Lauricocha - Baños, 27.08.2018
Entfernung 44 km, Bergauf 720 m, Netto Fahrzeit 4:12 h
Von den drei Sehenswürdigkeiten Lauricochas mussten wir die Besichtigung von zweien auf heute verlegen. Wir starten mit den Cuevas de 14 Ventanas, aber vorher noch ein Wort zum Wetter. Kaum dass wir gestern abend im Bett waren, begann es zu regnen. Soweit ich das mitbekommen habe, hat es nachts nicht durchgehend geregnet, aber der Himmel präsentiert sich heute grau in grau und die Wolken liegen auf den nahen, noch nicht einmal besonders hohen, Bergen auf.
Die Höhlen sind insofern etwas besonderes als dort die sterblichen Überreste eines Mannes gefunden wurden, der ca. 9500 B.C. gelebt hat und somit den ältesten Fund eines Amerikaners darstellt. Sie liegen in einer steilen Felswand schräg so angeordnet, dass alle zig Meter ein Fenster entsteht, aus dem man mit allmählich zunehmender Höhe in die Landschaft schauen kann.
Der Weg dorthin soll von der Brücke aus leicht zu finden sein, hieß es gestern. Das ist auch der Fall, bis wir auf einen kleinen querenden Fluss stoßen. Schwer definierbare betonierte Reste sind in diesen hinein gestürzt, ohne dass sich jemand um eine neue Passage gekümmert hätte. Eine Furt lässt sich schon finden, allerdings ist der ca. 1,40 m hohe senkrechte Gegenhang nur mit Schwierigkeiten zu erklimmen.
In leichtem Nieselregen geht es weiter durch Wiesen und über Begrenzungsmauern; Einrissstellen helfen bei der Orientierung und beim Überwinden dieser Mauern. Einen richtigen Weg gibt es hier nicht mehr.
Am Eingang unter der steilen Wand finden wir zunächst eine Blechtür, die von einem Stein zugehalten wird und dahinter noch ein offenes Holztürchen.
Wie überall in Peru liegt hier diverser Müll herum, Plastikflaschen, Bonbonpapiere, Verpackungsfolie von Riegeln und dergleichen. Ich nehme mir ein paar Minuten Zeit und trage das ganze Zeug zusammen. Wir haben eine Lebensmitteltüte und Karins Einkaufstasche dabei, darin bringen wir den Abfall knapp unter.
In der Höhle selbst kann man meist gut stehen, es gibt ein paar engere Stellen, die man durchklettern muss. Auf dem Bauch herum kriechen ist glücklicherweise nicht notwendig. Nach ca. 20 - 30 m Wanderung im Dunkeln haben wir das erste Fenster erreicht und können auf das leicht beregnete Tal hinunter schauen.
Den Ehrgeiz, noch höher zu steigen, haben wir nicht, zudem hat der Tag auch noch andere Ziele.
Als Weg zurück wählen wir eine leicht andere Route, links am Haus vorbei ersparen wir uns das Übersteigen der Weidebegrenzungsmauern.
Gleich am Dorfrand begegnet uns ein älterer Herr, der uns fragt, wohin und woher etc. Wir präsentieren stolz den gesammelten Müll der Cuevas, worauf er etwas irritiert schaut und fragt, ob wir den Müll dort eingesammelt hätten. Seitlich an der Dorfwiese stehen Müllfässer herum, dort werden wir unser Sammelgut bequem los.
Die Wiese selbst hätte so eine Aktion auch mal nötig, da kämen sicher mehr als zwei Tüten Basura zusammen.
Wir machen uns radlfertig, packen alles zusammen und fahren in Richtung dritter Attraktion, die "Puente de 24 Ventanas". Diese überquert gleich hinter dem Dorf den Río Lauricocha, der eben genau hier aus der Laguna Lauricocha entspringt. Dieser Fluss vereint sich später übrigens mit dem Río Nube und wird damit zum Río Marañon; diesen hatten wir letztes Jahr an anderer Stelle besucht. Der Río Marañon ist übrigens einer der beiden Quellflüsse des Amazonas; man könnte also sagen, dass ein Teil des Amazonas der Laguna Lauricocha entspringt.
Die Brücke hat die gleiche Bauweise, wie die in Huarautambo und ist die längste noch erhaltene ihrer Art in Peru.
In Funktion ist sie nicht so richtig; von der einen Seite hat man sie mit großen Steinen verlegt, so dass keine Fahrzeuge auf sie gelangen können (macht Sinn), von der anderen Seite ist sie mit einem Stacheldrahtverhau abgesperrt, der vermutlich verhindern soll, dass man einem Fußweg über Privatgrund Richtung Ort folgt.
Wie dem auch sei, sie wirkt schon ganz nett, aber ihrer Bedeutung wird die Art der Zurschaustellung nicht gerecht.
Mittlerweile ist es halb elf und es wird Zeit, dass wir uns nach Baños aufmachen. Die Straße führt bergauf und ist durch den Regen der letzten Stunden schön aufgeweicht.
Jetzt lernen wir erstmalig das Schlammphänomen kennen, das schon so mancher Regenzeitfahrer beschrieben hat. Was vorher Staub war, bleibt nun am
Reifen kleben und lagert sich im Umfeld des Umwerfers zentimeterdick ab. Eine Aufgabe besteht nun darin, die Wegspur so zu wählen, dass man möglichst wenig dieser Masse aufsammelt.
Die Landschaft rundherum besteht aus dem üblichen Weideland, dank der kräftigen Bewölkung läßt sich leider kaum ein Eisriese als Hintergrund blicken.
Als wir die HU-110 erreichen, wird der Belag endlich schlammfrei fahrbar.
In Antacolpa wechsle ich hinten den
Schlauch, denn der aktuelle verliert langsam Luft. Während dessen besorgt Karin Nahrungsmittel für den Rest des Tages.
Hinter dem Ort geht es gleich wieder rauf, und wir kommen auf die HU 109, die gerade neu ausgebaut wird. Der Belag ist schön glatt, eine Rüttelmaschine fährt auf ihr hin und her.
Später treffen wir noch Arbeiter, die die Kilometrierung mit Pinseln auf Steine am Straßenrand malen.
Als wir uns langsam Baños nähern, taucht vor uns ein Regenvorhang wie eine Barrikade auf. Er bewegt sich langsam von Ost nach West, aber wenn wir Pech haben, müssen wir da noch durch. Letztendlich ist der Regen nicht so starkt wie befürchtet und in Paracsha scheint die Sonne schon wieder, als wäre den ganzen Tag über nichts gewesen.
Hinter dem Dorf wartet dann noch ein kleiner Höhepunkt auf uns. Hier habe ich eine Abfahrt ins Tal zum Río Nube hinunter in die Karte eingezeichnet, die es zu testen gilt. Der Weg gibt sich sehr gemischt, von S0 bis S2 und bachbettartiger Anmutung ist im schnellen Wechsel alles dabei. Ich finde ihn nicht so übel, aber Karin hat da ihre eigene Meinung.
Unten direkt neben dem Fluss braucht er noch eine ganze Weile, bis endlich etwas wirklich schön zu fahrendes aus ihm entsteht. Die letzten zwei Kilometer vor Baños bzw. Merced machen aber richtig Spaß.
Im Ort schauen wir schnell nach einer Bleibe und finden das Hostal Aviles. Zwar gibt es dort kein warmes Wasser zum Duschen, aber es ist richtig sauber und für 15 Soles pro Cama angenehm preiswert.
Das fehlende warme Wasser machen wir durch eine Fahrt zu den Baños Termales wett. Bis neun haben die noch auf; die 3,5 km überbrücken wir mit einer Mototaxifahrt. Das wollten wir immer schon mal ausprobieren. Da wir zu einem Gefährt dazu steigen, in dem schon ein Passagier sitzt, muss sich die arme Maschine mit dem Gewicht von vier erwachsenen Personen abquälen. Die Straßen haben hier viele Schlaglöcher, so dass die Fahrt zu einem echten Schaukelerlebnis wird (3 Soles pro Person).
Heute würden wir gerne eine Einzelkabine buchen, die gibt es hier aber auch nur für 30 Minuten. Wir fragen nach einer Variante mit 1 h Badezeit und bekommen, nachdem wir dem Bademeister erklärt haben, woher wir kommen, was wir machen etc. eine eigene etwas größere in Betrieb genommen. Die hat sogar eine separate Zuleitung für kaltes Wasser, so dass man sich die richtige Temperatur selbst mischen kann.