erstmal vorweg: ich möchte das nicht zerreden sondern lediglich konstruktive kritik anbringen
Thomas schrieb:
Im Klettersport gibt es ein international anerkanntes System zur Bewertung der technischen Schwierigkeiten einer Kletterroute. Im Mountainbike-Sport existieren hingegen diverse Systeme von Fachmagazinen oder Tour-Autoren, welche nur selten im Detail erklärt werden. Was fehlt ist ein einheitlich geltendes System, welches wie bei den Kletterern von allen benutzt und verstanden wird.
obige aussage ist zu indifferenziert und teils faktisch falsch. es gibt nicht EIN international anerkanntes system, da es praktisch nicht möglich wäre mit einem bewertungssystem jegliche facetten abzudecken. oft MUSS eine kombination der verschiedenen skalen verwendet werden um etwas ausreichend zu beschreiben, da sonst wichtige details zur ernsthaftigkeit oder besonderen passagen in der beschreibung/bewertung fehlen. ich möchte d.h. nun einen groben vergleich zwischen dem berg und mtb sport anstellen um den bedarf nach mehrern skalen zu verdeutlichen!
A) die gebräuchlichsten "Freikletterskalen" (von muscle shirt in der halle bis hin zu "bigwalls"). diese skalen bewerten das was allgemein als sportklettern bezeichnet wird, dabei ist allgemein darauf zu achten das jemand der eine "6" in der halle klettert im normalfall nicht in der lage ist eine 6 im alpinen umfeld zu klettern!
beispiele alle auf grob VI+ UIAA geeicht
- UIAA, bewertungsbeispiel: VI+, (röm. zahl, + oder - bei leichter bzw schwerer als glatter grad) , die skala die wohl von euch gemeint wird da sie das ist womit in kletterhallen in deutschland bewertet wird, ebenso weit verbreitet im deutschsprachigen alpenraum für klettertouren
- frz. System, 6a+, weit verbreitet vorallem im romanischen sprachraum (UIAA primär im deutschen raum verbreitet)
- YDS , 5.10a, u.s. skala die häufig im zusammenhang mit bigwalls verwendung findet, da der heilige gral der bigwalls in yosemite zu finden ist(yds=yosemite decimal system
- MTB Entsprechung: Freeride, vertridiung und vom technischen standpunkt wohl auch downhill
B)
Technisches Klettern, da gibt es eigentlich nur eine skala die von A0 bis A5 geht. sie wird verwendet um rein technisches klettern zu beschreiben, wichtig da solch eine stelle weiteres material impliziert oder, wenn frei geklettert, einen wesentlich höheren schwierigkeitsgrad stellt.
d.h. kann eine klettertour eine V sein mit einer seillänge A1 oder VII+ frei, wobei durch angabe aller optionen der kletterer in seiner auswahl der route oder, falls er sich entschieden hat, des materials unterstüzt wird.
- kein vergleichbarer bereich beim MTB
C) Bouldering (klettern in absprunghöhe ohne seil), gibt auch nur eine skala, extremer schwierigkeitsgrad bei kurzer routenlänge
- Trial im 2-Rad bereich
D) Allg. Frz. Hochtourenskala (bezieht neben reinen kletterschwierigkeiten auch länge, gesteinsqualität, höhe und ernsthaftigkeit der route mit ein).
F (leicht, frz. facile)
PD (wenig schwierig, peu difficile)
AD (ziemlich schwierig, assez difficile)
D (sehr schwierig, difficile)
TD (besonders schwierig, tres difficile)
ED (äußerst schwierig, extremement difficile)
ABO (scheußlich, abominable)
hier gibt es wie in der UIAA skala eine einteilung durch + oder - falls der grad über oder unterschritten wird. bei ABO gibt es auch mehrere + um den grad nach oben zu erweitern.
- entsprichen dem klassischen all mountain/enduro/singletrail fahren am ehesten.
zusätzlich gibt es noch skalen die sich auf eis oder "mixed" gelände beziehen, hier aber aufgrund der mangelnden entsprechung im mtb bereich (zumindest bis wer freeride auf eis erfindet) keine erwähnung finden. das cross country biken würde ich eher in wanderskalen einordnen, siehe SAC wanderskala:
http://www.alternatives-wandern.ch/erklaerungen/sac_wanderskala.htm
noch ein paar beispiele von bekannten bergen der alpen wie stark diese dinge kombiniert werden und zusätzlich noch um weitere informationen erweitert werden um eine halbwegs genaue beschreibung von routen zu geben:
Mt. Blanc:
Brouillardgrad: AD+,z.T. brüchiger Fels bis III+, 2200hm,10-18h v. Rif. Monzino
Rechter Freneypfeiler: TD, Fels bis VI und A1, kombiniert, 800hm, 8-12h v. Col Peuterey
Zentraler Freneypfeiler: ED+, VI und A3 Kombiniert, am Ende der Welt
Materhorn:
Zmuttgrat(NW): D, IV- und II, kombiniert, 1200hm, 7-9h v. Hörnlihütte
Furggengrat(SO): D+/TD, IV, direkt bis VI, brüchiger Fels, 1150hm, v. Einstieg 8-12h
3 Zinnen:
gr. Zinne:
Comici-Führe, Nordwand: 7 oder 5+/A1
Direkte Nordwand, Hasse-Brandler: VIII+/7a+ oder 6/A2 , 550m Wandhöhe
am extremen beispiel des zentralen freneypfeilers wird schnell deutlich das eine auf der einzelschwierigkeit ruhende bewertung nicht als ausreichend bezeichnet werden kann. eine durchschnittlich fitte person wird bereits in wenigen monaten oder gar auf anhieb eine VI+ in der halle klettern, allerdings nichtmals in die nähe des routenbeginns am freneypfeiler lebend kommen. beim mtb verhält es sich, wenn auch nicht ganz so extrem, ähnlich.
beispiele sind die touren der vertrider die ja nicht nur schwierige einzelstellen besitzen sondern häufig auch hohe schwierigkeiten über lange zeiten bieten. jemand der gewisse schwierigkeiten auf der dirtjumpstrecke oder am "bombnenkrater" beherrscht, was ja mit der kletterhalle vergleichbar wäre, ist im normalfall nicht in der lage dies unter hoher mentaler und körperlicher belastung die kontinuierlich über stunden einwirkt mit zuverlässigkeit zu leisten. daher halte ich eine differenzierte technische skala zusätzlich zu einer gesamtheitskala für unerlässlich. anbei bilder zur verdeutlichung der freneypfeiler sache:
http://www.lotharklingel.de/alpin/Freney/index.htm