Santa Cruz Bronson – piece by piece Teil III
Fahrwerk – Rock Shox SuperDeluxe R
Schnöde popöde Ideal Standard (mit scharfem S), so beginnt der Abschnitt über den hinteren Teil des Fahrwerks. Der SuperDeluxe Dämpfer kam beim Gebrauchtkauf mit dem Rahmen und schien, eben wie der Rahmen, noch nicht viel Laufleistung auf dem Buckel zu haben. Also tat ich das was ein Mann tun muss: sag einstellen. Ich fing an mit 190 psi, 4/7 Clicks Zugstufe. Mehr Tüddelknöppe sind an dem Ding ja auch nicht dran. Eigentlich total langweilig, nix woran man herum drehen konnte. Damit unterwegs zeigte das Bronson eine ordentliche Performance bergauf wie bergab. Aber irgendwas stimmte doch da nicht. Andauernd lümmelte sich der Gummiring vom Schaft des Dämpfers. Also fing ich an zu beobachten, wann das genau passierte. Die Antwort: scheinbar immer. Damit war ich nicht zufrieden, vor allem vor dem Hintergrund, dass ohne Restfederweg eben nur noch der
Reifen übrig ist, der für Traktion sorgen kann. So konnte das nicht bleiben. Also brauchte der Dämpfer mehr Druck. Ich ging hoch auf 200 psi, same shit. 220 psi waren dann die obere Kante meiner Probiererei, die sich aber nicht lange halten konnte. Je mehr Druck drauf war, desto unsensibler wurde der Dämpfer. Zwar schlug er nicht mehr so schnell durch, allerdings litt das Feeling in weniger anspruchsvollen Passagen erheblich. Nein, nein, nein, das konnte so nicht bleiben. Ich zog die Luftkammer runter, nur um tatsächlich den Werkszustand von 3 installierten Bändern vorzufinden. Hier war also in Bezug auf höhere Progression nichts mehr wirklich zu holen. Watt nu? Recherchieren.
Unzählige Abendstunden nach dem Schlafengehen der Bälger verbrachte ich damit Infos zu saugen. Die Quintessenz der Quellen war, dass das Bronson von Santa Cruz mit wenig Progression ausgestattet wurde, wahrscheinlich um ein gleichbleibendes Dämpfungsgefühl zu ermöglichen. Ich brauchte aber mit meinen 90 kg irgendwie mehr Progression, denn so rummste der Dämpfer schon bei dezent härterer Gangart durch den Federweg, flugs über den midstroke hin zum abfloppenden Gummiring am Ende des Federwegs. Die Optionen schienen vielfältig. Da gab es den Cascade Link von Cascade Components. Was die machen ist: sie verlängern die Anlenkung im lower link und zaubern so mehr Progression in den Federweg. Das Blöde war nur der Preis. 350 US$, Lieferzeiten etwas ungewiss und die Erhöhung des Federwegs auf 160 mm. Das wollte ich eigentlich gar nicht. Am Nomad hatte ich schon 160 mm hinten und mir hat das auf den Trails dann gar keinen richtigen Spaß mehr gemacht. Die Idee also zur Seite geschoben und weiter geschaut.
Da kam die Info auf, dass das 2020er Bronson einen neuen lower link bekommen hat. Das wäre doch meine Lösung! Etwas mehr Progression sollte dieser bieten. Krampfhaft habe ich versucht dieses Ding zu bestellen. Bei Komking angerufen, ziemlich unfreundlich abgewürgt worden, bei zwei anderen Händlern versucht, keine Rückmeldung mehr erhalten, dann bei Wallride in Österreich angerufen und endlich jemanden gefunden, der nicht wegen Reichtum schließen wollte, sondern mein Geld auch genommen hätte. Zudem hatten die auch noch Ahnung und man musste denen nicht erklären, was man denn nun genau für ein metallgewordenes Teufelsteil wollte. Also dort bestellt, nach 2 Wochen die Ernüchterung. Man hatte vom Großhändler den alten Link geschickt. Der Liefertermin für den neuen Link war unbekannt. Scheisse. Und nun?
„Oh guck mal da, geil, coil shocks.“ Wie beim Mopped. Das kannte ich! Aber auch hier ergab sich, dass Stahlfederdämpfer eigentlich genau das nicht sind, was ich brauchte. Denn ein Luftdämpfer kann neben dem niedrigeren Gewicht auch potenziell mehr Progression bieten. Es sei denn man kauft einen coil Dämpfer mit progressiver Feder. Aber das schien mir auch eher so hingemurkst, weil eigentlich müsste man da auch an die Dämpfung ran, wenn man es vernünftig machen wollen würde. Unterm Strich erschien mir das wenig sinnvoll, obwohl ich immer noch sehr neugierig bin, was coil am Trailbike angeht. Wäre da nicht Extreme Racing Shocks mit ihrem EXT Storia 3. Das Ding klang so interessant, dass ich von der Idee so was zu probieren gar nicht mehr los kam. Das ging dann so weit, dass ich mich ans Telefon hing um mit Marco Bologna (was für ein endgeiler Name eines Angestellten einer ital. Firma) von EXT Deutschland zu sprechen. Er bot mir einen Testtag an, ich könne zu ihm kommen, er würde einen Dämpfer fertig machen und wir würden 2 Stunden fahren gehen. Klang gut, konnte ich aber logistisch nicht auf die Reihe bringen. Es stellte sich heraus, dass man für 500 € Kaution den Dämpfer testen konnte. Das wollte ich machen, füllte die zugesendeten Dokumente aus und schickte sie an EXT Deutschland zurück. Nur gehört hatte ich nie wieder was. Schade. Nach 2 Wochen Funkstille dachte ich mir, dass das vielleicht besser sei. Ich war mir mittlerweile unsicher, ob die 1000 € tatsächlich gut angelegt gewesen wären. Also weiter geschaut.
MegNeg. Aha! Super Sache, bezahlbar, anpassbar, das klang gut. Aber bei genauerem Hinschauen dann irgendwie auch doch nicht so. Denn wenn man MegNeg am Bronson recherchiert, dann kommt relativ schnell neben den ganzen „Hui ich habe etwas am Dämpfer geschraubt und jetzt es ist alles viel besser, weil ich es mit Geld beworfen habe!“ Aussagen auch noch durch, dass die Leute die eigentlichen Dämpfungsprobleme nicht ganz los geworden sind. Schade Schokolade.
Aus meiner Moppedzeit wusste ich, dass wenn es nicht weiter ging mit dem Setup, musste ein Pro ran. Jemand, der Shims jongliert, Dichtringe zum Frühstück lutscht, bei dem das w in 0w30 für Erfahrung steht. Doch wo findet man nur so einen tollkühnen Helden? Meistens im Indernetz, klaro. Also fragte ich einen Kumpel nach einer heißen Fährte und er nannte mir Marcus Klausmann. Den rief ich folglich an und hatte ein sehr informatives Gespräch über Setup, das Bronson, Stahlfederbdämpfer, DVO,
Rockshox und allem drumherum. Seine Empfehlung war, ich könne es erstmal mit der MegNeg probieren, wenn das nicht hinhauen sollte, dann könnte man die Dämpfung neu abstimmen. Oder vielleicht sogar beides machen. Total angenehm war, dass er mir eigentlich gar nichts aufquatschen wollte. Ich fragte ihn, ob nicht ein SuperDeluxe RCT (also mit einstellbarer Druck- und Zustufe sowie Pedalierplattform) sinnvoll wäre. Bräuchte man nicht, er würde so was auch nicht fahren. Was denn mit DVO wäre? Rock Shox ließe sich besser tunen für ihn. Stahlfeder? Na wie wärs? Nein, auch nicht, eben wegen der fehlenden Progression des Hinterbaus.
Vielleicht hat das am Ende den Ausschlag gegeben den Dämpfer zu ihm zu schicken. Für schlanke 210 € bekam ich einen Termin in 3 Wochen für ein Premium-Schiggimiggi-Tuning mit neuen Dichtungen, neuem Öl, anderen Shimabstimmungen - quasi einmal alles mundgelutscht.
Die Abwicklung hat richtig gut geklappt. Er war sehr pünktlich und zügig im Rückversand. Alles in allem eine runde Sache. Als der Dämpfer wieder hier und verbaut war war schnell klar: das war eine richtig gute Entscheidung. 200 psi Druck drauf, 3/7 Clicks Zugstufe und die Welt war in Ordnung. So in Ordnung, dass ich seitdem keine Webseiten, Erfahrungsberichte und Youtube Videos nach Dämpfern für das Bronson durchforste. Das Preis-Leistungsverhältnis dieser Maßnahme bekommt von mir 5 Sterne. Man kann mit dem Dämpfer jetzt richtig viel Blödsinn anstellen und muss sich wenig Gedanken machen, ob einem die Dämpfung ausgeht an der Hinterhand.
So ist auch an dieser Baustelle ein Haken für mich. Next:
Bremsen – einige taten es, andere nicht so.