Philipp hast du nicht Lust statt 8er 2er in Ahrensbök zu fahren? Lars vom Bodymed Cycle Team sucht noch einen Teampartner…
Klar…kommt ihr ohne mich im 8er aus?
Jup bekommen wir hin.
Das war der Dialog zwischen Christian und mir, der mich zum 2er in Ahrensbök brachte. Einige Zeit später sollte dann mein Gemütszustand zwischen: „Geil, dass das mit dem 2er geklappt hat“ und „Warum bin ich Idiot nicht einfach 8er gefahren“ schwanken.
Freitags machte ich mich dann auf den Weg nach Ahrensbök. 465 km Anfahrt lagen vor mir. Das Auto war bis zum Rand mit Material vollgestopft.
Nachdem wir alles aufgebaut hatten, kam auch Lars an. Wir kannten uns bis dahin noch gar nicht richtig, hatten nur vor zwei Jahren bei einem Rennen mal kurz gequatscht. Wie auch immer, wir liefen die Strecke ab und verstanden uns auf Anhieb super! Die Strecke sah mit einem mit liebe gebauten Drop richtig nach Spaß aus und ich freute mich auf das Rennen.
Dann kam abends der Regen …
Zugegeben sehr lustlos lag ich in meinem Zelt. Am Rennmorgen war alles trocken und Andre von unserem 8er und ich kochten Kaffee. Beim Frühstück fing es an zu schütten. Und zwar so richtig! Es wollte einfach nicht mehr aufhören. Nach und nach trudelten die anderen üblichen Verdächtigen ein. Insgesamt hatten wir vier Einzelstarter, einen 8er und unseren 2er am Start.
Die ganze Truppe stand mehr oder weniger betrübt unterm Pavillon herum und gaffte auf den nicht aufgebenwollenden Regen oder die Räder.
Foto by Ihr Fahrradprofi
Dann kam eine Durchsage: „Der Rennstart wird um zwei Stunden verschoben und der Trail mit dem Drop wegen Unfahrbarkeit rausgenommen.“ Es hieß also den Hintern im Campingstuhl vergraben und auf besseres Wetter warten.
Um 15 Uhr stand ich dann am Start und ging ungefähr auf Position sechs ins Rennen.
Foto by Ihr Fahrradprofi
In Runde zwei durfte ich schon auf einer flachen Geraden schieben, weil sich das Hinterrad derart mit schlimm zugesetzt hatte, dass es sich nicht mehr drehte. Jeder Anstieg kostete unendlich viel Kraft. Zum Glück wurde das Teilstück, das für meine unfreiwillige Schiebeeinlage gesorgt hatte, dann schnell rausgenommen. Der Kurs war also nur noch knapp 2 km lang. Wenigstens schüttete es nicht mehr.
Foto by Ihr Fahrradprofi
Unsere Taktik sah vor, dass jeder von uns erst einmal eine Stunde fahren sollte. Dabei hatten wir keine genaue Rundenzahl festgelegt. Ein Blick auf meinen Rechenknecht verriet mir dann, dass ich noch zwei Runden vor mir hatte. Dadurch, dass schlammbedingt noch nicht alle Passagen fahrbar waren, musste ich öfter Rennen und so riss ich mir einen Cleat von meinen Schuhen. Ohne Cleat eierte ich über meine letzte Runde und wechselte auf Lars.
Foto by Gaby
Mein zweiter Stint war dann ähnlich wie der Erste. Unsere Betreuerin Gaby war unermüdlich dabei unsere Räder nach jedem Turn sauber zu machen. An dieser Stelle: Vielen Dank dafür!!! Nach meiner zweiten Runde saß ich dann auf der Toilette, als sich plötzlich draußen ein rauschen ankündigte. Da war er. Der nächste Regenguss. Das war der Moment, als ich mir kurz überlegte, ob ich nicht einfach auf meinem Pott sitzen und bis Sonntag 13 Uhr da drinbleiben sollte. Es half alles nichts. Ich musste ja Lars ablösen und als ich wieder auf die Strecke ging, hatte der Regen zum Glück aufgehört.
Foto by Gaby
Und was lief so platzierungsmäßig? Bis jetzt war alles perfekt. Wir lagen auf Platz 1 mit zwei Runden Vorsprung. Viele Teams waren schon jetzt mit technischen Problemen ausgefallen. Hinter uns lagen Jannes und Innes vom Team Achtung Links! Von den beiden können wir in Zukunft noch viel erwarten! Die beiden sind nämlich Baujahr 2001. In dem Alter war das eine Wahnsinnsleistung. Unser 8er führte unterdessen das Feld souverän an.
So langsam ging es in die Nacht. Die Strecke wurde etwas besser fahrbar und Lars und ich drehten unsere Runden.
Fotos by Ihr Fahrradprofi
Wie immer wurde es dann ziemlich leer auf der Strecke. Gaby hatte unterdessen alle Hände voll zu tun unsere Räder nach den Stints vom Schlamm zu befreien. Gegen zwei oder drei Uhr waren alle anderen Zweier vom Rad gestiegen. Nur Lars und ich drehten noch unsere Runden. Als wir wechselten sprachen wir uns kurz ab. Der Plan war simpel. Wir wollten etwas rausnehmen, aber unseren Rhythmus weiterfahren. Eine Stunde Pause klingt eigentlich nach viel. Das reichte aber gerade so aus um ein bisschen runterzukommen, etwas zu essen und sich irgendwie für den neuen Stint aufzuraffen. Kurzum: Wir waren froh wie Bolle, als die Sonne langsam aufging.
Fotos by Ihr Fahrradprofi
Gegen 9 Uhr hatten wir einen uneinholbaren Vorsprung herausgefahren, aber wir wollten das Rennen dann auch „richtig“ zu Ende fahren. Mein Köper machte mir auf meinem letzten Stint unmissverständlich klar, dass er nicht mehr wollte. Auf meiner vorletzten Runde erblickte ich einen exorbitant großen Fliegenpilz … größenmäßig stand der den Dingern von Mariokart in nix nach. Auf meiner letzten Runde konnte ich an der Stelle natürlich keinen Fliegenpilz mehr ausmachen. Völlig fertig wechselte ich auf Lars.
Fotos by Patrick & Ihr Fahrradprofi
Dann hieß es Siegerehrung. Doppelsieg im 8er und 2er für das Team2Beat! Yasmin und Sven gewannen die Solowertungen! Im Anschluss musste ich dann noch einmal alles was meine halluzinierenden Gehirnzellen noch hergaben zusammennehmen. Ich wollte noch etwas loswerden, bei dem auch alle Leser Berichte mitmachen können. An dieser Stelle noch ein Dankeschön an Klaus, dass ich nach der Siegerehrung ein paar Worte sagen durfte!
Fotos by Christian und Patrick
Foto by Gaby
Wie bereits angekündigt habe ich für die Saison 2018 das Race Across Germany als Solofahrer geplant:
http://www.raceacrossgermany.de/ Insgesamt beläuft sich das Rennen auf 760 km, die in maximal 36 Stunden bewältigt werden müssen. Nach dem Motto
Team2Beat racing for charity…Nicht sinnlos im Kreis sondern sinnvoll geradeaus! Im Rahmen des Rennens wird es eine Spendenaktion für die Deutsche Kinderkrebsstiftung geben
https://www.kinderkrebsstiftung.de/startseite.html, die sich der Unterstützung von krebskranken Kindern und ihren Familien verschrieben hat. Gespendet werden kann pro gefahrenen Kilometer und pro volle Stunde, die ich unter der Maximalzeit bleibe. Diese Aktion ist mir persönlich ein großes Anliegen, da bei mir selbst vor zwei Jahren ein Melanom diagnostiziert und glücklicherweise früh genug entfernt wurde.
Es würde mich sehr freuen, wenn sich der ein oder andere Spender finden würde. Ein unverbindliches Formular, auf dem alle Infos zu der Aktion aufgelistet sind, sende ich euch gerne zu. Alles was ihr tun müsst, ist eine Mail mit dem Betreff: „Charity“ an
[email protected] zu schicken. Im Voraus möchte ich mich bei allen Interessenten im Namen der Kinder herzlich bedanken!
Nun zurück nach Ahrensbök. Für mich ging es dann ins Hotel in Bad Segeberg und ich feierte erst einmal den Sieg mit einer Pizza, die aufgrund meines Zustandes nur noch unscharf abgelichtet werden wollte.
Das hatte ich mir denke ich verdient. Die Nacht auf Montagg und die Rückfahrt wurde dann jedoch zur Hölle. Ich musste mir irgendwie magen- darmmäßig was eingefangen haben. Die Nacht wurde zur Qual. Ich fühlte mich hundeelend und konnte am Montag nahezu nichts essen. Der Besuch bei einer Apotheke rettete mir zumindest die Rückfahrt. Zwei Latte Macchiato waren alles, was ich zum Mittag runterbekam. Nach einem 24h Rennen im Zweier war das offensichtlich - Achtung Wortwitz - mehr als zu wenig. Als ich nach über 450 km zu Hause ankam, meldete ich mir erst einmal bei Lars. Im ging es ähnlich. Irgendetwas mussten wir uns bei dem Rennen eingefangen haben. Und ich hatte schon die Pizza in Verdacht …
Damit wären wir also am Ende des letzten 24h Rennens der Saison 2017 angekommen. Es ist dieses Jahr wirklich perfekt gelaufen und ich freue mich wirklich, dass es mit dem Hattrick aus Mixed 8er am Alfsee, Solo am Nürburgring und dem 2er Herren in Ahrensbök geklappt hat. Für mich geht es noch am 1. Oktober zur letzten Etappe vom Rothaus Riderman und dann ist die Saison 2017 in den Büchern. Ein riesen Dankeschön geht natürlich an meine Eltern, an das gesamte Team2Beat, an Lars und Gaby, an das Team von Ihr Fahrradprofi und an:
https://www.facebook.com/sponsersportfood/ https://www.facebook.com/mytinysun.home/ https://www.facebook.com/bioracerbelgium/
Viele Grüße
Euer Philipp