Ich bin vor meiner Zeit auf dem Mountainbike jahrelang hobbymäßig, aber sehr leidenschaftlich Motocross gefahren. Ich als "MTB Nerd" habe also sehr wohl eine Vorstellung davon, was es heißt, mit einem motorbetriebenen Zweirad Sport zu treiben. Motocross ist sicherlich eine der härtesten und körperlich anstrengendsten Sportarten, die man überhaupt betreiben kann. Ich habe zunächst Kondition und Krafttraining gebolzt, um den Anforderungen auf dem Motocrosser gerecht zu werden. Das ist eine Grundvoraussetzung, um den Sport überhaupt vernünftig betreiben zu können. Hinzu kommt die unbändige Kraft, die der Motor eines solches Motocrossbikes freisetzen kann und die man erstmal auf den Boden bringen können muss. Weitere Voraussetzung ist, dass man sich die richtige Fahrtechnik aneignen muss, um zum Beispiel in der Lage sein zu können, weite Sprünge zwischen 20 und 30 Metern sauber und vor allem sicher zu landen.
Was die körperliche Anstrengung betrifft würde ich beide Sportarten - MX vs MTB (ohne Motor) auf jeden Fall auf eine Stufe stellen.
Auf dem MTB ohne Motor muss man sich jeden Höhenmeter selbst und aus eigener Kraft erarbeiten. Und das ist für mich einer der wesentlichen Unterschiede im Vergleich mit einem E-MTB. Mit einem E-MTB kann man sicherlich zum Beispiel ansteigende Forstautobahnen oder auch technisch wenig anspruchsvolle Trails bergauf ganz entspannt im Eco-Modus hochrollen und wertvolle Kräfte sparen, mit einem MTB ohne Motor müssen auch solche Teilabschnitte mit Muskelkraft bewältigt werden. Aufgrund meiner Erfahrung auf dem Motocrosser kann ich mir mittlerweile jedoch sehr gut vorstellen, dass sich auch E-MTBler zuweilen richtig anstrengen müssen. Wenn es zum Beispiel darum geht, kleinere und sehr steile, technisch anspruchsvolle Rampen, die man auf dem MTB ohne Motor höchstens in die abwärtsorientierte Richtung fahren würde, hochzufahren. Ich glaube schon, dass dies in Kombination mit dem deutlich höheren Gewicht eines E-MTB sehr anspruchsvoll sein kann. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Art von Biken unglaublich viel Spaß macht. Zugegebenermaßen habe ich mich sogar schon selbst dabei ertappt, dass ich mir vorgestellt habe, wie es sich wohl anfühlen würde, diesen oder jenen Trail mal anders herum fahren zu können. Leider ist der Spaßfaktor sicherlich noch um einiges höher, wenn man die E-MTB Motoren gesetzeswidrig entdrosselt und über noch mehr Motorkraft verfügt.
Ich denke, man sollte unterscheiden zwischen E-MTBlern, die sich beinahe ausschließlich auf breiten Waldwegen oder Forstautobahnen bewegen, weil sie sich einfach nur wenigstens ein bisschen körperlich betätigen und auch mal wieder jenseits der Städte ein Naturerlebnis haben wollen und jenen, die den E-MTB-Sport tatsächlich auf eine körperlich und technisch wesentlich anspruchsvollere Art und Weise betreiben wollen. Denn diese Biker gibt es neben den hier so oft beschriebenen "fetten und faulen Säcken" garantiert auch in großer Anzahl.
Was mich persönlich im Zusammenhang mit E-MTBs stört ist dieses häufig gehörte Höher-Weiter-Schneller-Argument.
Ansonsten kann ich sehr gut parallel zu dieser anderen Sportart E-MTB meinen Sport weiter betreiben.
Edit:
Ich habe bisher noch keinen einzigen Meter auf einem E-MTB im Gelände zurückgelegt, obwohl ich die Gelegenheit dazu bereits hatte. Und wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, dann habe ich bisher nur aus einem einzigen Grund darauf verzichtet: nämlich um dem mit absoluter Sicherheit sehr hohen Spaßfaktor nicht zu erliegen
Mein nächstes MTB wird erneut eines ohne Motor werden