Rund um die Cordillera Huayhuash und Cordillera Raura

Catac - Huaraz, 30.08.2018

Entfernung 46 km,
Bergauf 260 m,
Netto Fahrzeit 2:30 h

Nachdem wir gestern durch das Eintreffen in Catac unsere Reiseschleife schon geschlossen hatten, bleibt heute nur noch das Ausrollen ins nahe Huaraz. Die restlichen gut 40 km sollten eigentlich ganz entspannt ablaufen. Gut, das Aufstehen um 5 Uhr trotz dieses schwachen Tagesprogramms, trägt erstmal nicht zur Entspannung bei. Um fünf nach sechs stehen wir somit reisebereit bei knapp über Null Grad und wolkenfreiem Himmel auf der Straße.



Eigentlich wollte ich mir den Start des Rennens ansehen, der für acht Uhr an der Plaza angesetzt ist, wenn wir schon mal hier sind. Aber dort ist noch nichts los und die zwei Stunden hier in der Kälte rum stehen macht natürlich keinen Sinn. Also rollen wir weiter Richtung Stadtrand.

Viel Auswahl, der PE-3N mit ihren zum Teil chaotischen Autofahrern zu entgehen, haben wir leider nicht. Damit es landschaftlich nicht zu langweilig wird, hatte ich bis Recuay einen kleinen Schlenker mit Höhengewinn östlich des Río Santa eingeplant. Wir fahren also wie letztes Jahr die asphaltierte Straße Richtung Chavin hoch. Noch scheint die Sonne nicht ins Tal, aber sie kann jeden Moment vor uns über dem Berg aufgehen.



Bis es soweit ist, haben wir schon mit zwei Hunden zu kämpfen, die uns auf der Straße verfolgen. Ich wünsche mir eine Fernsteuerung mit Knopfdruck an den Lenker, die bei Bedarf einen Abwehrmechanismus in Gang setzt. Das ständige Absteigen, Anschnauzen und/oder Steinewerfen kommt mir viel zu ineffektiv und veraltet vor. Zumal die Viecher auch nicht wirklich lernfähig wirken; wenn ich zu früh wieder aufsteige laufen sie mir wieder hinterher oder fallen Karin an. Nur ein echter Treffer mit dem Stein oder ein Tritt gegen die Schnauze helfen akut, aber so nah möchte ich die Kläffer nach meinem Erlebnis bei Pasco gar nicht mehr heran lassen.





Außerhalb des Ortes hat die leicht ansteigende Straße noch einen anderen Nachteil, denn welcher peruanische KFZ-Lenker möchte schon das Gaspedal lupfen, nur weil der Gegenverkehr das Überholen eines Fahrradfahrers behindert. Da zwängt man sich doch lieber dazwischen. Und überhaupt, Sicherheitsabstand zum überholten Radfahrer einhalten? Wofür denn? Ich bin nach kurzer Zeit so genervt, dass ich unseren Weg auf eine Nebenstrecke ohne Verkehr abkürze.

Dort haben wir es dann wieder mit den Hunden zu tun, die offenbar ausgeschlafen und gelangweilt vor der Haustür auf Unterhaltung warten. Karin hat mittlerweile eine Art hysterischen Frauenschrei entwickelt, der die meisten ihrer Angreifer zumindest irritiert.

In Recuay haben wir das Ende dieser Ausweichstrecke erreicht. Wir queren den Río Santa und fügen uns in den wenig angenehmen Verkehr der PE-3N. Glücklicherweise geht es meist bergab, so dass wir flott unterwegs sind, aber neben vielen sicherheitsbewussten Fahrern gibt es auch hier diese, die froh um ihre schützende Blechhaut sind.



Nach diesem nervenaufreibendem Morgen sind wir froh, als wir gegen halb neun in Huaraz einlaufen.





Wir finden ein ruhiges Plätzchen in der Fußgängerzone beim Lokal Trivio, wo ich meinen Reisebericht von gestern fertigstellen kann.



Wir vertrödeln fast den ganzen Tag dort; erst gibt es Frühstück, dann Mittagessen. Zur Kaffeezeit machen wir uns auf Richtung Unterkunft. Wir sind eigentlich zwei Tage zu früh zurück, aber es ist ein Zimmer für die restlichen drei Tage frei.

Räder abstellen und Zimmer beziehen sind schnell vorbei und schon gehen wir wieder in die Stadt; dieses Mal zum Café Andino, wo ich einen Zeitraffer zum Sonnenuntergang von der Terrasse machen möchte. Hier begießen wir das offizielle Ende der Tour mit einem Pisco Sour.





Anschließend schauen wir noch kurz zum Erfahrungsaustausch beim Mountainbike-Führer Julio vorbei, der direkt unter dem Café Andino sein Büro hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Terrasse vom Café Andino hat nicht wirklich den besten Bergblick, aber hier haben wir Zeit, den Zeitraffer bis zur Finsternis durchlaufen zu lassen

 
Für die beiden verbleibenden Tage gibt es kein festes Fahrprogramm mehr. Für Karin ist der Bedarf aktuell auch gedeckt, soweit ich sie verstanden habe ;-).

Bei den Lesern möchte ich mich für die vielen netten Kommentare bedanken. Ich hoffe, es war kurzweilig und unterhaltsam. Vielleicht nimmt der ein oder andere diesen Bericht als Anregung für eine eigene Perureise wahr, ich würde mich freuen, davon zu lesen.

Gruß
Guido
 
Was mich noch interessieren würde, seid Ihr so groß, oder die Peruaner so klein? Gemeinsam auf einem Bild sieht das echt krass aus...
 
Das mit dem Bild des Tages ist geschafft, vielen Dank an die, die mitgestimmt haben.

Gestern waren wir nur zu Fuß in der Stadt unterwegs. Das Wetter ist aktuell sehr trocken, wie die folgende Zeitrafferaufnahme belegt. Wolkenstimmungen kommen kaum auf.


Mehr Bewegung bieten da die Menschen selbst, wie diese Aufnahme an meiner Lieblingskreuzung in Huaraz zeigt:


Gruß
Guido
 
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Hi ihr 2.

Vielen Dank für diesen tollen Bericht mit tollen Bildern und Geschichten. Da kommt echt Fernweh auf. Wünsche euch eine gute Heimreise!
 
Aah...eins noch...kannst du deinen Materialverbrauch (Reifen, Schläuche,Kleinteile)näher beschreiben? Speziell die Reifen interesieren mich.

Von meinen Reifen mach ich mal Detailaufnahmen, wenn wir wieder zu Hause sind. Wir sind gerade beim Einpacken der Räder. Ansonsten musste ich einen Schaltzug ersetzen und drei Sätze Bremsbeläge; die montierten Beläge waren allerdings nicht ganz neu und der Schaltzug auch schon älter.

Reifenpanne hatte ich einen bei dem die Dichtmilch nicht mehr zu retten war. Wenn mal mal einen Schlauch im Reifen hat, dann muss man den bekanntlich auch flicken. Das war bei mir aber nur einmal (zwei Löcher) der Fall. Ein Schlauchtausch hat hier quasi ausgereicht.

Die Kilometer habe ich noch nicht aufsummiert. Ich schätze das waren so ca. 900 km, da ist der Verschleiß ganz in Ordnung.
 
Hab jetzt die letzten Tage nachgelesen und alle Fotos mit allen Details betrachtet - und für das BdT gestimmt.
Super schöner Bericht von einer hübschen Tour.
Danke fürs Mitnehmen und die hübschen Stummfilme.
Kommt gut heim. Würde mich über eine Nachbetrachtung freuen.
 
So, die Räder sind verpackt, das Zimmer geräumt, für den Rückflug sind wir eingecheckt. Heute Nacht geht es mit dem Bus nach Lima.

Vielleicht schon mal eine Betrachtung zum Thema Telefonversorgung/Internetabdeckung. Zunächstmal ist es recht einfach eine Telefonkarte hier zu bekommen, gegen Vorlage des Reisepasses und der Angabe des Wohnortes (Hotel in Huaraz).

Es gibt drei große Anbieter: Claro, Bitel und Movistar. Vor zwei Jahren haben wir mit Claro angefangen. Die hatten eine sehr gute Abdeckung in dem Tal von Huaraz bis Caraz, die Erreichbarkeit nahm aber auf der Nord- und Ostseite der Cordillera Blanca stark ab. Gerade dort gab es dann keine WLAN-Versorgung in den Unterkünften mehr, was in Summe eher ungünstig war.

Letztes Jahr haben wir dann Bitel getestet, die Erfahrungen kann man in unserem entsprechenden Bericht nachlesen. Es gab ein paar Lücken auf der Route, aber in Summe waren Abdeckung und Geschwindigkeit gut.

Für dieses Jahr sind wir bei Bitel geblieben (SIM Karte 6 Soles, 2 GB für einen Monat 30 Soles). Die Abdeckung war für diese spezielle Route allerdings nicht optimal. Wir haben fast ständig Empfang von Movistar gehabt, so dass ich daraus schließe, dass das die bessere Alternative gewesen wäre. Die 2 GB habe ich gestern beim Hochladen eines Videos aufgebraucht. Man kommt also mit diesem Volumen schon gut zurecht. Die 4G-Anbindung ist fürs Hochladen von Bildern oft deutlich performanter als das WLAN-Angebot der Unterkunft.

Der neugierdehalber waren wir gestern noch kurz in einem Movistar-Laden und haben mal nach den Tarifen geschaut. Das preiswerteste Angebot waren 4 GB für einen Monat für 38 Soles. Die SIM-Karte käme vermutlich noch dazu.
 
Huaraz - Laguna Shalap, 01.09.2018

Entfernung 46 km,
Bergauf ca. 1200 m,
Netto Fahrzeit 5:24 h

Nach dem gestrigen Bummeltag habe ich Lust auf etwas Bewegung. Karin mag heute keine nennenswerten Höhenmeter sammeln, also gehe ich alleine auf Tour. Letztes Jahr hatte Julio etwas von seiner Neuentdeckung zur Laguna Shalap erzählt. Gut zu fahren und ohne technische Schwierigkeiten, das Richtige für einen Abschiedsausflug.

Die Strecke hoch zum Taleingang haben wir letztes Jahr als Akklimatisationstour genutzt. Sie führt vorbei an Coyllur und Jancu bis auf knapp unter 4000 m.



Da ich heute alleine unterwegs bin, fahre ich die Strecke an einem Stück durch. Nach 2:10 h bin ich oben.

Der Pfad ins Tal wird fürs Vieh genutzt, das lässt sich an diversen Hinterlassenschaften leicht erkennen. Er ist recht eben und ohne größere Schwierigkeiten zu fahren.



Bald taucht eine Viehsperre auf, die nicht nur potentiellen PKW-Verkehr sicher abhält, sondern auch mit dem Rad kletternd überwunden werden muss.





Neben dem Weg rauscht ein kleiner Fluss, der das Schmelzwasser der Gletscher ins Tal fördert. Vorbei an märchenhaft krumpeligen Queñua-Bäumen führt der Weg etwas steiler seitlich hoch bis er wieder eben durch einem dichten Lupinenbestand führt.









Von den steilen Talhängen sind offenbar einige Felsbrocken beachtlicher Größe hinabgestürzt, die der Weg umkurvt.





Einige Kühe weiden hier, der Gesamtbestand von vielleicht 30 Stück ist sehr weiträumig über den Talboden verteilt. Im oberen Bereich verteilen kleine Bewässerungkanäle Feuchtigkeit über das Weidegelände und fluten dabei auch den Weg abschnittsweise.







Hinten im Tal windet sich der Weg etwas steiler eine Moräne hoch, die zum Stauwehr des Bergsees gehört.





Den See selbst mit seinem grünlichen Wasser finde ich landschaftlich nicht besonders aufregend. Er ist gegen Überflutungsgefahren stark abgesichert, herabfallendes Gletschereis kann so nicht zu einer Schlammflut unten in Huaraz führen.





Auf dem Rückweg treffe ich den Franzosen Victor. Er ist zu Fuß unterwegs, will am See zelten und fürs Abendessen ein paar Forellen fangen.





Er reist schon seit einem Jahr durch Südamerika, hat in Kolumbien einige Monate in seinem Beruf als Chef de Cuisine gearbeitet und will das demnächst auch in Lima tun. Ich wünsche ihm noch alles Gute und rolle weiter zum Talende.





Von dort folge ich der letztjährigen Route rüber nach Pitek und hinab nach Huaraz.
 
Willkommen zurück im deutlich dichtbesiedelteren Gefilde. Flug war hoffentlich ok.... fur jetzt ein gutes hineingleiten in den Alltag.
Großes Dankeschön fur den klasse Bericht. War selbst zwischen durch mal weg, aber auch ds Nachlesen, bseondres mit den tollem Fotos am großen Monitor macht Freude.

Danke denn und freu mich schon auf nachstes Jahr :daumen:
 
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