Kaufberatung für Einsteiger HT, Fully oder doch Gravelbike?

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14. September 2020
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Hallo zusammen,

Ich bin neu hier im Forum und habe mich zwecks einer guten Kaufberatung hier angemeldet.

Bin noch ziemlicher Einsteiger im Radbereich und fahre ein 15 Jahre altes Hardtail von Scott. Das Ding hat nun wirklich ausgedient und es soll was neues her. Ich plane aktuell neben den üblichen 20-30km Feierabendrunden auf den heimischen Waldautobahnen auch gelegentlich mal längere Touren über mehrere Tage mit 50km+ Tagesetappen zu absolvieren. Dabei fällt es mir allerdings sehr schwer mich hier für eine Radkategorie zu entscheiden. Mein Budget liegt bei ca. 2500 bis 3000€. An 200 oder 300 Euro soll es am Ende aber nicht scheitern.

Kurz zu meinen persönlichen Daten:
Körpergröße 184cm
Gewicht 82kg
Schrittlänge 87cm
Armlänge 60cm

Im Endeffekt brauche ich also ein Bike, welches auch mal über mehrere Tage "angenehm" zu fahren ist und welches mich bezüglich dem Streckenverlauf nicht limitiert. Momentan fahre ich in der Regel ca. 20-25% Asphalt und den Rest auf Wald- und Schotterwegen. Ich bin euch für alle Vorschläge dankbar. Sollte ich relevante Infos vergessen haben, weist mich bitte einfach drauf hin.

LG Chris
 
Ist die Strecke rumpelig, hilft Dämpfung in jedweder Form sehr. Ist sie es nicht, kommt man ohne besser vorwärts.

50 km sind nicht viel. Das fährt man im Flachland in 2 Stunden mit etwas Übung und einem effizienten Rad, wie z.B. einem Gravelbike. Da werden manche erst warm.

Bequem auf langen Strecken ist ein Rad, wenn die Sitzposition zum eigenen Körper und dessen Zustand passt. Das kann prinzipiell mit jedem Rad erreicht werden, welches im richtigen Größenbereich liegt.

Die meisten Menschen tun sich leichter auf einem Flachlenker-Rad, wie z.B. einem MTB oder Trekkingrad oder was so in etwa die Form hat. Alles was eher ein Rennrad ist muss man gezielter und genauer abstimmen, sonst zwickts hinten wenn vorne was nicht passt oder andersrum. Teils muss sich der Körper auch erst daran gewöhnen. Hat man das mal gehen damit auch lange Strecken über mehrere Tage. Siehe Tour de France.

Meine Tipps:
Nimm ein Rad, das nicht zu schwer ist, also unter 13 kg. Je weniger Schnickschnack dran, ist desto besser mMn. Man kann sich alles nach Bedarf hinterher dran machen, wenn es sein muss.
Achte auf die passende Bereifung. Bei viel Straße 30 bis 40 mm breite Gravelreifen z.B., bei mehr Schotter eher 40 bis 50 mm bei 700c bzw. 28 oder 29 Zoll (Felgendurchmesser ist eh gleich). Leichte gut rollende Reifen machen viel aus, speziell auf Dauer. Tubeless hilft hier etwas. Man will die auch nicht bretthart fahren, sondern die sollen die Vibrationen filtern.
Aerodynamik macht speziell im Flachland gegen den Wind sehr sehr viel aus. Eine günstige Sitzposition für solche Situationen zu haben ist Gold wert. Das geht ganz gut mit so Triathlon-Aufliegern. Ist auch schön um die Hände mal zu entspannen. Auf langen Strecken will man die mal anders packen.
Für Flachlenker gibt es super Ergo-Griffe. Die helfen, wenn richtig angebracht.
Der Lenker sollte auch nicht so breit sein wie für Downhill-Rennen.
Lass Dich nicht vollquatschen wegen Klickpedalen. Braucht man nicht, auch wenn es viele geil finden, und man hat weniger Ärger mit Flachpedalen.
Vorsicht bei Rennradschaltungen! Die haben oft Übersetzungen für Männer mit dicken Eiern. Das ist nicht vorteilhaft in Gelände mit starken anhaltenden Anstiegen. Zumindest nicht für normale Menschen. MTB-Schaltungen im Gegenzug fehlen oft 1 bis 2 Gänge oben raus, wenn man doch mal Heimweh hat auf der Straße. Es gibt mittlerweile spezielle Gravel-Schaltungen, die das ausmitteln. 2fach ist gut, fährt man eher flacher und auf Zug. 1fach ist toll für Leute, denen Schalten eher lästig ist und die sich nicht so um die Drehzahl scheren.

Ich glaub ich hab jetzt alles gesagt. Du brauchst den Rest vom Forum gar nicht mehr lesen.
 
mcdreck hat wigtl schon alles gesagt.
Fully solltest du ausschließen.
Leih dir mal ein Gravel und ein Ht aus und guck was Dir mehr zusagt. Sollten passend auf dich eingestellt sein. Am besten bei einem Häbdler/Verleih der beides führt. Mit den Eindrücken kommst du dann hier wieder her. Dein Budget reicht locker/
 
Kann mich den beiden anderen nur anschließen.
Was auch zur Kaufentscheidung beiträgt ist ob du gern einfach sehr zügig unterwegs bist - hier tust du dir natürlich mit dem Gravel Bike leichter.
 
Danke schon mal für die ausführlichen Antworten und Hinweise. Dem entnehme ich das ein fully definitiv nicht in die engere Auswahl kommt, sondern eher ein leichtes HT oder Gravelbike.

Was das probefahren angeht hatte ich letztens mal die Gelegenheit ein Giant Revolt Advanced 1 zu testen, allerdings nur auf Straße und einem sehr gemäßigten Schotterweg. Die Haltung war durchaus sehr ungewohnt. Muss ehrlich gestehen, dass ich etwas bedenken habe damit über einen gröberen Waldweg zu brettern.

Habe morgen eventuell mal die Möglichkeit ein relativ neues Scott Aspect zu testen. Ist zwar jetzt nicht ganz die von mir angestrebte Preisklasse aber es ist definitiv schon mal eine ganz andere Kategorie wie das uralte Scott das ich bisher fahre. Werde mich mit den neu gewonnenen Eindrücken morgen wieder melden. Bis dahin ?
 
Hallo zusammen,

also ich hatte die letzten 2 Tage Zeit mit einem Scott Aspect 950 ein paar Runden zu drehen. Vielleicht mal eine kurze Auflistung meiner persönlichen pro/contra Punkte.

Pro:
  • Den Lockout an der Gabel fand ich für Asphaltpassagen recht nützlich.
  • Die Bremsleistung war im Vergleich zu meinen bisherigen V Bremsen wesentlich besser. Dabei sind die Tektro HD-M275 sicherlich nicht gerade der Porsche unter den hydraulischen Scheibenbremsen. Gestaltet das bergab Fahren wesentlich angenehmer, weil man weiß, dass man keinen 300m Bremsweg hat. ?
  • Allgemein ließen sich die 29" Reifen angenehmer fahren wie die 27,5"er, ist aber rein subjektiv

Contra:
  • Die 27 Gang Schaltung sagt mir genauso wenig zu wie die 24er auf meinem alten Bike. Empfinde die viele Schalterei in den meisten Situationen eher als unpraktisch.
  • Das Gewicht war mit 15kg schon ziemlich stolz.
  • Bessere Bremsleistung hin oder her, die hintere Bremse hat regelmäßig garstig laut gequietscht, wobei das natürlich verschiedene Ursachen haben kann (Wartung, Pflege, Nicht richtig eingebremst usw.)

Was den Lenker betrifft hatte ich etwas gemischte Gefühle. Er ist ein gutes Stück breiter als der meines alten Fahrrads. Dadurch hatte man mehr Kontrolle. Aber zwischendurch hätte ich mir auch hier mal gewünscht umgreifen zu können.

Fazit: Also was das neue Fahrrad angeht wäre eine 11 oder 12-Gang Schaltung auf jeden Fall ein must-have Kriterium. 29" Reifen wären super, sind aber nicht kriegsentscheidend. Gewicht muss definitiv runter, irgendwas Richtung 10-11 kg würde ich mal grob anpeilen. Damit rutschen wir im Budget sicher schon mal nah an die obere Grenze, aber das war mir vorher schon klar.

Die Entscheidung Gravel oder Hardtail steht leider immer noch im Raum. Aktuell habe ich bei uns noch keinen Händler gefunden, der auch Gravelbikes zum ausleihen anbietet. Würde das doch gerne mal ausgiebig testen wollen. Kann überhaupt nicht abschätzen, wie schnell ich mit dem Gravelbike an die Grenzen stoße, was den fahrbaren und nicht mehr fahrbaren Untergrund betrifft.

Viele Grüße
Chris ?‍♂️
 
Das ist schonmal ein Anfang. Das Scott aspect 950 ist ja auch kein wirkliches Mtb das ist unter der Einsteiger klasse.Für 1000 Euro bekommst du 13kg. ne 1x12 Schaltung, gescheite Gabel bessere Bremse. Bei 2000 bekommst du schon was richtig gutes mit unter 12kg usw.

Teste jetzt mal ein Gravel, aber bitte eins, was mind. 1500 Uvp hat!
 
Kann überhaupt nicht abschätzen, wie schnell ich mit dem Gravelbike an die Grenzen stoße, was den fahrbaren und nicht mehr fahrbaren Untergrund betrifft.
Fahrbar ist vieles. Ob's dann noch Spaß macht ist die Frage. Wie schon gesagt, ein Gravel ist eher ein Rennrad. Wenn es rumpelig wird, schüttelt es einen ordentlich durch. Da kann schon grobes Kopfsteinpflaster unangenehm werden. Dafür geht's halt auf halbwegs glatten Pisten besser vorwärts.

Mach Dir nicht zu viel Kopf wegen dem Gewicht. +/- 1kg merkt man kaum. Das ist ne volle Wasserflasche. In der Ebene ist das eh fast egal, bergab schadet es auch nicht, nur bergauf merkt man es ein wenig. Beim MTB steckt auch viel Gewicht in den Reifen. Leichte und hoffentlich auch leicht laufende Reifen aufziehen, Schlauch raus, und das fühlt sich gleich anders an.

Schau vielleicht mal nach einem Ghost Nirvana. Die gibt es günstig und mit moderner Geometrie. Die altmodische Geo ist imo vorne zu kurz. Das Scott Aspect hat in L einen Reach von 405mm. Ein Ghost Nirvana z.B. hat da 457mm. Ein Ghost Lector SF als Racebike gar 496mm. Da sitzt man also ganz anders drauf. Ich denke deutlich besser.

Lenker kann man pimpen. Inner-bar-ends oder sowas wie eine Jones Bar.
 
Schau dir mal die NS RAG an
https://nsbikes.com/rag,39,pl.html
oder das Rondo Ruut. Rondo ist auch NS.
http://rondo.cc/ruut,11,pl
NS ist über den Großhandel Sportsnut für jeden Fahrradladen bestellbar.

Das Salsa Fargo
https://salsacycles.com/bikes/fargo/2020_fargo_apex_1
oder das Salsa Cutthroat
https://salsacycles.com/bikes/cutthroat/2020_cutthroat_grx_600
Beide Bikes sind schon sehr nah am MTB, oder nennen wir es das Gravel des MTB-Fahrers.
Das Ruut habe ich mal selbst angetestet, bin aber einfach zu MTB lastig. Das Salsa war leider nicht in meiner Größe verfügbar.

Falls du HTs testen willst, spar die die Klasse bis 1.000€ wenn du sportlich unterwegs sein willst. Das Aspect ist Kategorie irgendwann 2015. 458 Kettenstreben und 436 Reach in XXL sagt schon alles.
 
Hallo allerseits,

Ich konnte die Woche nochmal bisschen Erfahrung sammeln. Ich bin diverse Modelle probegefahren. Unter anderem ein Trek Checkpoint ALR5, ein Scott Scale 910 AXS und ein Scott Genius 950. Konnte jedes Bike in etwa 20 Minuten auf Asphalt und Schotterwegen fahren.

Zum Gravelbike:

Ich fühl mich recht unsicher auf diesen Rädern muss ich ehrlich gestehen. Ist halt doch ein ganz anderes Fahrgefühl wie auf einem Hardtail oder Fully. Und sobald die Wege ruppiger werden wünscht man sich irgendwie doch wenigstens eine Federgabel. Auf der Straße und auf "schönen" Schotterwegen ist das Ding schon super, aber da ich hier größtenteils im Mittelgebirge unterwegs bin und unsere Feld- und Waldwege alles andere als schöne Schotterwege sind, ist es wohl nicht unbedingt für mich geeignet.
Ich bin die Woche zum "testen" zwei mal meine Feierabendrunde mit festgestellter Gabel gefahren, dass war an gewissen Stellen dann doch recht unschön.. Von daher ist das Gravelbike an der Stelle für mich raus.

Zum Hardtail:

Sehr cooles Bike. Die elektronische Schaltung hat mir nicht ganz so gut gefallen, da fehlte mir manchmal etwas das Feedback. Aber ansonsten war das echt nicht verkehrt. Lag glaube mit Pedalen so bei 11,5 kg. Man hat deutlich gemerkt, wie das Bike nach vorne wollte. War schon sehr sportlich. Könnte für mich vielleicht etwas weniger "aggressiv" sein.

Zum Fully:

Das war eigentlich auch ganz cool. Das Twinlocksystem von Scott hat mir sehr gefallen. War logischer Weise eine ganze Ecke schwerer wie das Hardtail und dadurch gefühlt auch deutlich "träger" im allgemeinen Fahrverhalten. Aber das auch nur am Rande, ein Fully war ja bereits ausgeschlossen.

Also lange Rede kurzer Sinn. Es soll ein Hardtail werden. Gewichtsmäßig sollte es zwischen 10 und 12 Kilo liegen, 1x12 Schaltung ist Pflicht, Sitzposition sollte ein gutes Mittelmaß aus sportlich und komfortabel sein.

Hatte im Internet schon mal etwas recherchiert. Ziemlich gut gefallen hat mir das Stevens Sonora XO, das Trek Procaliber 9.8 (Stichwort IsoSpeed) und das Ghost Lector Advanced. Vielleicht kann jemand zu den von mir genannten Bikes ein paar Worte verlieren.

Danke im Vorfeld und einen schönen Sonntag euch allen :winken:

Gruß Chris
 
3500 wäre gerade noch so zu verschmerzen. Ist ja eine Investition in ein Bike, dass mich die nächsten X Jahre begleiten soll. Von daher möchte ich da jetzt einfach ein bisschen Geld in die Hand nehmen und was wirklich gutes kaufen.
 
Nach der Aussage von Hansmeier bin ich jetzt auch am grübeln was das Budget angeht. Wahrscheinlich würde ich als Anfänger auch nicht unbedingt den riesen Unterschied zwischen einem Procaliber 9.8 und 9.6 merken, außer am Geldbeutel.
 
und das Ghost Lector Advanced
Finde ich von allen XC-Hardtails wegen der Geometrie am spannendsten. Die ist allerdings sehr gestreckt. Leider zur Zeit schwierig eines zur Probefahrt zu finden, will man nicht direkt nach Waldsassen fahren.

Will man eher moderat sitzen wäre von Ghost das Nirvana das geeignetere Modell. Oder ein älteres Lector. Die gibt es teils günstig bei diversen Händlern.
 
Kleiner Einwurf am Rande nochmal von mir. Ich hab aktuell für die Website Sportler.com einen 20% Gutschein auf ein Produkt meiner Wahl. Hätte dort die Möglichkeit die 2021er Modelle vom Scott Scale 920 oder vom Cube Elite C:68X Pro zu erwerben. Das Scale bin ich in anderer Ausführung ja schon gefahren. Hat mir ja bis auf die relativ sportliche Haltung gut gefallen. Kann jemand was zu dem Cube sagen?

Edit: Vergesst das wieder. Das Kleingedruckte macht da wie immer einen Strich durch die Rechnung.
 
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