Aus Interesse: Magst Du erklären, warum Du das schlecht findest?
das ist so eine Armchair-Engineer Romantik, das mit den Gleitlagern. Ich habe das auch mal gedacht, vor einigen Jahren, weil man meint man ist schlauer wie die Leute da in der Industrie, "weil ja gleitlager für kleine Schwenkwinkel VIEL besser sind".
Die Praxis zeigt dann: Gleitlager haben Reibung, was ja logisch ist, ein Kugellager hat grundsätzlich mal keine Reibung, weil das Prinzip des Kugellager auf der Erfindung des Rades fußt, also wie damals in Agypten dass schwere Steine auf Holzstämmen gerollt wurden. Dadurch wurde die Reibung ausgeschaltet (ok, damals nicht perfekt, weil kein planer Boden und keine 100% gleichgroßen Holzstämme vorhanden waren, aber jeder weiß was ich mein).
Das Kugellager hat das gleiche Prinzip, es heißt es kann große Lasten aufnehmen, ohne dabei an Reibung zuzunehmen. Gleitlager haben den Vorteil dass sie wenig Bauraum brauchen und in der Regel auch günstig sind, das relativiert sich aber schnell, wenn man die Industriepreise von Kugellagern heranzieht und die Tatsache, dass man für die Kugellager keine präzise tolerierte, harteloxierte/verchromte Achse braucht, sondern einfach eine Schraube verbauen kann.
Beim Dämpfer ist das fast wieder bissl anders, hier rentiert es sich fast, auf Gleitlager zu gehen, weil es besser ist für die Gesamtfunktion, bei gegebenem Einbauraum (vom Rahmen vorgegeben, dass das nicht ideal ist, ist ein anderes Thema) die maximale Länge für die feder/Dämpfungsfunktion zur Verfügung zu haben. Mit Trunnion ist das nun ja besser, weil die Kugellager da im Rahmen sind. Aber egal, das ist ein anderer Punkt beim Dämpfer.
Ein prinzipielles Problem bei Gleitlagern ist, dass man nur die Gleitlagerbuchse kauft, nicht aber das "gesamte Gleitlager" zu dem eigentlich noch eine Welle und eine Abdichtung und dann auch noch ein Gehäuse dazugehört. Das Gehäuse braucht man beim Kugellager auch, insofern kann man das mal wegrechnen, aber: das Gehäuse vom Gleitlager ist wesentlich empfindlicher auf Toleranzen, weil die Kunststoffgleitbuchse extrem sensibel auf das Einpressmaß reagiert, der Kunststoff hat halt keinen Widerstand. Das ist Problem 1
Problem 2: Keine Abdichtung vom Gleitlagerhersteller vorgesehen, heißt der Konstrukteur muss selbst ran. Eine richtige Abdichtung von Bauteilen ist extrem schwierig. Es gibt in der Hydraulik und Pneumatik ganze Unis die sich seit 100 Jahren mit nix anderem beschäftigen wie Abdichtungen von hydraulischen Systemen, mittlerweile sitzt das. Es ist sehr unwahrscheinlich dass ein Ingenieur in der Fahrradbranche innerhalb von 1-2 Jahren Entwicklungszeit für einen Rahmen eine Gleitlagerabdichtung entwickelt, die bei allen Lagerstellen gleich - UND - dauerhaft funktioniert. Keine Chance.....
Problem 3: Die Achse muss selbst hergestellt werden, das erfordert enge Toleranzen, ist teuer, und hat ein Problem in der Lagerhaltung. Für den Kunden bedeutet das: wenn was kaputt ist, ist alles kaputt. Gleitlager und Achse. Dann muss man Gleitlager kaufen für viel Geld eine original Achse vom Hesteller (bei Banshee damals so ein Achskit 50-100 Euro). wenn es sie überhaupt noch gibt - und wenn es sie gibt kann man davon ausgehen dass es Spiel hat oder klemmt.
Die Reibung unter Belastung jertzt mal gar nicht mitgerechnet. Egal wie scheiße verranzt das Kugellager ist, es ist immer noch reibungsfreier als ein Gleitlager im Neuzustand...
Und wenn man das Kugellager mal auswechseln will, bekommst es für 1 Euro auf Ebay, mit perfekter, über Jahrzehnte erpropter Abdichtung, welle und Toleranzausgleichendem Außenring.