Klingt irgendwie nebulös, auch wenn die tolle Kohle noch so ne große Oberfläche hat, um Luftmoleküle zu binden. Der verwendete Behälter hat doch bestimmt auch das Volumen von nem Spacer, der davor extra entfernt wurde, um mehr Gesamtvolumen zu erhalten.
Quelle: https://trutune.co.uk/pages/technology
Kann das jemand mit bissl mehr Ahnung als ich mit meiner 5.-Klass-Physik erläutern?
@Dahigez vielleicht?
Wie ja schon an anderer Stelle ausgeführt, steht hinter dem Prinzip der Adsorption schon reale Physik. Ob das dann die beworbene Wirkung zeigt, ist eine andere Frage.
Zunächst noch einmal zum Prinzip Luftfeder. In einem idealen Gas - und Luft können wir in dieser Hinsicht näherungsweise durchaus als ideales Gas betrachten - bewegen sich die kleinsten Teilchen des Gases recht unabhängig von einander durch die Gegend und stoßen entweder untereinander oder mit der Begrenzung des Volumens. Durch die Stöße mit der Begrenzung entsteht der Druck. Verringert man das Volumen, dann stoßen die Teilchen, deren Anzahl sich ja nicht ändert, logischerweise öfter untereinander und folglich auch öfter mit der Begrenzung und dadurch steigt der Druck. Da die Fläche, die beweglich ist in einer Gasfeder, konstant ist, steigt mit dem Druck auch die Kraft, welche die Gasfeder der Änderung des Volumens entgegensetzt. Für den Anstieg der Kraft ist also die Änderung des Volumens wesentlich. Da nun wenn das Volumen kleiner wird, dieselbe Bewegung des Kolbens das Volumen im Verhältnis mehr verändert, steigt in der Luftfeder die Kraft gegen Ende des Federwegs stärker an als zu Beginn. Das ist die bekannte Progression. (Bei einer Stahlfeder ist das anders, da ändert sich die Kraft immer gleich, wenn die Feder um ein bestimmtes Stück komprimiert, egal ob zu Beginn oder am Ende des Federwegs.)
Wenn ich nun eine Luftfeder nehme, die im Vergleich zum Hub ein großes Volumen hat, dann ist die Progression eher gering, weil sich zum Beispiel das Luftvolumen von
100% auf nur 80% am Ende verringert. Verringert sich dagegen das Volumen durch den Hub des Luftkolbens von
100% auf 20% am Ende, ist die Feder sehr progressiv. Hier setzen nun verschiedene Tuningoptionen wie Luftkappe oder Secus von Vorsprung an, indem das Gesamtvolumen der Feder vergrößert wird. (Im Detail ist das bei den genannten Optionen komplexer, weil das Volumen unterschiedlich für Positiv- und Negativfeder genutzt wird, aber das ist jetzt hier nicht so wichtig.)
Das vorliegende System setzt nun anders an. Es wird ja nicht das Volumen vergrößert, de facto wird das Volumen sogar verkleinert, weil in den Hohlraum ein Festkörper gebracht wird, die Aktivkohle, die erst mal inkompressibel ist. Nichtsdestotrotz passt in den (sogar kleineren) Hohlraum bei gleichem Druck mehr Luft, also mehr kleinste Luftteilchen, weil sich in der Aktivkohle aufgrund von elektrischen Bindungen an der Oberfläche der Aktivkohle Luftteilchen anlagern und eben nicht mehr an den Stößen der anderen freien Luftteilchen teilnehmen. Die Luft ist dann in der Aktivkohle aber kein ideales Gas mehr.
Was nun über die Wirkungsweise dieses Tools entscheidet, ist wie sich diese Bindungen von Luftmolekülen an der Oberfläche der Aktivkohle mit sich veränderndem Druck verhalten. Dazu kann ich im Detail nichts sagen und das ist auch auf Anhieb nicht leicht zu schließen, wie ganz allgemein Oberflächenphysik ein eher komplexes Thema mit teils überraschenden Phänomenen ist, weil sich hier elektrische Potenziale von Molekülen stark überlagern können. Da bräuchte man jemanden, der mit diesem Spezialthema gut vertraut ist, um da halbwegs verlässliche Prognosen machen zu können.
Was ich skizzieren kann, wären zwei Extremfälle. Der erste Extremfall wäre, dass sich Oberflächenbindungen von Luftmolekülen mit zB doppeltem Luftdruck auch verdoppeln würden (und sich diese Änderungen mit einer Geschwindigkeit vollziehen, die im Zusammenhang mit der Änderung des Drucks in der Feder als instantan gelten können). In diesem Fall würde sich die Feder tatsächlich so verhalten, als wäre das Volumen um genau so viel vergrößert, dass der Druck bei gleicher Anzahl an Luftteilchen ohne Aktivkohle genauso groß wäre. Der zweite Extremfall wäre, dass sich die Anzahl der Oberflächenbindungen von Luftmolekülen an der Oberfläche der Aktivkohle mit dem Druck gar nicht verändert. Dann hätte man tatsächlich eine Luftfedern mit kleinerem Volumen. Es passen dann zwar bei gleichem Druck mehr Luftteilchen ins Volumen, aber ein fester Anteil dieser Teilchen wäre dauerhaft an der Oberfläche des Aktivkohle gebunden und würde nicht am Verhalten des übrigen (idealen) Gases teilnehmen, was letztlich für die Funktion der Luftfedern entscheidend ist. (Wären alle Luftmoleküle an der Oberfläche gebunden, wäre es letztlich so, als hätte man nur Flüssigkeit in der Feder.)
Es ist zwar naheliegend, dass bei steigendem Druck sich mehr Moleküle an der Oberfläche der Aktivkohle anlagern, einfach weil bei mehr Druck mehr Moleküle nahe an die Oberfläche der Aktivkohle gelangen (Gasmoleküle sind ja ständig in Bewegung). Andererseits schirmen Luftmoleküle, die sich bereits angelagert haben, die elektrischen Kräfte an der Oberfläche der Aktivkohle, die fürs Anlagern der Luftmoleküle verantwortlich sind, zunehmend ab, sodass ein komplett linearer Anstieg der Anzahl der adsorbierten Luftmoleküle mit dem Druck eher unwahrscheinlich scheint. Der reale Fall dürfte also irgendwo zwischen dem genannten Extremfällen liegen. Ob der Effekt der Aktivkohle so groß ist, dass die erst mal eintretende Volumenverkleinerung durch den Festkörpereintrag der Aktivkohle soweit überkompensiert wird, dass jenseits vom Bankkonto des Verkäufers noch ein merkbarer Effekt des Gadgets verbleibt, ist dann die große Frage. Ob das Leute, die für das Gadget Geld ausgegeben haben, dann zuverlässig beantworten können, ist die andere Frage. Es besteht jedenfalls die Chance, dass dieses Tool eher Federungshomöopathie ist als sinnvolles Tuning. Vielleicht ist es aber auch eine vergleichsweise einfache Lösung für viele Federungsprobleme. Eine Messung auf einem guten Messstand wäre sicherlich äußerst hilfreich. Inwieweit die Aktivkohle in einer Luftfeder mit einigem an Öl/Fett dauerhaft funktioniert, ist dann nochmal eine ganz andere Frage…