@Tyrolens Wo siehst du denn die Denkfehler? Der Vortrag wie der Artikel gelten/galten vor allem als Diskussionsgrundlage, deshalb auch sicher kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Also die Grundannahme ist ja, wenn ich das richtig verstehe, dass Seilbahnbetreiber wenig Interesse am Sommergeschäft haben, weil es für sie zu wenig Umsatz bringt und das ggfls. durch den Klimawandel noch mal verschärft wird, weil sie dann über das Wintergeschäft nicht mehr ins Sommergeschäft subventionieren können.
Nun ist es aber so, dass Seilbahnen im Alpenraum immer schon Mittel zum Zweck waren. Und der Zweck war das Füllen von Gästebetten. Ein schönes Beispiel ist die Silvretta Seilbahn AG, vermutlich die erfolgreichste Liftbetreiberin überhaupt: 70 Mio Umsatz, 15 Mio Gewinn, 270 Aktionäre und noch nie wurde eine Dividende ausgeschüttet.
Und freilich gibt es auch Bahnen, die jetzt schon im Sommer besser laufen, als im Winter. Die Rofanbahn ist so eine. Die wurde explizit gebaut, um im Sommer die Gäste auf den Berg zu hieven. Ob das dann Wanderer, Paraglider, Kletterer oder Mountainbiker sind, spielt keine Rolle. Der Punkt ist viel mehr: Wie bekommt man eine brauchbare Auslastung hin und das ist gar nicht so einfach hin zu bekommen. Ich glaube, dass wir hier von unserem egozentrischen Bild weg müssen. Denn der normale Touri wird nie einen Bikepark wollen. Er will wahrscheinlich die schöne Bergkulisse genießen und gemütlich auf 2.000 m Seehöhe von einer Alm zur nächsten Rollen. Mit einer Seilbahn kann man das ganz wunderbar realisieren. Man karrt den Gast eben auf 2.000 m rauf, dort wartet das Leihbike, mit dem der Gast dann auf einem Panoramweg dahin rollen kann und alle sind happy. Nur eben der Knackpunkt: Eine moderne Seilbahn kann pro Stunde 2.500 Personen befördern.
Das mit dem Klimawandel ist mir zu heiß. Niemand weiß, wie der sich auswirken wird. Derzeit nimmt das Wintergeschäft bei uns in Tirol eher zu. Auch in Norditalien profitieren jene Regionen, die weit rauf gehen. Für den Bezirk Kitzbühel schaut es schlecht aus, aber ab dem Zillertal westwärts läuft es blendend. Trotzdem wird auch in dieser Region versucht, das Sommergeschäft anzukurbeln. Der Druck kommt wieder von den Hotelieren, weil sie die Sommerauslastung brauchen.
Gefühlt wächst der Sport noch immer. Die Generation zwischen 20 und 30, die ohne mit der Wimper zu zucken sich mit Apple Zeug um 3.000 Euro eindeckt, hat generell keine Probleme mit dem Kauf teurer Sportgeräte. Meine Nachbarn sind ein Paradebeispiel. Jungärzte, keine Kinder, aber Kohle mit diesem derzeit hippen Naturhedonismus. Ein anderer Kollege, auch ein Arzt, Mitte 30, will sich jetzt ein Levo kaufen, damit er nach der Arbeit noch schnell auf die Alm rollen kann... Und das sind alles ganz normale Menschen.
Allerdings werden auch die nie in einen Bikepark fahren und wenn die eine Seilbahn in Anspruch nehmen, dann nur einmal oder zweimal am Tag und da kommen wir auf den obigen Punkt: Eine Seilbahn kann pro Stunde 2.500 Menschen befördern. Ein Skigebiet hat von mir aus 20 solche Anlagen. Ein Bikeparkbesucher nutzt die Bahn intensiv, sagen wir 3 mal die Stunde. Macht also über 16.000 Menschen, die da unterwegs sein müssten. Das ist wirklich utopisch. das funktioniert wirklich nur im Winter.
Eine gute Einzelauslastung kann ich mir gut vorstellen. Eine Bahn, 6 Strecken und 500 bis 800 Mountainbiker. Unterschlagen habe ich jetzt, dass die Bikes auch noch transportiert werden müssen. Das senkt die Beförderungskapazität erheblich, außer man mischt Mountainbiker und Fußgänger.
Bevor ich ausschweife: Ob Mountainbiken das neue Skifahren wird, hängt in erster Linie davon ab, wie man Mountainbiken definiert. Mit einem guten Wegenetz könnte man sehr sehr viel erreichen. Ob Seilbahnen dabei eine Rolle spielen, bejahe ich unter der Voraussetzung, dass eine Seilbahn auch nur ein Verkehrsmittel ist.