Vorhin, kurz vorm Kotzen

Superfriend

Might loose the Popkids
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20. Oktober 2001
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In diesem Unterforum geht’s ja bekanntlich um Cross-Country-Bikes. Die Bilder in den verschiedenen Galerien hier sind sicherlich für viele von uns eine tolle Inspiration, ein Lichtblick an öden Bürotagen, eine Motivation, selbst etwas umzubauen/neu aufzubauen oder mal wieder so richtig artgerecht einzusetzen. Aber genau letzteres wird hier eher selten thematisiert, dabei gewinnt ein geniales Bike abseits seines puren materiellen Wertes doch erst dadurch Wert, dass es benutzt wird. Dass man auf ihm die Höhenmeter bezwingt, Trails surft, schwitzt und leidet, flucht, breit grinst und glücklich ist. Genau darum soll es in diesem Thread gehen – Geschichten und Bilder rund ums Cross-Country-Biken. Ob das Stories von Rennen, Respekt einflößenden Touren oder einfach nur von der Feierabendrunde sind – ganz egal. Wichtig ist nur: Es geht hier um die Dokumentation der Passion. Um die Gratwanderung zwischen Schmerz und Freude. Um das, was niemand versteht, der es nicht selber erlebt hat.

Ob es funktioniert? Keine Ahnung – mich würde es freuen, wenn sich User beteiligen und bereichten, was unser Sport so bereit hält. Und natürlich mache ich gleich mal den Anfang… .
 
Irgendwie hielt dieser Tag dann doch noch zwei Stunden Luft bereit, an denen es für ein bisschen Laktat reichen könnte. Reichlich unambitioniert schiebe ich also das neue Bike (gestern auf der Schwäbischen Alb eingeweiht) in den Hof, justiere noch hier und da ein bisschen rum, klicke ein, rolle los.

Im Strom der Autos trete ich gemächlich den Anstiegen des Stuttgarter Talkessels entgegen, schalte runter, trete rein, schalte noch mal runter. Die Beine gehen gut heute, das ist schon nach 800 Metern klar. Also gib ihm.

Im großen Kettenblatt geht es den Birkenkopf, Stuttgarts Hausberg hinauf, dessen Kuppe aus Trümmern des zweiten Weltkrieges aufgeschüttet ist. Die Stollen raspeln über den Asphalt und der Atem keucht. Ich kralle die Fingerkuppen in die Lenkergriffe, weil die Oberschenkel so brennen, höher und höher schlängelt sich die Korkenzieher-Straße. Dann: oben. Mein Brechreiz findet, dass es nun auch wirklich reicht, der Puls pocht in den Schläfen, ich reiße Trikot und Windweste auf, lasse mich auf die Aussichtsbank fallen.


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Im Kopf überschlage ich, wie viel Zeit mir bleibt, bis es dunkel wird. Eineinhalb Stunden. Also was sitze ich hier so dumm rum? Pedal damn it!

Arsch hinter den Sattel, Dreck fliegt um die Ohren, die Reifen schlittern über Wurzeln und Steine, Zweige schlagen gegen die Unterschenkel. Der Trail spuckt mich im Stuttgarter Westen aus, am Rand des Wohngebiets. An sündteuren Quadratmetern und Autos mit Sternen vorbei geht’s zurück in den Wald. Großes Blatt, Oberkörper gebeugt, treten was geht.


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Langsam kommt der Hunger – vielleicht hätte ich vorm Losfahren mehr als nur eine Banane essen sollen. Und weil ich ja nur ganz kurz mal auf den Birkenkopf hochwollte, habe ich natürlich auch keinen Energieriegel dabei. Also heim? Ja, und zwar so schnell wie möglich. Oder doch noch an den Bärenseen vorbei zum Glemseck-Trail, einem der Stuttgarter Spielplätze der Downhill-Fraktion? Nein, heute bestimmt nicht.

20 Minuten später drücke ich das Inbred durch die Anlieger auf dem Glemseck-Trails. Durch knöcheltiefen Matsch geht es weiter, unter den verwunderten Blicken der Freeride-Kollegen reichlich unkontrolliert wie ich zugeben muss (so was war noch nie meine Stärke…). Dann den letzten Trail nach oben. Die Knie zittern, der Kopf schmerzt, ich fahre vorne klein und hinten groß, überlege mir, wie lange ich wohl nach Hause brauche, spritze den letzten Rest Wasser aus der Trinkflasche. Bloß noch heim, dusche, essen, sofort bitte.

Als ich eine halbe Stunde später mit Einbruch der Dämmerung in den Stuttgarter Talkessel zurück rolle, lasse ich den Blick vom Fernsehturm über die Wohngebiete schweifen. Wie viele Menschen sitzen da jetzt ihr Sofa breit, freuen sich über HD-TV und gehen immer Montagabend ins Fitnessstudio? Ich bin so verdammt froh, solch eine ******* wie heute erleben zu dürfen.

P.S.: Und die Belohnung:


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Geile Idee :daumen: Dann will ich auch mal.

Ort der Qual war Albstadt am 11.07.2009.
Die Vorbereitungszeit war in diesem Jahr etwas knapp, jedoch
hochmotiviert ging ich an die Vorbereitung. Und nicht nur ich, wir waren
mit einigen Fahrern am Start.

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mit den wichtigsten Informationen top vorbereitet...

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...ging es an den Start.

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Die ersten ca. 40km in einer mittelschnellen Gruppe mitgschwommen und
gemerkt, dass die Beine gut passen heute. Dann am Skiberg (heisst glaub
so) Attacke und mich von der Gruppe abgesetzt...

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Spucke schmeckt nach Blut, der Puls hämmert mit 184 im Schädel, die
Muskeln drohen zu explodieren... Warum mach ich dass? Macht das noch
Spass?!? Diese Fragen bin ich im Moment nicht im Stande zu beantworten.

Danach gings wiederum ca. 40km gut voran...

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...bis bei ca. km 81 der SUPERGAU zuschlug! Eine tolle Zeit (verglichen mit dem Vorjahr)
im Blick traf mich der Defektteufel! Nein, einen einfachen Platten oder
sowas kommt nicht in Frage. Hier muss schon etwas elementares den
Geist aufgeben... In diesem Fall der linke Kurbelarm... Wieso, weshalb,
warum?!? Keinen Plan... Ich weiss nur noch eines, am liebsten hätte ich
das Bike vor Zorn in die Pampa geworfen. Nach ca. einem km einbeinig war
ich total krampfig, fast nix ging mehr.

Dann das alles rettende Sani Fahrzeug am Wegesrand mit einem jungen
Sanitäter (danke an dieser Stelle für das Leihen des Billigimbusschlüssels
und sorry für das Zerstören des selbigen).
Kurbelarm festgeschwartet und weiter gings die letzten km unter Qualen
nur noch dehnend bis ins Ziel.

Dann Analyse mit einem meiner Mitfahrerkollegen.

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Die Zeit, knappe 10min besser als im Vorjahr... und als Fazit: egal wie es
wann wo weh tut, ich würde es immer wieder tun, das ist es was mich antreibt.

Für die Interessierten, hier die Aufzeichnung aus dem Rennen.

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Sportliche Grüße

Mike

P.S. leider kein Bild von der Belohnungshülse gemacht, aber die gabs abends dann auch :daumen:
 
Jap, Albstadt ist wie ich finde eines der besten Rennen im JAhr. Jede Menge Zuschauer... da gehts richtig ab.

Gruß

Mike
 
Hallo Hübsche Storys hier. Versuchs auch mal.

Am letzten Wochenende als es ned so warm bei uns war haben meine Freundin und ich gedacht, ach las uns doch heute eine hübsche Tour bei uns in der Nähe machen. Gesagt getan, haben wir unsere Bikes gesattelt.

Sie ihr neues ultramodernes Scott Spark 10 mit allem drum und dran und ich mein altes (2004) neu getuntes Vertex 70.

Nicht weit von uns haben wir dann gedacht, komm wir fahren mal hier den Berg rauf. Diesen Weg haben wir noch nie genommen. Wir wussten nicht was uns erwartet. Einfach mal wieder drauflos fahren und schauen wohin es uns treibt.

Was wir dann aber erlebt haben hat uns wirklich aus den Socken gehauen. Atemberaubender Singletrail...Schnee...und die Aussicht, einfach genial. ICh war wirklich überrascht wie gut meine Freundin mithielt. Warscheinlich war auch sie benebelt von der Aussicht.

Nach diesen Impressionen rollten wir zurück nach Stans und machten einen Boxenstopp in unserer Lieblingspizzeria...mmmmmhhhh das Bier hat wirklich gut geschmeckt nach dieser Tour.

Das war unser Höhepunkt:D für uns am Letzten Wochenende. Einfach genial und für jeden zu empfehlen.

Und nun die Fotos dazu.

Grüsse onkel
 

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Sehr geil :daumen: Aaaaber...ich kann keinen Schnee mehr sehn :)

Hast recht, hab auch die Schnauze voll. Hab mir jetzt eine Nues Bike gegönnt. Hoffe ich beweg es nicht mehr im Schnee. Na ja auf über 1000m muss man hie und da noch ein bischen mit Schnne rechnen.
Wünsch ne schöne Rennsaison allen.
 
So, dann will ich auch mal...

gestern hab ich mich um acht ausm Bett gequält (eigentlich war es unser Hund, welcher raus musste), hab mir ein paar Haferflocken gegönnt und mich nochmals ins Bett geworfen. um halbzehn hab ich mich aus dem warmen Bett in meine Bikekluft gestürzt, um mich um zehn auf meinem Titanen auf, zur Erkundung der nahen Berge zu machen... selbstverständlich war auch meine Pulsuhr und mein neuer Helm (Geburtstags- und Hochzeitstagsgeschenk) dabei.

Nach 15 min Einfahren auf asphaltierter und fast flacher Strasse, füllte ich den Bidon nochmals bis obenhin und begann, den bekannten Anstieg in Angriff zu nehmen.... hier war die Pulsuhr der begrenzende Faktor, anscheinend bin ich anhin immer zu schnell gefahren:D ich schaffte es aber, den asphaltierten Beginn und die darauf folgende Schotterstrasse auch mit moderatem Puls zu erklimmen, nach etwa 350hm folgte ein kurzes, etwas flacheres Teilstück, auf dem ich meinen unteren Rücken etwas entlasten konnte, um mich auf die letzten Höhenmetern vorzubereiten. Dann, nach einer stunde Aufstieg, kam die Lichtung, an welcher ich letzte Woche nach links abgebogen bin, um mir auf dem Schotter-downhill einen Snakebite einzufangen. Heute nicht: es ging leicht rechts weg, in die letzte Steigung vor dem Ziel.... einen Gang kleiner (leider schon der letzte...) und hinein in die Steigung... Puls? 150 -155 - 160 - 165.... egal, ich musste rauf!! der Weg wurde immer schmaler, machte eine Kehre...., links gehts 500m in die Tiefe!! Spur- oder besser Seitenwechsel, sonst kotze ich noch, bevor ich oben bin! Weiter! Der Weg führt durch den Föhrenwald, der sich bis zum Gipfel zieht.... Reifenspuren.... Aha, Racing Ralph, Nobby Nic... Enttäuschung, nicht der erste Biker in dieser Saison zu sein, versucht, meine Euphorie zu stoppen, VERGEBENS! Noch eine, zwei, drei Kehren, und plötzlich eine Fläche, an 3 Seiten von einer kleinen Mauer mit Eisenzaun begrenzt, auf der vierten die letzen Föhren.... rundherum nichts, Ruhe, ein leichter Wind....GEIL!! ICH BIN OBEN!! 670Meter höher als vor 85 Minuten, 12,6 Fahrkilometer von zuhause entfernt...
dort, rechts unten zeichnet sich unsere Wohnung ab... und vor mir geht es eben diese 670 Meter senkrecht in die Tiefe, dort unten ist die Strasse, auf welcher ich jeweils zum kleinen Trail am Rhein fahre,[
Dies, mein Geburtstagsgeschenk:
URL=http://fotos.mtb-news.de/photos/view/626067]
Foto-0181.jpg
[/URL]

und dort....,
...und mein Puls? ah, schon wieder bei 100:o jezt gibts einen Riegel und ein Red Bull und nun Beinlinge und Jacke anziehen, Helm auf, und runter....

Ich nehm die gleiche Strecke wie am herweg, cruise den flowigen Trail (welchen ich vorhin mühsam erklummen habe) hinunter, anbremsen, einlenken, rumdrücken, kurz beschleunigen, anbremsen.... SOOO GEIL!!, weiter auf die Schotterstrasse... 40, 45, 50, Km/h, Kurve und..... SUPER! Bauer mit Brisago (Zigarrenähnliches Rauchzeug) vor mir.... ungewöhnlich riechender Staub wird eingeatmet.... irgendwie lustig,... Der Bauer blinkt, lässt mich vorbei, ein kurzes "Danke" und weiter gehts, Kurve, Asphalt, schneller.... 55 - 60... und schon bin ich wieder unten.... Der Puls ist schonwieder auf 120... und jezt noch die letzen Kilometer nach Hause, eine Qual!! flach, und doch sooo streng!!!
Zuhause angekommen, Zeigt der Tacho 26 Kilometer in genau 2 Stunden... 13Km/h Schnitt?? lausig...

aber geil wars!!!!!!
 
Find den Thread ne geile Idee, meine Story: Mein erster Ausflug auf den Brocken, sicher nicht das spektakulärste, für mich aber was sehr besonderes. Absolutes Highlight auf der Tour war, dass sämtliche Züge nach Hause ausgefallen sind (ab 22:00 wären wieder welche gefahren), das hatte zur Folge, dass ich die 150km nach Hause im Anschluss an die 80km rings um den Brocken auch mit dem Bike zurückgelegt hab. Am nächsten Morgen bin ich allerdings nicht mehr hochgekommen. Ich muss zu meiner Verteidigung auch sagen, ich komme aus absolutem Flachland, unsere höchste Erhebung ist 113m über 0 also war das für mich richtige Schinderei, vor allem zu einer Zeit als ich noch nicht ansatzweise sowas wie regelmäßiges Training hatte.
 
so, ich mal wieder....

Hab heute mein Saisonziel erreicht und diese Tour gemacht:



http://www.tourismus.li/de/navpage-SummerLI-BikeLI.html

leider war es etwas kalt und der Schnee verunmöglichte die letzten ca. 500m zu fahren, so, dass ich das Bike schulterte und den Rest zu Fuss absolvierte.....

aber von Anfang: um 09:15 setzte ich mich nach einem Monat Absenz auf mein Bike und kurbelte los... nach 50m beginnt der Anstieg, wie im Link zu sehen.... nach den ersten 150 hm musste ich mein Tenue korrigieren und verpackte Beinlinge und Ärmel meines Trikots im Rucksack, welchen ich heute ausnahmsweise dabei hatte um mich warm genug anziehen zu können....



...nach etwa der Hälfte der Strecke musste mein "sieges-Red-Bull" dran glauben (das ist da, wo die einzige kleine "Verschnaufpause auf dem Höhenprofil auszumachen ist....) dann ging es mit einigen, kurzen Stops weiter, immer in Richtung Himmel, immer kälter, immer nasser....



...so lange, bis es nicht mehr fahrbar war... da ich den Streckenplan nicht dabei hatte, konnte ich nur annehmen, dass ich kurz vor meinem Ziel war. So schulterte ich das Bike und machte mich zu Fuss auf, durch den Schnee (ja, ich hatte kurze Hosen montiert und der Schnee kühlte meine Waden)...



... dann, kam ich endlich ans Ziel, leider kam just zu dieser Zeit ein unerträglicher, Schnee-Wind auf, so, dass ich mein Bike in den Schnee stellte und mich im Schutze von 2 Bäumen "downhillfest" machte (Zum Glück war der Rucksack mit diversen Kleidern dabei)...



... nun wollte ich eigentlich auf dem Rückweg Bilder schiessen, um diesen Beitrag etwas ausschmücken zu können, leider bekam jedoch die Kälte den elektronischen Helfern (Handy) nicht so gut und ich konnte keine Bilder mehr machen:heul:

Dies sind die Letzten die ich machen konnte.... Blick aus meinem Windschutz nach oben...



... nach links, oben....



.. und eines auf dem Rückweg, nahe dem Ziel...



... Ach ja, die Abfahrt wurde von Krämpfen in beiden Oberschenkeln, nassen Füssen und Händen begleitet, was dem Stolz, das Ziel erreicht zu haben keinen Abbruch tat :daumen:

Ich hoffe, dass es noch einige verrückte gibt, die solche sachen machen und diese hier dokumentieren!!:daumen::love:

Danke
 
Juhu, endlich die ersten neuen Schneebilder des Jahres. Kann die weiße Pracht ja kaum erwarten :mad:
Aber Spass beiseite, ist 'ne interessante Tour ;]
 
klasse Tour....und ich musste arbeiten....:o:heul:

Siehst du, doch noch gut gegangen, ich hätte dich sowieso nur als "Motivator" und "Tempomacher" missbraucht :daumen:

Die Tour ist geil, aber die letzten paar Meter waren nur noch, um das Ziel zu erreichen, mit dem Bike auf dem Rücken hoch und wieder runterkraxeln, macht definitiv keinen Sinn:lol: aber es war geil
 
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