
Schon seit zwei Jahren kein Tharandt-Bericht? Liegt vielleicht daran, dass sich Orte, Jahreszeiten und Fotos wiederholen. Egal! Ich finde auch Gefallen daran, Bilder von genau den selben Orten zu machen und zu Hause am Bildschirm die Veränderungen über die Jahre zu beobachten. Vielleicht fällt das ja hier noch jemandem auf.
Eigentlich sollte es richtig früh losgehen, aber
Murphy meinte, ich solle kurz vor Abfahrt noch mal einen
Schlauch flicken. Das fünfte Mal innerhalb von zwei Wochen.

Die vielen Robinienzweige, die die beiden Stürme auf die Waldwege geworfen haben, fordern ihren Tribut. Langsam gehen mir die Flicken und Schnegges Ersatzschläuche aus.
Immerhin war kurz vor 9 Uhr Start. Wegen der Zeitumstellung allerdings auch schon um 16.41 Uhr Sonnenuntergang. Getankt werden musste auch noch und in Dresden ein kleiner Stau überstanden werden. So startete die Tour in Tharandt genau um 11:11:00 Uhr und 6-8 °C.
Günstigerweise liegt der Parkplatz am Forstbotanischen Garten schon ein paar Meter oberhalb.
Eine MZ ETZ 150. Ich war mal Käufer des Goßen Bruders, der ETZ 250. Und zwar des zweiten, in der DDR offiziell verkauften Exemplars dieses Motorrades. Das erste Exemplar hatte der Chef des Verkaufssalons in der Friedrichstraße. Jedenfalls behaupete er das mir gegenüber. Brembo-Scheibenbremsen und 12 Volt! 1981 - lang ist's her ...
Nachdem wir den steilen Anstieg zum Botanischen Garten erklommen hatten, empfing uns dort ein Zettel mit dem Hinweis, dass auf Grund des Sturms geschlossen ist. Schade! Normalerweise ist immer bis 31.10. geöffnet. Der Weg durch den Botanischen Garten zum Kienberg ist nicht ganz so steil wie die 13 Drehen und außerdem noch interessant. Man muss sein Rad zwar schieben, aber das taten wir auch auf auf den "Dreizehn Kurven der Tränen".
Der Weg dahin führt an den schon mehrfach beschriebenen schlossähnlichen Gebäuden und der Tharandter Burgruine vorbei.
Wer den kleinen blauen Punkt zwischen den Bäumen sieht, hat
@Sykomor gefunden.
War aber auch echt anstrengend.
Da kam sogar die Sonne raus, die ja heute angeblich 9 h scheinen sollte.
Wir hatten uns vor Ort darüber unterhalten, dass das Grün des Mooses auf den Buchenwurzeln so unecht aussieht, dass man es auf dem Foto für einen Farbstich halten wird. Ich finde, es geht.
Davon gibt's hier auch schon mindestens ein Bild. Mich beeindrucken diese gigantischen Wurzeln immer wieder.
Endlich auf dem Kienberg angekommen, erst mal kurze Verschnaufpause im eisigen Wind. Links die (anfangs steile) Abfahrt, direkt zu "Cottas Grab".
Beim Blick vom Kienberg war klar, dass in diesem Jahr, wohl den Stürmen geschuldet, wesentlich weniger buntes Laub an den Bäumen war als sonst.
Cottas Grab unter 80 Eichen, Wettinplatz, Judeichs Grab, Aussichtsstelle "Heinrichseck" - und schon waren wir auf dem kurzen aber netten Trail, der zum Judeichweg führt.
Leider erlebten wir hier das, was wir schon befürchtet hatten: Bäume aller Kaliber versperrten die Wege. Oft waren sie nicht zu durchklettern, sonder mussten "umgangen" werden.
Trotzdem ist der Judeichweg einer der schöneren Forstwege abseits der Trails. Folgender Fotografenstandort kam hier schon mehrfach vor.
Der Judeichweg endet an der Judeichhütte am Holzweg, oberhalb vom Breiten Grund. Leider hat es die (recht neu aussehende) Judeichhütte auch entschärft.
An der Schutzhütte "Bellmanns Los" genossen wir die Sonne und das erste wärmende Getränk.
Im Schutz der Hütte hielt sich der Schneegraupel des Morgens. Vorboten des Winters.
Hier war seinerzeit eine Floßholzabwurfstelle, direkt in die Wilde Weißeritz.
Nur ein kleines Schildchen des einstigen Wegweisers hat überlebt.
Weiter ging es mit den Kletteraktionen, die insgesamt das Vorankommen doch etwas einbremsten.
Wir erreichten über den Flößerpfad den Tiefen Grund und bogen dann rechts in Richtung Stallweg und Schutzhütte "Pferdestall" ab. Den Kannenhenkelweg durch die Bahnunterführung durch, kamen wir zum Seerentalweg bei schönstem Sonnenschein.
Hier entschieden wir uns schweren Herzens, nicht die 1,5 km antriebslos zum Trail nach Dorfhain hinunterzugleiten, um über "Poetensteig" den superschönen Wanderweg entlang der alten Stollen an der Wilden Weißeritz nach Klingenberg zu fahren, sondern bogen rechts ab auf den Seerentalweg. Es war einfach schon zu spät.
Nächster (kurzer) Stopp war der Seerenteich. Früher Badesee mit Schankwirtschaft, heute Forellenzuchtanlage.
Auch hier, wo die nachhaltige Forstwirtschaft erfunden und heute gelehrt wird, kippt man Schotter in den Wald.
Richtung Grillenburg wird die Landschaft etwas offener. Und die Schatten länger.
Vor vier Jahren sah der Waldbadesee in Grillenburg noch so aus:
Heute, ohne Wasser, etwas weniger romantisch.
Einer unserer Mitfahrer wollte herausfinden, ob man den schlammigen Grund eines abgelassenen Sees mit dem Bike durchqueren kann.
Ergebnis:
1. Es ist möglich.
2. Die anschließenden Reinigungsprozeduren ließen unseren Zeitplan völlig aus dem Ruder laufen. 
Die beiden "Nichtbetroffenen" erkundeten derweil die Umgebung des Jagdschlosses Grillenburg. Hier das "Neue Jägerhaus", wo u.a. Göring, Castro und Breschnew nächtigten. Jägerhaus und Schloss scheinen derzeit ungenutzt zu sein.
In Grillenburg wollte einst Kurfürst August bei der Jagd seine "Grillen vertreiben", was soviel heißt, wie "Sorgen vertreiben". Vor zwei Jahren geriet der 110-Seelen-Ort in die Schlagzeilen, als man hier 80 Flüchtlinge unterbringen wollte. Ein "unglückliches" Verhältnis für ein Dorf fast ohne Infrastruktur. Heute scheint sich alles etwas beruhigt zu haben. Es darf sogar naggsch gebadet werden. 
Der Badesee verfügt über einen, von einem netten älteren Herrn betriebenen, Imbiss, der nicht nur ein recht reichhaltiges Angebot, sondern sogar für die wenigen Tagesausflügler geöffnet hatte. Es wurde ein Lagerfeuer (leider nicht im Bild) entfacht und Glühwein serviert. Das und die Abendsonne entschädigten für das eisige Lüftchen nahe dem Gefrierpunkt. Vielleicht wären lange Hosen heute doch angebrachter gewesen? 
20 Minuten vor Sonnenuntergang traten wir den Rückweg an. Es sollte der Weißwangenweg, sozusagen als Höhe- und Abschlusspunkt noch im Restlicht erreicht werden. Das klappte nur teilweise. Wir erreichten den Trail erst kurz nach Sonnenuntergang und brauchten dann noch 26 Minuten bis Tharandt. Mittlerweile in völliger Dunkelheit. Daher auch keine Fotos.
Ich bin ja nun auch schon einige tausend Kilometerchen in der Umgebung rumgekommen. Für mich zählen der Weißwangenweg und (wenn man's packt) der Bellmans-Los-Weg zu den besten Trails, die man von Berlin aus in weniger als 2 Autostunden erreichen kann. Nichts gegen Schlaubetal, Bad Freienwalde oder einige Seentrails in der Uckermark, aber dort kann man nirgends 20 Minuten im Gelände auf 30 cm schmalen Pfaden seicht bergab gleiten. 
Fortsetzung folgt ...