Trainingssturz in Lenzerheide: Amaury Pierron hat sich Halswirbel gebrochen

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Ah, es sind wieder die Experten unterwegs. (...) Das weiß ich ganz sicher.

Ich finde es wirklich toll, dass man in Deutschland nach einer Verletzung mit KH Besuch einen Abschluss in Humanmedizin samt Facharzt erhält. Wir brauchen gute und kompetente Ärzte und gäbe es diese Regelung nicht, dann sähe es hier ganz schön duster aus. Anhand deiner Schilderungen ist es bei dir vermutlich die Unfallchirurgie geworden, richtig? Sehr spannendes Feld!

Amaury wünsche Weine schnelle und gute Genesung.
 
Ich wurde letztes Jahr von einem Auto umgefahren und hatte 2 gebrochene Halswirbel, keine Gehirnerschütterung. Das Problem? Ich habe absolut nichts davon gemerkt und war kurz davor den Arzt in KH anzumachen, weil auf eine CT-Untersuchung bestand.

Wenn man jetzt noch das Adrenalin der Racer dazunimmt und auch daran denkt, dass selbige dafür bezahlt werden auf dem Rad zu sitzen, verstehe ich durchaus, dass falsche bzw. unvernünftige Entscheidungen seitens der Fahrer getroffen werden...wie ich es auch getan hätte.

Daher muss es einfach eine Regelung durch die UCI oder auch durch die Fahrergewerkschaft geben, dass bei Verletzungen im Kopf- und Nackenbereich ein entsprechendes Protokol greift. Das ist mittlerweile (wenn auch viel zu spät) im Football oder Basketball etabliert.

Ich will gar nicht wissen was passiert wäre, wenn Pierron in der Quali noch mal gestürzt wäre. Mein damaliger Arzt hat es schonungslos gesagt: wäre ich wieder gefallen, hätte es mir vermutlich das Rückenmark abgeschert durch Wirbelverschiebung. Ergebnis: Querschnittslähmung.
 
Die Enduro-/DH-Rennen sind mMn Sport im absoluten Grenzbereich, bei dem immer mit einem Unfall mit für den Körper und Geist schwerwiegenden Folgen bis hin zum Tod gerechnet werden muss. Das sollten wir alle und damit meine ich die Fahrer*innen, die Teams und die Fans/Zuschauer/ Hobbysportler nie vergessen. Der Einsatz bei diesem Sport ist sehr hoch. Es gibt viele Sportarten, bei denen das Unfallrisiko geringer ist. Enduro-/DH gehört nicht dazu.

Um ganz oben zu stehen, ist der Einsatz besonders hoch. Amaury Pierron ist mMn bereit, diese gefährliche Grenzen zu überschreiten. Ich hoffe für ihn und alle Fahrer*innen, dass sie aus der - beim Bergsteigen würde man sagen - Todeszone immer aufs neue heil herauskommen.

Letztendlich ist es aber mMn auch die Leistung in dieser Gefahrenzone, die alle Beteiligten- Fahrer*innen wie Fans - fasziniert.

Auch meiner Meinung nach sollte im Rennzirkus versucht werden, die ärztliche Versorgungs-/Untersuchunglage weiterhin zu optimieren. Allerdings bin ich der Meinung: Es gibt keine 100% ige Sicherheit. Das sollten wir nie vergessen. Das wäre mMn trügerisch.

Gute Besserung Amaury Pierron.
 
Hätte ein Neckbrace die Wahrscheinlichkeit einer solchen HWS Verletzung senken können?
Vlt könnte man ja Mindeststandards für Protektoren einführen (Neckbrace, Rückenprotektor,...).
Wäre ja dann auch „win-win“ für Fahrer und Industrie...
🤔
 
Allerdings bin ich der Meinung: Es gibt keine 100% ige Sicherheit. Das sollten wir nie vergessen.
Da stimme ich zu. Es müsste aber ein festes Prozedere geben, dass nach einem heftigen Sturz bestimmte Untersuchungen gemacht werden müssen. Ob der Athlet oder das Team das will, darf hierbei keine Rolle spielen. Es muss ein "Dritter" für die Durchführung und Kontrolle der Einhaltung verantwortlich sein.
Dass Stürze tödlich oder mit schweren Verletzungen enden können fällt grundsätzlich aber unter das "Berufsrisiko" des Profisportlers, wie auch bei anderen Hochgeschwindigkeitssportarten.
 
Hätte ein Neckbrace die Wahrscheinlichkeit einer solchen HWS Verletzung senken können?
Vlt könnte man ja Mindeststandards für Protektoren einführen (Neckbrace, Rückenprotektor,...).
Wäre ja dann auch „win-win“ für Fahrer und Industrie...
🤔
Ich hab mich bei der Übertragung auch gewundert bzw. gefragt ob die Dinger so klein geworden sind, dass ich sie nicht mehr sehe, oder ob sie von den Fahrer/innen nicht (mehr) so häufig genutzt werden?
 
Einfach ein Concussion Protocol wie in der NBA oder NFL einführen. Fertig. So schwer kann das ja eigentlich nicht sein.
Allerdings haben auch da Teams Wege gesucht, diese zu umgehen.
Es kann nicht Aufgabe des Sportlers sein. Diese müssen durch die Organisation auch vor sich selbst und falschem Ehrgeiz geschützt werden.
Gut und richtig, nützt bei nem unerkannt angeknacksten Wirbel aber leider wenig, wenn da keine Gehirnerschütterung hinzukommt.

Daß nicht jeder Sturz, auch wenn er schmerzhaft war, dazu führt daß man sich zwingend sofort medizinisch untersuchen sollte, ist hier vermutlich jedem klar. Das Team ist bei der Einschätzung auf die Angaben des Fahrers und den äußeren Eindruck beschränkt. Sagt er beispielsweise "Oh Mann, bin ganz schön gestürzt, war aber zum Glück nicht so schlimm, hab nur nen leicht steifen Nacken.", und macht er äußerlich den Eindruck als würde es tatsächlich nicht so schlimm sein, kann man wohl kaum erwarten daß das Team sagt "Nein, Du wirst Dich erstmal gründlich medizinisch durchchecken lassen bevor Du weiterfährst."
 
Das Team ist bei der Einschätzung auf die Angaben des Fahrers und den äußeren Eindruck beschränkt. Sagt er beispielsweise "Oh Mann, bin ganz schön gestürzt, war aber zum Glück nicht so schlimm,
Genau darum geht es bei dem Concussion Protocol oder wie auch immer man es nennen soll. Die Einschätzung darf und soll dabei weder beim Team, noch beim Fahrer liegen, sondern bei einem Dritten.
Das Team hat Eigeninteressen, der Fahrer ist motiviert und die harten Hunde denken oft: "Das geht schon noch!"
 
Wenn ich mich richtig erinnere, können Verletzung an der Lunge u.U. auch Schulter-/Nackenbeschwerden auslösen. Aber das soll unser hiesiger Unfallchirurg gerne noch mal erläutern.
Kumpel von mir is vor zwei Jahren aus 5m direkt kopfüber vor meinen Füßen gelandet. 2 Halswirbel gebrochen. Er lag 5 min und ist dann noch 1,5km zu Fuß einen unwegsamen Hang runter.. "ich hab nur n bissl steifen Nacken".. wir haben dann doch auf nen Krankenwagen bestanden. Dann ging alles ganz schnell.. sofort gelagert, Helm verlangt zur Analyse, usw.. Ergebnis, künstlicher Wirbel eingesetzt, nie wieder biken..
Ich hab an dem Tag viel gelernt.. ich hab trotz mehrfacher ErsteHilfe Kurse alles falsch gemacht und werde in Zukunft hoffentlich von solchen Erlebnissen verschont.. im Falle werde ich aber auf stille Lagerung und RTW bestehen.
Das mit dem unabhängigen Check sollte im Weltcup schnellstens Standard werden!
 
E darum geht es bei dem Concussion Protocol oder wie auch immer man es nennen soll. Die Einschätzung darf und soll dabei weder beim Team, noch beim Fahrer liegen, sondern bei einem Dritten.
Das Team hat Eigeninteressen, der Fahrer ist motiviert Zund die harten Hunde denken oft: "Das geht schon noch!"
Gut und schön, aber wie soll das praktisch aussehen?
Soll/Muss jeder Fahrer bei jedem noch so harmlosen Sturz bei einem vom Veranstalter gestellten Arzt vorstellig werden um ne Freigabe zu erhalten? Klingt nicht praktikabel.

Sinnvoll wäre es vielleicht daß der Veranstalter entscheidet, wann eine Untersuchung notwendig ist. Nur kriegt er vermutlich ja auch nur einen Bruchteil der Stürze mit.

Vielleicht im Zielbereich ein Arzt, den die Fahrer sofort kontaktieren können, und der das Recht hat jeden Fahrer kurz zu checken. Man sieht dem Fahrer ja zumeist an ob er beim Lauf gestürzt ist. :ka:
 
Gut und schön, aber wie soll das praktisch aussehen?
Kennst Du das NFL Concussion Protocol? Sowas müsste natürlich für den MTB Sport angepasst werden, aber dort werden verbindliche Grundregeln festgelegt. Klar ist das schwierig und wird sicherlich auch mal einen treffen, der vielleicht doch hätte fahren können, aber gerade die Untersuchungen zu Spätfolgen von z.B. Gehirnerschütterungen in der NFL haben erschreckende Ergebnisse hervorgebracht.

https://static.www.nfl.com/image/upload/v1665264248/league/moexjmdzy2kvjtqsdpbx.pdf
 
Soll/Muss jeder Fahrer bei jedem noch so harmlosen Sturz bei einem vom Veranstalter gestellten Arzt vorstellig werden um ne Freigabe zu erhalten? Klingt nicht praktikabel.

Ich glaub es geht nicht darum, dass jeder Fahrer sofort in den CT geschoben wird, sobald er mal irgendwo im Gemüse lag. Aber wenn man sich nen Halswirbel bricht und mit Kopf- und Nackenschmerzen rumrennt, dann kann der Sturz nicht so harmlos gewesen sein. Man könnte z.B. über Sensoren die Beschleunigungskräfte messen, die bei einem Sturz z.B. auf den Kopf einwirken und ab einem bestimmten Grenzwert gehts dann halt erstmal zum Doc.
 
Manche Erfahrungsberichte hier machen schon nachdenklich. Ich kann mir eine technische Lösung vorstellen bei der Sensoren, im Helm und/oder den Protektoren, die G Kräfte bei einem Sturz messen, wenn ein Grenzwert überschritten wird es angezeigt. Dann sollte man sich untersuchen lassen, bzw. im Rennen der Fahrer rausgenommen bis er untersucht wurde.
Interessant wäre was es da an Forschung gibt, etwa auch in Bezug auf die Häufigkeit von Ereignissen bzw. deren Folgen. Etwa ab welchen Kräften in der Regel mit schweren Verletzungen gerechnet werden muss.
 
Ich glaub es geht nicht darum, dass jeder Fahrer sofort in den CT geschoben wird, sobald er mal irgendwo im Gemüse lag. Aber wenn man sich nen Halswirbel bricht und mit Kopf- und Nackenschmerzen rumrennt, dann kann der Sturz nicht so harmlos gewesen sein. Man könnte z.B. über Sensoren die Beschleunigungskräfte messen, die bei einem Sturz z.B. auf den Kopf einwirken und ab einem bestimmten Grenzwert gehts dann halt erstmal zum Doc.
Da war ich zu langsam ☺
 
ShockWatch oder Ähnliches auf den Helm kleben. Einfachste Technik für ganz kleinen Taler.
Bewahrt nicht vor jeder Situation, würde aber zumindest die am Kopf aufgetretenen Beschleunigungen (bzw. deren Überschreitung) anzeigen und könnte dann ein entsprechendes Protokoll auslösen.
 
Hätte ein Neckbrace die Wahrscheinlichkeit einer solchen HWS Verletzung senken können?
Vlt könnte man ja Mindeststandards für Protektoren einführen (Neckbrace, Rückenprotektor,...).
Wäre ja dann auch „win-win“ für Fahrer und Industrie...
🤔
Nein.
Ich hab mich bei der Übertragung auch gewundert bzw. gefragt ob die Dinger so klein geworden sind, dass ich sie nicht mehr sehe, oder ob sie von den Fahrer/innen nicht (mehr) so häufig genutzt werden?
Es wird immer wieder darüber spekuliert ob ein Neckbrace eine Wirbelverletzung hätte verhindern können, man wird es aber nie wissen. Es gibt auch Situationen wo dir ein Neckbrace erst recht Wirbel brechen kann wenn die eingeleiteten Kräfte sich anders auswirken oder du durch die Neckbrace sogar in der Bewegung soweit eingeschränkt bist das du mal eben nicht den Kopf noch eindrehen kannst um einen ungünstigen Hebel zu verhindern.
Trotz Helm gibt es schwere Kopfverletzungen mit Todesfolge, trotz Rückenprotektor gibt es schwere Rückenverletzungen mit verheerenden Folgen.
G Kräfte kann man hald nicht umgehen...
Zudem fühlen sich manche Fahrer von so einer Neckbrace soweit eingeschränkt daß sie erst recht in Sturzgefahr kommen können.
Muss hald jeder selbst entscheiden aber ein Garant ist es nicht um schwere Verletzungen zu verhindern.
 
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