Mein MTB Marathon 1999 war ein einziges Disaster. Trotz allem bin ich heute noch stolz drauf gefinished zu haben, auch wenn ich Elftletzter von fast 600 Teilnehmern wurde.
In dem Jahr war Hochwasser und die Strecke wurde verkürzt, dafür hatte sie mehr Höhenmeter, müssten 1.800 auf 42km gewesen sein, wenn ich mich recht erinnere. Ich hatte mir damals ein neues Rad mit Liefertermin März bestellt und mein Stumpy verkauft. Leider kam das neue Rad erst im Mai, exakt eine Woche vorm Marathon. Dazwischen bin ich dann quasi nur Gelaufen, keinen einzigen Höhenmeter gefahren.
"Wird schon gehen!" dachte ich, war ja ein ziemlich fitter Sportler, hätte ja eigentlich auch Sport studieren sollen.
Pustekuchen
Unten bei der Skischanze ging es los und direkt zack in die erste Steigung. Leider ging diese Steigung so rund 20km am Stück

Bereits nach kurzer Zeit hab ich gemerkt, dass Radtraining am Berg echt sinnvoll gewesen wäre. Musste dann früh absteigen und schieben, weil einfach nix mehr ging.
Wollte dann einen großen Zug aus meinem
Camelbak mit Xenofit Isogetränk nehmen, um dann festzustellen, dass das Ventil kaputt war und mir fast das komplette Getränk ausgelaufen war. Somit hatte ich bis zur ersten Verpflegungsstation ungefähr 4 Schluck zu trinken.
Nachdem ich mein Rad also bis zur Spitze geschoben hatte, hab ich dort an der Verpflegungsstation gut 20-30 Minuten verbracht und soviel gegessen und getrunken wie ich konnte.
Dann weiter zur Abfahrt. Endlich! Das war ein recht breiter Weg, mit Ablaufrinnen durchzogen, links und rechts davon waren Felder mit Reststoppeln des Bewuchses. Kurz vor so einer Rinne hat mich dann ein anderer Fahrer geschnitten und ins Feld abgedrängt. Dort war mit meinen 80mm Federweg keinerlei Kontrolle mehr und das Vorderrad blieb in einer Ablaufrinne hängen. Zack OTB bei knapp über 30km/h.
Mir ist dabei Gott sei Dank nicht viel passiert, außer dass es den Bowdenzug der Bremse in meinen Oberschenkel gerammt hatte und der deswegen zu zittern begann.
Mein Vorderrad war völlig verzogen, also saß ich weitere 20 Minuten im Feld und hab mein Vorderrad grob zentriert, da es sonst in der Felgenbremse verklemmte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich kaum noch Lust
Ab aufs Rad und weiter...
Kurz danach flog mir dann eine ausgetrocknete Kontaktlinse aus dem Auge. Also wieder angehalten und die Linse, die noch an der innenseite der Radbrille klebte wieder eingesetzt. Mit dreckigen fingern nicht die beste Idee, aber es brannte nur kurz.
Also wieder aufs Rad, Versuch #3 die Abfahrt zu beenden. Weiter unten lag dann ein Baum quer über die Strecke. Zu groß um drüber zu springen, als schwang ich mein Bein über den
Sattel um abzusteigen und bekam den schlimmsten Krampf meines Lebens in dem Oberschenkel in dem zuvor der Bowdenzug steckte.
Ich lag dann 15 Minuten neben diesem Baum, immer noch mit einem Bein eingeklickt, und hab versucht den Kramp zu lösen. Angehalten zum Helfen hat keiner.
Irgendwann konnte ich dann weiter und bin völlig kaputt ins Tal gerollt. Da gab es dann Gott sei Dank nochmal Verpflegung.
Da kam dann eine echte Willensprüfung. Es waren noch über 10km zu fahren, aber man fuhr hinter dem Startbereich vorbei und hätte einfach dort abbrechen können. Ich hab mehrere Minuten dort gestanden und überlegt, was ich tun soll. Ich bin dann doch noch weiter gefahren und es ist zum Glück nichts mehr passiert.
Ich bin später im Ziel einfach nur umgekippt, die einzigen Fahrer die langsamer waren, waren ca. 50 Jahre älter. Aber das war mir damals egal. Das ganze Event ist immer noch total präsent in meiner Erinnerung, obwohl es rund 24 Jahre her ist.
Es ist aber auch der Grund weswegen ich überlege, ob nicht die 70km diesmal sinnvoller sind