Laufrad-Instandsetzung - ein paar Einsteigerfragen

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Hallo zusammen,

Bei mir haben sich in den letzten Monaten einige Fragen ergeben in Bezug auf meine Laufräder.
Aktuell fahre ich hauptsächlich mein Bulls Copperhead 3 von 2014 mit original LRS. Dank meines Gewichts (akt. 128kg) hatte ich schon einmal einen Speichenbruch am Hinterrad.
Daraufhin habe ich das Hinterrad selber neu eingespeicht. Speichen und Nippel beim Freundlichen um die Ecke geholt, die Längen hat er dabei von den originalen Speichen übernommen. Zentriert habe ich es dann mit einem Eigenbau-Zentrierständer nur sehr provisorisch. +/-1mm war mindestens noch drin, Speichenspannung habe ich versucht, gleichmäßig hinzubekommen, aber mangels eines Tensiometers konnte ich das nicht wirklich prüfen.
Das Vorderrad ist noch so, wie es war, als ich das Rad im November '22 gekauft habe. Wobei ich das Rad auf Tubeless umgestellt habe.
Inzwischen habe ich 1494km mit dem Rad geschrubbt. Dabei auch viel Gelände, bergauf und bergab geht es allein durch meinen Wohnort ganz automatisch. Ganz nebenbei haben wir mit meinen Brüdern im Sommer eine Transalp geplant, da sollte das Rad natürlich zuverlässig laufen.

Soviel zum Vorwort, jetzt kommen die Fragen:
  • Beim Hinterrad habe ich dank des miesen Speichenschlüssels, der mir zur Verfügung stand, einen Nippel rundgedreht. Den sollte ich wohl tauschen. Sollte ich in Anbetracht der Vorgeschichte das Hinterrad einmal komplett lösen und neu zentrieren? Oder würde es reichen, die Speiche rauszunehmen, eine neue einzusetzen und dann das Rad nachzuzentrieren?
  • Gestern bin ich die längste Tour meines Lebens gefahren. 67km mit 650hm inkl. Waldautobahnen. Dabei fing das Vorderrad an zu klappern. Es fand sich eine komplett gelöste Speiche, ich konnte den Nippel ohne Schlüssel drehen. Glücklicherweise hatte ich einen Schlüssel im Toolkit dabei und konnte notdürftig nachspannen. Muss ich davon ausgehen, dass sich die Speiche überdehnt hat und darum so lose war? Oder hat es sich einfach losgerappelt, so dass ich sie neu spannen kann und das Rad neu zentrieren?
 
Hi,
ich würd entweder den Nippel hinten tauschen und die Speiche vorne wieder festziehen (ja, das passiert manchmal) oder (und das wäre meine Empfehlung) die beiden Räder beim radladen zum zentrieren abgeben. Du schreibst ja selber, dass deine eigenen Versuche da nicht so von Erfolg gekrönt waren. Wenn du nicht weiter selber Erfahrung mit zentrieren sammeln willst, dann würd ich mit Blick auf die transalp kein Risiko eingehen und die Dinger abgeben.

Grüße
 
Hi,
ich würd entweder den Nippel hinten tauschen und die Speiche vorne wieder festziehen (ja, das passiert manchmal) oder (und das wäre meine Empfehlung) die beiden Räder beim radladen zum zentrieren abgeben. Du schreibst ja selber, dass deine eigenen Versuche da nicht so von Erfolg gekrönt waren. Wenn du nicht weiter selber Erfahrung mit zentrieren sammeln willst, dann würd ich mit Blick auf die transalp kein Risiko eingehen und die Dinger abgeben.

Grüße
Hallo und vielen Dank für die Einschätzung. Ich werd mal schauen, was der Händler hier fürs Zentrieren haben will. Wenn's mehr wie 40€ pro Rad sind, werde ich mir wohl einen richtigen Zentrierständer zulegen und es selber nochmal machen.
Ich habe in der Vergangenheit schon mal ein Rennrad-Laufrad neu eingespeicht, was eigentlich recht gut funktioniert hat. Ich weiß nicht, woran es diesmal gescheitert ist. Lernen will ich es auf jeden Fall. Aktuell haben wir drei Räder in der Familie und die Tendenz ist eher steigend, darum wird es langfristig auf jeden Fall günstiger sein, in gutes Werkzeug zu investieren. Was auch positive Auswirkungen haben dürfte, ist, dass ich diesmal nicht auf dem Schreibtisch in meinem Arbeitszimmer arbeiten muss, sondern eine Werkbank mit Schraubstock im Keller habe. Da kann man sich gescheit breit machen und in Ruhe an die Arbeit gehen :D
 
Hallöle,

folgendes können hier der treibende Faktoren sein:
Klar, die Speichenhomogenität spielt eine Rolle bei der Dauerbelastbarkeit des Speichengerüsts. Gibt es deutlich schwächer gespannt Speichen, neigen diese sich auf Dauer weiter zu lösen, wenn dementsprechend viel Bewegung im Speichengerüst herrscht. Und hier kommt der nächste Faktor ins Spiel: Die Kombination aus deinem Gewicht und den genannten Rädern ist nicht ideal. Wenn das noch die originalen Felgen sind, dann sind das 21mm Maulweiten Alufelgen mit 10 Jahren auf der Lebensuhr. Sehr wahrscheinlich ist das nicht die härteste Alulegierung, die man sich so vorstellen kann und die geringe Maulweite überzeugt mich auch nicht gerade, dass diese Räder unter dir absolut steif arbeiten. Je mehr so eine Felge "mitarbeitet", desto stärker geht die Belastung auf´s Speichengerüst über, was auch immer eine Ermüdung deines Materials bewirkt.

Du kannst es gern noch mal probieren, das steht dir absolut frei. Es kann aber sein, dass selbst der beste, homogenste Aufbau dir nicht viel bringt, wenn deine Felgen dem Systemgewicht nicht gewachsen sind, denn auf diese Weise wird die Belastung für die Speichen dennoch strapazierend ausfallen, erst recht in Anbetracht der bisherigen Vorgeschichte - die Teile sind ja wahrscheinlich auch schon 10 Jahre alt (zumindest am VR), was bedeuten kann, dass diese ohnehin bald anfangen zu brechen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass deine Liebesmüh hierfür etwas vergeudet wäre. Aber natürlich musst du aktuell noch mal Hand anlegen, deshalb folgender Tipp: Zentriere das VR noch mal so, das alles zentriert läuft und klopfe mit einem Maulschlüssel die Speichen ab. Also nur kurz anklopfen, so dass du einen klaren Ton von den Speichen bekommst. Klopfe damit jede Speiche einer LR Seite ab - direkt nacheinander. Darüber hörst du, welche Speichen hoch und welche tief klingen. Hoch = höhere Spannung, tief = geringere Spannung. Wenn du also "hoch - tief - hoch" hörst, weißt du, dass die beiden "äußeren" Speichen etwas an Spannung abgeben, und die "mittlere" etwas an Spannung zulegen muss. Versuch dich hier in 1/4 bis max 1/2 Umdrehung am Nippel einem besseren Zustand zu nähern. Nicht zu viel auf einmal drehen, das versaut dir nur wieder die Zentrierung. Das sollte helfen die Homogenität näherungsweise besser hin zu bekommen.

Wenn du wirklich Bock darauf hast was eigenes zu machen, dann besorg dir ein paar gute aber günstige Komponenten zum Eigenaufbau und setz dich daran. Den aktuellen Satz kannst du immernoch weiter fahren und dann eben ggf. als Ersatz bereit halten, so bald du den eigenen neuen Satz aufgebaut hast.

Mein Tipp wäre hier Felgen von Newmen oder DT Swiss - bei Newmen aber bitte keine SL XA25, die sind viel zu leicht für dich, auch wenn deine Anwendung nicht hart ist - und zukunftsorientierte Naben á la DT 350 oder Aivee Classic oder Erase etc. - was du eben günstig bekommen kannst (meist DT) - und dann eben von Null anfangend selbst aufbauen.

Hier wäre deine Zeit auf jeden Fall besser investiert, als am bestehenden Material noch viel herum zu basteln.
VG
Hexe
 
Die Speichenspannung kann man auch prüfen, indem man an den Speichen zupft oder sie paarweise gegeneinander drückt.

Wenn deine Speichen lose werden, kann das auch daran liegen, daß sie nicht genügend Spannung haben. Im Normalfall sind in den Fahrrädern maschinell eingespeichte Laufräder verbaut, die entweder gar nicht abgedrückt werden oder nur ungenügend. Deswegen empfiehlt es sich, die Speichenspannung nach etwa ein- bis zweihundert Kilometern zu überprüfen und ggfls. nachzuspannen. Sonst passiert genau das, was Du erlebt hast: einzelne Speichen brechen.
Und das wird um so eher passieren, je stärker das Bike belastet wird...
 
Und hier kommt der nächste Faktor ins Spiel: Die Kombination aus deinem Gewicht und den genannten Rädern ist nicht ideal.
Hallo und vielen Dank, dass du als Profi dir die Zeit genommen hast, so ausführlich zu antworten. Dass das Gewicht bei mir problematisch ist, ist mir durchaus bewusst. Ich arbeite dran, bis zum Sommer ein gutes Stück wegzubekommen.
Würde es vielleicht helfen, neue Felgen zu holen und die Naben zu behalten? ich hab gesehen, dass du im Bikemarkt ein paar reingestellt von der letzten Räumung, wäre da vielleicht was dabei, was du empfehlen kannst?
Du schreibst hier so leicht von günstigen Komponenten, aber da sind halt gleich mal 400-500€ weg, wenn ich mir die DTSwiss 350 Naben anschaue und dann noch Felgen und Speichen dazurechne. Das ist für ein Bike, was vor 10 Jahren 999€ gekostet hat, ziemlich viel Geld.
Das Bike fahre ich ja nicht ohne Grund. Wenn ich die Möglichkeit hätte, hätte ich mir auch ein neues Poison oder so geholt, die haben ein Systemgewicht von 140kg angegeben, wenn ich mich recht erinnere :)
2 Felgen und vorne einen Satz neue Speichen sehe ich durchaus noch ein, aber auch das würde ich aktuell nur ungern machen. Andererseits fahre ich jeden Tag mit <50km/h bergab auf Asphalt. Da möchte ich keinen Speichenbruch erleben. Habe zwei in meinem Leben gehabt. Einmal auf meinem Rennrad bei 70kmh bergab, zwei Speichen am HR, die am J-Bend gebrochen und nach außen geklappt sind. Das tat richtig weh. Und das zweite Mal einfach dadurch, dass ich mein MTB über einen Baum direkt auf einen Ast gelegt habe, wobei eine Speiche gebrochen und das Schaltauge verbogen war. (Es war dunkel 😢 )
Zentrierständer brauche ich ja auch noch, der wird auch weh tun. 30€ bei Amazon werden da wahrscheinlich auch nicht reichen. Was wäre denn deiner Meinung nach so das Mindeste, was man sich da holen sollte, wenn man mehr als ein LRS in seinem Leben bauen will und diese aufgrund meiner Figur und Fahrweise auch gelegentlich überprüfen möchte?
Wenn deine Speichen lose werden, kann das auch daran liegen, daß sie nicht genügend Spannung haben. Im Normalfall sind in den Fahrrädern maschinell eingespeichte Laufräder verbaut, die entweder gar nicht abgedrückt werden oder nur ungenügend. Deswegen empfiehlt es sich, die Speichenspannung nach etwa ein- bis zweihundert Kilometern zu überprüfen und ggfls. nachzuspannen. Sonst passiert genau das, was Du erlebt hast: einzelne Speichen brechen.
Danke auch für deine Antwort! Dass sie nicht genügend Spannung haben/hatten, ist mir durchaus bewusst, wurde aber aufgrund von Zeitmangel sträflich vernachlässigt. Ich weiß nicht, ob die Räder überhaupt mal zentriert wurden, seit dem Kauf. Prüfung alle 100-200km oder besser noch vor jeder Fahrt sollte ich mir auf jeden Fall mal angewöhnen.
 
Grüß dich -
na, das sind doch schon einige gar nicht so schlechte Überlegungen dabei und ganz ehrlich - ich bin stark davon ausgegangen, dass du nicht alles zum Vollpreis kaufst, sondern eben mal nach Aktionen schaust oder günstig zu schießendem Material im Bikemarkt etc. Da gibt es durchaus immerwieder ein paar Schnäppchen, die ganz gutes Material bereit halten, ohne dass es dir jetzt die Altersvorsorge wegratzt. Was jetzt aber in dein Budget passt oder nicht, weiß ich natürlich nicht. Das stimmt auch.

Die "Gefahr" beim verwenden der vorhandenen Naben ist einfach die, dass dir dann die Ersatzräder fehlen bzw. du darauf angewiesen bist, dass der Prozess des LRS Neuaufbaus sich lieber nicht zu lange hinziehen sollte, damit du hier nicht ewig viel Zeit verlierst - und dementsprechend ohne Rad dastehst. Aber an und für sich ist der Ansatz natürlich nicht verkehrt vorhandenes Material wieder zu verwenden, das spart ein bisschen am notwendigen Startkapital und du kennst das Material auch schon für Wartung etc.
Allerdings sollten das bei dir Shimano XT Naben sein, von 2014.... da muss ich zugeben, wäre ich mir unsicher, wie gut hier die Weiterverwendung ist. In dem Zeitraum gab es einige Shimano XT Naben, die nicht gerade mit Dauerhaltbarkeit geglänzt haben. Bisher haben sie für dich gehalten, immerhin....

Was die Fragen bzgl. Aufbauwerkzeug anbelangt: Übertreib hier bitte nicht! Das ist absolut nicht notwendig viel Geld in einen Zentrierständer zu stecken. Da kannst du das einfachste nehmen, was es gibt. Viel wichtiger ist die Zentrierlehre und ein Verständnis dafür, wie man damit ein mittiges LR bekommt. Zentrierlehren müssen aber auch nicht teuer sein! So was wie ein Parktool WAG5 tut es vollkommen (geht auch gebraucht) - du wirst ja nicht ein halbes dutzend Laufräder am Tag bauen, sondern vielleicht 1x im Jahr oder so. Dafür brauchst du keinesfalls preisintensives Material. Tensio wie schon geschrieben ja eigentlich auch nicht. Es reicht hier auf "Gefühl" die Speichen zu spannen (sollten am Kreuzungspunkt nur noch ca. 1-2cm verschiebbar sein, wenn man die Speichen gegeneinander verdrückt) und die Homogenität bekommst du wie gesagt mit dem Ton auch ganz gut näherungsweise heraus.

Kurz zusammengefasst: Kümmer dich mal schnell um deine Räder, die laufen ja noch und wenn die Speichen einigermaßen auf Spannung stehen, kannst du ja auch in Ruhe nach passendem Material schauen, was du dir entweder selbst zusammen baust, oder eben du schaust nach passenden Laufrädern im Gebrauchtmarkt für dich, wobei man schon ein bisschen schauen sollte, das man keinen Scheiß angedreht bekommt. Aber 27,5" Schnellspanner LRS sollten heutzutage nicht mehr all zu preisintensiv im Gebrauchtmarkt sein, könnte ich mir vorstellen. Übertreib beim Werkzeug nicht, hier reicht rudimentärste Ausrüstung um im Eigenbedarf gut genug Räder aufbauen zu können.

Vg
Hexe
 
Prüfung alle 100-200km
Alle 100 bis 200 Kilometer habe ich nicht gesagt. Nur am Anfang, wenn die Laufräder neu sind und man davon ausgehen muß, daß sie nicht abgedrückt wurden.

Es kann auch anders ausgehen. Bei meinem BMC Twostroke habe ich die Speichen nicht nachspannen müssen.
Das ist absolut nicht notwendig viel Geld in einen Zentrierständer zu stecken.
I second that. - Dem pflichte ich bei.
 
Ich hab letzte Tage mal bei der lokalen Werkstatt angerufen. Nur gesagt: Zwei LR zum Nachzentrieren und eine Speiche zu wechseln. Da kam gleich: Vorbeibringen, 2-3 Tage Bearbeitungszeit. Als ich nach den ungefähren Kosten fragte, war die Aussage: Wir können das noch nicht sagen, wir müssen die Räder erst sehen und dann können wir sagen, ob man die zentrieren kann oder ob sie neue Räder brauchen.
Da hab ich für mich die Entscheidung getroffen, dass ich die Sache selbst in die Hand nehme. Eben habe ich den letzten Druck gestartet, um mir dieses WE einen eigenen Zentrierständer zu bauen. Eine Zentrierlehre habe ich beim letzten Rad schon gedruckt und gebaut. Dann werde ich mir die Räder mal selber vornehmen. Vor der Transalp werde ich dann noch irgendwie Komponenten organisieren, um mir ein stabileres Set zusammenzubauen.
 
Das ist mir klar. Aber die Räder sind ja schon sehr lange nicht mehr neu :)
Ich würde mal behaupten, am Anfang nach 100 bis 200 Kilometer muß man die Speichenspannung kontrollieren und danach sollte man sie ab und zu kontrollieren. Also je nach Geschmack / Gefühl / Gefallen alle 2000 Kilometer oder einmal im Jahr oder wenn man gerade dran denkt oder wenn der Hund Geburtstag hat oder ....
 
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