Oyón - Oyón, 16.08.2018
Entfernung 48,6 km, Netto Fahrzeit 5:18 h Bergauf 1217 m
Die Einwohner von Oyón haben wohl die ganze Nacht durchgefeiert, denn als ich die Ohropax um 5:30 Uhr herausnehme, läuft immer noch Musik in den Straßen. Während wir die Sachen packen wird der Erdfußballplatz vor unserem Fenster per Tankzug gewässert, da steht heute wohl noch ein Spiel an. Der Himmel ist recht dicht bewölkt, das sieht nach Niederschlag im Laufe des Tages aus.
Heute soll es für uns nach Rapaz gehen, dazu müssen wir rauf auf rund 4900 m. Nach dem Aufrüsten der Räder stellt sich noch die Frage, wie wir mit denen aus dem Haus kommen, denn der Haupteingang ist verschlossen. Karin findet noch einen Seitenausgang und die Tour kann beginnen.
Die Straße vorm Hotel rollen wir einfach raus aus der Stadt auf die Hauptstraße und weiter bis es rechts in ein schmales Tal hoch geht. Die Straße ist eine gut gepflegte, breite Piste. Wir merken auch schnell warum, denn hier ist richtiger Schwerlastverkehr in Form von 40 Tonnern unterwegs. Die stauben uns ordentlich ein. Derart belebte Straßen sind wir gar nicht mehr gewöhnt.
Bald erreichen wir einen Steinkohlenbergbau; wir können von oben auf ihn hinabsehen. Die Szenerie wirkt wie von einer Modellbahnanlage, Stützbalken liegen herum wie Streichholzstifte, die schwarz eingeschmutzte Lorenbahn wirkt wie selbst gebaut. Von unten winkt man freundlich herauf: Gringo!
Ein paar hundert Meter weiter gibt es einen weiteren Stollen und eine Siebanlage, in der das Grobgut abgetrennt wird. Hatte der Iohan das auch in seinem Video? Kommt mir irgendwie bekannt vor.
Die Straße führt rechts in ein Seitental und windet sich gepflegt bergauf. Hier oben passieren uns keine großen LKW mehr.
Kurz bevor wir 4400 m erreichen, sehen wir doch tatsächlich eine Gruppe von ca. 20 Lamas am Hang grasen. Dieses Vergnügen hatten wir in den beiden vorangegangenen Urlauben hier in Peru noch nicht. Schafe, Kühe, Esel, Pferde, Schweine, alles importierte Tiere in beliebiger Menge, aber die einheimischen Vierbeiner hatten wir bisher nur als zum Fotografieren dargebotene Einzelexemplare gesehen. Hier die haben diese bunten Bändchen an den Ohren, jedes in anderer Farbkombination.
Weiter oben, die Luft wird langsam dünner, treffen wir auf eine Straßenabzweigung, die mich während der Planung mehrfach beschäftigt hat. Die originale Pikes Route geht links ab und führt letztendlich über den Abra Rapaz. Das Problem ist nur, dass sich auf den Weg eine Mine etabliert hat, die Tor und Zaun zur Abschottung ihres Geländes auch quer über diese Straße gelegt hat. Dennoch gibt es immer mal wieder Berichte, dass man da durch kommt. Nicht zuletzt der schon zitierte Iohan ist hier durch, wobei man über die Umstände nichts genaues erfährt.
Rechts rum geht es zum Haupteingang der Mine und dass ist auch klar die am stärksten befahrene Strecke, aber von dort haben Ankommende schon die Erlaubnis für eine Passage erhalten oder sind rüber auf die andere Seite transferiert worden.
Das Bild ist leider nicht ganz einheitlich und mein Plan war eigentlich, die rechte Variante zu probieren. Als wir an der Abzweigung ankommen, steht für diese Richtung ein Schild, dass man dort zu den Mineneinrichtungen kommt, nach links steht nichts. Ist dieser Bereich vielleicht nicht mehr in Betrieb? Für Rapaz gibt es leider gar keinen Hinweis. Das Wetter trübt sich auch weiter ein und an den Bergzügen östlich fällt zunehmend dichter Niederschlag.
Ich entscheide mich um und wir fahren links ab in ein einsames nur von ein paar Hirten genutztes Tal. Auf halbem Wege treffen wir auf eine größere Gruppe weidener Alpakas, die hatten wir erstmalig (außerhalb Europas) vor ein paar Tagen an der Laguna Conococha von weitem gesehen.
Etwa dort kommt der Niederschlag in Form kleiner Schneeflöckchen auch bei uns an. Es ist aber nur wenig und schauerartig bald wieder vorbei.
Etwas höher liegt Steingeröll am Hang und ich kann darin zwei dieser Andenkaninchen (Bergviscachas) ausmachen. Als ich näher komme, hüpfen sie sehr behende über die Steine hinauf und verschwinden zwischen ihnen. Nicht schlecht für diesen Tag, jetzt fehlen eigentlich nur noch Vicuñas, aber ob die sich in der Nähe einer Mine aufhalten?
Etwa von dort können wir Betriebsgeräusche aus der Mine wahrnehmen, oben bei einem Bergkamm sehen wir nun auch einen Bagger arbeiten. Aber bevor wir auf den Zaun treffen, begegnen wir noch einer größeren Gruppe weidender Lamas.
Ziemlich groß wirken die aus der Nähe und irgendwie lustig, wie die alle die Ohren in unserer Richtung spitzen.
Eine Biegung weiter stehen wir vor dem gelben, verschlossenen Tor. Kein Eintritt steht zusätzlich dort. Im Minengelände besteht reger LKW Verkehr, sie werden beladen und bringen das Gestein außer Sichtweite.
Einige Kontrollfahrzeuge fahren auch hin und her. Wir versuchen durch Winken auf uns aufmerksam zu machen, aber mehr als ein Aufblinken von Scheinwerfern ernten wir nicht, keiner kommt zu uns an den Zaun. Dieser wäre eigentlich gar nicht das Hindernis, denn rechts vom Tor kann man unter ihm durchkrabbeln; auch ein Fahrrad würde drunterdurch passen. Aber in das Betriebsgelände bei aktivem Verkehr eindringen ist nicht unser Ding.
Hier oben ist es gerade recht sonnig und gar nicht so kalt, so haben wir es nicht eilig, wieder hinunter zu kommen. Erbarmt sich vielleicht doch noch jemand und bietet eine Durchfahrt an? Muss doch zu sehen sein, dass wir mit den Rädern sonst vergeblich hier hoch gefahren sind auf gute 4800 m. Aber nichts tut sich.
Wohl oder übel treten wir unsere Rückreise an. Diese ist recht schnell erledigt.
Unten bei dem Steinkohlebergbau machen wir noch ein paar Fotos.
Mittlerweile ist genügend Kohle gesiebt und einige 40 Tonner beladen.
Diese werden noch mit einer Plane abgedeckt, bevor sie auf Reise gehen. Ich frage mich wohin, weiter unten sehen wir keinen Richtung Küste abbiegen sondern nur hoch ins Gebirge. Fahren die nach Cerro de Pasco?
Im Ort läuft immer noch die Feier auf vollen Touren, an der Kirche sind mittlerweile zwei Bühnen aufgebaut.
Wir suchen erstmal nach einer Bleibe. Erster Versuch ist "El Minero" eines der Standard Hotels für Radreisende wie es scheint, aber die sind wegen der Fiesta voll belegt, hätte 80 Soles gekostet. Zum Hotel Selene fahren wir noch rüber, das ist auch belegt. Nächster Versuch ist unser Hotel von gestern, dort bekommen wir das gleiche Zimmer, aber heute gibt es richtig heißes Wasser zum Duschen und einen direkten Blick auf das aktuell laufende Fußballspiel.
Im Konzertbereich gibt es als Freigetränk eine Art Likörschaum, andere teilen Schnäpse großzügig aus.
Die Stadt ist in richtiger Feierlaune. Mitten in der tanzenden Menge ist ein Tisch aufgebaut an dem ältere Leute sitzen.
Wir regen als einzige Gringos natürlich Aufmerksamkeit und dürfen für diverse Selfies und andere Erinnerungsfotos posieren.
Karin hat mittlerweile recherchiert (
http://munioyon.gob.pe/), dass das Fest vom 13. bis 22. August dauert. Also, wenn ihr euch beeilt, dann schafft ihr es noch ;-)