Wie praktisch, dass ich dann nicht potentieller Kunde bin. Nicht, dass ich es nicht vorher schon wusste.
Self-fulfilling prophecy?
Edit:
@JensDey komm ja nicht wieder an mit tl,dr
Verrät das Video, ab welchem LW das Hilfsmittel helfen wird?
Gibt es noch einen Zusammenhang zu Radstand und Sattelposition?
Nein, darauf geht das Video nicht ein.
Aber nochmals und dann auch zum letzten Mal (und das beschreibt Jo im Video auch ausdrücklich so):
KIS erzeugt zwar eine Kraft, welche der Kraft, die durch das Absenken des Schwerpunkts beim Einlenken entsteht (letztlich also der Gravitationskraft; in diesem Zusammenhang bezeichnet als Wheelflop), entgegen gerichtet ist; der wesentliche Effekt von KIS ist aber nicht, den Wheelflop aufzuheben, sondern eine Kraft bereitzustellen, die stets (also unabhängig vom Fahrzustand) deutlich in Richtung der neutralen Lenkerstellung weist (deshalb auch der erst deutliche, dann weniger starke Anstieg beim Lenkeinschlag) und so dem Fahrer einen Referenzpunkt bietet, der bei automatisierten Lenkbewegungen unterstützt, insbesondere wenn dieser Referenzpunkt aufgrund des Fahrzustandes anderweitig nicht (z.B. plötzlich wegrutschendes Vorderrad) oder gar falsch (rasche Folge unterschiedlich schräg auftreffender Hindernisse) eingeschätzt werden kann.
So, tschuldigung für den langen Satz, aber vielleicht öfters durchlesen und das Gelesene dann etwas durchdenken, dann wir vielleicht auch das System irgendwann klar.
Zum letzten Punkt vielleicht noch ein Experiment, das Jo in der Präsentation (allerdings mit mäßigem Erfolg) vorgeführt hat: Lass dein Rad von jemandem in Manual/Wheelie-Position halten, Stell dich daneben und versuche mit geschlossenen Augen den Lenker mit einer Hand gerade auszurichten. Gelingt ohne KIS nicht leicht/genau, weil der Referenzpunkt der Mitte fehlt, mit KIS ist das dagegen absolut einfach und klar.
Die zentralisierende Kraft des KIS hat einen direkten positiven Effekt, wenn es dir aufgrund der Fahrsituationen (etwa schwierige Steigung nahe der Maximalbelastung) nicht leicht gelingt, geradeaus zu steuern, obwohl nicht viele Kräfte am Lenker wirken (außer der Armzug). Dann ist die KIS Kraft so groß, dass es einen direkten stabilisierenden Effekt hat. Bergab jedoch, wenn die Kräfte am Lenker allgemein viel größer und gleichzeitig (zumindest Off-road) auch viel variabler sind, dann steht eben nicht der Ausgleich irgendeiner Kraft durch KIS (was in dem Fall ohne Steuerungselektronik gar nicht möglich wäre) im Vordergrund, sondern die sensorische Hilfestellung durch Referenzpunktsetzung.
Jetzt zur Frage, ab welchem Lenkwinkel das sinnvoll ist sowie weiterer Überlegungen hinsichtlich Geometrie:
Den beschriebenen Wheelflop gibt es ab einem Lenkwinkel flacher als 90 Grad, er wird allerdings größer, je flacher der Lenkwinkel ist (abzüglich eines korrigierenden Effekts des Gabel Offsets). Es gibt da also keinen Grenzwinkel, zumal ja die Absicht eben nicht ist, den Wheelflop auszugleichen.
Der Wheelflop ist allerdings Teil eines recht komplexen Geflechts aus Kräften, die am Vorderrad beim Fahren auftreten. Eine weitere Kraft ist die Selbstzentrierung des Vorderrads aufgrund des Nachlaufs, die allerdings anders als der Wheelflop von der Geschwindigkeit abhängt. Wheelflop und Selbstzentrierung sind abhängig vom Nachlauf und damit auch vom Lenkwinkel. Es ist also anzunehmen, dass man bei flacherem Lenkwinkel eine stärkere Einstellung (= Wirkung) des KIS haben will, um im Geflecht der sonstigen Kräfte stärker wahrnehmbar zu sein. Da gibt es aber keine genauen Vorgaben und das ist wahrscheinlich auch individuell verschieden.
Ähnlich ist es dann mit anderen Faktoren der Radgeometrie. Der Wheelflop resultiert ja durch das Absenken des Gewichts. Abgesenkt wird aber nur die Vorderachse, nicht die Hinterachse. Entscheidend für die Größe des Wheelflop ist also, wieviel Gewicht auf dem Vorderrad bzw. auf dem Hinterrad lastet. Je nach Fahrsituation ist dafür die Position des Sattels, des Tretlagers, des Lenkers etc. von Bedeutung. Daraus wird auch ersichtlich, dass beim Bergauffahren, in dem Moment, wo das Vorderrad den Bodenkontakt verliert, gerade gar kein Wheelflop mehr wirkt, die Wirkung des KIS aber gerade sehr positiv sein kann…
Man sieht, die Situation ist kompliziert, und deshalb ist KIS auch keine mechanische Unterstützung im Sinne einer Federgabel, sondern vor allem eine sensorische. Daraus folgt dann auch, dass man das KIS nicht dauernd je nach Fahrsituation einstellen muss/soll/will, sondern nach etwas ausprobieren für ein Rad immer gleich belassen will, um sich auch wirklich in seinen automatisierten Bewegungen optimal darauf einzustellen.
Bleibt dann noch die Frage, ob man dann mit anderen Rädern nicht mehr fahren kann oder will? Keine Ahnung, woher soll ich das wissen? Allerdings fährt sich ja auch so jedes Rad anders und trotzdem nutzen viele Leute mehr als ein Rad. Natürlich bedeutet der Umstieg von einem Rad auf ein anderes immer eine Umgewöhnung, aber das geht in der Regel schnell, wenn sich der Fahrer davor schon mal auf beide Räder eingewöhnt hat. Ich denke, das wird dann genauso sein, wenn ein Rad KIS hat und ein anderes nicht. Der Unterschied zwischen zB Hardtail und Fully dürfte nicht kleiner sein, denke ich.
Weil Scheibenbremse und Dropper ins Spiel gebracht wurde.
Die vorherige Nicht-Technik gibt es auch heute noch, weil das eine billiger ist und das andere leichter und beides technisch einfacher.
Die Hürde teuer, schwer und aufwendig muss KIS erstmal nehmen. Da braucht es wirklich überzeugende Argumente.
Naja, wirklich teuer, schwer und aufwendig ist das System ja nicht. Theoretisch ließe es sich auch selbst per 3D Drucker herstellen für eine externe Anbringung, wenn mal die Federhärte ausgemessen ist, was bald der Fall sein dürfte. Jo hat das im Vortrag sogar selbst angeregt und nur davor gewarnt, es in Serie zu produzieren, ohne mit ihm eine Vereinbarung zu treffen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man da nächste Saison einige Hack-Versionen sehen wird. Wenn du einen Rahmen hast, wo sich die Federeinheit aufgrund der Rahmenform oder eventueller Schraubeinsätze für Werkzeuge/Flaschenhalter ohne Bohrungen anbringen lässt, wäre das ja alles kein Problem. Wäre ich sofort dabei, bei so einem Bastelprojekt.
Mal sehen, wo das hinführt. Sollte es in Großserien Einzug halten, denke ich, dass der Preis kein Argument mehr ist. Gewicht für alle Normalfahrer eh nicht. Wartung ja auch nicht. Akzeptanz ist der kritische Punkt.
Damit: End of Transmission für diesen Faden meinerseits!