Problem mit Ritchey Corralitos und anderen Flare Drop Bars

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Liebe Leute,

Ich leide an chronischen Handschmerzen und habe in den letzten Monaten versucht, mein Mountainbike so umzubauen (bzw. umbauen zu lassen), dass ich damit wieder fahren kann. "Klassischer" gerader Lenker geht bei mir nicht, Gravel-Bike-Lenker (schönes Teil von Canyon mit dickem Rohr und extra-bequemen Hoods) dagegen schon, also habe ich nach ausgiebiger Recherche gar nicht so wenig Geld in die Hand genommen und auf mein Mountainbike einen Ritchey Corralitos montieren lassen (Schaltung musste dazu auch gewechselt werden). Probefahren konnte ich den Lenker vorher nirgendwo, also musste ich am Ende ins kalte Wasser springen.

Leider hat der Umbau nicht das gewünschte Ergebnis gebracht - ich habe jetzt ein Rad, von dem ich nach nur zweistündiger Fahrt tagelang Schmerzen habe. Das Problem ist der "Flare" und mit ihm der Umstand, dass die Hoods nach innen gewinkelt sind. Ich habe vor dem Umbau zahlreiche Rezensionen gewälzt, wobei der Grundkonsens darin bestand, dass der Lenker "bequem" und "ergonomisch" sein soll. Bequemlichkeit liegt natürlich im Auge des Betrachters, aber für den Begriff der "Ergonomie" müssen ja auch gewisse objektive Voraussetzungen erfüllt sein, und meiner Meinung nach erfüllt eigentlich kein Lenker dieser Bauart (und damit auch nicht der Corralitos) ergonomische Grundvoraussetzungen.

ritchey-beacon-xl-bar-review_small.jpg


Auf dem Foto ist ein Ritchey Beacon zu sehen (der Corralitos hat dieselben Probleme, nur konnte ich kein passendes Foto finden). Durch die Schrägstellung der Griffe können die Hoods nicht von oben gegriffen werden, tut man es dennoch, rammt man sich den nach oben stehenden Winkel in die Daumenballen. Dieser Teil ist natürlich nicht so spitzkantig wie das rote Dreieck auf dem Bild, aber es ist eben ein harter Druckpunkt, d.h. die Last wird nicht gleichmäßig verteilt, sondern drückt auf eine verhältnismäßig kleine Fläche. Dass der Mann, der für das Foto Modell gefahren ist, mit dieser Handposition auf Tagestour ging, kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen - und falls doch, wird er es vermutlich bereut haben.

Ändert man aber die Handposition, sodass die Ballen bequem auf den Hoods sitzen, braucht man entweder eine Schulterbreite von nicht mehr als 20cm, oder man muss die Handgelenke nach innen biegen, was zu noch ganz anderen Schmerzen (in Richtung Karpaltunnelsyndrom) führt. Und es ist ja auch nicht völlig abwegig, dass man mit dem Oberkörper vielleicht mal näher an den Lenker will - meine Ellbogengelenke öffnen dazu aber genau falsch herum, denn wenn sie nach außen zeigen, wird das Problem mit den unergonomischen Hoods ja noch weiter verschärft.

Ich hoffe, das sich hier niemand, der vom Corralitos begeistert ist, auf den Biker-Schlips getreten fühlt - offenbar funktionieren diese Lenker ja für viele, nur ich habe eben die oben geschilderten Probleme. Es würde mich freuen, wenn sich jemand findet, der ähnliche Beobachtungen gemacht und dafür vielleicht sogar eine Lösung gefunden hat - alternativ natürlich auch gern jemand, der das Problem nicht hat, dafür aber gute Ideen. :)

Theoretisch müsste man unter die Abdeckung der Hoods wohl "nur" einen Keil schieben damit die schiefe Ebene gerade wird. In der Praxis wird das aber "herausfordernd": Gummi kann reißen (auch beim Fahrrad :p), Schaumstoff o.ä. wird als Füllung zu weich sein, der Radshop-Heini meines Vertrauens meinte, die Lösung könnte vielleicht aus dem 3D-Drucker kommen, aber wenn man damit keine Erfahrung hat, ist das leicht gesagt.

Ursprünglich hatte ich noch die Hoffnung, dass es vielleicht etwas zu kaufen gibt, das man von oben auf die Hoods schnallen kann, habe aber nichts dergleichen gefunden. Über positives Feedback würde ich mich freuen, das hier ist irgendwie die letzte Gelegenheit, meinen Hintern doch noch einmal auf ein echtes Mountainbike zu bekommen, nichts gegen mein aufgepepptes Gravelbike, aber es ist einfach nicht dasselbe.
 
Es gibt hier ein Unterforum, das sich fast ausschließlich mit Schlechtwege-Krummlenkerfahrrädern befasst: https://www.mtb-news.de/forum/f/cyclocross-und-gravelbikes.105/
Vielleicht findest Du dort Anregungen.

Nur zum Verständnis: Dein Rad wurde von geradem Lenker auf Krummlenker umgebaut? Da könnte auch die Rahmengeometrie eine Rolle spielen, Rahmen, die für einen geraden Lenker gebaut sind, sind in der Regel länger als welche, bei denen der Krummlenker im Lastenheft gestanden hat.
 
Danke für die Antworten. Bei SQLab hab ich geschaut, aber nichts gefunden, das für den Zweck passt. Stattdessen habe ich jetzt mal was bei Aliexpress bestellt - die haben mich seinerzeit schon bei den Fahrradhandschuhen glücklich gemacht. Das wäre denn auch der eine Ansatz - zu schauen, ob ich den Lenker durch etwas besseres ersetzen kann (das Teure war ja der Umbau und nicht der Lenker selbst). Dummerweise haben halt fast alle in dem Segment dasselbe nach, aber mal schauen - vielleicht ist der Ali-Lenker ja ein Treffer.

Die andere Frage bleibt aufrecht - mich würde interessieren, wie andere mit den Lenkern zurechtkommen, bei denen die Hoods nach menschlichem Ermessen im falschen Winkel stehen. Eine Frage der Rahmengeometrie ist das nicht - das Drama spielt sich ja auf der Querachse ab und nicht auf der Längsachse. :p
 
Vielleicht ist auch eine breiterer Dropbar Lenker eine Alternative.
Ich fahre z.B. den Beacon XL. In normaler Ausführung stelle ich mir genau die beschriebenen Probleme vor.
In der XL Ausführung stehen meine Handgelenke recht passend zu den angewinkelten STI-Oberflächen.
 
Vielleicht ist auch eine breiterer Dropbar Lenker eine Alternative.
Ich fahre z.B. den Beacon XL. In normaler Ausführung stelle ich mir genau die beschriebenen Probleme vor.
In der XL Ausführung stehen meine Handgelenke recht passend zu den angewinkelten STI-Oberflächen.
Es wäre nett, wenn ihr versuchen würdet, auf meine Argumente einzugehen - gut möglich, dass ich einen Denkfehler drinnen habe, aber um das zu erkennen, müsste jemand zunächst einmal das geschriebene widerlegen. ;)

Ich habe hier noch einmal ein Foto des Ritchey Beacon bearbeitet:

Ritchey-Beacon-handlebar-riding-in-the-hoods.jpg


Bei der typischen Haltung in den Hoods - und ich habe mir gerade auch noch einen Haufen Radfahrerbilder reingezogen - trifft der Unterarm einigermaßen rechtwinklig auf den Lenker, in der Regel mit leicht abgewinkeltem Ellenbogen. Alternativ, etwa wenn es sehr steil wird und man das Gewicht nach vorne bringt, werden die Arme stärker angewinkelt, und dann kommen die Unterarme sogar von außen. Der Flare all dieser Lenker ist jedoch so extrem, dass sich die Linien schon vor dem Oberkörper treffen - die Geometrie des Rads und die Länge des Lenkers entscheiden nur, wie WEIT vor dem Oberkörper, aber die Problematik ist immer dieselbe. Damit diese Art von Winkel ergonomisch ist, müssten die Hoods schon mindestens einen Meter auseinanderstehen - das ist jedoch auch beim Beacon XL nicht gegeben, und es würde wohl auch niemand so einen Lenker fahren wollen.

Kannst du bestätigen, dass deine Daumenballen nicht wirklich flächig auf den Hoods aufliegen, sondern eigentlich auf dem Eck, dass ich in meinem ersten Bild weiter oben eingezeichnet habe? Das löst zwar mein Problem nicht, aber es würde mir zumindest helfen, die Situation zu verstehen - dass diese Lenker zwar nicht ergonomisch sind, aber es den meisten Leuten einfach nichts ausmacht (zumindest für den Moment - was das auf die Dauer macht, ist eine andere Frage).

Zur Frage der Ergonomie habe ich noch dieses Video gefunden, in dem das Verbot angewinkelter Hoods durch die UCI besprochen wird:


Die Ergonomie kommt an 5:50 zur Sprache und wir m.E. verständlich erklärt. Wenn man die Hände von einer annähernd senkrechten in eine waagrechtere Position rotieren kann, ist die Ergonomie wieder gegeben, aber das funktioniert bei den besprochenen Lenkern nur, weil die Hörner (?) noch weiter nach innen drehen - dass das bei einem der besprochenen Gravel-Lenker (Ritchey oder andere) klappen würde, habe ich noch nirgendwo gesehen.
 
Was ich nicht verstehe: Du hast einen passenden Lenker gefunden, der von Canyon, und jetzt einen Lenker montiert, der nicht passt? Warum nicht einen Lenker nehmen, der ähnlich oder gleich wie der als passend empfundene Lenker ist?
 
Du brauchst sicher keinene 1m Lenker mit Flare, immerhin funktionieren normale Dropbars, Hantelstangen, Liegestütze mit einer Griffweite zwischen 700 und 850 für die allermeisten Menschen sehr gut.

Bei der typischen Haltung in den Hoods - und ich habe mir gerade auch noch einen Haufen Radfahrerbilder reingezogen - trifft der Unterarm einigermaßen rechtwinklig auf den Lenker, in der Regel mit leicht abgewinkeltem Ellenbogen. Alternativ, etwa wenn es sehr steil wird und man das Gewicht nach vorne bringt, werden die Arme stärker angewinkelt, und dann kommen die Unterarme sogar von außen

der Unterarm...ja, von mir aus, und der Oberarm folgt dem Flare (mehr oder weniger) dadurch dreht sich der Unterarm/ die Hand ja schon aus der 0° Griffposition raus. Das ist schon ergonomisch und mir persönlich zB passt es ziemlich gut.
Während ich am klassichen Dropbar nach 100km meistens mit steifem Nacken und etwas Schulterschmerzen absteige bin ich letztens über 200km komplett schmerzfrei pedaliert. Mit einem Walmer Bar.
1758545532485.png



Ich habe gute Auflage auf den Hoods und keine Druckstellen am Daumenballen. Ich kann damit im Wortsinn stundenlang in den Hoods fahren.

So sieht das Cockpit aus:
FiGe_Aw-Ulq4QXxi16apUoJyXSK7p9_O0ckWtScvgk0-1536x2048.jpg



Wie tief ist dein Cockpit?
Vielleicht liegt's ja auch mehr an der Höhe?
Hast du das passende Rad mit dem Canyon Lenker mal gegen dein Dropbar MTB vermessen?

Aber ja, jeder Körper funktioniert ein bißchen anders. Mit einem Absolut-Anspruch an Ergonomie wirst du nicht weit kommen und gleichzeitig Leute vor den Kopf stoßen in dem du hier vorwirfst "es nur nicht zu merken".
Ich habe vor dem Umbau zahlreiche Rezensionen gewälzt, wobei der Grundkonsens darin bestand, dass der Lenker "bequem" und "ergonomisch" sein soll. Bequemlichkeit liegt natürlich im Auge des Betrachters, aber für den Begriff der "Ergonomie" müssen ja auch gewisse objektive Voraussetzungen erfüllt sein, und meiner Meinung nach erfüllt eigentlich kein Lenker dieser Bauart (und damit auch nicht der Corralitos) ergonomische Grundvoraussetzungen.
Das löst zwar mein Problem nicht, aber es würde mir zumindest helfen, die Situation zu verstehen - dass diese Lenker zwar nicht ergonomisch sind, aber es den meisten Leuten einfach nichts ausmacht (zumindest für den Moment - was das auf die Dauer macht, ist eine andere Frage).
 
Zuletzt bearbeitet:
Es wäre nett, wenn ihr versuchen würdet, auf meine Argumente einzugehen - gut möglich, dass ich einen Denkfehler drinnen habe, aber um das zu erkennen, müsste jemand zunächst einmal das geschriebene widerlegen. ;)

Ich habe hier noch einmal ein Foto des Ritchey Beacon bearbeitet:

Anhang anzeigen 2243302

Bei der typischen Haltung in den Hoods - und ich habe mir gerade auch noch einen Haufen Radfahrerbilder reingezogen - trifft der Unterarm einigermaßen rechtwinklig auf den Lenker, in der Regel mit leicht abgewinkeltem Ellenbogen. Alternativ, etwa wenn es sehr steil wird und man das Gewicht nach vorne bringt, werden die Arme stärker angewinkelt, und dann kommen die Unterarme sogar von außen. Der Flare all dieser Lenker ist jedoch so extrem, dass sich die Linien schon vor dem Oberkörper treffen - die Geometrie des Rads und die Länge des Lenkers entscheiden nur, wie WEIT vor dem Oberkörper, aber die Problematik ist immer dieselbe. Damit diese Art von Winkel ergonomisch ist, müssten die Hoods schon mindestens einen Meter auseinanderstehen - das ist jedoch auch beim Beacon XL nicht gegeben, und es würde wohl auch niemand so einen Lenker fahren wollen.

Kannst du bestätigen, dass deine Daumenballen nicht wirklich flächig auf den Hoods aufliegen, sondern eigentlich auf dem Eck, dass ich in meinem ersten Bild weiter oben eingezeichnet habe? Das löst zwar mein Problem nicht, aber es würde mir zumindest helfen, die Situation zu verstehen - dass diese Lenker zwar nicht ergonomisch sind, aber es den meisten Leuten einfach nichts ausmacht (zumindest für den Moment - was das auf die Dauer macht, ist eine andere Frage).

Zur Frage der Ergonomie habe ich noch dieses Video gefunden, in dem das Verbot angewinkelter Hoods durch die UCI besprochen wird:


Die Ergonomie kommt an 5:50 zur Sprache und wir m.E. verständlich erklärt. Wenn man die Hände von einer annähernd senkrechten in eine waagrechtere Position rotieren kann, ist die Ergonomie wieder gegeben, aber das funktioniert bei den besprochenen Lenkern nur, weil die Hörner (?) noch weiter nach innen drehen - dass das bei einem der besprochenen Gravel-Lenker (Ritchey oder andere) klappen würde, habe ich noch nirgendwo gesehen.
Du Hast aus meiner Perspektive keinen Denkfehler drin.
Nur wertest du Ergonomie in den Hoods höher als die Hersteller von Gravel-Lenkern.
Der Flare dient aus meiner Perspektive dafür, dass im Gelände der Lenker in den Drops breiter ist, ohne dass er am Oberlehrer oder den Hoods schon so breit ist.
Dies wird als wichtiger eingestuft als die Ergonomie in den Hoods selbst.
Daher hast du schon recht mit deiner Analyse, es ist nur, so wie du auch schon vermutest, so, dass auch ich vermute, dass der Flare und die darunter leidende Ergonomie in den Hoods die meisten nicht stört.
Ich bin z.B. je länger die Tour wird auch immer weniger in den Hoods und immer mehr in den Drops und auf dem Oberlenker oder den Aerobars.
 
Hast du "gerade" Lenker mit mehr Backsweep schon ausprobiert?
Wäre mal interessant wie deine Handgelenke zueinander stehen.

Nimm doch mal zwei MTB Griffe, befestige eine Schnur zwischen beiden so dass du einen 760 - 800er Lenker simulieren kannst.
Jetzt setzt du dich an einen Tisch und legst deine Hände einfach mal bequem ab. (Schnur straff)
In welchem Winkel zueinander liegen nun die Griffe?
 
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