01.03. 20:45 Mitre Peak High Camp, 1000m
Lustige Spielzeuge im Gepäck: Den Rescue Beacon mussten wir ausleihen, sonst wollten uns die Bootsfahrer nicht über den Milford Sound shutteln. Einfach das Knöpfchen drücken und ein paar Minuten später kommt der Heli... gibt ein gutes Gefühl im handynetzlosen Fjordland. Zusätzlich hat uns der Käptn noch ein Funkgerät in die Hand gedrückt, kommunikationstechnisch sind wir also voll ausgestattet. Könnten einfach das Schifferl rufen und wieder gemütlich zurück fahren, zum schlafen ist hier am Beach kein bisserl Platz.
Aber so ganz haben wir den Berg noch nicht aufgegeben. Nach dem verfehlten Start und der Kaffeepause wühlen wir uns nochmal intensiv links und rechts durch den Busch am Ufer, dieses Mal werden die hübschen Markierungen absichtlich ignoriert.
Und tatsächlich findet Goldkettle nach einer Weile sowas ähnliches wie einen "Pfad". Naja... das Wort ist etwas übertrieben... aber immerhin erkennt man, das hier schon mal Menschen unterwegs waren. Und in einer unserer alten Beschreibungen steht auch was von "when in doubt, go up. never stray far from the ridge". Und das machen wir dann eben... für die nächsten Stunden. Funktioniert leidlich, auch wenns einfach nur sacksteil und mörderisch verdschungelt ist. Alles vermodert... wo man hinfasst, zerbröselt dir das Holz unter Händen... wo man hintritt, versinkt man in einem toten Chaos aus Zweigen und Matsch. Fällt mir als markierungs- und gpstrack-gewohntem Alpenfuzzi auch echt schwer, einfach querfeldein zu kraxeln. Aber hey... so ist das wohl am Mitre Peak. Die paar Hanseln die da raufsteigen, hinterlassen eben keinen besonders sichtbaren Weg in den Urwald.
Nach einer halben Ewigkeit im quasisenkrechten Elendsdschungel erreichen wir endlich etwas flacheres Gelände und können durch ein Loch im Busch zum ersten Mal seit der Bootsfahrt den Gipfel sehen. Ab hier wird der Pfad sichtbarer und deutlich weniger steil.
So machts fast wieder Spaß... auch wenn wir schon reichlich abgeschlafft unterwegs sind. Ist alles weder weit noch hoch und unter alpenmaßstäben gemessen eigentlich ein Höhenmeterwitz, aber dieses "bush bashing" ist einfach brutal anstrengend. Und die drei Stunden Fleißarbeit durch nutzloses im-kreis-dschungeln heute Mittag in der Sinbad Gully stecken auch noch in den Knochen.
Einziges Wasser auf dem Berg, andere Rinnsale oder gar Quellen sucht man auf dem Ridge vergeblich. Hatten knapp sechs Liter von unten dabei, hier an der leckeren Pfütze werden nochmal zwei nachgefüllt. Für nen Kaffee gehts schon.
Als die Sonne untergeht, sind wir immer noch unterwegs. Aber immerhin erreicht man bei neunhundert Metern Höhe die "Bushline", endlich ist der doofe Urwald bezwungen. Fortan gibts luftige Panoramablicke ohne Ende und gemütliches kraxeln durch freundliches Gras. Keine vermoderten Totholzlöcher mehr zum reinfallen, kein Baumchaos mehr zu überklettern, keine Schlingpflanzen mehr aus dem Rucksack fädeln.
Der Mount Pembroke auf der anderen Fjordseite bekommt noch letzte Sonnenstrahlen, ...
... bevor es endgültig dunkel wird.
Endlich können wir unser Zelt an einem ebenen Platz auf den Grat stellen. Tiefer unten im Dschungel gabs bis auf einem kleinen freigeräumten Matschplatz an der Pfütze keine einzige Möglichkeit dazu. Egal... hier oben ists sowieso viel schöner. Gucken... kochen... schlafen... so fertig war ich schon lang nimmer.
Dschungel is doof
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