Hallo Forengemeinde,
dieses Interview möchte ich gerne zur Diskussion einstellen.
Quelle des Interviews
07.10.2009, Utopia-Team, Utopia-Team
Er ist leidenschaftlicher Radsportler und ernährt sich ausschließlich von Rohkost. Stefan Hiene wirbt in einem Eigenversuch für den Genuss von rohem Obst und Gemüse im Leistungssport. Utopia hat mit ihm ein Interview geführt.
Utopia: Sie sind Profisportler. Was machen Sie genau?
Stefan Hiene: Ich bin Radsportler und fahre Mountainbikerennen. Diesen Sport betreibe ich professionell. Ich bin aber kein Berufssportler und verdiene bisher kein Geld mit dem Sport. Das ist aber auch gar nicht mein Ziel. Mein Ziel ist es, mit ursprünglicher Ernährung sportliche Höchstleistung zu bringen und das
Leben so zu genießen, wie es sich jedem von uns offenbart als großes
Abenteuer. Dazu muss ich eigene und neue Wege beschreiten, die vorher noch
niemand gegangen ist und dabei die ersten Schritte wagen, ohne darüber
nachzudenken, ob diese Schritte wissenschaftlich anerkannt und
gesellschaftlich akzeptiert sind. Dabei möchte ich weder Mythen, noch
Medien, Werbung, Wissenschaft oder Medikamenten, sondern mir selbst und
meinen Erfahrungen vertrauen.
Viele Sportler schwören auf Pasta als Energielieferant, aber auch auf
mageres Fleisch mit Salat. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich anders
zu ernähren, als es Sportler normalerweise tun?
Ich habe seit 2003 viele Erfahrungsberichte über den positiven Effekt von
Rohkost bei schweren Krankheiten gelesen und mit Menschen gesprochen, die
sich durch die Umstellung auf rohe Pflanzennahrung unter anderem von
Arthritis, Arthrose, Bluthochdruck, Depression, Diabetes, Multipler
Sklerose, Morbus Crohn und sogar Krebs geheilt haben. Als ich dann 2006
meine alte Leidenschaft, den Mountainbikesport, wieder für mich entdeckt
habe, stellte ich mir eine einfache Frage: Wenn die vitalstoffreiche rohe
Ernährung Kranken hilft, sich selbst zu heilen, welchen Effekt hat sie dann
bei Leistungssportlern?
Was essen Sie denn? Beschreiben Sie mal einen durchschnittlichen Tag!
Das typische an meinem Speiseplan ist, dass ich auf das Abendessen komplett
verzichte. Ich esse nur in der Zeit von 9.00 bis 16.00 Uhr. Das ist
eigentlich ein alter Trick, der sich am Körperzyklus orientiert und mir das
Einschlafen zwischen 19.00 und 21.00 Uhr erleichtert. Viele langlebige
Menschen berichten von ähnlichen Verhaltensweisen. Ich stehe zwischen 02.00
und 04.00 Uhr auf und gehe morgens eine Stunde laufen. Zwischen 9.00 und
11.00 Uhr beginne ich dann in der Regel mit einem Grassaft oder mit einem
grünen Smoothie (z.B. Banane mit Mangold oder Spinat). Mittags und
nachmittags trainiere ich auf dem Mountainbike. Wenn die Trainingseinheit
nicht länger als drei Stunden ist, nehme ich selten mehr als ein paar Äpfel
und einige Datteln zu mir. Nach dem Training esse ich einen Salat mit Gurken
und sonstigem saisonalen Gemüse. Getränke stehen selten bis überhaupt nicht
auf dem Speiseplan. Wenn ich Durst habe, esse ich Obst oder trinke
Quellwasser.
Können Sie kochen? ;-)
Nein, aber ich kann köstliche Rohkostgerichte zubereiten! Am 18. Oktober
2009 mache ich das sogar im Rahmen eines Workshops in München gemeinsam mit
Dietmar Körner, einem Bio-Händler und Rohkost-Chef aus Jena.
Nun, nach der ersten Phase, was sagen Sie: Ist es möglich, mit roher,
unbehandelter, unbelasteter, naturbelassener und nicht verarbeiteter
Pflanzennahrung sportliche Höchstleistung zu erbringen?
Ja, es ist möglich. Hätte ich zu Beginn dieses Experiments Wetten
abgeschlossen, ich hätte viel Geld verloren! Ich hielt es schlicht und
ergreifend für unmöglich, als Rohköstler Leistungssport zu betreiben. Ich
bin fest davon ausgegangen, dass ich beim ersten Rennen entweder von meinem
Rad falle oder als Letzter ins Ziel komme. Doch das ist nicht passiert. Ich
fuhr nach zweiwöchiger Rohkosternährung wie immer in der Spitzengruppe mit
und wurde nur wenige Minuten hinter dem Erstplatzierten Sechster. Damit habe
ich den Kalorienmythos endgültig für mich aufgedeckt. Brennwerte sind
offensichtlich keine relevante Einheit. Das macht aber auch Sinn, denn mein
Magen ist schließlich kein Heizkraftwerk.
Mittlerweile bin ich mir sicher, dass in einem gesunden Lebenswandel noch
viel mehr Potential für Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Langlebigkeit
steckt. Ich schätze, dass noch eine Menge Ernährungs- und Lebensgeheimnisse
darauf warten, entdeckt zu werden.
Dieser Prozess ist für mich das eigentlich Interessante an meinem Versuch:
Die Beobachtung des ständigen und stetigen Wandels des Bewusstseins und die
Tatsache, dass es immer anders ist, als ich es mir vorher vorgestellt habe.
Ich hatte viele Urteile über die Rohkost und konnte bzw. musste sie durch
diesen Selbstversuch Schritt für Schritt ablegen. In der Ernährung ist es
wie in vielen anderen Lebensbereichen auch. Es ist alles ganz anders, als es
uns unsere Eltern und die Medien erklärt haben.
Sie möchten das, was Sie essen, selbst anbauen können. Ist das nicht
utopisch?
Nein, ich glaube im Gegenteil sogar, dass es sehr einfach ist. Mein
Selbstversuch lehrt mich in diesem Zusammenhang einiges. Aus der Erfahrung,
dass ich es nicht für möglich gehalten hätte, mit Rohkost Leistungssport zu
betreiben, es aber trotzdem funktioniert hat, ergibt sich nämlich eine
logische Konsequenz. Ich stelle mir vor, was ich derzeit ebenfalls für
unmöglich halte und werde dadurch offen für viele scheinbare
"Unmöglichkeiten". Daraus ergeben sich dann ständig neue Möglichkeiten, die
ich mir früher nie hätte vorstellen können.
Wenn ich eine Ausrede suche, um etwas nicht zu tun, werde ich immer eine
finden. Wenn ich etwas wirklich tun will, werde ich ebenfalls eine
Möglichkeit finden. Das hat sich bisher bei allen Projekten, die ich für
utopisch hielt, herausgestellt. Wenn ich etwas wirklich will, dann ist es
ziemlich leicht, es zu tun und es läuft fast von selbst, ganz ohne Druck. So
wird Raw Power zum Bewusstseins- und Bewusstwerdungsexperiment.
Im konkreten Fall der Selbstversorgung ist es sogar noch einfacher, da ich
mich für rohe Pflanzennahrung entschieden habe. Deshalb kann ich mit einer
geringeren Nahrungsmenge deutlich mehr Nährstoffe aufnehmen. Bereits jetzt
ernte ich 50 Prozent meiner Lebensmittel in der Natur, ohne sie vorher
angepflanzt zu haben. Ich wohne momentan im Weimarer Land und pflücke die
Äpfel von den Bäumen, die hier überall am Wegesrand stehen. Und das Gras und
die Kräuter für meinen Saft kommen ebenfalls aus der Natur. Es sollte also
überhaupt kein Problem sein, mit zusätzlichem Eigenanbau mittelfristig auf
eine Selbstversorgungsquote von 90 Prozent zu kommen. Im Winter werde ich
deshalb versuchen, in einer schwer zugänglichen Schlucht auf Gran Canaria
mit Hilfe der Permakultur einen Erntewald zu pflanzen. Dafür habe ich weder
Geld noch Maschinenhilfe.
Gibt es ein Ereignis oder einen Moment, als es bei Ihnen bezüglich des
Experiments "klick" gemacht hat?
Seit ich merke, dass Leistungssport mit roher Pflanzennahrung möglich ist,
macht es jeden Tag wieder klick. Vor allem wenn ich meinen
Ernährungsschwerpunkt stärker auf das Chlorophyll lege.
Gab es ein erstaunliches Erlebnis? Wenn ja, welches?
Ja, ich habe für mich das Wunder des Lebens entdeckt. Wenn man sich auf die
Rohkost einlässt, sollte man auch Wunder erwarten allerdings keine, die
über Nacht passieren. Die Veränderungen brauchen ihre Zeit und man sollte
ein wenig Geduld mitbringen. Trotzdem konnte ich bereits in der
Umstellungsphase, die bei mir über zwei Jahre dauerte, feststellen, dass ich
eine deutlich schnellere und bessere Regeneration hatte, als ich das von
früher gewohnt war. Außerdem kam ich mit sehr geringen Trainingsumfängen
innerhalb kurzer Zeit auf ein relativ hohes Leistungsniveau.
Es gab aber auch viele positive Veränderungen, die nicht direkt mit dem
Sport zusammenhängen. Mit der Zeit wurden meine Fingernägel immer fester,
meine Haut wurde reiner und mein Heuschnupfen war verschwunden. Sobald ich
wieder erhitzte Milch- oder Getreideprodukte zu mir nahm, kam der
Heuschnupfen von einem Tag auf den anderen zurück. Heute geht das bei mir
fast wie bei einem Schalter, den ich durch eine veränderte
Nahrungsmittelauswahl umlege. Deshalb versuche ich, allzu starke
Schwankungen zu vermeiden.
Was treibt Sie an?
Reine Neugier. Ich habe keine ehrgeizigen Ziele und ich muss auch niemand
etwas beweisen. Ich gehe in der Regel noch nicht einmal zu den
Siegerehrungen, wenn ich auf dem Podest stehen würde. Mein Platz auf dem
Siegertreppchen bleibt in der Regel leer. Ich fahre im Training und im
Rennen aus reiner Freude an der Bewegung und an der Geschwindigkeit. Der
Sieg ist mir überhaupt nicht mehr wichtig, aber ein gutes Mittel, um in der
Öffentlichkeit wahr- und ernst genommen zu werden.
Was regt Sie so richtig auf?
Immer weniger. Ich bin kein Fanatiker und lasse mich ungern in eine
Schublade stecken. Da ich mich keiner Bewegung unterordne, muss ich auch
nicht gegen etwas kämpfen oder mich über etwas aufregen. Ich muss es
niemandem recht machen (noch nicht einmal mir selbst) und ich bin niemandem
Rechenschaft schuldig. Ich genieße das Leben mit all seinen Facetten.
Warum sollten Utopisten mit Ihnen vernetzt sein?
Weil ich Menschen suche, die gemeinsam mit mir an Utopien arbeiten, die
selbst Utopisten für utopisch halten.
Was ist für Sie ein nachhaltiges Projekt und warum?
Die Permakultur ist das nachhaltigste Prinzip, das ich bisher kennen gelernt
habe. Wenn diese Art des menschlichen Wirtschaftens bei den Landwirten ins
Bewusstsein und ins Blickfeld rückt und von ihnen global praktiziert wird,
tun wir uns und der Erde einen großen Gefallen ganz ohne Verzicht.
Wahrscheinlich wären damit sämtliche so genannten Umweltprobleme auf einmal
gelöst. Erst mit Permakultur macht Rohkost richtig Sinn und umgekehrt!
Haben Sie ein "grünes" Vorbild?
Ich liebe eigenes Erleben und versuche mich dabei nicht an Vorbildern zu
orientieren. Aber ich lasse mich gerne von Menschen, die durch eigene
Erfahrung, Selbstversuche und Experimente Ungewöhnliches herausgefunden
haben, inspirieren. Derzeit sind das Masanobu Fukuoka, Geoff Lawton, Viktor
Schauberger, Antoine Béchamp, Brian Clement, Gabriel Cousens und unzählige
weitere Freigeister.
dieses Interview möchte ich gerne zur Diskussion einstellen.
Quelle des Interviews
07.10.2009, Utopia-Team, Utopia-Team
Er ist leidenschaftlicher Radsportler und ernährt sich ausschließlich von Rohkost. Stefan Hiene wirbt in einem Eigenversuch für den Genuss von rohem Obst und Gemüse im Leistungssport. Utopia hat mit ihm ein Interview geführt.
Utopia: Sie sind Profisportler. Was machen Sie genau?
Stefan Hiene: Ich bin Radsportler und fahre Mountainbikerennen. Diesen Sport betreibe ich professionell. Ich bin aber kein Berufssportler und verdiene bisher kein Geld mit dem Sport. Das ist aber auch gar nicht mein Ziel. Mein Ziel ist es, mit ursprünglicher Ernährung sportliche Höchstleistung zu bringen und das
Leben so zu genießen, wie es sich jedem von uns offenbart als großes
Abenteuer. Dazu muss ich eigene und neue Wege beschreiten, die vorher noch
niemand gegangen ist und dabei die ersten Schritte wagen, ohne darüber
nachzudenken, ob diese Schritte wissenschaftlich anerkannt und
gesellschaftlich akzeptiert sind. Dabei möchte ich weder Mythen, noch
Medien, Werbung, Wissenschaft oder Medikamenten, sondern mir selbst und
meinen Erfahrungen vertrauen.
Viele Sportler schwören auf Pasta als Energielieferant, aber auch auf
mageres Fleisch mit Salat. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich anders
zu ernähren, als es Sportler normalerweise tun?
Ich habe seit 2003 viele Erfahrungsberichte über den positiven Effekt von
Rohkost bei schweren Krankheiten gelesen und mit Menschen gesprochen, die
sich durch die Umstellung auf rohe Pflanzennahrung unter anderem von
Arthritis, Arthrose, Bluthochdruck, Depression, Diabetes, Multipler
Sklerose, Morbus Crohn und sogar Krebs geheilt haben. Als ich dann 2006
meine alte Leidenschaft, den Mountainbikesport, wieder für mich entdeckt
habe, stellte ich mir eine einfache Frage: Wenn die vitalstoffreiche rohe
Ernährung Kranken hilft, sich selbst zu heilen, welchen Effekt hat sie dann
bei Leistungssportlern?
Was essen Sie denn? Beschreiben Sie mal einen durchschnittlichen Tag!
Das typische an meinem Speiseplan ist, dass ich auf das Abendessen komplett
verzichte. Ich esse nur in der Zeit von 9.00 bis 16.00 Uhr. Das ist
eigentlich ein alter Trick, der sich am Körperzyklus orientiert und mir das
Einschlafen zwischen 19.00 und 21.00 Uhr erleichtert. Viele langlebige
Menschen berichten von ähnlichen Verhaltensweisen. Ich stehe zwischen 02.00
und 04.00 Uhr auf und gehe morgens eine Stunde laufen. Zwischen 9.00 und
11.00 Uhr beginne ich dann in der Regel mit einem Grassaft oder mit einem
grünen Smoothie (z.B. Banane mit Mangold oder Spinat). Mittags und
nachmittags trainiere ich auf dem Mountainbike. Wenn die Trainingseinheit
nicht länger als drei Stunden ist, nehme ich selten mehr als ein paar Äpfel
und einige Datteln zu mir. Nach dem Training esse ich einen Salat mit Gurken
und sonstigem saisonalen Gemüse. Getränke stehen selten bis überhaupt nicht
auf dem Speiseplan. Wenn ich Durst habe, esse ich Obst oder trinke
Quellwasser.
Können Sie kochen? ;-)
Nein, aber ich kann köstliche Rohkostgerichte zubereiten! Am 18. Oktober
2009 mache ich das sogar im Rahmen eines Workshops in München gemeinsam mit
Dietmar Körner, einem Bio-Händler und Rohkost-Chef aus Jena.
Nun, nach der ersten Phase, was sagen Sie: Ist es möglich, mit roher,
unbehandelter, unbelasteter, naturbelassener und nicht verarbeiteter
Pflanzennahrung sportliche Höchstleistung zu erbringen?
Ja, es ist möglich. Hätte ich zu Beginn dieses Experiments Wetten
abgeschlossen, ich hätte viel Geld verloren! Ich hielt es schlicht und
ergreifend für unmöglich, als Rohköstler Leistungssport zu betreiben. Ich
bin fest davon ausgegangen, dass ich beim ersten Rennen entweder von meinem
Rad falle oder als Letzter ins Ziel komme. Doch das ist nicht passiert. Ich
fuhr nach zweiwöchiger Rohkosternährung wie immer in der Spitzengruppe mit
und wurde nur wenige Minuten hinter dem Erstplatzierten Sechster. Damit habe
ich den Kalorienmythos endgültig für mich aufgedeckt. Brennwerte sind
offensichtlich keine relevante Einheit. Das macht aber auch Sinn, denn mein
Magen ist schließlich kein Heizkraftwerk.
Mittlerweile bin ich mir sicher, dass in einem gesunden Lebenswandel noch
viel mehr Potential für Leistungsfähigkeit, Gesundheit und Langlebigkeit
steckt. Ich schätze, dass noch eine Menge Ernährungs- und Lebensgeheimnisse
darauf warten, entdeckt zu werden.
Dieser Prozess ist für mich das eigentlich Interessante an meinem Versuch:
Die Beobachtung des ständigen und stetigen Wandels des Bewusstseins und die
Tatsache, dass es immer anders ist, als ich es mir vorher vorgestellt habe.
Ich hatte viele Urteile über die Rohkost und konnte bzw. musste sie durch
diesen Selbstversuch Schritt für Schritt ablegen. In der Ernährung ist es
wie in vielen anderen Lebensbereichen auch. Es ist alles ganz anders, als es
uns unsere Eltern und die Medien erklärt haben.
Sie möchten das, was Sie essen, selbst anbauen können. Ist das nicht
utopisch?
Nein, ich glaube im Gegenteil sogar, dass es sehr einfach ist. Mein
Selbstversuch lehrt mich in diesem Zusammenhang einiges. Aus der Erfahrung,
dass ich es nicht für möglich gehalten hätte, mit Rohkost Leistungssport zu
betreiben, es aber trotzdem funktioniert hat, ergibt sich nämlich eine
logische Konsequenz. Ich stelle mir vor, was ich derzeit ebenfalls für
unmöglich halte und werde dadurch offen für viele scheinbare
"Unmöglichkeiten". Daraus ergeben sich dann ständig neue Möglichkeiten, die
ich mir früher nie hätte vorstellen können.
Wenn ich eine Ausrede suche, um etwas nicht zu tun, werde ich immer eine
finden. Wenn ich etwas wirklich tun will, werde ich ebenfalls eine
Möglichkeit finden. Das hat sich bisher bei allen Projekten, die ich für
utopisch hielt, herausgestellt. Wenn ich etwas wirklich will, dann ist es
ziemlich leicht, es zu tun und es läuft fast von selbst, ganz ohne Druck. So
wird Raw Power zum Bewusstseins- und Bewusstwerdungsexperiment.
Im konkreten Fall der Selbstversorgung ist es sogar noch einfacher, da ich
mich für rohe Pflanzennahrung entschieden habe. Deshalb kann ich mit einer
geringeren Nahrungsmenge deutlich mehr Nährstoffe aufnehmen. Bereits jetzt
ernte ich 50 Prozent meiner Lebensmittel in der Natur, ohne sie vorher
angepflanzt zu haben. Ich wohne momentan im Weimarer Land und pflücke die
Äpfel von den Bäumen, die hier überall am Wegesrand stehen. Und das Gras und
die Kräuter für meinen Saft kommen ebenfalls aus der Natur. Es sollte also
überhaupt kein Problem sein, mit zusätzlichem Eigenanbau mittelfristig auf
eine Selbstversorgungsquote von 90 Prozent zu kommen. Im Winter werde ich
deshalb versuchen, in einer schwer zugänglichen Schlucht auf Gran Canaria
mit Hilfe der Permakultur einen Erntewald zu pflanzen. Dafür habe ich weder
Geld noch Maschinenhilfe.
Gibt es ein Ereignis oder einen Moment, als es bei Ihnen bezüglich des
Experiments "klick" gemacht hat?
Seit ich merke, dass Leistungssport mit roher Pflanzennahrung möglich ist,
macht es jeden Tag wieder klick. Vor allem wenn ich meinen
Ernährungsschwerpunkt stärker auf das Chlorophyll lege.
Gab es ein erstaunliches Erlebnis? Wenn ja, welches?
Ja, ich habe für mich das Wunder des Lebens entdeckt. Wenn man sich auf die
Rohkost einlässt, sollte man auch Wunder erwarten allerdings keine, die
über Nacht passieren. Die Veränderungen brauchen ihre Zeit und man sollte
ein wenig Geduld mitbringen. Trotzdem konnte ich bereits in der
Umstellungsphase, die bei mir über zwei Jahre dauerte, feststellen, dass ich
eine deutlich schnellere und bessere Regeneration hatte, als ich das von
früher gewohnt war. Außerdem kam ich mit sehr geringen Trainingsumfängen
innerhalb kurzer Zeit auf ein relativ hohes Leistungsniveau.
Es gab aber auch viele positive Veränderungen, die nicht direkt mit dem
Sport zusammenhängen. Mit der Zeit wurden meine Fingernägel immer fester,
meine Haut wurde reiner und mein Heuschnupfen war verschwunden. Sobald ich
wieder erhitzte Milch- oder Getreideprodukte zu mir nahm, kam der
Heuschnupfen von einem Tag auf den anderen zurück. Heute geht das bei mir
fast wie bei einem Schalter, den ich durch eine veränderte
Nahrungsmittelauswahl umlege. Deshalb versuche ich, allzu starke
Schwankungen zu vermeiden.
Was treibt Sie an?
Reine Neugier. Ich habe keine ehrgeizigen Ziele und ich muss auch niemand
etwas beweisen. Ich gehe in der Regel noch nicht einmal zu den
Siegerehrungen, wenn ich auf dem Podest stehen würde. Mein Platz auf dem
Siegertreppchen bleibt in der Regel leer. Ich fahre im Training und im
Rennen aus reiner Freude an der Bewegung und an der Geschwindigkeit. Der
Sieg ist mir überhaupt nicht mehr wichtig, aber ein gutes Mittel, um in der
Öffentlichkeit wahr- und ernst genommen zu werden.
Was regt Sie so richtig auf?
Immer weniger. Ich bin kein Fanatiker und lasse mich ungern in eine
Schublade stecken. Da ich mich keiner Bewegung unterordne, muss ich auch
nicht gegen etwas kämpfen oder mich über etwas aufregen. Ich muss es
niemandem recht machen (noch nicht einmal mir selbst) und ich bin niemandem
Rechenschaft schuldig. Ich genieße das Leben mit all seinen Facetten.
Warum sollten Utopisten mit Ihnen vernetzt sein?
Weil ich Menschen suche, die gemeinsam mit mir an Utopien arbeiten, die
selbst Utopisten für utopisch halten.
Was ist für Sie ein nachhaltiges Projekt und warum?
Die Permakultur ist das nachhaltigste Prinzip, das ich bisher kennen gelernt
habe. Wenn diese Art des menschlichen Wirtschaftens bei den Landwirten ins
Bewusstsein und ins Blickfeld rückt und von ihnen global praktiziert wird,
tun wir uns und der Erde einen großen Gefallen ganz ohne Verzicht.
Wahrscheinlich wären damit sämtliche so genannten Umweltprobleme auf einmal
gelöst. Erst mit Permakultur macht Rohkost richtig Sinn und umgekehrt!
Haben Sie ein "grünes" Vorbild?
Ich liebe eigenes Erleben und versuche mich dabei nicht an Vorbildern zu
orientieren. Aber ich lasse mich gerne von Menschen, die durch eigene
Erfahrung, Selbstversuche und Experimente Ungewöhnliches herausgefunden
haben, inspirieren. Derzeit sind das Masanobu Fukuoka, Geoff Lawton, Viktor
Schauberger, Antoine Béchamp, Brian Clement, Gabriel Cousens und unzählige
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