Rund um die Cordillera Huayhuash und Cordillera Raura

Cerro de Pasco - Yanahuanca, 24.08.2018

Entfernung 66 km, Bergauf 600 m, Netto Fahrzeit x h

Die Stadt steckt im Nebel als wir aufstehen. Dafür sind praktisch alle Sachen trocken geworden, der Heizstrahler hat seinen Zweck erfüllt.





Um aus der Stadt in die richtige Richtung heraus zu kommen, müssen wir das riesige Tagebauloch quasi zu 180 ° umfahren. Zu gerne würden wir mal einen Blick hineinwerfen, aber es ist mit einer hohen Mauer und Stracheldraht umgeben und dort, wo man über diesen Schutz hinweg sehen kann, limitiert der Nebel die Blickweite.



Die am Straßenrand stehenden Schüler haben alle einen Flugdrachen dabei. Ob die den heute wirklich alle aufsteigen lassen wollen?



Die Straße außerhalb der Stadt hält sich um die 4300 m, der Nebel ist recht konstant mit Sichtweite um 50 m. 24 km fahren wir so dahin, immer in der Nebelsuppe. Das Grasland ist leicht eingeschneit, nicht hoch, aber der Boden ist bedeckt, die Gräser sind befroren.







Es wird zwar immer heller und wir werfen schon einen leichten Schatten auf die Fahrbahn, aber erst, als wir fast 4400 m erreichen, tut sich ein Nebelloch auf, das für einen kurzen magischen Moment sorgt. Quellende Wolken und ein paar Berggipfel werden sichtbar.









Die Straße verliert wieder an Höhe und wir verschwinden erneut in der Suppe. Irgendwann sollte die Sonne den Nebel auflösen können. Eine dreiviertel Stunde später machen wir Pause an einer Abzweigung und während wir da so sitzen und unser Pan con Queso verzehren, lichtet sich auf einmal alles und innerhalb von 10 Minuten ist der ganze Nebelspuk verschwunden.



Erst jetzt sehen wir, dass wir uns in einer leichten schneebedeckten Hügellandschaft bewegt haben. Ein wenig weiter haben wir eine Aussicht in Richtung Huayhuash, der Yerupajá als markant höchster Berg der Gruppe, ist gut auszumachen.





Es geht nun etwas bergab in ein schneefreies Tal, dort liegt der Ort Tambopampa.



Eigentlich lief mal der Camino del Inca hier durch, dieser ist nun aber weitgehend von der Straße überbaut. Erst hinter Cuipán können wir eine kleines Stück als Abfahrt nutzen,







Die Hauptstrecke beginnt dann etwas später. Der Camino ist hier meist ein gut gepflegter Wiesenpfad. Nur in steileren Abschnitten, als das Tal enger wird, ist er schon mal steinig, bzw. mit dicken Steinbrocken und mit Stufen ausgelegt.











Im Ort Chipipata stoßen wir auf die querende Hauptstraße. Hier sind wir auf ca. 3700 m und damit in markant wärmerem Klima als heute morgen noch. Von hier aus sieht der Plan vor, die archäologische Stätte Ichugan zu besichtigen. Die ist von der Straße aus zu Fuß gut zu erreichen, allerdings müssen wir die Straße ein Stück hoch fahren, um zum Eingang zu kommen.







Der Fußweg selbst ist mit bunt angemalten Steinen markiert, und führt schnell die rund 50 m bergauf. Ichugan liegt auf einer Bergschulter; man hat von hier schöne Talblicke zu mehreren Seiten und auch markante Tiefblicke ins Tal.







Auch die Strecke, die wir übermorgen wieder hoch müssen, kann man von hier schon sehen.



Um nun nach Yanahuanca hinunter zu kommen, wollte ich nicht einfach die Straße hinunter fahren, sondern idealerweise den Inka-Weg benutzen. Dieser führt am Sportplatz vorbei hinunter, und ist außerhalb der Bebauung tip-top gepflegt und gut erkennbar.





Das geht so bis zu einer kleinen Hütte, dahinter unterliegt er ungepflegtem Zerfall. Wir folgen ihm noch ein paar hundert Meter, aber an einer Rinne ist Schluss für uns, hier ist der Weg weg gewaschen und der weitere Verlauf sieht auch nicht mehr gut aus.



Wir schieben wieder zurück und treffen hinter der Hütte auf eine Einheimische, die uns erklärt, wie man auf einen Weg nach unten kommt.



Zunächst gilt es, die Schafsweiden zu queren und dann einem Viehtriebsweg zu folgen. Schließlich treffen wir auf einen anderen Weg, der mit deftiger S2-Qualität bis hinunter in die kleine Stadt führt.





In dem auf schon fast kuschelig warmen 3184 m liegenden Ort quartieren wir uns im Hotel Plaza ein. Das Zimmer ist ziemlich klein, aber es gibt richtig warmes Wasser zum Duschen.
 
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Hier noch ein Nachtrag, das Erlebnis hatte ich offenbar schon fast verdrängt.

Während unserer Nebelfahrt kommt es zu einer Hundebegegnung besonderer Art. Rechts im Schnee liegt eine Alpakaweide, daneben sind zwei Hunde angeleint, jeweils neben ihrer Hundehütte. Die beiden bemerken uns schon von weitem, kläffen was das Zeug hält und reißen an den Leinen. Wir sind schon fast vorbei, da bemerke ich ein Reißen an meinem rechten Fuß. Ein dritter Hund ist lautlos von hinten angeschossen gekommen und hat nach meinem Fuß geschnappt. Glücklicherweise hat er nur meine Gummihose erwischt und ein Stück herausgerissen. Ich halte sofort an, schnauze ihn laut an, was ihn sofort zurückweichen lässt. Ich laufe ihm hinterher, hebe nach peruanischer Art noch einen Stein auf und werfe nach ihm. Mein Puls ist auf 180, ich könnte das feige Vieh erwürgen. Hilft aber nicht. Nach der Schadensbeurteilung geht es mit langsam ruhiger werdendem Puls weiter durch den Nebel.



Nachtrag, habe ich heute beim Anziehen erst bemerkt:



Der rechte Beinling war runtergerutscht und beim Biss in Knöchelhöhe. Nicht schade drum, da schon zwanzig Jahre alt, aber die Löcher zeigen das Potential.
 
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Yanahuanca, 25.08.2018

Entfernung 29 km, Bergauf 550 m, Netto Fahrzeit 3 h

Über das heutige Programm muss zunächst noch diskutiert werden; der Plan sah vormittags eine Auffahrt nach Rocco mit Besichtigung der Ruinen von Goñicutac und nachmittags einen Aufenthalt in den Baños Termales bei Tambochaca vor. Karin würden aber die Thermen vollkommen ausreichen. So drehen wir den Plan um und ich darf nachmittags alleine das Fahrrad ausführen.

Die Ideen für das Kulturprogramm der Region habe ich übrigens aus der sehr empfehlenswerten Serie "Reportaje al Peru" des peruanischen Fernsehsenders "TV Peru"; läuft immer Sonntags 18:00 Uhr. Empfangen kann man den bei uns leider nicht, aber es gibt einige Peruaner, die die Sendungen aufzeichnen und dann bei Youtube einstellen. Zu Yanahuanca gab es einen eigenen Beitrag, zu Huayllay übrigens auch.

Das Thermalbad ist nur rund 4 km flussaufwärts; damit die Anfahrt nicht zu langweilig wird, erkunden wir noch ein wenig den Camino del Inca bzw. dessen Überreste. Auf halber Strecke gibt es - vermutlich dort, wo es mal eine reale Inkabrücke gab - eine Fußgängerhängebrücke, die mal wieder gewartet werden sollte, denn die Seile, die als Seitengeländer dienten, sind nur noch rudimentär vorhanden.



Dennoch kreuzen wir dort den Fluss, um auf der anderen Seite einen in den Fels gehauenen Pfad zu erkunden. Fahren kann man dort nicht, aber das Spaziervergnügen über dem rauschenden Fluss ist auch nicht zu verachten.









Das Thermalbad hat ein großes Becken im Freien und 11 Einzelkabinen zum Baden. Wir buchen das Freibad für 1,50 Soles pro Person. Die Räder dürfen wir mit hinein nehmen und in einer Ecke abstellen. Das Wasser ist durch seinen Eisengehalt trüb und etwas grün-bräunlich und hat eine Temperatur von etwas über 30 °C. Die brodelnde Quelle selbst kann man auch besichtigen.







Durch die mäßige Temperatur kann man sich länger im Bad aufhalten, ohne einen roten Kopf zu bekommen. Das machen wir dann auch für gut eine Stunde. Zunächst sind wir die einzigen im Becken, die direkt daran liegenden Einzelkabinen sind aber gut besucht. Die Badezeit ist dort auf 30 min begrenzt und es gibt immer Leute, die auf eine freiwerdende Kabine warten. Später füllt sich das Becken auch zunehmend.

Es ist für uns interessant, die einheimischen Besucher zu beobachten (gleiches gilt wohl auch andersherum), kein Einheimischer kann nach europäischen Maßstäben gut schwimmen. Erwachsenen Frauen gab es gar keine, die sich schwimmend in dem Becken bewegten.





Nach dem Badevergnügen, gehen wir noch in ein angrenzendes Minirestaurant für eine Caldo de Gallina. Direkt gegenüber auf der anderen Flussseite im Ort Villo gibt es auch ein Thermalbad, das aber deutlich weniger beliebt ist, wir konnten gerade mal zwei Badegäste zählen; es soll auch kälter sein, als nebenan.





Wieder in Yanahuanva versuchen wir Geld zur Überbrückung der kommenden ländlichen Region zu besorgen. Die örtliche Banco de la Nación kann auf Kreditkarte keine Auszahlung vornehmen und Euros werden keine getauscht, nur Dollares. Es gibt noch zwei Bank-Agenten im Ort, bei denen sieht die Lage ähnlich aus.





Unsere Geldwechselbemühungen sprechen sich im Ort offenbar herum, so dass Karin schließlich angesprochen wird, dass man woanders noch Euros tauschen könnte. Die Person ist ein Geschäftsmann, der einen Eisenwarenhandel betreibt. Er tauscht uns 100 EUR und bietet sich noch als Touristenführer an. Rundherum gibt es einiges an Ruinen; ein interessanter Aussichtspunkt ist Chumbivilca oberhalb von Tupac, den ich mir schon als erweiterte Exkursion zurechtgelegt hatte. Wir lassen uns mit den Rädern für 50 Soles zum Ort hoch fahren.







Von Tupac aus sind es noch 300 Höhenmeter über eine Piste und nochmal ein kurzes Stück über einen gepflasterten Fußweg bis zu den Ruinen.





In der Tat hat man von hier (4060 m) einen schönen Blick. Heute ist sogar der Gipfel des Yerupajá frei von Wolken.











Bei der Abfahrt begegnen uns diverse Landarbeiter, die ihr Vieh nach Hause treiben.







 
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der hundebesitzer ist doch bestimmt versichert? ansonsten würde ich das sofort dem Anwalt übergeben.:cool:

spaß beiseite, sei froh, daß das kein patou war ;)

Ich hatte in der Tat kurz überlegt, ein junges Alpaka als Entschädigung mitzunehmen, das hätte aber die weitere Reisegestaltung erheblich verkompliziert. ;-)
 
Hallo Guido,

du lieferst hier super Informationen über ein teilweise unbekanntes Peru und zeigst noch gleichzeitig tolle Aufnahmen.
Mit Hunden hatte ich eigentlich nur einmal in Equador Probleme, auf dem Weg zum Tunguruhua. Aber dazu ein guter Spruch:
"Wer mit den Wölfen heult, hat die Hunde nicht zu fürchten"
Gute Weiterfahrt.
Hans
 
Hallo Guido, Hallo Karin,
ich war selber die letzte Zeit im Urlaub und hab erst jetzt Zeit euch mal zu schreiben. Ich selbst kann mir so was gar nicht vorstellen, aber eure Berichte lassen mich doch irgendwie eure Erlebnisse mitfühlen. Sehr, sehr interessant. Und ein großes Kompliment für die absolut tollen Bilder! Ich freu mich auf ein Wiedersehen zu Hause und bin schon sehr gespannt auf eure Berichte.
Euer Home-Guide, Max Eisenhax
 
Sehr schöne Berichte und wieder tolle Bilder. Und danke für die Stummfilme
Genießt die schönen Tage und die Landschaft!
 
Yanahuanca - Laurichocha, 26.08.18

Entfernung 43 km, Bergauf 1400 m, Netto Fahrzeit 5:50 h

Unsere Strecke führt heute zunächst wieder ein Stück flussaufwärts vorbei an unserer hübschen Hängebrücke und dem netten Felsenpfad. Wir können zufällig erleben, dass der nicht nur touristischen Zwecken dient.





Dahinter geht es in diversen Serpentinen hinauf nach Huarautambo, vorbei an netten Wasserfällen.







Als Verbindung zum Nachbarort Astobamba dient eine der wenigen noch erhaltenen Brücken in der typischen Inka-Bauweise mit mehreren kleinen Toren. Diese hat schon mehr als fünfhundert Jahre mit unterschiedlichsten Wassermengen überdauert, ohne Schaden zu erleiden. Für den Autoverkehr hat man sie gesperrt, was der weiteren Erhaltung sicher zu Gute kommt. Leider liegt auch hier einiges an Müll im Wasser, was eigentlich nicht sein müßte und auch wenig fotogen wirkt. Ein paar gut erreichbare Plastiktüten fische ich heraus, das verbessert leider nicht den Gesamteindruck.







Eine Gruppe Jungs sammelt sich schnell um unsere Räder, besonders das am Lenker befestigte GPS-Gerät weckt starkes Interesse. Natürlich wird auch nach dem Preis gefragt, aber hier sage ich nur, der wäre nicht wichtig.



Etwas versteckt liegt hier noch ein Inka-Haus, das in dieser fugenfreien Bauweise errichtet ist, wie man sie aus Cusco und Umgebung kennt. In dem Grabungsbereich davor werden ein Alpaka und ein Lama gehalten, die nicht sehr scheu sind und sich anfassen sowie gut von Nahem fotografieren lassen.





Gegenüber in Astobamba gibt es eine gut gepflegte Plaza, in der ein Inka-König die zentrale Figur auf dem Brunnen stellt.



Hier gäbe es auch einen archäologischen Bereich, dessen Besichtigung schenken wir uns aber.



Die Straße führt weiter das Tal auf der linken Seite hoch, während der Camino del Inca rechts, zunächst meist unter uns verläuft. Das macht es einfach, dieses großzügig in drei bis vier Metern Breite angelegte Bauwerk zu bewundern. An einem Wasserfall windet sich der Weg mit zahlreichen Stufen kunstvoll in die Höhe.









Hier oben zweigt er nach rechts in ein Seitental ab, um einen kürzeren Weg zu verfolgen. Wir bleiben auf der noch nicht allzu alten Straße, die sich in angenehmer Steigung weiter ins (Weide-)Hochland vorarbeitet.



Bald haben wir die 4000er Grenze überschritten; viel besonderes zu sehen gibt es hier nicht: Die Felsen sind grau, der Bewuchs eher grün, nicht so gelblich trocken, wie wir es auf der näher am Pazifik gelegenen Hinstrecke angetroffen haben.



Immerhin gelingt es mir, endlich einen der hier extrem häufigen Spechte zu fotografieren; die haben wir über 4000 m schon zu Dutzenden gesehen. Sie sind äußerlich und vom Verhalten her unserem heimischen Grünspecht sehr ähnlich. Ihr markanter Fluchtruf verrät sie schon von Weitem, allerdings lassen sie keinen nah an sich heran.



Außerdem können wir noch ein paar Viscachas ausmachen, die nahe der Straße in ihren Höhlen wohnen. Ihre Fotodokumentation ist uns bisher noch nicht gelungen, da sie extrem scheu sind.

Bis wir einige Lamas sehen, müssen wir schon bis auf 4300 m hinauf. Was uns aber immer noch fehlt, sind Vicuñas. Die haben wir noch nicht zu Gesicht bekommen.



Kurz vor dem ersten Pass (Condorbamba 4471 m) bekommen wir endlich mal wieder einen Nevado zu Gesicht, den Santa Rosa.



Direkt dahinter kommt auch die Huayhuash-Kette wieder in Sichtweite. Unsere Panoramastraße bleibt noch eine ganze Weile auf 4400m, so dass wir noch ein paar Gelegenheiten für Fotos bekommen.





Leider schattet die recht starke Bewölkung großflächig ab, gutes Fotolicht bekommen wir so nicht. An einem zweiten Pass weiden ein paar Lamas, die sich immerhin als Silhouette eignen.



Die Abfahrt nach Lauricocha hätte weiteres Fotopotential, da sie in eine erstaunlich weiche, hügelige Weidelandschaft hinab führt. In dem Ort mit dem etwas merkwürdigen Namen "8 de Diciembre" kaufen wir noch ein paar Kekse, bis Lauricocha ist es dann nicht mehr weit.







Spannend an unserem Zielort ist, ob es hier überhaupt Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Dazu konnte ich nichts finden. Immerhin gibt es hier drei Sehenswürdigkeiten, den großen See, die längste intakte Inka-Brücke Perus und die Cuevas de 14 Ventanas, als Fundort des nachweislich ältesten Amerikaners. Da sollte irgend etwas möglich sein, zur Not ein Quarto Privato.

In einer Tienda fragen wir nach und treffen auch gleich auf den Verantwortlichen für das örtliche "Hotel" (so seine Wortwahl). Es gibt ein größeres rotes Gebäude mit Innenhof, das von außen allerdings die ein oder andere zerstörte Fensterscheibe zeigt. Innen gibt es 11 Räumlichkeiten, von denen aktuell zwei belegt sind. Wir bekommen ein großes Vierbettzimmer mit eigenem Bad (Dusche funktioniert nicht und Wasser gibt es nur kalt) für 15 Soles pro Bett.







Ein warmes Abendessen bekommen wir nach Bestellung bei seiner Frau in der Tienda. Es gibt Trucha aus dem See, Papas und Tomaten mit Zwiebeln, dazu einen Tee für je 10 Soles pro Person.



Unterhaltung leisten uns dabei die beiden Töchter (12 und 9), so dass wir unser Spanisch etwas üben können.

 
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Extrem schöne Wasserbilder... und das Silhouettenlama macht Laune. Der Müll gehört in Peru leider dazu, genau wie in Süditalien. Eine andere gute Antwort auf die obligatorische Frage nach dem Preis für ein Bike: "Dafür muss man drei Monate arbeiten".
 
Lauricocha - Baños, 27.08.2018

Entfernung 44 km, Bergauf 720 m, Netto Fahrzeit 4:12 h

Von den drei Sehenswürdigkeiten Lauricochas mussten wir die Besichtigung von zweien auf heute verlegen. Wir starten mit den Cuevas de 14 Ventanas, aber vorher noch ein Wort zum Wetter. Kaum dass wir gestern abend im Bett waren, begann es zu regnen. Soweit ich das mitbekommen habe, hat es nachts nicht durchgehend geregnet, aber der Himmel präsentiert sich heute grau in grau und die Wolken liegen auf den nahen, noch nicht einmal besonders hohen, Bergen auf.

Die Höhlen sind insofern etwas besonderes als dort die sterblichen Überreste eines Mannes gefunden wurden, der ca. 9500 B.C. gelebt hat und somit den ältesten Fund eines Amerikaners darstellt. Sie liegen in einer steilen Felswand schräg so angeordnet, dass alle zig Meter ein Fenster entsteht, aus dem man mit allmählich zunehmender Höhe in die Landschaft schauen kann.

Der Weg dorthin soll von der Brücke aus leicht zu finden sein, hieß es gestern. Das ist auch der Fall, bis wir auf einen kleinen querenden Fluss stoßen. Schwer definierbare betonierte Reste sind in diesen hinein gestürzt, ohne dass sich jemand um eine neue Passage gekümmert hätte. Eine Furt lässt sich schon finden, allerdings ist der ca. 1,40 m hohe senkrechte Gegenhang nur mit Schwierigkeiten zu erklimmen.



In leichtem Nieselregen geht es weiter durch Wiesen und über Begrenzungsmauern; Einrissstellen helfen bei der Orientierung und beim Überwinden dieser Mauern. Einen richtigen Weg gibt es hier nicht mehr.





Am Eingang unter der steilen Wand finden wir zunächst eine Blechtür, die von einem Stein zugehalten wird und dahinter noch ein offenes Holztürchen.



Wie überall in Peru liegt hier diverser Müll herum, Plastikflaschen, Bonbonpapiere, Verpackungsfolie von Riegeln und dergleichen. Ich nehme mir ein paar Minuten Zeit und trage das ganze Zeug zusammen. Wir haben eine Lebensmitteltüte und Karins Einkaufstasche dabei, darin bringen wir den Abfall knapp unter.



In der Höhle selbst kann man meist gut stehen, es gibt ein paar engere Stellen, die man durchklettern muss. Auf dem Bauch herum kriechen ist glücklicherweise nicht notwendig. Nach ca. 20 - 30 m Wanderung im Dunkeln haben wir das erste Fenster erreicht und können auf das leicht beregnete Tal hinunter schauen.





Den Ehrgeiz, noch höher zu steigen, haben wir nicht, zudem hat der Tag auch noch andere Ziele.

Als Weg zurück wählen wir eine leicht andere Route, links am Haus vorbei ersparen wir uns das Übersteigen der Weidebegrenzungsmauern.

Gleich am Dorfrand begegnet uns ein älterer Herr, der uns fragt, wohin und woher etc. Wir präsentieren stolz den gesammelten Müll der Cuevas, worauf er etwas irritiert schaut und fragt, ob wir den Müll dort eingesammelt hätten. Seitlich an der Dorfwiese stehen Müllfässer herum, dort werden wir unser Sammelgut bequem los.



Die Wiese selbst hätte so eine Aktion auch mal nötig, da kämen sicher mehr als zwei Tüten Basura zusammen.



Wir machen uns radlfertig, packen alles zusammen und fahren in Richtung dritter Attraktion, die "Puente de 24 Ventanas". Diese überquert gleich hinter dem Dorf den Río Lauricocha, der eben genau hier aus der Laguna Lauricocha entspringt. Dieser Fluss vereint sich später übrigens mit dem Río Nube und wird damit zum Río Marañon; diesen hatten wir letztes Jahr an anderer Stelle besucht. Der Río Marañon ist übrigens einer der beiden Quellflüsse des Amazonas; man könnte also sagen, dass ein Teil des Amazonas der Laguna Lauricocha entspringt.



Die Brücke hat die gleiche Bauweise, wie die in Huarautambo und ist die längste noch erhaltene ihrer Art in Peru.



In Funktion ist sie nicht so richtig; von der einen Seite hat man sie mit großen Steinen verlegt, so dass keine Fahrzeuge auf sie gelangen können (macht Sinn), von der anderen Seite ist sie mit einem Stacheldrahtverhau abgesperrt, der vermutlich verhindern soll, dass man einem Fußweg über Privatgrund Richtung Ort folgt.

Wie dem auch sei, sie wirkt schon ganz nett, aber ihrer Bedeutung wird die Art der Zurschaustellung nicht gerecht.



Mittlerweile ist es halb elf und es wird Zeit, dass wir uns nach Baños aufmachen. Die Straße führt bergauf und ist durch den Regen der letzten Stunden schön aufgeweicht.





Jetzt lernen wir erstmalig das Schlammphänomen kennen, das schon so mancher Regenzeitfahrer beschrieben hat. Was vorher Staub war, bleibt nun am Reifen kleben und lagert sich im Umfeld des Umwerfers zentimeterdick ab. Eine Aufgabe besteht nun darin, die Wegspur so zu wählen, dass man möglichst wenig dieser Masse aufsammelt.





Die Landschaft rundherum besteht aus dem üblichen Weideland, dank der kräftigen Bewölkung läßt sich leider kaum ein Eisriese als Hintergrund blicken.







Als wir die HU-110 erreichen, wird der Belag endlich schlammfrei fahrbar.



In Antacolpa wechsle ich hinten den Schlauch, denn der aktuelle verliert langsam Luft. Während dessen besorgt Karin Nahrungsmittel für den Rest des Tages.





Hinter dem Ort geht es gleich wieder rauf, und wir kommen auf die HU 109, die gerade neu ausgebaut wird. Der Belag ist schön glatt, eine Rüttelmaschine fährt auf ihr hin und her.





Später treffen wir noch Arbeiter, die die Kilometrierung mit Pinseln auf Steine am Straßenrand malen.

Als wir uns langsam Baños nähern, taucht vor uns ein Regenvorhang wie eine Barrikade auf. Er bewegt sich langsam von Ost nach West, aber wenn wir Pech haben, müssen wir da noch durch. Letztendlich ist der Regen nicht so starkt wie befürchtet und in Paracsha scheint die Sonne schon wieder, als wäre den ganzen Tag über nichts gewesen.





Hinter dem Dorf wartet dann noch ein kleiner Höhepunkt auf uns. Hier habe ich eine Abfahrt ins Tal zum Río Nube hinunter in die Karte eingezeichnet, die es zu testen gilt. Der Weg gibt sich sehr gemischt, von S0 bis S2 und bachbettartiger Anmutung ist im schnellen Wechsel alles dabei. Ich finde ihn nicht so übel, aber Karin hat da ihre eigene Meinung.















Unten direkt neben dem Fluss braucht er noch eine ganze Weile, bis endlich etwas wirklich schön zu fahrendes aus ihm entsteht. Die letzten zwei Kilometer vor Baños bzw. Merced machen aber richtig Spaß.



Im Ort schauen wir schnell nach einer Bleibe und finden das Hostal Aviles. Zwar gibt es dort kein warmes Wasser zum Duschen, aber es ist richtig sauber und für 15 Soles pro Cama angenehm preiswert.

Das fehlende warme Wasser machen wir durch eine Fahrt zu den Baños Termales wett. Bis neun haben die noch auf; die 3,5 km überbrücken wir mit einer Mototaxifahrt. Das wollten wir immer schon mal ausprobieren. Da wir zu einem Gefährt dazu steigen, in dem schon ein Passagier sitzt, muss sich die arme Maschine mit dem Gewicht von vier erwachsenen Personen abquälen. Die Straßen haben hier viele Schlaglöcher, so dass die Fahrt zu einem echten Schaukelerlebnis wird (3 Soles pro Person).



Heute würden wir gerne eine Einzelkabine buchen, die gibt es hier aber auch nur für 30 Minuten. Wir fragen nach einer Variante mit 1 h Badezeit und bekommen, nachdem wir dem Bademeister erklärt haben, woher wir kommen, was wir machen etc. eine eigene etwas größere in Betrieb genommen. Die hat sogar eine separate Zuleitung für kaltes Wasser, so dass man sich die richtige Temperatur selbst mischen kann.



 
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Der Kollege mit Hut auf dem Bild konnte Dir sicher wertvolle Hinweise beim Reifenwechsel geben.
Ich habe es ja auch schon geschrieben, der Bericht ist einfach saugut die Fotos und die relaxte Art zu schreiben machen einfach total Spass zu lesen, dazu sehr informativ.
 
Baños - Huallanca, 28.08.2018

Entfernung 67 km, Bergauf 1250 m, Netto Fahrzeit 5:40 h

Heute gibt es doch tatsächlich mal einen wolkenlosen Sonnenaufgang, ich kann es kaum glauben. Die Luft muss knapp über Null Grad haben, denn im Tal gibt es Reif auf dem Wiesengras. In unserem Hostal, das immerhin 18 Zimmer hat, kann man aufs Dach steigen, um über die Stadt zu schauen. Dort sieht es aus, wie auf einer Baustelle, das nächste Stockwerk kann offenbar sofort fertig gestellt werden, sobald Bedarf besteht.







Um an unsere Räder zu gelangen müssen wir unsere Wirtsleute noch aus dem Bett klopfen, zumindest hat es den Anschein. Bezahlt haben wir auch noch nicht, das mache ich am liebsten noch am Anreisetag, damit uns morgens nichts aufhält. Aber gestern gab es dafür keine rechte Gelegenheit.

Der Ort hat ausgesprochen viele Unterkünfte, von denen in der OSM noch nichts erfasst ist. Während Karin noch ein paar Lebensmittel einpackt, drehe ich eine kleine Runde, und nehme die prominenteren Hostales auf, damit die POI-Suche in der Openstreetmap hierzu mal was ausspuckt.

Unsere Auffahrt ist heute ausgesprochen grob. Man könnte der ganzen Straße bis Huanucopampa ein S1 verpassen und hätte damit gut 70 % richtig abgedeckt. Dafür haben wir heute mal wieder richtiges Sonnenlicht, da macht das Fotografieren doch gleich wieder mehr Spaß.







Die Straße windet sich in Serpentinen den Hang hoch in ein nach Nord-Westen ansteigendes Tal hinein.



Mir fällt auf, dass es hier recht viele Quenua-Bäume gibt, wo doch sonst gerne der importierte Eukalyptus dominiert. Ob das absichtlich oder nur zufällig so ist, kann ich nicht beurteilen. Gestern waren mir schon kleinflächige Quenua-Anpflanzungen aufgefallen. Jung wächst er strauchartig mit vielen Ästen, die dann mit zunehmendem Alter immer weniger werden. Nachhaltigkeit scheint mir in Peru aber kein dominierendes Thema zu sein.





Im Weiler Huaracayog halte ich auf der Straße direkt neben der Schule kurz an, um auf Karin zu warten. Ein paar Schüler haben mich gesehen und wenig später kommt ein Lehrer mit zwei Schülerinnen auf mich zu, die er vorschickt. "Hello!" tönt es von den beiden in Englisch, ich Grüße mit "Hola!" zurück. Es entwickelt sich das übliche Gespräch auf Spanisch, woher wir kommen, wohin wir fahren etc. Den Lehrer scheint es irgendwie zu überraschen, dass man in Deutschland kein Englisch sondern Deutsch spricht. Ich habe mir angewöhnt, die Leute zu fragen, ob sie wissen, wo Deutschland ist; meist bekomme ich ein ehrliches "nein" zur Antwort, hier bei dem Lehrer bin ich mir nicht sicher, ob er es wirklich weiß. Ich nehme mit vor, mir bei der nächten solchen Gelegenheit beschreiben zu lassen wo es liegt.



Der Lehrer erzählt mir, es gebe in Peru viele Idiome, wie z.B. Quechua. OK, denke ich mir, "Sprechen die Schüler hier denn Quechua?", "Nur wenig" ist seine Antwort, in Huaraz würden die Leute mehr Quechua sprechen. Interessiert sind sie auch daran, wie lange man denn von Baños mit dem Fahrrad hierher benötig. Ein Blick auf die Uhr zeigt, es waren ziemlich genau drei Stunden. Bis nach La Union sollen es noch weitere zwei sein. Das könnte einigermaßen passen, denn dorthin geht es bald nur noch bergab.

Wenig später ist die langgezogene Abfahrt erreicht, vorbei an Waschgelegenheiten im Wildbach geht es hinab. Viele Hütten haben hier ein Grasdach, aber auch ein kleines Solarpanel zur Stromgewinnung.













In Saccha kaufen wir nochmal ein paar Lebensmittel, dahinter ist es nicht mehr weit bis nach Huanuco Pampa, eine alte Inkasiedlung, die direkt am Qhapaq Ñan (http://qhapaqnan.cultura.pe/), dem Camino del Inca liegt.





Der Eintritt beträgt hier stattliche 5 Soles, nicht wirklich zu viel, aber eine ungewöhnliche Summe für das ländliche Peru.



Die weitläufigen Anlagen machen einen gepflegten Eindruck, wir beschränken uns auf die Standardrunde (die Räder dürfen übrigens nicht mit hinein). Hier in der Ebene ist es für uns ungewöhnlich trocken und warm. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt.



Es gibt einige Gebäudereste, die in dem bekannten fugenfreien Verfahren erbaut sind. Der zentrale Ushnu ist riesig im Vergleich zu dem in Pumpu. Ein Teil der Anlagen wird gerade renoviert, die teilweise doch recht hohen Mauern sind einsturzgefährdet.









Weiter geht es nach La Union. Direkt vor dem archäologischen Areal wird gerade die Straße asphaltiert, wir werden parallel zur Baustelle durch Gallaycancha umgeleitet.





La Union ist eine richtig große Stadt, hier wollte ich nochmal Geld nachlösen. Der einzige Cajero Automatico, an der Banco de la Nación, ist gerade außer Betrieb, vor der Bank gibt es eine Schlange, die bis zum Schalter hinein reicht. Wir klappern ein paar andere Banken ab, aber die wollen meine Kreditkarte nicht und Euros will auch keiner tauschen. Also reihe ich mich in der genannten Schlange ein. Es dauert nicht lange, da werde ich von einem Sicherheitsbeamten angesprochen, dass der Automat wieder funktioniere, und tatsächlich, dort lässt sich nun ohne Wartezeit Geld ziehen.

Bis nach Huallanca führt die Straße dem Flußlauf nach im Tal entlang noch ein Stück hinauf. Die Zeit ist schon fortgeschritten, aber wir gehen die Strecke dennoch an. Bald passieren wir eine kleine, stark rauchende Anlage, in der das Bitumen für den Straßenbelag vor Huanucopampa hergestellt wird. Arbeitssicherheit ist was anderes, aber die Arbeiter winken uns freundlich zu.





Die Bewölkung deckt mittlerweile 100 % des Himmels ab und es fallen einzelne Tropfen, ohne dass es richtig regnet.



In Huallanca, wo gerade die Schule aus ist, suchen wir kurz nach einem Hotel, das El Pueblo sieht gleich sehr ordentlich aus und wird unsere Wahl. Für 80 Soles bekommen wir ein Zimmer, dass mitteleuropäischen Maßstäben gerecht wird; hier gibt es Bettwäsche, Handtücher und sogar richtig heißes Wasser zum Duschen sowie einen Heizlüfter, der das Trocknen unserer Wäsche erheblich erleichtert. Die Räder dürfen in einer kleinen Kammer beim Eingang unterkommen. Ich zahle sofort, aber die junge Dame am Empfang, die generell eher etwas unbedarft agiert, will keinen 100 Soles Schein entgegennehmen, es müsssen genau passende 80 Soles sein. Das muss irgendetwas mit potentiellem Falschgeld zu tun haben.
 
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Huallanca - Catac, 29.08.2018

Entfernung 71 km, Bergauf 720 m, Netto Fahrzeit 5:20 h

Mit dem heutigen Tag wollen wir auf die fönige Pazifikseite der Anden zurückkehren. Dort sollte das Wetter wieder beständiger sein und natürlich kommen wir so wieder nach Huaraz zurück, allerdings hat die Strecke dorthin einen kleinen Nachteil: Sie ist mit 90 km zu weit für eine Tagesreise. Die Vorteile will ich aber auch nicht verschweigen, denn gerade die vor uns liegende Hochlandstrecke zwischen Punta Yanashallash und Pastoruri-Gletscher ist für ihre fabelhaften Aussichten berühmt, quasi ein Muss für Radreisende. Als Lösung für dieses Problem habe ich eine Taxiauffahrt eben bis zum Start dieser Hochlandstrecke auf 4650 m geplant. Die Stadt Huallanca ist groß genug, so dass sich ein Taxi dafür finden lassen sollte, aber dazu später mehr.

Wir verlassen unser Komforthotel und treffen gleich um die Ecke auf eine der typischen Frühstücksstationen. Hier gibt es warmes Quinoa-Getränk und Pan con Queso. Das stärkt erstmal für die nächsten Stunden.





Die nächste Aufgabe besteht nun darin, ein Taxi zu finden, dass zwei Personen inklusive Fahrräder transportieren kann. Wir fragen die Verkäuferin, wo man denn hier Taxis am besten finden kann; sie weist um die Ecke in die Straße. Damit beginnt unsere Suche. Um sieben sind die Straßen noch nicht sehr belebt, aber es kommt uns ein Kombi entgegen, der aussieht, wie ein Taxi. Ich winke den Fahrer heran. Er meint aber, in seinem PKW wäre kein Platz für zwei Fahrräder und außerdem hätte er schon einen Termin für eine Ladung. Immerhin ist er so freundlich, einen Freund anzurufen, der aushelfen könnte. Leider meldet der sich nicht.

Wir streunern weiter durch die Straßen, fragen Sicherheitsbeamte nach der besten Option für Taxis, werden aber immer auf das Zentrum verwiesen. In jener bewußten Straße stehen ein paar Limousinen herum, die mir auf den ersten Blick nicht für die Aufgabe geeignet erscheinen. Wir fragen die Fahrer dennoch nach der Transportoption, ernten aber nur Kopfschütteln wegen der Größe der Fahrräder. Mir kommt dann aber die Idee, zu zeigen, dass man die Laufräder auch ausbauen kann, so dass das Packformat erheblich schrumpft. Und schon kommt Begeisterung bei den Chauffeuren auf. Gleich zwei öffnen schnell den Kofferraumdeckel, und laden zum Einladen ein. Es ist dann aber dennoch etwas Jongliererei notwendig, denn zwei Rahmen und vier Laufräder sind doch sehr voluminös für einen Kofferraum, die Lösung sind zwei Räder im Fond und das Zubinden des Kofferaumdeckels mit meiner Abschleppschnur.





So kommen wir für 80 Soles zu rund 1100 m Auffahrt über eine sowieso sehr öde Asphaltstraße mit reichlich Schwerlastverkehr.



Oben sind die Räder schnell zusammengebaut und wir starten die Panoramatour über zunächst pechschwarzes Gestein, auf dem die Pfützen gefroren sind.





Linker Hand haben wir schnell einen phantastischen Ausblick auf den Huayhuash-Gebirgszug; da wir sehr früh dran sind, gibt es noch keine thermische Bewölkung und alle Gipfel sind frei.









Wir machen gerade ein paar gestellte Aufnahmen, von denen vielleicht mal eines als Foto des Tages ins Forum kommen könnte (wenns gefällt, einfach mal fleißig Sterne vergeben), als ein Pickup neben uns hält.





Die zwei Insassen markieren gerade die Mountainbikerennstrecke für eine Mehretappenfahrt, die heute von San Marcos nach Catac führt. Das Rennen endet nach vier Etappen an der Küste in Sechín bei Casma (https://genesisinkamtb.com/cronograma/). Der Veranstalter spricht neben Spanisch noch flüssiges Englisch, was die Verständigung erleichtert. Die ersten Fahrer sollen ca. in einer Stunde vorbei kommen. Wir bekommen neben einer Rennflagge, auf der der Kurs aufgedruckt ist, noch eine Einladung zur Rennverpflegung. Diese gibt es unten am Eingang zum Park.



Die Straße wechselt bald darauf die Seite am Gebirgskamm und wir bekommen einen atemberaubenden Blick auf die Cordillera Blanca, aus der der 6400 m hohe Huantsan herausragt. Letztes Jahr hatten wir den auch mehrfach im Blick, aber ganz ohne Wolken macht er sich noch erheblich besser.







Wir kommen aus dem Fotografieren kaum heraus, so darf das nicht weiter gehen, sonst erreichen wir heute unser Ziel nicht mehr.



Die Straße fällt nun langsam ein paar hundert Meter ab, damit kommen wir etwas voran. Bei einer Pause höre ich einen Tierschrei unter mir und entdecke ein einsames Vicuña, welches mich anschaut. Ich suche nach einer Herde, finde aber nichts in der Nähe. Das Tier läuft parallel zur Straße eine kurze Strecke mit und bleibt dann zurück. Damit wäre dann auch eine weitere "Pflichtsichtung" abgehakt.



Die fernen Eisriesen verschwinden nun hinter Bergkämmen und die nahen vergletscherten Berge wie Cajap und Huarapasca kommen in den Vordergrund.





An der tiefsten Stelle machen wir eine kurze Brotzeitpause und endlich kommen die ersten beiden Teilnehmer des Rennens vorbei. Eindeutig zwei Südamerikaner, die auf ihren 29er Carbonbikes deutlich leichter unterwegs sind als wir. Sie haben etwa 2 - 3 Minuten Abstand zueinander, danach tut sich aber nichts mehr.






Wir müssen nun erstmal auf 4800 m hoch, die sich aber auf der nicht zu steil ansteigenden Straße gut erreichen lassen.







Dahinter geht es ein Stück hinab zur Abzweigung Richtung Pastoruri-Gletscher. Hier ist auch die Zeitnahme für das Rennen; der Führende und der Zeitnehmer liegen windgeschützt neben der Straße am Boden, sonst ist hier von Rennatmosphäre nichts auszumachen.



Wir zweigen ab Richtung Gletscher. Ich kenne den schon vom letzten Jahr, Karin hatte damals mit Magenproblemen zu kämpfen und hatte ihn verpasst. Das holen wir heute nach. Bis zum Parkplatz ist es nicht allzu weit, dann beginnt das wirklich Anstrengende des heutigen Tages. Der Anstieg auf dem etwas grob gepflasterten Fußweg bis auf knapp 5000 m ist teilweise recht steil und für mich nur durch vorsichtiges Einteilen der Atemluft machbar. Zwischendurch kommt mir der Zweitplatzierte von oben entgegengeschossen. Er wollte sich die Attraktion wohl auch nicht entgehen lassen. Dieses Mal schaffe ich es ohne abzusetzen bis zum ersten Pausenpunkt, von dem man aus zum Gletschersee hinunter fahren kann. Karin schiebt zum größeren Teil, ist aber auch nicht viel langsamer als ich.



Den wenig höher liegenden Aussichtspunkt lassen wir aus, da der Gletscher mittlerweile zu sehr geschrumpft ist, als dass dieser noch viel Sinn machen würde. Unten am See machen wir ein paar Aufnahmen, dann gehts wieder runter zum Parkplatz.









Nach einer Stärkung mit Caldo de Gallina, die hier dank Höhenzuschlag 10 Soles kostet, machen wir uns an die Abfahrt Richtung Catac.



Beim Passieren der Zeitnahme sehen wir noch eine Rennteilnehmerin einlaufen. Ich spreche kurz mit dem Zeitnehmer, es sind 20 von 27 Teilnehmern durch.

Die weitere Abfahrt führt an den schon bekannten Puya Raimondii vorbei; das Licht ist dank ausgebreiteter Bewölkung heute nicht so gut wie letztes Jahr, Fotopausen fallen daher weitgehend flach.



Am PNH-Eingang treffen wir auf unseren Rennveranstalter, von den Fahrern sind aber nur noch zwei vor Ort, die anderen sind schon abgefahren.



Wir halten uns nicht lange auf, ein Zimmer wollen wir ja auch noch bekommen; im Ort ist heute Fiesta und es ist nicht ganz sicher, wie die Bebuchungslage ist.







Tatsächlich ist dann unser Stammhostal ausgebucht, so dass wir uns auf Suche begeben müssen. Die zweite Anlaufstation "Pastoruri Inn" hat noch ein Zweibettzimmer frei, das für 50 Soles sauber ist und reichlich warmes Wasser zum Duschen bietet. Wir müssen allerdings bis morgen früh um sechs geräumt haben, da dann eine Gruppe anreist. Wir bekommen sogar eine Rechnung präsentiert, auf der 10 Soles für das Unterstellen der Fahrräder ausgewiesen ist. Die Chefin, die im gleichen Haus noch eine Apotheke (Botika) und ein Internetcafé betreibt, ist offenbar eine echte Geschäftsfrau.

Abends gehen wir noch an die Plaza, wo eine Blasmusikkapelle die typische peruanische Musik anstimmt. Einige Leute tanzen dazu, ähnlich wie in Oyón. Für uns hat das Fest sonst nicht viel zu bieten, morgen müssen wir eh' früh raus.

 
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