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Kenda Hellkat Pro Reifen im Test
Gripmonster mit allem, was dazu gehört

Kenda Hellkat im Test: Auf dem Reifenmarkt gegen die Riesen anzukommen, ist nicht einfach – den Blick von diesen abzuwenden, lohnt sich aber oft. Eine der vielen gelungenen alternativen Firmen heißt Kenda: Bereits im Test des Pinner Pro konnten wir mit den Reifen sehr gute Ergebnisse erzielen. Vom Spätsommer bis in den Winter hinein, haben wir jetzt den Hellkat Pro auf die Probe gestellt. Wie schlägt sich der Intermediate-Reifen in unserem Test?

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Kenda Hellkat Pro – Infos und Preise

Heute geht es nicht um den gleichnamigen, auf IMDb mit sagenhaften 4,3 Sternen bewerteten Action-/Horror-Film – stattdessen beschäftigen uns lieber mit Kendas Reifen für den Allround-Einsatz. Verfügbar in drei Laufradgrößen, zwei Reifenbreiten, vier Karkassen-Varianten und zwei verschiedenen Gummi-Aufbauten punktet der Reifen bereits deutlich. Für Kenda ist der Hellkat Pro aber auch hinsichtlich des Einsatzbereichs ein sehr vielseitiger Reifen, der laut Hersteller für unterschiedlichste Bedingungen auf den Punkt auch scharfe Kurven und harte Bremsmanöver mitmachen soll.

Dabei will der Hersteller gleichzeitig eine gute Balance aus Traktion, Handling und Rollwiderstand gefunden haben. Alle Hellkat Pro-Modelle sind Tubeless-ready und mit einer einzigen Ausnahme als Faltreifen ausgeführt.

# Vier verschiedene Karkassen, zwei verschiedene Gummi-Aufbauten, verschiedene Laufraddurchmesser und Reifenbreiten - der Kenda Hellkat Pro deckt ein vielfältiges Leistungsspektrum ab und will auch mit seinem offenen Profil ein wahrer Allrounder sein.

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Im Detail

Schauen wir uns zunächst den Grundaufbau des Hellkat an. Mit Ausnahme der 27,5″ x 2,4″ AGC-Version setzen alle weiteren Hellkat-Modelle auf einen faltbaren Aramid-Reifenwulst. Außerdem entsprechen alle vier Karkassen dem Single Ply-Aufbau, sind jedoch durch verschiedene Einsätze verstärkt, um die Pannenresistenz zu erhöhen. Nur die leichteste Karkasse im Programm wird mit 120 TPI ausgeführt, AEC, AGC und EMC setzen jeweils auf eine 60 TPI-Karkasse.

AEC und AGC teilen noch mehr Gemeinsamkeiten und unterscheiden sich auch nur in einem Punkt: Während am Downhill-Reifen noch eine APEX-Einlage am Reifenwulst verwendet wird, kommt der Enduro-Reifen ohne diese Einlage aus. Abgesehen davon werden in beiden Karkassen die gleichen, dreiteiligen Aramid-Einsätze verwendet, um für Schnitt- und Pannenschutz zu sorgen. Dreiteilige Einlagen gibt es auch bei den EMC- und ATC-Karkassen, hier werden aber unter der Lauffläche und an den Seiten jeweils andere Materialien verwendet.

# Vielseitig soll der Kenda Hellkat Pro im Einsatz sein - vielfältig ist er in Laufrad-Durchmesser, Karkasse, Breite und Gummimischung.
# 881 ± 44 g gibt Kenda für den Hellkat Pro ATC an - unser 29" x 2,4" Testexemplar befindet sich am leichteren Ende dieses Spektrums.
# 1096 ± 55 g gibt Kenda für das Modell mit AEC-Karkasse an - der 29" x 2,4" Testreifen ist auf der schwereren Seite dieses Bereichs.

Auch was den Aufbau des Profils angeht, bleiben wir bei diesen beiden Gruppen. EMC und ATC sind mit dem Dual Tread-Aufbau versehen. Dabei handelt es sich um zwei verschiedene Härtegrade des Gummis – aus dem härteren Werkstoff werden die Mittelstollen geformt, aus dem weicheren Gummi die Seitenstollen. Auch an AEC und AGC gibt es zwei verschiedene Härten. Bei der Dual Layer-Konstruktion wird der härtere Gummi jedoch als Basis verwendet, auf den die weiche Schicht aufgetragen wird. So sollen Gravity-Piloten maximalen Grip bekommen, während E- und Trail-Biker einen Kompromiss aus Rollwiderstand und Seitenführung bekommen.

Weiter geht es mit dem Profil-Design. Drei verschiedene, aufeinanderfolgende Stollen-Reihen gibt es auf der Lauffläche (A-B-C-A-B-C). Die Seitenstollen wechseln sich in einem D-E-E-D-E-E Muster ab und sind leicht versetzt zur Lauffläche. Auf dieser bestehen Reihe A und B jeweils aus zwei Stollen, wobei die A-Elemente durch eine flache Brücke verbunden sind und die B-Höcker etwas weiter auseinander stehen. Die C-Reihe setzt sich aus einem, dem A-Stollen ähnlichen Mittelstollen und zwei seitlichen Stollen, die wiederum den B-Stollen ähneln, zusammen. Klingt schon kompliziert? Schauen wir uns noch die Lamellen an: Alle A- und A-ähnlichen Profilelemente sind mit einer Lamelle lotrecht zur Fahrtrichtung versehen. Die restlichen Stollen haben eine quadratische Prägung. Alle Stollen sind in Laufrichtung leicht angeschrägt.

# A-B-C-A-B-C – in diesem Rhythmus wiederholen sich die Mittelstollen
# D-E-E-D-E-E – so wechseln sich die Seitenstollen ab.
# Knapp über 60 mm Breite auf einer Felge mit 25 mm Maulweite - der Hellkat wurde auf verschiedenen Felgen gefahren, die Maulweiten lagen zwischen 25 und 30 mm.

Dort wo der Abstand zwischen Seiten- und Mittelstollen am größten ausfällt, setzt Kenda auf ein L-förmiges Profil, dass den Raum zum Mittelstollen etwas besser überbrücken soll. Die beiden darauffolgenden Stollen sind rechteckig. Alle Seitenstollen sind mit einer Lamelle parallel zur Fahrtrichtung versehen.

Allround steht drauf, nach Allround sieht das auch aus. Offen und damit prädestiniert für lockere Böden, dabei aber mit ausreichend Kantenlänge für die Bremskraft-Übertragung auf den Boden versehen. Interessant könnte sich die recht große Fläche zwischen A-B und D-E aufs Kurvenverhalten auswirken. Genug spekuliert, ab auf den Trail.

Marke ModellUVPGewichtDurchmesserReifenbreite
BontragerSR5 Team Issue59,99 €1.080 g29"2,6"Testbericht lesen
ContinentalKaiser Projekt ProTection Apex70,90 €1.112 g29"2,4"Testbericht lesen
Kenda Hellkat Pro AEC64,90 €1.123 g29"2,4"
MaxxisDHR 2 DD74,50 €1.200 g29"2,4" WTTestbericht lesen
SchwalbeMagic Mary SG62,90 €1.165 g29"2,35"Testbericht lesen
SpecializedButcher Black Diamond59,90 €1.100 g29"2,6"Testbericht lesen
WTBJudge Tough/Fast Rolling69,90 €1.369 g29"2,4"Testbericht lesen
WTBVigilante Light/High Grip62,95 €1.251 g29"2,5"Testbericht lesen

Auf dem Trail

Machen wir es kurz und schmerzlos: Sobald es (viel) bergauf geht, gibt es bessere Reifen fürs Hinterrad als den Kenda Hellkat Pro. Bereits das Profil alleine rollt nicht allzu gut ab und sorgt in der ATC-Version mit härteren Mittelstollen für einen Rollwiderstand, der uns für den Trail-Einsatz eine Spur zu hoch ist. Dieses Problem wird mit den anderen Reifen durch den Dual Layer-Aufbau noch weiter verschärft. Der für den Enduro-Einsatz konzipierte Hellkat AEC erschwert den Uphill durch die weiche Gummimischung zusätzlich – immer wieder haben wir den Reifen im MTB-Reifen Test in den verschiedenen Versionen aufs Hinterrad montiert, nur um ihn kurz darauf erneut gegen etwas Schnelleres zu tauschen.

# Bergauf... entweder den leichten Reifen hinten oder ein ganz anderes Modell - aufgrund der Dämpfung und dem Pannenschutz hat uns der Hellkat AEC sehr gut gefallen, am Heck steigert er den Rollwiderstand aber gewaltig. Für den ernsthaften Enduro-Einsatz würden wir den ATC-Reifen nur in Kombination mit Insert fahren.

Geht es primär bergab oder montiert man den Hellkat Pro ausschließlich am Vorderrad, kommt man dafür in den Genuss eines genialen Reifens. Von Matsch bis hin zu trockenen Böden schlägt sich der Hellkat Pro einwandfrei, bietet extrem viel Grip – Seitenführung, Bremstraktion, Halt auf Wurzeln und Steinen – superb. Kontrolle, wo man sonst keine hatte: genau das kann der Hellkat Pro hervorragend. In tiefen Böden packt er ordentlich zu und verliert sich auch bei Nässe nicht. Selbst unter extrem matschigen Bedingungen konnte sich der Reifen bei der Selbstreinigung beweisen.

Spezialisten für nasse Bedingungen kämpfen aber im Trockenen manchmal ein bisschen mit sich selbst. Auch hier kann Kenda wiederholen, was sie mit dem Pinner vorgemacht haben: Ein sehr breites Einsatzspektrum abdecken. Denn auch bei trockenen Böden beißt sich der Hellkat Pro im Untergrund fest, bietet ein sehr hohes Maß an Präzision und stellt sicher, dass es nicht am Material liegt, sondern am Fahrer.

Grenzen? Unser Test hatte Extrembedingungen in alle Richtungen: Von staubig trocken bis hin zu Matsch-Rinnen auf Tretlagerhöhe, von sommerlich heiß bis hin zu Minusgraden. Vor allem im Nassen findet man die Grenzen des Reifens nur schwer und stößt schneller an die persönlichen Limits. Hier konnte der Hellkat Pro uns auf ganzer Linie begeistern. Unter null Grad wurde das Gummi etwas härter, aber bei weitem nicht unbrauchbar. Auf gefrorenem Boden reichte der Grip vollständig aus. Bei nasskalten Bedingungen ohne Bodenfrost war die Performance konstant gut. Die Grenzen liegen eher auf harten, staubigen Böden, wo sich der Reifen im Vergleich zum Pinner Pro auf den Seitenstollen etwas schwammiger verhält. Hier können die etwas schmaleren und weiter auseinander stehenden Seitenstollen nicht den gleichen Support bieten wie die größeren Pinner-Stollen.

Am Vorderrad schlagen sich auch alle drei Karkassen sehr gut, AEC und AGC haben uns auch am Hinterrad gut gefallen. Die leichte ATC-Version kann bei grobem Einsatz am Hinterrad aber nicht ganz an die Leistung der schwereren Brüder anknüpfen. Wer viel in garstigem Gelände unterwegs ist, könnte mit der ATC-Variante am Hinterrad und einem Insert glücklich werden – unsere bisherigen Erfahrungen mit den jüngsten Kenda-Modellen in AEC- und AGC-Ausführung zeigen, dass Felgenhörner aus Alu oder Carbon sich früher verabschieden als die Reifen.

# Paradedisziplin ist die Abfahrt - hier gehen Karkasse, Gummimischung und Profil Hand in Hand und erzielen eine super Performance.
# Traktion und Seitenhalt en masse - der Hellkat Pro funktioniert von nass bis trocken ausgezeichnet und beweist sich damit als starker Abfahrts-Allrounder.

Im Testverlauf hatten wir mit dem Hellkat Pro keine Platten, der Reifen verliert aber über Standzeiten von mehreren Tagen deutlich Luft. Eine gute Benetzung der Innenseite mit Tubelessmilch hilft, ist dem nicht so, blubbert es an der Karkasse stellenweise. Bei der Pannenresistenz knüpft der Reifen an die Leistung des Pinners an und zeigt bisher keine Beschädigungen durch Durchschläge, Steine oder ähnliches.

# Auch bei Haltbarkeit und Dämpfung kann der Reifen überzeugen - Schnitt- und Durchstich-resistent zeigen sich die aktuellen Heavy-Duty-Karkassen AEC und AGC. Platten hatten wir nur einen – nach einem Felgen-Bruch (nicht die dargestellte Felge).

Das ist uns aufgefallen

# An der Seitenwand konnten wir stellenweise ein Blubbern beobachten - der Druck im Hellkat Pro sollten auf jeden Fall vor jeder Ausfahrt geprüft werden, da er über Standzeiten deutlich Luft verliert. Die Tubeless-Montage selbst ist recht simpel zu erledigen, der Reifen dichtet am Wulst gut ab. Luftverlust kommt vor allem durch die Seitenwand.
# Schneller Hinterreifen mit satter Karkasse für harten Enduro-Einsatz? - Gerade die Kombination aus Karkassen und Gummimischungen prägt unser Urteil: Hinterreifen gibt es bessere und wir sehen bei Kenda ausreichend Potential, um etwas Schnelleres fürs Heck mit der guten Selbstreinigung des Hellkat zu vereinen.

Im Vergleich

Kenda Hellkat Pro vs. Kenda Pinner Pro

Hellkat und Pinner teilen sich Karkasse und Gummi-Aufbau, unterscheiden sich aber deutlich im Profil. Die Stollen des Pinner sehen nicht nur größer aus, auch das Maßband zeigt hier Unterschiede, vor allem auf der Lauffläche. Große, breite Stollen am Pinner spenden vor allem auf trockenen Böden viel Kontakt und damit Grip, außerdem stemmt er sich auf der Bremse deutlich mehr in den Untergrund. Der Hellkat kommt mit kleineren Stollen auf der Lauffläche, die sich tiefer in Böden eingraben und den höheren Grip des Reifens auf losen Böden bestätigen. Bei den Seitenstollen gleichen sich Stollen-Länge und -Abstand, die Profilelemente des Pinners sind aber noch etwas breiter. Beide Reifen sind hier stabil abgestützt, der Pinner kann es wiederum auf harten Böden und bei starker Neigung besser.

Also welcher jetzt für wen? Überwiegend harte Böden? Pinner! Überwiegend lockere Böden? Hellkat!

Kenda Hellkat Pro vs. Schwalbe Magic Mary

Der Schwalbe Magic Mary und Kendas Hellkat ähneln sich vom Profil, der Hellkat AEC kommt am ehesten einer Mary in Super Gravity-Karkasse und Ultra Soft-Mischung gleich. Bei Schwalbe gibt es aber noch die etwas schnellere Soft-Mischung, die sich fürs Hinterrad deutlich besser eignet. Weniger hohe Stollen am Hellkat könnten suggerieren, dass er im Nassen hinterherhinkt – die niedrigere Stollen-Höhe greift hier aber ausgezeichnet und er zieht mit der Mary mit.

Abgesehen davon funktionieren beide Reifen in einem gleichwertigen Spektrum gut. Wer also Magic Mary-Fan ist und gerne mal etwas Neues probieren will, sollte sich den Hellkat Pro mal genauer anschauen.

Fazit – Kenda Hellkat

Kendas Hellkat Pro ist ein ausgezeichneter Allrounder fürs Vorderrad. Bei der Abfahrtsperformance zieht er alle Register: Viel Seitenhalt, viel Grip, sehr präzise und berechenbar, dazu sehr guter Pannenschutz. Wir sind aktuell große Fans, würden ihn aber mit einem anderen Hinterreifen kombinieren.

Pro / Contra

Pro

  • Extrem viel Grip und Seitenhalt
  • Berechenbares Fahrverhalten
  • Pannenschutz

Contra

  • Hoher Rollwiderstand/Eignung als Hinterreifen
  • Seitenwand nicht ganz dicht
# Der Kenda Hellkat Pro ist ein Allrounder für die Abfahrt, mit dem man gerne auf die losen Streckenteile abzweigt und den man gut und gerne das ganze Jahr am Vorderrad montiert lassen kann - uns würde eine Version mit AEC-Karkasse und Dual Tread-Compound noch gut gefallen, damit man vom hohen Pannenschutz und der verbesserten Dämpfung profitieren kann, ohne seine Kraftreserven schnell aufzubrauchen.

Welche Erfahrungen habt ihr mit dem Kenda Hellkat Pro gesammelt?


Testablauf

Wir haben den Kenda Hellkat Pro in AGC-Karkasse am DH-Bike und als AEC- und ATC-Version auf dem Enduro und dem Trail-Bike getestet.

Hier haben wir den Kenda Hellkat getestet

Tester-Profil: Christoph Spath
Körpergröße 190 cm
Schrittlänge 94 cm
Oberkörperlänge 49 cm
Armlänge 60 cm
Gewicht 70 kg
Chris fährt gerne alles, von Dirt Jump über Trail und Enduro bis Downhill, gerne schnell, in grobem Gelände und mit viel Luftstand
Fahrstil
flüssig
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
auf der straffen Seite, viel Druckstufe, Balance zwischen Front und Heck
Vorlieben bei der Geometrie
vorne lang, hinten mittellang, flacher Lenkwinkel

Preisvergleich

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