Ich kann ohne Problem im grünen Bereich anfahren und die Treppe runter, aber im roten Bereich hab ich eine Blockade. In steilen Trails mit Wurzeln /Absätzen ist das ähnlich. Fahren kann ich die, aber nicht aus dem Stand im Steilstück anfahren.
Ich bin da zwar kein Experte und finde das auch schwierig, aber übe deine Problemstellung entweder freiwillig oder unfreiwillig des öfteren. Daher mal, was mir hilft/hilfreich erscheint, ohne Anspruch auf Richtigkeit:
Ganz viel Trackstand und Pedalkicks üben, um möglichst keine oder nur ganz wenig Geschwindigkeit zu brauchen um eine Wurzel o.ä. direkt davorstehend aus dem Stand zu überwinden. Das wäre mein erster Ansatz für die Basics. Den Trackstand natürlich nicht aus dem Fahren->stehenbleiben->balancieren, sondern im Stand auf die Pedale steigen und weiter stehen bleiben. Trackstand bergab üben, mit gezogener Bremse, möglichst wenig eingeschlagenem Vorderrad.
Auch eine gute Übung: im Stehen (blockierte Bremse) die Pedale rückwärts rotieren, anderen Fuß kurz vorne lassen, wieder rotieren, anderen Fuß, etc. Auch das hilft für Anfahren/Balance finden aus dem Stand heraus.
Generell finde ich die Situation die du bescheibst auch primär schwierig für den Kopf, wie Sespri auch sagt. Man ist noch beim Balance halten und kontrolliert Aufsteigen, während man sich mental schon mit den nächsten x Problemen in der Steilstelle voraus beschäftigt. Dagegen hilft eigentlich nur, ganz gezielt das Problem in Einzelteile zu zerlegen und sich im aktuellen Moment nur mit einem Baustein zu beschäftigen. Also:
- Vorab, zu Fuß: Linie checken und kurz im Kopf durchgehen was ich wie machen möchte. Hilfreich auch eine virtuelle "Startlinie" festzulegen, ab der ich spätestens vollkommen richtig am Rad sein muss um das erste Hindernis sicher in Angriff zu nehmen. Fühle ich mich an der "Startlinie" noch wacklig, am besten Abbruch und nochmal von vorne.
- Jetzt erst mal in der Balance aufsteigen, was danach kommt interessiert mich nicht, bis ich auf dem Rad stehe: Rad möglichst sicher hinstellen, so dass es nicht direkt blockiert ist oder wegrutschen kann (checken ob nicht ein Geröllbrocken, Ast o.ä. direkt vor einem Laufrad liegt - hab da schon so meine Erfahrung gesammelt die sagt, dass das wichtig ist

), Bremse blockiert, am liebsten in einem mittleren Gang, Lieblingsfuß/Pedal vorne und etwas über der Horizontalen, so dass ich ein paar Grad zum Ankicken zur Verfügung habe, Freilauf eingerastet. Aufs vordere Pedal stellen, Körper und Fahrrad in die Balance bringen, hinteren Fuß nachziehen. Selbstaustricks-Trick: ich schaue erst mal nicht in die Linie, sondern glotz mein Vorderrad an oder fixiere in Luftlinie einen Baumstamm o.ä.
- Wenn ich auf den Pedalen stehe, verharre ich idealer Weise einen kurzen Moment im Trackstand, Krönchen richten, sammeln, checken ob ich richtig aufm Rad stehe. Ich find's hilfreich in dem Moment mich aufzurichten, Beine lang (natürlich keine ausgelockten Knie), Arsch nach oben. Das verstärkt den Druck am Vorderrad (Stabilität) und es ist meine Entspannungsposition, in der fühle ich mich relaxed und sicher (umgekehrter mentaler Trick).
- Linie vor mir fixieren / vorausschauen, erst ab jetzt beschäftige ich mich mit den nachgelagerten bisher ausgeblendeten Schwierigkeiten.
- Wenn ich merke ich bin noch nicht so richtig da (zu nervös) hilft mir ebenfalls, direkt vorm Losrollen das Hinterrad zu lupfen. Einfach nur so ein kleiner Dotzer ohne Sinn und Zweck. Bringt den Körper in die stabilere Position und das Hirn in den Fokus. Wenn ich das nicht schaffe ist für mich klar: Abbruch, du stehst nicht sicher, hast dein Vorderrad nicht im Griff, das wird höchstens gefährlich, lieber nochmal von vorne.
- Attacke (Arme beugen), Bremse lösen, Pedal runterdrücken bis horizontale Grundposition, Probleme vor mir in Angriff nehmen
Wenn es nicht möglich ist nach dem Aufsteigen noch einen Moment stehen zu bleiben, weil es z.B. dazu zu steil und rutschig ist, ist es umso wichtiger direkt beim Aufsteigen halbwegs richtig am Rad zu sein, so wie man dann auch rollen möchte. Also zum Aufsteigen schon so hinstellen, dass man möglichst nur noch den zweiten Fuß ans Pedal bringen muss während man gleichzeitig schon die Bremse löst.
Sattel so weit wie möglich runter hilft natürlich enorm, damit man möglichst zentral aufs Rad kommt und sich nicht noch hinterm
Sattel verkeilt. Je nach Gelände kann man sich auch eine Aufstiegshilfe suchen, z.B. mit dem Standfuß an einer Böschung oder höher stehenden Wurzel abstützen, um nicht von hinter dem
Sattel aufs Rad klettern zu müssen und dort hängen zu bleiben oder direkt mit dem Vorderrad wegzurutschen, weil man einen Moment nicht genug Druck drauf hat. Da sollte man dann auch nichts in Einzelprobleme zerlegen weil es nach dem Aufsteigen alles (zu) schnell gehen muss und man sofort den Fokus auf die weitere Linie braucht. In dem Fall hat man dann aber auch kein Problem mit dem Schwung den man fürs stabile Weiterfahren braucht, der kommt dann sowieso schneller als einem lieb ist.
Manchmal geht es auch einfach nicht. Dann schiebe ich im Zweifelsfall lieber nochmal 10m weiter zurück um vernünftig anzufahren, als irgendwelche Harakiri-Aktionen halb neben dem Rad hängend zu riskieren
