19.06. 19:00 Hotel Bisset in La Massana in Andorra, 1290m
Bin vor dem gewittrigen Regenwetter gestern Nachmittag in ein kleines Hostal in Alins im Val Ferrera geflüchtet. Lieber ein Buch auf der Couch mit Kirchturmblick lesen, als irgendwie bei Wasser von oben durch die Gegend strampeln. Was solls, hab ja Zeit. Heute morgen siehts allerdings draussen auch nicht unbedingt besonders freundlich aus, aber immerhin erst mal trocken.
Also kurble ich nach reichlichem Frühstück auf einsamen Strassen und Pisten im "Val de Tor" durch vergessene Weiler hinauf in die Berge.
Die Piste ist nach einer verregneten Nacht teils ein wenig erdig und tief und irgendwie recht anstrengend. Bis zur Port de Cubus (2400m), dem grünen Grenzübergang nach Andorra, sinds allerdings auch nur 1400hm, das passt schon.
Andorra empfängt mich reichlich langweilig, mit einem Parkplatz und einer Teerstraße. Was will ich eigentlich hier? Achso stimmt ja, ein neues Land auf meine Liste setzen. Done.
Nach ein paar Kilometern Teer nimmt die andorranische Expedition eine interessante Wendung: Offensichtlich hats hier einen Bikepark!
Da nehm ich doch gleich mal den schwarzen Maxiavalanche-Downhill ins Tal runter.
Jetzt könnten meine Hansdampfdownhillreifen mal ihre Qualitäten beweisen... wenn ich ihnen nicht schon 80% des Profils abgerubbelt hätte. Der schwarze Downhill stellenweise einfach extrem sacksteil und etwas lieblos in den Wald gezimmert. Unten angekommen frag ich mich, ob ich mir überhaupt eine Tageskarte (23E) kaufen soll. Feuchtsteiler Rutschmatsch ist nicht ganz mein Fall.
Aber es gibt ja gott sei dank auch noch einen Haufen andere Abfahrten, rot ist gut, blau ist flow, grün ist Spaß und ein paar schwarze nehm ich doch noch mit.
Vallnord hat eine Gondel und zwei Sessellifte, von denen der obere heute wegen Wind leider nicht fährt. Aber es gibt trotzdem genug zu fahren.
Nicht ganz auf dem Niveau von Leogang und erst recht nicht von Whistler, aber ich hab doch noch an die Viertausend Höhenmeter Spaß am Nachmittag.
Gegen fünf ist dann Schluss mit lustig und der einsetzende Starkregen beendet meinen Tag im Bikepark etwa eine Stunde verfrüht. Egal, war trotzdem gut. Nur sehe ich jetzt aus wie ein Schlammschwein, schon der Versuch an der Tanke eine Coke zu erstehen endet im halben Drama... eine andorranische Putzfrau folgt mir auf Schritt und Tritt mit einem Wischmob. Meine Schuhe wollten sie mich vorher allerdings auch nicht ausziehen lassen, also bitte.
Dann probier ich mal was neues: an der Tanke aus den verschlammten Klamotten hüpfen (naha, das Unterhöschen bleibt dran!) und die leckere Sauerei inklusive der Schuhe mit dem heissen Dampfstrahler bearbeiten. Funktioniert erstaunlich gut, nicht nur Specki wird sauber sondern auch alle meine Sachen. Nässer als vorher sind sie jetzt auch nicht, aber dafür kann ich das nächste Kaffee und dann die Touristeninfo betreten, ohne eine braune Spur zu hinterlassen.
Die Touri-Info ist bei der Unterkunftssuche zwar recht hilfreich, aber heutzutage hat sie einfach wenig Chancen gegen das Internet. Und so nehme ich mir statt des von einem echten Menschen empohlenen Zehnbettschlafsaals für 20E lieber den computergenerierten Lastminutedeal in einem Dreisternehotel für 25E mit Frühstück. Die Badewanne und der Föhn kommen mir heute sehr gelegen!
Welcome to Andorra... aber was sind das für Mondpreise hier? Da bleibt das Handy besser aus! Bin ich denn nicht mehr in der EU? Offensichtlich nicht, denn in den Bars wird auch gequalmt wie Hölle. Die Luft ist zum würgen, das bin ich nimmer gewöhnt. Wenn ich daran denke, dass sowas vor gar nicht allzu langer Zeit auch bei uns noch ganz normal war. YUCK!
Vielleicht verbing ich den heutigen Abend lieber auf meinem Dreisternezimmer vor der Glotze mit ein bis drei Tüten Chips und ner Flasche Bier.