Osterausflug 2011 - Tag 3 (Ostersonntag)
Dort lagen wir nun also unter dem Nachthimmel von Seiffen: jeder eingemummelt in seinen Schlafsack, Bike und der Rucksack standen daneben und warteten darauf, dass es weiter geht.
Am kältesten ist so eine Nacht im Übrigen kurz vor Sonnenaufgang. Als ich bibbernd und schnatternd mit sooo kalten Füßen aufwachte, war also die Chance, dass sich die Sonne bald zeigen würde, relativ groß. Diese Frühlings- oder Herbstnächte im Sommerschlafsack sind auf alle Fälle eine Erfahrung wert!
Ich hatte also nicht den geeignetsten Schlafsack dabei. Das heutige Ziel "Fichtelberg", das wir uns dann doch wirklich und tatsächlich mehr oder minder gesetzt hatten, stellte mich/uns also vor eine doppelte Herausforderung.
Ausblick nach dem Aufwachen
Nach einem zünftigen Osterhaseneifrühstück ließen wir es uns nicht nehmen, uns von unseren 7-bis-circa-17-Kilogramm Rucksäcken den Seiffener Grund runterschieben zu lassen.
gegenüber vom Seiffener Grund
Nach einem Straßentransfer runter nach Olbernhau, vorbei an Pulsschlag, ging es endlich wieder rauf. Durch den waldigen Wald zum Stößerfelsen. Wir haben nicht rausgefunden, warum der so heißt.

Später ging es wieder auf befestigten Wegen nach Rübenau und ab in den Wald. Dort hat der Schnee ordentlich für Bruch gesorgt. Sollte sich in Zukunft noch häufiger auf diesen Teil des Kammwegs Leute wagen, dann wird dieser Abschnitt ein schönes von links nach rechts-Gekreuze.
Das nächste Ziel hieß Künhaide. Kurz vor dem Ort ein herrlicher Fleck Idylle. Dahinplätschendes Wasser, sich im Wind biegende Gräser, eine Brücke aus dem Jahre Achtzehnhundertund.
Wegweiser
Brücke im Schwarzwassertal
Graben von der Seite
Danach folgte ein Pfad, heimlich, verborgen, mit Ausblick, schmal, an einem Graben aus damaliger Zeit entlang.
das ist jetzt ein Stück hinter der im Text beschriebenen Stelle
Hier rannten allerdings nicht wenige Menschen rum. In Künhaide sahen wir dann auch, woher sie kamen: Gasthaus, Parkplatz, Straße - alles klar.
Also schnell weiter nach Reitzenhain und am Grenzfluss ein Päuschen in der Sonne gemacht:
Brötchen aus Geising, Trockenfleisch aus Neuseeland, Tomaten aus Spanien, Törtchen aus Italien, Muffins aus dem Supermarkt.
Grenzfluss
Dann waren wir gespannt auf den "Lustigen Hans". Hinter Neue Welt (oje, wenn das die neue Welt sein soll...) und Satzung fanden wir ihn:
"Hier liegt der lustige Hans
mit Flint, Flasch und Gefieder
er trank viel Schnaps
und schoß viel Wild
und hier schoß man ihn nieder."
Dann rein in die Schmalzgrube, wo wir an einer Kreuzung auf die Karte schauten, um den nächsten Einstieg zu finden. Tja, und was passiert, wenn zwei Fremde versuchen, sich im Osten zu orientieren? Ihnen wird geholfen!:
Zwei Einheimischinnen rieten uns eindringlich, nach Tschechien rüberzufahren und nicht unseren Plan in Deutschland zu verfolgen. Zu voll sei es auf dem von uns ausgesuchten Weg. Außerdem warte der Stülpner Karl auf uns. Und die überflutete Stadt Pressnitz. Und die Strecke rüber nach Bärenstein sei wirklich schön! Schön ruhig!
Okay, versuchen wir's!
So radelten wir über die Grenze. Kamen zum Stülpner-Denkmal (der Karl sei wohl der sächsische Robin Hood.. aus der Gedächtnisanlage wurde man darüber aber nicht wirklich schlau) und nahmen das Wasser der Waldquelle statt des Ein-Euro-Biers:
Und weiter ging's von Kristofovy Hamry auf der Straße zum Pressnitz-Staudamm (ein Ort, aus dem die Deutschen nach dem Krieg vertrieben worden sind und einige Jahre später die Aufstauung des Wassers erfolgte), über Cerny Potok nach Vejprty. Mittlerweile nervten uns die Autos und besonders die Motorradmotoren doch ziemlich, also wieder ab in den Wald. Und schwupps, schon waren wir wieder in Deutschland, in Bärenstein.
Pause zwischen Bärenstein und Kretscham-Rothensehma
Im Verlaufe der Route über Kretscham-Rothensehma nach Oberwiesenthal war der Fichtelberg auch immer öfter ausgeschildert. Zuletzt nahmen wir noch einen Bergauftrail und fanden eine gute Stelle zum Übernachten. Gut zumindest im Sinne von "Bank und auch Ausblick auf Sonnenaufgang vorhanden". Ne Heizung stand da halt nicht rum.
Wir waren ja auch noch nicht auf 1214 m, also noch nicht ganz oben.
Auf dem Weg zum höchsten Punkt.
Nach einigen Matschtiefen und dem ein oder anderen Wasserpfützchen im Schuh konnte Eispickel dann doch endlich noch eine Skipiste hoch.
Und oben!
Windig hier. Schon ziemlich kalt. Aber oben! Ziel erreicht.
So ne Vorlage muss man ja einfach nutzen
Nach einer kleinen Fotosession kam mal wieder die Frage "und nun? Duschen? Schlafen? Erfrieren?" auf. Vor uns stand das Fichtelberghaus. Mit Blick auf die Anpreisung eines Zimmers für nur 84 EUR mit Frühstück redeten wir darüber, dass die ganz bestimmt nichts für uns haben werden. Ganz bestimmt nicht. Das wär ja was! Ha! Wenn wir dort duschen dürften, Mann, Mann!
Eispickel ging trotzdem mal fragen.
Und ja! Es gab eine Überraschung! Duschen wär kein Problem! Kostet auch nur so viel wie in ner Hütte in den Alpen. Ne Ecke, um drinnen zu schlafen, wär schon problematischer weil alles ausgebucht, aber waschen geht in Ordnung. Also auf! Schöne, warme Dusche!
Aber es gab noch eine Überraschung! Im Hause befinde sich gerade eine Baustelle. Das heißt, eine Suite wurde gerade umgebaut. Nur ein Bett und ein Schrank stand noch drinnen. Und eine Badewanne!!
Wer hätte gedacht, dass wir mal im Fichtelberghaus übernachten würden! Eispickel ging erstmal essen, ich duschen. Dann wurden noch dutzende Sonnenuntergangsfotos aus dem zweiten Stock und draußen aufgenommen. Ab da nahm mein persönliches Unglück seinen Lauf: der Akku blinkte rot auf, bald sei er alle. Also Kamera weggesteckt. Ein Abschlussfoto wollte ich am letzten Tag noch aufnehmen.
Abendbrot im Abendrot
In circa 1230 m Höhe fielen wir also auf der Isomatte bzw. dem Bett in den Schlaf. Ich im Kinderzimmer, EP im Wohnzimmer, so brauchte ich nicht mal dem Geknister der Isomatte lauschen.
