Beim Carbon kommt's darauf an, ob es Rohmaterial ist, oder das Endprodukt.
Als Rohmaterial werden im Bikebau fast nur noch sogenannte Prepregs verwendet, also ein Gewebe, das bereits mit dem Harz getränkt ist. Das heißt, das Harz (hier immer Epoxid) ist nicht ausgehärtet, sondern zähflüssig. Und diese Harze sind giftig. Siehe Arbeitsschutzverordnungen beim Umgang mit den Harzen, da sind Schutzbekleidung und Handschuhe das Mindeste. Auf einer Deponie wäre das ziemlich fatal, weil das Zeug irgendwann durchsickert oder sonst irgendwie rauskommt. Bei der Verbrennung wäre es wahrscheinlich nicht dramatisch. Genau die Sauerei wird aber wohl laut dem Artikel von Pole gemacht, daß die nicht ausgehärteten Reste ins Meer gekippt werden.
Ausgehärtet passiert da nichts mehr. Es gibt ja auch immer wieder Trinkgefäße oder ähnliches aus Carbon (ich würde mich aber nicht darauf verlassen, daß die im Bikebau verwendeten Harze auch ungefährlich wären). Ein alter Carbonrahmen auf der Deponie wäre also kein Thema. Verbrennen ist momentan die einzige sinnvolle Anwendung für alte CFK-Bauteile. Das Material brennt recht gut und hat einen ordentlichen Heizwert. Daß da was großartiges an Gift beim Verbrennen entstehen würde, wäre mir neu.
Und zum Thema Recycling: Wer sich die Funktionsweise von Faserverbundwerkstoffen anschaut, findet immer eine Gemeinsamkeit: möglichst lange, sinnvoll angeordnete Fasern. In den Geweben werden die Fasern anwendungsbezogen gekürzt, sprich die Gewebelagen ausgeschnitten. Jetzt kommt die Recycling-Firma daher und will die Fasern wieder verwenden. Diese sind aber kurz, durcheinander, geknickt, überlastet etc., alles, was ich in einem vernünftigen Bauteil nicht haben möchte. Als Ergebnis bleiben da nur low-tech-Anwendungen für diese Faserreste. Und ob das sinnvoll ist, mit viel Energieaufwand die Faserschnipsel zu extrahieren, das bezweifle ich. Besonders, weil das Verbrennen ja durchaus energietechnisch positiv ist.