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Trickstuff Maxima im Test
Mit großer Kraft kommt große Verantwortung!

Trickstuff Maxima im Test: Trickstuff ist bereits seit einigen Jahren bekannt für edle Fräskunst und besondere Bikeparts aus dem Schwarzwald. Aushängeschild der Freiburger ist die Trickstuff Maxima – eine 1.100 € teure Vier-Kolben-Bremse, die sich nicht nur in Sachen Preisgestaltung, sondern auch bei der Bremspower in bisher unbekannten Sphären bewegen soll. Wir sind die Edel-Bremse an verschiedenen Downhill- und Enduro-Bikes gefahren und haben dabei nicht nur einiges an Testeindrücken gesammelt, sondern uns auch die Frage gestellt, ob es eigentlich so etwas wie zu viel Bremskraft geben kann? Denn eins ist klar: Wenn die Maxima zumacht, dann ist wirklich zu!

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Trickstuff Maxima – Infos und Preise

Mit der Maxima will der süddeutsche Edelhersteller Trickstuff nichts weniger als die stärkste Mountainbike-Bremse aller Zeiten im Programm haben. Bereits das etwas schwächere Modell Diretissima konnte uns im Test mit ihrer Power und Standfestigkeit beeindrucken. Doch die Maxima setzt nochmal einen obendrauf – sowohl in der Power, als auch im Preis. Denn mit 1.100 € – ohne Scheiben und Adapter – ist die Mega-Bremse auch mega teuer. Dafür bietet sie einen extrem schicken, gefrästen Körper mit orange eloxiertem Deckel, wird komplett in Deutschland hergestellt und garantiert dem Besitzer die neidischen Blicke der Mitfahrer auf dem Trail.

# Die Trickstuff Maxima ist das Downhill-Flaggschiff des süddeutschen Bremsenherstellers - die 1.100 € teure Bremse soll die neue Benchmark in Sachen Bremskraft sein.
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# Gefertigt wird die Mega-Bremse komplett in Deutschland. - Als Bremsmedium kommt umweltfreundliches Bionol zum Einsatz.

In der Hand

Für eine MTB-Bremse, die so viel Power erzeugen soll, wirkt der Hebel der Trickstuff Maxima ziemlich filigran. Im Vergleich zu Mainstream-Bremsen wie der SRAM Code RSC, Shimano Saint oder Magura MT7 fällt der Ausgleichsbehälter mit seinem auffällig eloxierten Deckel wirklich schlank aus – bietet jedoch Platz für 3 ml Bionol-Öl. Erst beim Blick auf den wuchtigen, vier Kolben beherbergenden Sattel beginnt man zu ahnen, was für ein Kraftpaket man hier vor sich hat. Führt man sich die Funktion hydraulischer Systeme vor Augen, ergibt diese Aufteilung allerdings durchaus Sinn: Ein kleiner Kolben im Geber erzeugt einen hohen Druck in der Leitung, der am Sattel wiederum zu einer höheren Normalkraft auf die Bremsscheibe führt. Diese recht einfache Gleichung jedoch mit einer guten Ergonomie zu kombinieren, ist die hohe Kunst der Brems-Ingenieure, die Trickstuff mit der Maxima perfektioniert haben möchte.

# Der Hebel wirkt ungewöhnlich schlank - das liegt unter anderem an den wenigen Einstellmöglichkeiten und dem sehr kleinen Geberkolben.
# Trickstuff zufolge widerstehen nur Stahlflex-Leitungen dem unglaublich hohen Druck im Inneren der Bremse - das bedeutet jedoch, dass man Probleme mit der internen Leitungsführung bekommen könnte.
# Bremsscheiben sind nicht im Lieferumfang enthalten - es empfehlen sich jedoch die Trickstuff Dächle-Scheiben. Diese fallen etwas dicker als reguläre Bremsscheiben aus. Mittlerweile sind sie auch mit bis zu 223 mm Durchmesser erhältlich.

Die Hebel setzen auf eine von der Trickstuff Diretissima bekannte, recht schmale Klemmung, stützen sich jedoch weiter außen am Lenker ab. Dadurch baut die Bremse insgesamt eher breit. Adapter für SRAM oder Shimano-Schalthebel sind nicht im Lieferumfang enthalten. Zudem positionieren diese den Schalthebel sehr weit innen am Lenker – selbst mit SRAM mussten wir zum Schalten umgreifen. Shimano-Shifter lassen sich Trickstuff zufolge nur mit großen Händen gut bedienen. Mit einer zusätzlichen Lenkerklemmung hatten wir jedoch keine Probleme, unseren SRAM-Shifter in die ideale Position zu rücken. Ansonsten geben sich die mit feinen Frässpuren überzogenen Geber eher minimalistisch, glänzen dadurch jedoch mit ihrer sehr hohen Verarbeitungsqualität. Justieren lässt sich lediglich die Hebelweite – und zwar werkzeuglos über ein kleines Rädchen auf der Innenseite des Hebels. Dieser ist in einem etwas dunkleren Farbton harteloxiert und fällt angenehm rund und breit aus – die Form ist zum Verwechseln ähnlich mit der beliebten SRAM Code. Insgesamt kommen vier kleine Kugellager im Hebel zum Einsatz und sollen unnötige Reibung und jedes seitliche Spiel eliminieren. Tatsächlich lässt sich die Bremse extrem leichtgängig betätigen und vermittelt ein hochwertiges Gefühl.

# Die fein gefräste Klemmung fällt sehr schmal aus - die Bremse stützt sich allerdings zusätzlich am Lenker ab.
# Die Einstellmöglichkeiten fallen gering aus - lediglich die Hebelweite kann werkzeuglos justiert werden.
# Die Form des Hebels haben wir als recht angenehm empfunden - er liegt gut in der Hand und weist keine scharfen Kanten auf.

Auch die Bremszange wird aus 7075er Aluminium gefräst und fällt nicht ganz so filigran und etwas weniger spektakulär als der Hebel aus. Im Inneren befinden sich je zwei 16 mm, beziehungsweise 17 mm große Nehmerkolben. Entfernt man die Bremsbeläge – die übrigens denen der Hope V4 entsprechen – stellt man fest, dass die Kolben topfförmig sind. Das spart Gewicht und bringt etwas Luft zwischen Belag und Bremse, was der Wärmeisolation zuträglich ist. Eine Besonderheit der Trickstuff Maxima ist die 6 mm dicke Goodridge Stahlflex-Leitung. Die ist tatsächlich notwendig, da der hohe Druck im System herkömmliche Leitungen zum Platzen bringen würde. Ein Nachteil ist allerdings, dass viele Rahmen zur internen Verlegung von 5 mm dicken Leitungen optimiert wurden und möglicherweise zu kleine Ein- und Ausgänge bieten. Sollte dies der Fall sein, kann die Bremse ohne PVC-Cover über dem Stahl-Gewebe geordert werden. Damit kann sie Trickstuff zufolge bedenkenlos verlegt werden. Der Rahmen muss nun jedoch gründlich geschützt werden, um unschöne Scheuerstellen zu vermeiden.

# Die Bremszange fällt durchaus wuchtig aus - im Inneren des gefrästen Körpers verstecken sich vier voluminöse Kolben.
# Die Bremse einzustellen, kann mit so wenig Platz schon etwas nervenaufreibend sein - die Form der Beläge stammt übrigens von der Hope V4-Bremse.
# Am Downhill-Bike sind wir die Bremse vorne und hinten mit großen 203 mm-Scheiben gefahren.

Auf dem Trail

Wir sind die Trickstuff Maxima sowohl im Enduro-Einsatz mit 180 mm Scheiben als auch an einem Specialized Demo 29 mit 203 mm Scheiben im harten Downhill-Renneinsatz in Bellwald sowie im für seine Steilheit berüchtigten Bikepark in Schladming gefahren. Da wir die Bremse mit ihrer 6 mm Stahlflex-Leitung extern verlegen mussten, ging die erste Montage recht leicht von der Hand. Trickstuff bietet eine Reihe an Videos an, in denen das Entlüften der Bremse erläutert wird. Das fällt etwas komplexer als beispielsweise bei einer Shimano-Bremse aus und bewegt sich etwa auf einem Niveau mit der SRAM-Entlüftung. Etwas schade für eine so teure Bremse finden wir die sehr billigen Plastik-Spritzen – insgesamt tun diese jedoch ihren Job. Zudem verweist Trickstuff darauf, dass diese aus dem Medizin-Bedarf stammen und daher überall günstig zu haben sind. Außerdem soll der Plastik-Kolben langsamer verschleißen als die Gummi-Versionen.

Erste Erfahrungen mit der Maxima haben wir in der vergangenen Saison auf dem Evil Offering-Trailbike gesammelt. Schon ab dem ersten Moment wird klar, dass Trickstuff mit der gewagten Behauptung, die stärkste Mountainbike-Bremse der Welt gebaut zu haben, nicht gelogen hat. Obwohl der Druckpunkt eher auf der weichen Seite liegt und sich der Hebel ohne weitere Probleme über den eigentlichen Druckpunkt hinaus bewegen lässt, hat man das Gefühl, man müsste die Bremse nur anhauchen, um zum Stehen zu kommen. Das bedeutet, dass man beim Wechsel auf die Trickstuff Maxima tatsächlich etwas Eingewöhnungszeit einplanen sollte. Auf unseren eher steilen und losen Hometrails war dies anfangs gar nicht so problematisch, da wir hier ohnehin oft mit blockierten Rädern um die Kurven rutschen – das braucht nun eben nur weniger Fingerkraft. Anders sieht es auf dem Downhill-Bike aus. Denn dieses liegt viel ruhiger auf der Strecke und baut wesentlich mehr Bremsgrip auf. Vor allem in Schladming und Bellwald hat es uns auf den ersten Fahrten beim Anbremsen fast über den Lenker gerissen. Hier kommt man oft mit extrem hoher Geschwindigkeit in enge Kurven und versucht, so spät und hart wie möglich zu bremsen.

# Zu Beginn waren wir mit der Trickstuff Maxima an unserem Trailbike unterwegs - mit 180 mm Scheiben hat die Bremse bereits so viel Power, dass die Reifen diese kaum auf den Boden übertragen können.
# Für den Großteil des Tests war die Maxima an unserem Specialized Demo 29-Testbike montiert - in den steilen und griffigen Anliegern Schladmings muss man sich erst umgewöhnen. Sonst wirft einen die extrem bissfeste Bremse beim Antippen fast über den Lenker. In den meisten Fällen konnten wir die Bremse allerdings gut dosieren.

Dieses etwas unkontrollierte Bremsgefühl weicht nach einigen Fahrten jedoch und hat uns unter normalen Bedingungen relativ schnell nicht mehr gestört. Insgesamt hatten wir nicht das Gefühl, dass die Trickstuff Maxima schlecht dosierbar wäre … sie hat einfach nur unglaublich viel Bumms! Und den behält sich auch, egal wie hart man sie malträtiert. Auf der steilen World Cup-Strecke in Schladming hatten wir selbst mit müden Armen und damit einhergehend einer schlechten Bremstechnik keine Fading-Probleme. Sogar als wir nach einem Sturz mit krummem Lenker und geprelltem Rücken Dreiviertel der Strecke mit Schrittgeschwindigkeit im Sitzen herunterrollen mussten, waren die Bremsfinger im Ziel kaum erschöpft. Das einzige, was wir feststellen konnten, war, dass wir die Bremsen immer etwas weiter weg vom Lenker gefahren sind, als wir beim ersten Einstellen auf dem Parkplatz gedacht haben, da die Hebel, sobald sie etwas warm sind, minimal nach innen wandern. Das fällt einem allerdings vermutlich nur auf, wenn man den Druckpunkt direkt am Lenker fährt.

# Auf sehr steilen Strecken ist die unglaubliche Bremspower der Trickstuff Maxima meist eine Wohltat - nur wenn es rutschig wird, muss man sich bei der Dosierung sehr viel Mühe geben, sonst überholt einen das blockierte Hinterrad gerne mal.

Etwas negativ aufgefallen ist uns die viele Power bei sehr schlammigen Bedingungen auf steilen Strecken wie Schladming. Hier möchte man blockierende Räder gerne vermeiden – doch mit der Maxima war das mangels Bremsgrip nicht immer möglich. So hat uns das Hinterrad in steilen Passagen im Regen ein paar Mal urplötzlich überholt, da die Bremse trotz möglichst vorsichtiger Dosierung bereits blockiert hat. Insgesamt blieben solche Situationen jedoch die absolute Ausnahme – meist profitiert man von der unglaublichen Bremskraft der Trickstuff Maxima!

Im Vergleich

Trickstuff Maxima vs. SRAM Code RSC

Wir konnten die Trickstuff Maxima mit 200 mm-Scheiben im direkten Vergleich mit der SRAM Code RSC-Bremse mit 220 mm-Scheiben fahren. Mit der Code hatten wir absolut keine Bremskraft oder Fading-Probleme – die Maxima ist allerdings spürbar stärker. Die Ergonomie der Hebel ist wie bereits erwähnt recht ähnlich – die SRAM-Bremse bietet allerdings eine sehr praktische und effektive Druckpunkt-Verstellung. Das lief jedoch bei uns darauf hinaus, dass der Leerweg nur minimal geringer eingestellt wurde als bei der Maxima. Deutlich leichter fällt einem hingegen die exakte und schleiffreie Einstellung des Code-Sattels, da der Spalt zwischen Scheibe und Bremsbelägen wesentlich größer ist. Dafür eiern die dünneren und größeren SRAM-Scheiben, sobald sie einmal richtig heiß geworden sind oder Felskontakt hatten, stärker. Wer auf eine exakte Dosierung steht und keine Probleme mit der Bremskraft hat, kann mit der SRAM Code RSC mehr als glücklich werden. Für wen Bremspower und Made in Germany alles sind, der muss zur wesentlich teureren Maxima greifen.

# Geht es rein um die Bremskraft, das Aussehen oder die Verarbeitung, reicht niemand der Trickstuff Maxima das Wasser - die Edel-Bremse lässt sich kaum ans Limit bringen und schont die Bremsfinger enorm.
# Doch auch die SRAM Code RSC hat nicht gerade wenig Kraft - sie ist einstellbarer als das Trickstuff-Modell und glänzt mit einer etwas besseren Dosierung. Auf langen Abfahrten ermüden die Finger mit der Code allerdings spürbar stärker.

Das ist uns aufgefallen

# Der Luftspalt zwischen Scheibe und Belägen ist kaum nennenswert - die Bremse schleiffrei einzustellen, wird da schnell zu Sisyphus-Aufgabe.
# Am Hebel lässt sich kaum etwas justieren - tatsächlich haben wir die Druckpunktverstellung nicht vermisst, denn die Bremse fällt wirklich ergonomisch aus.

Fazit – Trickstuff Maxima

Man muss nicht in ein Labor gehen, um herauszufinden, dass es sich bei der Trickstuff Maxima tatsächlich um die stärkste Mountainbike-Bremse auf dem Markt handeln dürfte. Die Edel-Bremse hat so viel Power, dass man sich erst daran gewöhnen muss und auch als erfahrener Fahrer anfangs aufpassen sollte, beim Anbremsen nicht über den Lenker zu fliegen. Hat man sich erstmal an die beachtliche Maximalkraft gewöhnt, kommt aber auch die Dosierbarkeit nicht zu kurz. Nur auf sehr kurzhubigen Rädern oder bei extrem matschigen Bedingungen mussten wir besonders viel Feingefühl am Hebel walten lassen, um nicht überraschenderweise vom Hinterrad überholt zu werden. So eignet sich die Trickstuff Maxima vor allem für den Downhill-Einsatz auf extrem schnellen, steilen und langen Strecken – hier werden euch eure Zeigefinger die zugegebenermaßen deftige Investition danken!

Pro / Contra

Pro

  • stärkste Bremse auf dem Markt
  • gute Dosierbarkeit
  • leichtgängiger Hebel
  • gute Ergonomie & Verarbeitung
  • kein Fading im Test

Contra

  • in manchen Situationen zu stark
  • extrem teuer und lange Wartezeit
# In Sachen Bremskraft und Wertigkeit macht der Trickstuff Maxima niemand etwas vor - in Relation zur Maximalkraft fanden wir auch die Dosierbarkeit beachtlich. Leichte Abzüge gibt es für den extrem hohen Preis und die etwas umständliche Stahlflex-Leitung.

Würdet ihr 1.100 € für so viel Bremspower ausgeben?


Testablauf

Wir sind die Trickstuff Maxima-Bremsen im Verlauf von über einem Jahr an mehreren Enduro- sowie Downhill-Bikes gefahren. Der Härtetest für die Bremse war schließlich der iXS Downhill Cup im schweizerischen Bellwald sowie einige Ausfahrten in Schladming.

Hier haben wir die Trickstuff Maxima getestet

Tester-Profil: Gregor Sinn
Körpergröße 183 cm
Schrittlänge 85,5 cm
Oberkörperlänge 60 cm
Armlänge 61 cm
Gewicht 76 kg
Gregor fährt gerne Fahrräder jeglicher Kategorie, von Mountainbike bis Rennrad. Am liebsten ist er jedoch auf Downhill- und Enduro-Bikes unterwegs – gerne auch unter Zeitdruck im Renneinsatz.
Fahrstil
verspielt
Ich fahre hauptsächlich
Downhill, Enduro
Vorlieben beim Fahrwerk
unauffällig, eher progressiv, wenig Druckstufe
Vorlieben bei der Geometrie
ausgewogen, nicht zu lang, Lenkwinkel nicht zu flach

Preisvergleich

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