Rund um die Cordillera Huayhuash und Cordillera Raura

Total super Bericht,
jetzt sehe ich auch diese Ecke Perus, die ich 1991 nicht bereiste, aber das Wegenetz hat sich auch eindeutig seit damals verbessert.
Wünsche Euch das beste Wetter für diese Peru-Tour.
 
Wieder einmal tolle Aufnahmen dabei! Vielen Dank für die Mühe uns über tagesfrische Berichte an der Reise teilnehmen zu lassen. :bier:
 
Wunderbare Eindrücke, die Ihr uns zukommen lasst. Die Landschaft strahlt eine beinahe greifbare Ruhe aus.Karg aber doch beinahe lieblich in den Formen - eingach schön.

Zum wievielten Mal seid Ihr denn dort unterwegs? Ich habe den Eindruck, dass auch die letztjährige Reise dorthin nicht die erste war...

Ride on
 
Gorgor, 14.08.2018 Ein Pausentag

Gestern abend bin ich hundemüde ins Bett gefallen. Über Anfänge beim Berichtschreiben kam ich nicht hinaus. Das kann ich heute locker nachholen, allerdings geht doch fast der ganze Vormittag dabei drauf.



Unten in der Tienda stehen drei Computer, die abends von Jugendlichen intensiv genutzt werden. Ich überlege, wie ich dort meinen Bericht loswerden kann. Die Lösung ist schließlich, den Text und die Bilder auf eine SD-Karte zu spielen und mit einem Kartenleser an den USB-Anschluss eines Rechners zu gehen. Nachdem auch Karin ihre Bilder aufgespielt hat, gehen wir runter und machen den Test.



Er gelingt weitgehend, pro Stunde Internet sind 2 Soles fällig und an den USB-Anschluss darf ich auch. Am Rechner kann man mit der Forensoftware ja alle Bilder einfach markieren und hochladen, allerdings würfelt die die zeitliche Reihenfolge komplett durcheinander. Dann dauert das Einfügen der Bildreferenzen deutlich länger. Beim Versuch, von Karins Bildern noch ein paar nachträglich einzufügen, streikt die Software dann. Ich geb's auf, ist eh schon spät genug.

Für den Nachmittag wollen wir die Baños Termales besuchen. Schließlich schleppe ich schon seit einer Woche die 120 g schwere Badehose mit herum und die soll endlich eingesetzt werden. Den Beschreibungen nach sollten die ca. 5 km entfernt flussaufwärts liegen. Eine gute Stunde zu Fuß also. Wir marschieren los und nutzen gleich die von mir eingezeichneten Pfade auf der Karte, eigentlich waren die mehr als Dekoration gedacht. Wir müssen neben den 5 km noch 300 Höhenmeter überwinden, aber das passt schon.



Das Bad ist in keiner Weise ausgeschildert, aber eine nach rechts runter abzweigende Straße muss der Zugang sein.



Nach Passage einer Fußgängerbrücke kommen wir schon an der eigentlichen Quelle vorbei. Das Wasser hat gut vierzig Grad und läuft in geringer Menge frei ab.



Den Rest hat man von dort per Leitung rüber zu den blau gestrichenen Gebäuden geführt.



Dort gibt es drei Badekabinen und ein Becken im Freien.



Wir bezahlen die drei Soles pro Person und bekommen die große Badekabine zugewiesen. Da man von innen die Tür verschließen kann benötigen wir unsere Badetextilien nicht. Das vollkommen klare Thermalwasser läuft im dicken Strahl in ein Becken mit ca. 1,80 x 1,60 m und kann bis zum Überlauf rund 0,5 m hoch werden. Das würde fast zum Schwimmen reichen, aber wir halten es nicht so lange in dem heißen Wasser aus, das geschätzte 40 °C hat. Gut, dass wir Getränke mitgebracht haben, denn das Bad fühlt sich fast wie ein Saunagang an.

Wir haben vergessen zu fragen, wie lange wir im Bad bleiben dürfen, aber als die Haut an den Fingern schrumpelig wird, steigen wir aus. Ich muss dabei vorsichtig sein, denn mein Kreislauf ist von dem warmen Wasser komplett in die Knie gegangen. Beim Anziehen klopft von außen jemand an die Tür, offenbar sind wir überfällig. Ich bin froh, als ich draußen wieder an der frischen Luft bin.

Wir fragen wegen der Zeit nochmal nach, es ist nur eine halbe Stunde vorgesehen, die haben wir wohl etwas überzogen. Die anderen beiden Kabinen sind nun belegt und für unsere gibt es auch schon Badegäste.

Auf dem Weg zurück steht die Sonne schon wieder tief und wir bekommen dadurch noch etwas schönes Fotolicht.









Wir gehen noch einkaufen für morgen. In einer Tienda fragen wir nach Obst wie Bananen und Orangen. Die Besitzerin verneint und verweist auf den Bus, der gerade angekommen ist. Offenbar werden über den auch Lebensmitteltransporte organisiert.



Zum Abendessen gehen wir in das Restaurant gegenüber. Man fragt einfach "Hay cena?", dann bekommt man gesagt, was es gibt. Wenn einem das Gericht nicht gefällt muss man sich ein anderes Restaurant suchen. Eine Auswahl gibt es bestenfalls bei den Getränken.



 
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Gorgor - Oyon, 15.08.2018

Entfernung 66 km, Bergauf 1890 m, Netto Fahrzeit 8:12 h

Wir stehen heute um 5 Uhr auf, denn der Tag könnte heute besonders lang werden. Wir müssen über den Punta Cancha mit 4847 m, um nach Oyon zu kommen. Als wir gepackt auf der Straße stehen, ist es noch dunkel, die Dämmerung hat gerade eingesetzt. Zuerstmal müssen wir noch an unsere Räder, der Versuch das Tor zu dem Innenhof zu öffnen, schägt fehl. Es ist von innen verschlossen; macht ja auch Sinn. Ein Nachbar, der auch schon wach ist, sagt uns, wir sollen einfach an die Tür klopfen. Das tun wir auch zweimal und es öffnet eine ältere Dame, die zwar nichts von den Rädern weiß, uns aber dennoch den Zugang gewährt.

Punkt sechs starten wir unsere Fahrt zunächst quer durch den Ort, dann der Straße nach den Berg hoch in Richtung Baños Termales. Diese erreichen wir nach gut 1 1/4 h und können nochmal einen Blick von oben darauf werfen. Die Sonne strahlt mittlerweile ins Tal, uns genau entgegen. Richtig wärmen tut sie noch nicht, dabei wäre das bei den 8 °C ganz angenehm.







Bald haben wir den Ort Cochas erreicht, den ich mir als Einkaufsoption z.B. für Getränke offen gehalten hatte. Direkt an der Durchgangsstraße ist aber gar kein Geschäft und durstig ist das Wetter wegen der Temperaturen auch nicht.



Hier oben wird die Landschaft extensiv für Viehwirtschaft genutzt. Rinder grasen an den Hängen, aber auch Pferde, Esel und natürlich Schafe sehen wir viel. Ab ca. 3800 m tauchen wir in die goldgelbe Puna ein, das geht hier fast schlagartig.



Linker Hand passieren wir eine recht ärmlich wirkende Wohneinrichtung, wo sich zwei kleine Kinder und eine Frau aufhalten.



Die Jüngste ist überhaupt nicht kontaktscheu und kommt zu mir rüber gelaufen, um die bellenden Hunde zu verscheuchen, während ich auf Karin warte. Sie wird wohl so ca. 2,5 Jahre alt sein; ich frage sie auf Spanisch wie sie heißt und wie alt sie ist, aber sie kann damit nichts anfangen.



Die (wirklich) Einheimischen sprechen viel Quechua untereinander, was wir später auch nochmal feststellen können, als wir an einem Gehöft vorbei kommen und wir ein paar Worte mit einer Bäuerin wechseln. Die hatte vorher mit ihrer Nachbarin zusammen gestanden und sicher kein Spanisch gesprochen.



Als wir uns Pocamayo nähern, können wir zum ersten Mal seit Tagen wieder einen Nevado sehen, er taucht unmittelbar nach einer Kurve vor uns auf.



Hier trifft unsere Straße auf die von Cajatambo nach Oyon führende PE-16A, damit schwenken wir quasi auf die Pikes-Route ein. Die Straße ist so etwas ähnliches wie asphaltiert, nicht besonders hochwertig, aber es rollt sich auf ihr deutlich besser als vorher.



Im nächsten Tal treffen wir auf zwei Peruaner, die mit dem PKW unterwegs sind und gerade einen alten Friedhof am Straßenrand besichtigen. Einer der beiden ist sehr interessiert an unserer Reise und erzählt, dass sie aus Lima sind, aber in dieser Region noch nie waren. Sie wollen noch nach Cajatambo und dort etwas wandern.



Weiter geht unsere Fahrt in Richtung Mina Cancha. Dort scheint nichts mehr abgebaut zu werden, es gibt aber diverse Aktivitäten, die so aussehen, als würde man sich einer umweltgerechten Entsorgung verbliebener Verunreinigungen widmen. Überall stehen Schilder, die die Vermeidung von Wasserverunreinigungen anmahnen.

Wir sind nun ca. auf 4400 m und die dünne Luft macht sich beim Bergauffahren schon deutlich leistungsmindernd bemerkbar. Wir beide sehnen endlich den Pass herbei, aber der ziert sich noch.





Erst muss die Mine noch umfahren werden, dann müssen wir noch ein Stück zur Laguna Tocto hoch. Von dort kann man den Pass zumindest schon mal sehen.



Beeindruckend ist hier das Farbenspiel der Berge, vor allem die Rot- und Ockerschattierungen. Mit dem Wetter haben wir bisher Glück, es gab nur eine leichte thermische Bewölkung, die sich nun aber schnell verdichtet.



Mit keuchendem Atem und weichen Beinen gelangen wir endlich an den Pass, ist es schon ca. 15 Uhr. Wir ziehen uns schnell wärmer an und fahren zur anderen Seite hinab.





Dort haben sich die dunklen Wolken schon zusammengeballt, so dass die tieferen Täler weitgehend abgeschattet sind. Einzelne Sonnenstrahlen dringen dennoch durch und beleuchten die Szenerie auf eine besondere Art.





Bald ist die Straße asphaltiert und wir können es rasch laufen lassen, was im Schatten aber zeimlich kalt ist. Wir halten nochmal an und intensivieren unsere Bekleidung; lange Handschuhe, Helmmütze und eine zweite Lage unter der Jacke erleichtern die Abfahrt. Erste Graupelkörnchen treffen uns beim Umkleiden. Weiter unten werden daraus einzelne Regentropfen, aber es entwickelt sich nichts Ernstes.

Die Straße windet sich schließlich neben dem Río Ushpa kurvenreich durch ein enges Tal mit Quenua-Bäumen, bevor wir wieder besiedeltes Gebiet erreichen.

Bei Cashaucro halten wir uns links, um nicht der Hauptstraße, sondern einem Pfad zu folgen der etwas oberhalb verläuft und zum Mountainbiken geeignet sein sollte. Wer die Peru Youtube-Filme von Iohan Gueorguiev verfolgt hat, wird diesen kennen.



Leider hat Karin mittlerweile eine echte Phobie gegen Pfade an steilen Hängen entwickelt, so dass sie das Fahren hier wieder verweigert. Der Weg selbst ist aber mit 1,5 bis 2 m Breite eigentlich nicht direkt gefährlich. Er steigt näher bei Oyon aber auch nochmal an, ganz so idealisiert, wie man ihn im Film findet, ist er in der Realität nicht.



In Oyon treffen wir auf Vorbereitungen für ein Fest, entlang der Straßen in der Innenstadt sind Buden aufgebaut, an der Kirche sammelt sich eine Kapelle und viele Leute sind auf den Straßen unterwegs. Diese Stimmung haben wir seit Huaraz nicht mehr erlebt; eine große Stadt hat doch eine deutlich andere Atmosphäre als die Dörfer, die wir zuletzt erlebt haben. Wir halten kurzer Hand am Hotel Terraza, das mit Dreisternekomfort wirbt. Das darf jetzt auch mal sein, allerdings scheint mir der Tarif fürs Zimmer mit 100 Soles schon recht hochgegriffen. Immerhin gibt es WiFi, auch unser Bitel Empfang funktioniert in der Stadt wieder.









 
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Beeindruckende Landschaft & schöne Bilder!
Eine Stunde zum heißen Bad und dann mit einem schwachen Kreislauf zurück.... das ist schon sportlich ;)
 
In Oyon treffen wir auf Vorbereitungen für ein Fest, entlang der Straßen in der Innenstadt sind Buden aufgebaut, an der Kirche sammelt sich eine Kapelle und viele Leute sind auf den Straßen unterwegs. Diese Stimmung haben wir seit Huaraz nicht mehr erlebt; eine große Stadt hat doch eine deutlich andere Atmosphäre als die Dörfer, die wir zuletzt erlebt haben. Wir halten kurzer Hand am Hotel Terraza, das mit Dreisternekomfort wirbt. Das darf jetzt auch mal sein, allerdings scheint mir der Tarif fürs Zimmer mit 100 Soles schon recht hochgegriffen. Immerhin gibt es WiFi, auch unser Bitel Empfang funktioniert in der Stadt wieder.
Oyon... geiles Städtchen mit guten Erinnerungen. Glaub wir sind dort nach der Huayhuash-Umrundung zum ersten mal wieder auf "Zivilisation" gestoßen. Bei den ganzen tollen Bildern werden einige Erinnerungen wach... Peru ist schon ein geiles Bikeland. Viel Vergnügen noch auf dem Rest der Tour!
 
Oyón - Oyón, 16.08.2018

Entfernung 48,6 km, Netto Fahrzeit 5:18 h Bergauf 1217 m

Die Einwohner von Oyón haben wohl die ganze Nacht durchgefeiert, denn als ich die Ohropax um 5:30 Uhr herausnehme, läuft immer noch Musik in den Straßen. Während wir die Sachen packen wird der Erdfußballplatz vor unserem Fenster per Tankzug gewässert, da steht heute wohl noch ein Spiel an. Der Himmel ist recht dicht bewölkt, das sieht nach Niederschlag im Laufe des Tages aus.

Heute soll es für uns nach Rapaz gehen, dazu müssen wir rauf auf rund 4900 m. Nach dem Aufrüsten der Räder stellt sich noch die Frage, wie wir mit denen aus dem Haus kommen, denn der Haupteingang ist verschlossen. Karin findet noch einen Seitenausgang und die Tour kann beginnen.

Die Straße vorm Hotel rollen wir einfach raus aus der Stadt auf die Hauptstraße und weiter bis es rechts in ein schmales Tal hoch geht. Die Straße ist eine gut gepflegte, breite Piste. Wir merken auch schnell warum, denn hier ist richtiger Schwerlastverkehr in Form von 40 Tonnern unterwegs. Die stauben uns ordentlich ein. Derart belebte Straßen sind wir gar nicht mehr gewöhnt.





Bald erreichen wir einen Steinkohlenbergbau; wir können von oben auf ihn hinabsehen. Die Szenerie wirkt wie von einer Modellbahnanlage, Stützbalken liegen herum wie Streichholzstifte, die schwarz eingeschmutzte Lorenbahn wirkt wie selbst gebaut. Von unten winkt man freundlich herauf: Gringo!





Ein paar hundert Meter weiter gibt es einen weiteren Stollen und eine Siebanlage, in der das Grobgut abgetrennt wird. Hatte der Iohan das auch in seinem Video? Kommt mir irgendwie bekannt vor.

Die Straße führt rechts in ein Seitental und windet sich gepflegt bergauf. Hier oben passieren uns keine großen LKW mehr.



Kurz bevor wir 4400 m erreichen, sehen wir doch tatsächlich eine Gruppe von ca. 20 Lamas am Hang grasen. Dieses Vergnügen hatten wir in den beiden vorangegangenen Urlauben hier in Peru noch nicht. Schafe, Kühe, Esel, Pferde, Schweine, alles importierte Tiere in beliebiger Menge, aber die einheimischen Vierbeiner hatten wir bisher nur als zum Fotografieren dargebotene Einzelexemplare gesehen. Hier die haben diese bunten Bändchen an den Ohren, jedes in anderer Farbkombination.





Weiter oben, die Luft wird langsam dünner, treffen wir auf eine Straßenabzweigung, die mich während der Planung mehrfach beschäftigt hat. Die originale Pikes Route geht links ab und führt letztendlich über den Abra Rapaz. Das Problem ist nur, dass sich auf den Weg eine Mine etabliert hat, die Tor und Zaun zur Abschottung ihres Geländes auch quer über diese Straße gelegt hat. Dennoch gibt es immer mal wieder Berichte, dass man da durch kommt. Nicht zuletzt der schon zitierte Iohan ist hier durch, wobei man über die Umstände nichts genaues erfährt.



Rechts rum geht es zum Haupteingang der Mine und dass ist auch klar die am stärksten befahrene Strecke, aber von dort haben Ankommende schon die Erlaubnis für eine Passage erhalten oder sind rüber auf die andere Seite transferiert worden.

Das Bild ist leider nicht ganz einheitlich und mein Plan war eigentlich, die rechte Variante zu probieren. Als wir an der Abzweigung ankommen, steht für diese Richtung ein Schild, dass man dort zu den Mineneinrichtungen kommt, nach links steht nichts. Ist dieser Bereich vielleicht nicht mehr in Betrieb? Für Rapaz gibt es leider gar keinen Hinweis. Das Wetter trübt sich auch weiter ein und an den Bergzügen östlich fällt zunehmend dichter Niederschlag.

Ich entscheide mich um und wir fahren links ab in ein einsames nur von ein paar Hirten genutztes Tal. Auf halbem Wege treffen wir auf eine größere Gruppe weidener Alpakas, die hatten wir erstmalig (außerhalb Europas) vor ein paar Tagen an der Laguna Conococha von weitem gesehen.





Etwa dort kommt der Niederschlag in Form kleiner Schneeflöckchen auch bei uns an. Es ist aber nur wenig und schauerartig bald wieder vorbei.

Etwas höher liegt Steingeröll am Hang und ich kann darin zwei dieser Andenkaninchen (Bergviscachas) ausmachen. Als ich näher komme, hüpfen sie sehr behende über die Steine hinauf und verschwinden zwischen ihnen. Nicht schlecht für diesen Tag, jetzt fehlen eigentlich nur noch Vicuñas, aber ob die sich in der Nähe einer Mine aufhalten?





Etwa von dort können wir Betriebsgeräusche aus der Mine wahrnehmen, oben bei einem Bergkamm sehen wir nun auch einen Bagger arbeiten. Aber bevor wir auf den Zaun treffen, begegnen wir noch einer größeren Gruppe weidender Lamas.



Ziemlich groß wirken die aus der Nähe und irgendwie lustig, wie die alle die Ohren in unserer Richtung spitzen.



Eine Biegung weiter stehen wir vor dem gelben, verschlossenen Tor. Kein Eintritt steht zusätzlich dort. Im Minengelände besteht reger LKW Verkehr, sie werden beladen und bringen das Gestein außer Sichtweite.



Einige Kontrollfahrzeuge fahren auch hin und her. Wir versuchen durch Winken auf uns aufmerksam zu machen, aber mehr als ein Aufblinken von Scheinwerfern ernten wir nicht, keiner kommt zu uns an den Zaun. Dieser wäre eigentlich gar nicht das Hindernis, denn rechts vom Tor kann man unter ihm durchkrabbeln; auch ein Fahrrad würde drunterdurch passen. Aber in das Betriebsgelände bei aktivem Verkehr eindringen ist nicht unser Ding.

Hier oben ist es gerade recht sonnig und gar nicht so kalt, so haben wir es nicht eilig, wieder hinunter zu kommen. Erbarmt sich vielleicht doch noch jemand und bietet eine Durchfahrt an? Muss doch zu sehen sein, dass wir mit den Rädern sonst vergeblich hier hoch gefahren sind auf gute 4800 m. Aber nichts tut sich.

Wohl oder übel treten wir unsere Rückreise an. Diese ist recht schnell erledigt.



Unten bei dem Steinkohlebergbau machen wir noch ein paar Fotos.



Mittlerweile ist genügend Kohle gesiebt und einige 40 Tonner beladen.



Diese werden noch mit einer Plane abgedeckt, bevor sie auf Reise gehen. Ich frage mich wohin, weiter unten sehen wir keinen Richtung Küste abbiegen sondern nur hoch ins Gebirge. Fahren die nach Cerro de Pasco?







Im Ort läuft immer noch die Feier auf vollen Touren, an der Kirche sind mittlerweile zwei Bühnen aufgebaut.





Wir suchen erstmal nach einer Bleibe. Erster Versuch ist "El Minero" eines der Standard Hotels für Radreisende wie es scheint, aber die sind wegen der Fiesta voll belegt, hätte 80 Soles gekostet. Zum Hotel Selene fahren wir noch rüber, das ist auch belegt. Nächster Versuch ist unser Hotel von gestern, dort bekommen wir das gleiche Zimmer, aber heute gibt es richtig heißes Wasser zum Duschen und einen direkten Blick auf das aktuell laufende Fußballspiel.



Im Konzertbereich gibt es als Freigetränk eine Art Likörschaum, andere teilen Schnäpse großzügig aus.





Die Stadt ist in richtiger Feierlaune. Mitten in der tanzenden Menge ist ein Tisch aufgebaut an dem ältere Leute sitzen.





Wir regen als einzige Gringos natürlich Aufmerksamkeit und dürfen für diverse Selfies und andere Erinnerungsfotos posieren.



Karin hat mittlerweile recherchiert (http://munioyon.gob.pe/), dass das Fest vom 13. bis 22. August dauert. Also, wenn ihr euch beeilt, dann schafft ihr es noch ;-)
 
Hallo Guido,
schade das Ihr nicht durch das Minengelände gekommen seit,
ich wollte laut Exif Daten deine Position auf einer Karte ansehen, aber leider sind keine vorhanden.
Hat deine Kamera kein GPs ?
Weiterhin schöne Tour.
Hans
 
Tolle Reise, die Ihr da macht. Bericht und Fotos sind wirklich grandios. Da kommt Fernweh auf. Leider lässt das meine Tretmühle, in der ich hier gefangen bin (Kinder, Job, Haus, Garten) nicht mehr zu. Wenn wir doch bloß vor unseren Jungs mehr solch coole Sachen gemacht hätten. Ich freue mich aber für Euch, dass ihr sowas erleben dürft und ziehe meinen Hut vor Eurer Courage. Danke auch für die Mühen des Liveberichts.
 
Wenn wir doch bloß vor unseren Jungs mehr solch coole Sachen gemacht hätten. Leider lässt das meine Tretmühle, in der ich hier gefangen bin (Kinder, Job, Haus, Garten) nicht mehr zu...


warum "vor"? die protagonisten sind ja auch "nach" den kindern unterwegs. ;)
also wenn deine sprößlinge in richtung volljährigkeit in der lage sind, die elterliche abwesenheit nicht als grundlage für eine totalsanierung der heimischen unterkunft zu mißbrauchen, sollte einem jahresurlaub wie hier geschildert doch eigentlich nix im wege stehen, vorausgesetzt die gesundheit und spaß am biken bleiben solange vorhanden.:mexican:
 
warum "vor"? die protagonisten sind ja auch "nach" den kindern unterwegs. ;)
also wenn deine sprößlinge in richtung volljährigkeit in der lage sind, die elterliche abwesenheit nicht als grundlage für eine totalsanierung der heimischen unterkunft zu mißbrauchen, sollte einem jahresurlaub wie hier geschildert doch eigentlich nix im wege stehen, vorausgesetzt die gesundheit und spaß am biken bleiben solange vorhanden.:mexican:

Grundsätzlich richtig. Eigentlich wollte ich unser Kind auch in Reisen / Sport mehr integrieren (mann schaue sich nur die Zweiheimischen hier im Forum an). Dann sind aber gleich 2 Racker rausgekrabbelt. Und leider bin ich bei Volljährigkeit schon 60 und mit der (orthopädischen) Gesundheit steht es auch nicht so besonders. Wie auch immer - für eine grandiose Wandertour auf die Lamsenspitze im Karwendel hat es den Sommer gereicht.

Nun überlassen wir die Bühne aber wieder den Protagonisten hier...
 
Bei denen ist jetzt früher Nachmittag. Ich hoffe für sie, dass sie gerade eine schöne Abfahrt auf ihren Specis* machen Hans! ;)

*andere Marke- irgendwas mit 301
 
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Oyón - Chiuchin, 17.08.2018

Entfernung 55 km, Bergauf 802 m, Netto Fahrzeit 3:22 h

Nach unserem Querungsversuch gestern bleibt noch die Frage, was nun? Für einen weiteren Versuch rechts herum, meiner ursprünglichen Planung nach, fehlt nun etwas die Motivation. Das Meiste der Auffahrt kennen wir schon und die Gefahr eines weiteren Fehlschlags ist nicht von der Hand zu weisen. Also nehmen wir die Variante untenherum. Den wissenschaftlichen Nachweis, dass man obenherum nach Rapaz kommen kann, müssen wir somit leider offen lassen, aber dazu später mehr.

Die alternative Route führt bergab über Churin und später links ab in ein Tal, vorbei an Chiuchin. Wie weit wir kommen, lassen wir erstmal offen. Bis nach Parquin sollte prinzipiell möglich sein, aber das würde wieder frühes Aufstehen bedeuten. Heute wird erstmal ausgeschlafen und der Reisebericht von gestern bei 12 °C Zimmertemperatur fertig geschrieben.

Während die Sonne sich bei nur geringer Bewölkung langsam hinter dem Bergrücken gegenüber hervor kämpft, wird vor unserem Fenster wieder der Sportplatz bewässert, dann werden die Linien nachgezogen und bald startet ein neues Fußballspiel. Unnötig zu sagen, dass die ganze Nacht über in den Straßen Musik lief und das Fest seinen normalen Lauf nahm.



Gegen 9:30 Uhr satteln wir die Räder und beginnen die Abfahrt über die gut ausgebaute Asphaltstraße (PE-18).



Na ja, was heißt gut ausgebaut. Man muss als Radfahrer stets Obacht geben, ob nicht Steinschlag auf der Straße liegt oder unmittelbar irgendwelche Löcher in der Asphaltdecke auftauchen.



Aber sonst läßt sie sich gut hinunter rollen; das Gefälle ist meist ganz angenehm und lässt Geschwindigkeiten um die 60 zu.

Bei Viroc liegt ein Felsriegel mitten im Tal, den der begleitende Fluss umkurvt, für die Straße ist ein Loch hineingebohrt.





Etwas unterhalb liegen die Baños Termales de Viroc. Wir schauen kurz rein, haben aber noch keinen unmittelbaren Bedarf für einen Besuch.







Wenig weiter queren wir an einer Furt einen Bach, was ich für so eine Straße schon recht ungewöhnlich finde.



Wir nutzen die Gelegeheit und waschen die Räder flüchtig.

Ohne besonders strapaziert zu werden, reißt dann auch mein Schaltzug für das Schaltwerk; schade, ich hätte dem Provisorium gern längere Standzeit gegeben, aber so gibt es kaum einen günstigeren Zeitpunkt für den Schaden. Wir rollen einfach weiter bis hinein nach Churin, mehr als zwei Gänge benötige ich dafür nicht.

Die Stadt überrascht uns durch ihre vielfältige Lebhaftigkeit; sie wirkt wie eine Mischung aus Bade- und Wallfahrtsort und das mitten im Gebirge. Es gibt eine goße Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten und Restaurants. Für die Reparatur suche ich mir einen Platz bei einem Restaurant, in dem wir später noch etwas essen.





Der Schaltzug ist schnell ausgetauscht und die Caldo de Gallina kostet hier 8 Soles, also ein drittel mehr als normal.



Am Restaurant vorbei kommen ständig Reisende mit Gepäck. Der Ort muss etwas besonderes haben, mir ist nur nicht klar, was.



Durch die Lage auf ca. 2300 m ist es hier schon ganz angenehm warm; während in Oyón alle Passanten in Jacken unterwegs waren, sieht man hier viele in T-Shirts. Wir widerstehen der Versuchung, jetzt schon die Fahrt abzubrechen; 35 km sind einfach zu wenig.

Beim Verlassen des Ortes passieren wir mehrere große Bäder, vor denen Badeutensilien wie Schwimmreifen, Badetextilien etc. verkauft werden. An der Küste käme mir das normal vor, aber hier?

Bis wir schließlich nach Links in ein abzweigendes Tal einbiegen, passieren wir nochmal zwei Baños Termales. Das ist die reinste Bäderstraße hier. Wir sind hier schon relativ nah an Lima, das könnte auch den Tourismusstrom erklären.





In unserem neuen Tal bewegen wir uns wieder auf einer Piste, die Übelste der bisher genutzten. Obwohl breit ausgebaut und auch gut frequentiert, ist sie relativ holprig.





Das Tal liegt voll in der Sonne, glücklicherweise liegen wir hier 800 m höher als bei der Auffahrt nach Gorgor, so dass die Wärme erträglich bleibt.



Hier gibt es zudem alle paar Kilometer Verpflegungsmöglichkeiten, sogar frisch geerntete Aprikosen bzw. Pfirsiche oder Saft aus diesen können wir am Straßenrand kaufen.





Bald haben wir Chiuchin erreicht, hier soll es ebenfalls Thermalbäder geben. Gleich am Ortseingang gibt es ein großes Hostal und der Besitzer würde uns am liebsten gleich dabehalten, wir fahren aber erstmal weiter.



Auch am Stadtplatz und in dessen Nähe gibt es Übernachtungsmöglichkeiten, das wäre also schon mal eine Option für uns, ich würde aber lieber noch näher an Parquin heran fahren.



Am Ortsende geht es links über den Fluß zu den "Baños Termales de Huancashin". Die wollen wir uns näher ansehen. Alleine die Brücken dorthin sind schon sehenswert, Fußgänger- und Autoversion liegen direkt nebeneinander.



Das Thermalwasser läuft hier in schmalen Gräben zum Fluss hinunter an denen Leute sitzen und ihre Gliedmaßen baden.







Es gibt in den Gebäuden eine Badehalle und die schon bekannten kleineren Kabinen. Wir überlegen kurz und entschließen, hier zu bleiben. Im Ort buchen wir ein Zimmer (20 Soles pro Bett) im Hostal am zentralen Platz und gehen dann rüber zum Baden.

Das Wasser in der Badehalle ist nicht so heiß wie in Gorgor, zudem halte ich mich diesmal an die Ratschläge des Bademeisters, 5 min rein ins Wasser, dannach kurz Pausieren etc. Der Eintritt für die Halle mit der Sinterkaskade kostet 5 Soles, die Kabinen 3 Soles.





Als wir in die Halle kommen, sind wir die einzigen Badegäste (hier kommt übrigens meine Badehose erstmalig zum Einsatz).



Das bleibt auch ca. eine Stunde so, bis der Pater des Ortes mit seinem Schäferhund dazu kommt. Er ist Deutscher aus Heidelberg und lebt schon seit dreißig Jahren als Pater Wilfredo hier. Damit ergibt sich natürlich ein interessanter Informationsaustausch. Wir erzählen von unserer Tour und auch von unserem gestrigen Scheitern. Er kann aber bestätigen, dass über die andere Seite die Mine passiert werden kann, es wäre eine normale Straße; erst kürzlich seien Freunde von ihm mit dem Auto dort lang gefahren.

Als wir das Bad verlassen, steht die Sonne schon sehr tief. Wir folgen der Empfehlung des Paters für ein Restaurant, müssen aber feststellen, dass mit dem Verschwinden der Badetouristen - die meisten reisen per Kleinbus aus Churin an - auch die Anzahl der geöffneten Restaurants rapide abnimmt. Seine erste Wahl ist schon geschlossen, bestenfalls Getränke gibt es dort noch. Am Ortsrand werden wir noch fündig und als einzige Gäste mit einer Kuttelsuppe bedient.
 
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