Außerdem soll die Petition zu keinerlei Wählerstimmen beitragen, sondern nur die Mißstände unserer Großstädte aufzählen. Und natürlich auch für Veränderung sorgen.
Genau da liegt schon das erste Problem. Die meisten wissen gar nicht, was eine Petition eigentlich ist. Und eine Petition zu erstellen, bei der es gar nicht darum geht, Unterstützer zu finden, macht in meinen Augen wenig Sinn. Dann kannst du den Text ebenso gut in dein Tagebuch schreiben.... Eine Petition macht auch dann keinen Sinn, wenn sie nur Missstände aufzeigt. Erst, wenn Lösungsvorschläge präsentiert und stichhaltig begründet werden können, kann der Bundestag auch was mit einer Petition anfangen. Oder meinst du, selbst wenn die Petition es jemals in den Bundestag schaffen würde, würden genau die richtigen Entscheidungen getroffen werden, um die Missstände in Großstädten zu verringern?
Ich denke da an Beispiele, in denen Straßensicherungen gefordert wurden, weil an bestimmten Stellen immer wieder Motorradfahrer verunglückten. Als "Lösung" wurde die Strecke für Motorräder gesperrt (und nein, ich fahre kein Motorrad). Oder eine Landstraße, bei der in einer gefährlichen Kurve oft Unfälle passierten durch zu schnelles Überholen. Die politische Lösung war ein Herabsenken der Höchstgeschwindigkeit von 100 auf 70 km/h. Und meinst du, das hat was gebracht?
Wie die Politik Probleme löst, das hat oftmals recht wenig mit dem eigentlichen Problem zu tun. Und genau deshalb ist es wichtig, konkrete Vorschläge zu machen, anstatt pauschal Missstände aufzuzählen und zu hoffen, dass der Bundestag schon das richtige draus macht.
Das Du hier die Rechtschreibung kritisierst, ist ja in Ordnung, aber daraus auch dann Deine Schlüsse ziehst, ohne wirklich auf den Inhalt einzugehen, sondern vor-verurteilst, ist hier in D ein grundlegendes Problem.
Ich habe den Inhalt nicht vorverurteilt. Mir fällt nur auf, dass meistens solche Texte undurchdacht und schlecht strukturiert sind, bei denen in den ersten Zeilen schon Rechtschreibfehler sind. Ich denke, das hat etwas mit der Einstellung des Schreibers zu tun; "Man kann den Text ja auch so lesen, wieso also Rechtschreibung prüfen?". Und genau so geht es bei den Argumenten weiter: "Man versteht ja was ich meine, wieso also näher erläutern und belegen?".
Aber genau so funktioniert es nicht. Damit macht man sich nur unglaubwürdig. Hier mal ein paar Beispiele, was mir an den Argumenten nicht gefällt:
Die Autos sind oft in einer Art "Stop and go Modus", d.h. die Fahrzeuge stehen mehr mit laufendem Motor, als daß sie fahren.
Aha, ist das so? Wodurch kannst du das belegen? Oder ist es etwa doch nur eine Stammtischparole?
Angefangen mit unsinnigen STVZO-Lichtbestimmungen,(...)
Was genau ist daran unsinnig?
Es darf nicht sein, daß der Straßenbau in unseren Städten soweit zu kurz kommt, als daß die Straßen zwar top aussehen (zumindest fast), aber die Fahrradwege eine Lebensgefahr darstellen. Wenn man dort fährt, kann man teilweise nicht schneller als 5-20 Kmh fahren, weil der Radweg sich in einem desolaten Zustand.befindet
Unterhält man sich mit Autofahrern, sieht es eher so aus: "Auf meiner Fahrbahn sind 1000 Schlaglöcher und dann sind da noch die bekackten Radfahrer, die mich auf der Straße ausbremsen, obwohl direkt nebenan ein perfekt ausgebauter Radweg ist." Die Autofahrer, die das behaupten, haben in der Regel noch nie auf dem Fahrrad einen Radweg in der Stadt benutzt. Das sind die typischen Genussradler, die sich auf dem Radweg sicher fühlen und nicht nachvollziehen können, wieso Radwege für ein schnelles sicheres Vorankommen meistens inakzeptabel sind.
Ich bin da ganz deiner Meinung, aber mit dem Thema Radwege kann man allein schon eine ganze Petition füllen (Siehe
hier zum Beispiel eine wirklich gelungene Petition, bei der man sieht, dass die Idee dahinter nicht aus 2 Stunden Denk- und Tipparbeit entstanden ist).
Zur Argumentation: Wie schnell kann man denn nun fahren? 5 oder 20 km/h, das ist ein gewaltiger Unterschied. Und was genau ist daran so schlimm? Autos müssen doch auch mal langsamer machen, da kann ein Radfahrer auch nicht auf seine Höchstgeschwindigkeit beharren. Autofahrer sehen vor allem Radfahrer, die "widerrechtlich" auf der Straße fahren obwohl nebenan ein Radweg ist. Sie ärgern sich darüber, weil sie überhaupt keinen Schimmer haben, wie Radwege oft gebaut sind und das genau deine genannten Situationen (Autotüren, Einfahrten, Fußgänger) nicht kleine Ausnahmen sind, sondern ständige Begleiter. Und das muss durch deinen Text deutlich werden, wird es aber in keinster Weise. Der Autofahrer wird sagen, dass sich ein Radfahrer ebenso auf der Straße in Lebensgefahr begibt. Aus dem Text wird nämlich nicht ersichtlich, dass diese Gefahren auf dem Radweg deutlich häufiger vorkommen, als auf der Straße. Und genau das ist ja der Unterschied zwischen Straße und Radweg.
Ich weise deshalb so deutlich auf Belege und klare Argumentationsketten hin, weil ich die Petition cycleride schon seit ein paar Jahren verfolge. Diese Petition hat es tatsächlich mal bis zur Besprechung in den Petitionsaussschuss geschafft. Davon gibt es ein Video, in dem der zuständige "Fachmann" die Petition innerhalb von 2 Minuten abhandelt mit der Aussage, es gäbe keine grundsätzliche Radwegebenutzungspflicht in Deutschland.
Dass die Kommunen das reichlich wenig interessiert und sie eifrig jeden noch so erdenklichen Weg als benutzungspflichtigen Radweg markieren, hat bei der Besprechung nicht interessiert.
Wenn also eine Petition mit so klaren Forderungen so schnell abgewimmelt wird, wird es eine Petition, die von vornherein gar keine Forderungen stellt, erst gar nicht so weit schaffen.