, es tat sich nicht viel, ich schaffte es gerade noch so um die Kurve rum zu kommen.
Die vordere Bremse hatte kaum noch Bremswirkung, wie kam das?
Ich habe mich dann auf den Heimweg gemacht, dabei dann auf einem anderen Trail (Richtung Heimat) schon wieder vergessen was mit der Bremse ist, ups ging das ab, naja den Rest bin ich dann runtergeschlichen.

Heute habe ich mal die Beläge ausgebaut, da war nichts erkennbar dran oder drin, kein Siff, Öl oder sonstwas. Die Bremse komplett mit Spiritus gereinigt und die Beläge wie oben behandelt.
Dann noch ein wenig eingefahren, sie geht jetzt wieder.

Mein Verdacht ist, das es irgendwas in den (Magura-) Belägen sein muss, was diesen "Schmiereffekt" bewirkt.
Hinten habe ich seitdem KoolStop Beläge drin. Da war nichts mehr, die geht (noch) gut.
Vorne sind es die Magurabeläge.
Ich habe noch je einen neuen Satz Magura und Koolstop da, die werde ich dann testen.
Sonst ist alles wie gehabt, der Druckpunkt ist auch da wo er sein soll.
Echt ein gefährliches Phänomen.
 
Ich lese in dem Quote nichts von Bremsversagen. Das Hauptproblem bei RR-Laufrädern dürfte sein, das Bremsmoment über die wenigen Speichen an den Reifen und Straße zu übertragen.
 
Wenn ich mir die Ashima-Scheiben schon angucke ... da bremst man praktisch auf 2 dünnen Metallstegen, weiter nichts. Sowas würde mir nie ans Rad kommen. :rolleyes:
 
Sehe ich ähnlich!

Allerdings habe ich die Ashima Scheiben und bin vollstens zufrieden.
Mit einem Mtb bremst man einsatzortbedingt in Intervallen und außerdem bei ganz anderen Geschwindigkeiten.

Der Gestürzte war mit seinem Cyclocross auf Asphalt unterwegs, hatte die völlig falschen Scheiben und hat definitiv schleifend gebremst, was man an den gekochten Scheiben auch gut erkennen kann. Was für eine Überraschung, dass die Bremse einen Totalausfall hatte. :rolleyes:
 
Moin !

Ich sehe das Problem nicht darin, daß es technisch gesehen schwierig wäre, eine RR-Scheibenbremse zu konstruieren, die im RR gut funktioniert.
Das Problem dürfte darin bestehen, dieses Produkt auch zu vermarkten.
Der RR-Markt will geringes, ja geringstes Gewicht.

Zit: "...we found that the required packaging of the product didn’t mesh with what customers are likely to want (read: buy)"

Gruß
Sam
 
Ich bin zwar kein RRler, aber wenn bei den mit einem RR zu erreichenden Geschwindkeiten funktionierende Bremsen kein Verkaufsargument sind, dann weiß ich auch nicht. ;)

Mit der Bremsperformance der bisherigen RR-Bremsen kann ich mich persönlich gar nicht anfreunden - und ich fahre mit einem solchen Bike einen Bruchteil der Geschwindigkeit, die Profis und Amateure erreichen. Von den gefahrenen Höhenmetern ganz zu schweigen... :D
 
Aktuelle Rennradbremsen schon ab den Einsteigergruppen mit ein paar gescheiten Pads wirken derart giftig, dass man sich mit etwas Kraft im Unterarm auch bei hohen Geschwindigkeiten wunderbar über den Lenker katapultieren kann. Schlamm gibt es keinen der die Bremsflanken und -leistung vernichtet und auch der Winter mit Eis & Schnee ist kein typisches Problem des Rennradlers.

Das Einzige was kritisch ist sind ellenlange Abfahrten mit hoher Geschwindigkeit bei der die Felgentemperatur im Rahmen bleiben muss. Dieses Problem muss man mit einer Scheibenbremse erst einmal in den Griff bekommen. Mit 1-2 Bremsungen aus 70km/h sind die meisten MTB Bremsen schon sehr sehr heiß und da fängt der Spaß bei ner Passabfahrt mit dem Rennrad gerade erst an...
 
Aktuelle Rennradbremsen schon ab den Einsteigergruppen mit ein paar gescheiten Pads wirken derart giftig, dass man sich mit etwas Kraft im Unterarm auch bei hohen Geschwindigkeiten wunderbar über den Lenker katapultieren kann. Schlamm gibt es keinen der die Bremsflanken und -leistung vernichtet und auch der Winter mit Eis & Schnee ist kein typisches Problem des Rennradlers.

Da hast du natürlich Recht, aber mir geht es weniger um die Möglichkeiten der Bremse an sich, als vielmehr um die hohen Bedienungskräfte, die vonnöten sind. Je länger die Tour und die Abfahrt, desto weniger Lust hat man aufs Bremsen.
 
Wieso hohe Bedienkräfte? Aktuelle Rennradbremsen sind doch derart leistungsfähig, dass man kaum noch nennenswert Kraft einsetzen muss. Klar einige tausen Höhenmeter über Serpentienen zu vernichten geht auf die Unterarme, nur das Problem hat man auch mit ner guten Scheibenbremse. Das ständige modulieren strengt einfach an wenn man es nicht gewohnt ist.
 
Beim Rennrad dürfte das Hauptproblem sein, daß man auf einen Schalg sehr viel Energie "vernichten" muß. Von 100km/h fast auf Stand runterbremsen kommt da öfters vor. Bei so einer Bremsung geht die komplette kinetische Energie in Wärme über, wegkühlen kann man da nichts. Zudem muß dabei die vordere Scheibe dem Großteil aufnehmen, wegen der Lastverteilung. Ich muß mal nachrechnen, wie heiß da die Scheiben werden würden.
 
steht ja in dem verlinkten Artikel, die entstehende Hitze bringt sofort die Bremsflüssigkeit zum kochen, dadurch Luft im System. Weiter wirkt die Wärme auf die Gabel, und dort gelten (egal ob Carbon oder Alu) Temperaturen jenseits von 150° als kritisch bzw materialschädigend.

man bräuchte also:
- mechanische Bremsen wie die Avid ball bearing
- schwimmend gelagerte Bremsscheiben
- thermische Trennung am Montagepunkt der Bremssättel
- und Bremsbeläge die diese hohe thermische Belastung überstehen
 
http://www.bikerumor.com/2012/02/14/road-bike-disc-brakes-are-coming-but-will-they-work/

Hallo zusammen,
der ist (4157-3664=393ft) also rund 151hm (1 Fuß = 0,3048 Meter) in gut 3 Minuten mit der Bremse schleifend gefahren.

(1 Meile = 1,609344 kilometer) Duchschnitsgeschwindigkeit ca. 30mph, ca. 50km/h. ganz ordentlich.
Daraus ergibt sich eine Strecke von 2,7km.
Das ist ein Gefälle von 5,6%.

Leider fehlt noch das Gewicht des Fahrers um die genaue Leistung berechnen zu können.

Angenommen (nach dem Bild) er wiegt 75kg und das Bike 10kg, das sind zusammen 85kg.
Dies ergibt eine Leistung von ca. 330W, die vernichtet werden müssen.
Die AI2 Bremsscheibe wiegt 65gr. ich nehme mal das 2/3 davon ca. 40gr. auf den "Reibring" gehen.

Die Werte scheinen mir Plausibel zu sein. (Kleine Ungenaugkeiten dürften keine Rolle spielen.)
Wer hat Lust weiter zu rechnen? Temperatur der Scheibe z.B.?
Hier im Forum gab es ein Thema dazu, das finde ich gerade nicht.

Ich bleibe erstmal bei meiner Code 5 mit Metallsinterbelägen. ;)
 
Wer hat Lust weiter zu rechnen? Temperatur der Scheibe z.B.?
Hier im Forum gab es ein Thema dazu, das finde ich gerade nicht.
Das kann man nicht so ohne weiteres ausrechnen. Die Scheibe wird ja durch die Luftströmung gekühlt. Es wird sich eine Gleichgewichtstemperatur einstellen.

Was anderes ist es, wenn man eine Vollbremsung aus 100 km/h annimmt. Da kann man mal zunächst annehmen, daß kaum Wärme abgeführt wird. Ich mach mal folgende Rechnung für die Extrembelastung auf:

100km/h, Systemgewicht 100 kg (Fahrer 90, Rad + Kleider 10).

Kinetische Energie: ca. 39 kJ.

Wärmekapazität Stahl: 0,452 kJ/(kg*K)

Mit den 40g des Reibrings und bei der Annahme, daß vorne 70% der Bremsleistung sind, ergibt sich eine Temperaturerhöhung von ca. 1500°C. Das ist extrem viel, da wird sicher ein Teil weggekühlt, aber es sollte klar sein, daß man hier ein massives Problem hat. Bei Felgenbremsen sieht es anders aus: 10-fache Masse und Alu hat die doppelte Wärmekapazität. Da kommt man dann auf 80°C Erhöhung, also Felgentemperatur von 100°C. Das ist unproblematisch.

Ich kenne in den Dolomiten eine Abfahrt, wo genau so eine Situation ist. 16% Gefälle schnurgerade, da kann man die 100 km/h-Schallmauer knacken und am Ende ist eine scharfe Kurve. Also Anker auswerfen.
 
Scheibenbremsen am Rennrad?

Vorab: Ja, ich will ich die verkaufen. Vor allem aber will ich informieren und über meine eigenen, persönlichen Erfahrungen berichten.

Die Situation: Seit Mai 2011 ist unser Trickstuff Doppelmopppel im Markt. Wir haben ein Jahr für die Entwicklung benötgt. Seither haben wir ca. 200 Systeme verkauft.

Rückläufer oder Reklamationen bisher: Null.
Berichte über Bremsversagen: Null.

Berichte in den Medien: tour (halbjähriger Dauertest), Roadbike, Bike Radar, L'Acheteur Cycliste. Allesamt mit ausschließlich positiven Bewertungen. Zitat Dipl. Ing. Jens Klötzer (tour): "Das Ding funktioniert uneingeschränkt, wie es soll". Jens hat sich einen Doppelmoppel gekauft (wann kommt sowas bei einem Redakteur vor?).

Ich selbst fahre meinen Doppelmoppel seit einem Jahr, ohne jegliche Wartung. Ich wiege 83 kg, das Rad 7 kg. Trickstuff-Scheiben: vorn 160 mm/120 g, hinten 140 mm/89 g. Postmountsockel Vollcarbon ohne Adapter. Bremse CLEG2 mit organischen Belägen.

Unsere heimische Teststrecke ist ca 15% steil, 470 Hm. Lufttemperatur zwischen null und 30°C. Unser Testprocedere: Beschleunigen auf maximal mögliche Geschwindigkeit (80km/h). Bremsen ausschließlich vorne mit maximalem Zug am Hebel (unterhalb von ca 20 km/h kommt das Hinterrad hoch) bis fast Stillstand, sofort wieder hochbeschleunigen und nochmals bremsen und das ganze wieder...

Ergebnis: Erste und zweite Bremsung völlig problemloses Bremsen bis fast Stillstand. Ab der dritten Bremsung stellt sich unterhalb von ca 20 km/h Fading, also stetig zunehmender Bremskraftverlust aufgrund Überhitzung, ein. Keine kochende Bremsflüssigkeit.

Das ist eine extreme Beanspruchung. So bremst man im normalen Leben nie. Erstens bremst man stets auch mit der HR-Bremse, auch wenn die nur sehr wenig Bremskraft übertragen kann. Und außerdem bremst man beim normalen Pässefahren von hoher Geschwindigkeit auf eine kurventaugliche Geschwindigkeit, aber nicht auf Null, runter.

Zur Frage der Stabiltät der Laufräder: Ich hab zwei Laufradsätze von tune. Beide mit 28/28 Loch. Der eine ist klassisch gespeicht und unproblematisch. Vor dem anderen hatte ich echt Schiss: 28 Loch, Sapim Superspoke (1,8/1,4/1,8!), eine Seite radial gespeicht, die andere gekreuzt. Das bedeutet: Die gesamte Bremskraft wird von gerade mal 7 (sieben!) ultradünnen Speichen übertragen. Aber - man glaubt es kaum - es hält! Und zwar seit einem Jahr. Inlusive 1900 Höhenmetern am Stück auf miesester Straße in den Alpen.

Fazit: Der in Bike-Rumor berichtete Totalausfall ist meines Erachtens ganz klar auf die Ashima-Scheiben zurückzuführen. Inwieweit die Tektro-Parabox mit den Tektro-Bremsen ebenfalls eine unrühmliche Rolle gepielt haben, vermag ich nicht abzuschätzen. Normalerweise ist Tektro besser als ihr Ruf.

Ich kann nur sagen: Grundsätzlich ist die Scheibenbremse am Rennrad sehr wohl eine gute Sache. Gewichtsmäßig liegt das Fahrrad per Saldo rund 100 Gramm über einem Felgenbrems-gebremsten Rennrad.

Vor allem:
- keine Angst mehr vor überhitzten Felgen/Schläuchen/Reifenverklebungen
- problemloses Bremsen auch bei Nässe, vor allem auf Carbon-Felgen
- deutlich bessere Dosierbarkeit
- deutlich niedrigere Handkraft, gerade bei Dauerbremsungen!

Sorry, jetzt klingt es doch nach Werbung. Ist aber Wahrheit.

Klaus Liedler, Trickstuff.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Klaus,

ob Werbung oder nicht, allemal informativ!

Wie kommt die Gabel denn mit der 160er Scheibe zurecht?
Merkt man eine deutliche Verwindung?


Gruß
Flo
 
Mein Stadtradl (MTB) bekommt mit 2-3 harten Bremsungen von 60/70km/h schon eine Bräunung der Bremsscheibe bei leicht nachlassender Bremsleistung und das bei ner 180er Scheibe vorn Shimano Centerlockscheibe (Eisenschwein). Wenn ich mir vorstelle, dass ein Rennrad mit Aerolaufradsatz deutlich schneller ist sehe ich da keinen zwingenden Vorteil für die Scheibenbremse, eher mehr Probleme, denn auf der gleichen Strecke wird die Rennradfelge (Alu) zwar sehr warm, bremst jedoch noch gleichbleibend gut. Selbst mit den Carbonfelgen klappt das sehr gut, da frisst es nur die Bremsbeläge derart, dass ich fast schon denke "ne jetzt wird nicht gebremst, kostet Geld..." und das wo ich mit dem Rennrad "dezent*" schneller bin.

*hirnrissig wäre die richtige Beschreibung
 
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