Übrigens, Dinos Vittorias (Mezcal & Peyote in 2,4) sind Mitte letzter Woche bei mir eingeflogen und ich hatte heute mal Zeit, die etwas zu testen. Testbedingungen waren leicht nass, wobei unter der dünnen Schlamm-/Laubschicht ganz gut grippiger Boden vorhanden war. In der Runde waren Straßenanteile, Schotterwege, Wiesen, Waldautobahn sowie einige XC-Trails. Luftdruck war nach Temperaturausgleich 1,1 / 1,2 bar. Den Peyote hats auf der 28er IW auf 60,2mm und den Mezcal auf 61,6mm aufgeblasen.
Mein erster Eindruck auf der Fahrt heute war: definitiv keine einfachen
Reifen! Irgendwie hinterlassen die
Reifen ein zwiegespaltenes Gefühl. Hier mal ein paar Gedanken dazu:
Postitiv war:
- das Einlenkverhalten; die Reifen lassen sich spielend leicht in die Kurve legen
- die Rollgeschwindigkeit offroad ist gefühlt schnell und die Reifen halten das Tempo richtig gut
- der Komfort ist top
- die Traktion auf festem Grund ist überraschend, gerade der Peyote hält auf festem Waldboden auch im Sprint jenseits der 1000W gut die Traktion aufrecht; hätte ich so nicht erwartet!
- die Selbstreinigung war ganz ok; der Mezcal setzt sich leichter zu als der Peyote, wirft sich aber bei entsprechendem Tempo ganz gut wieder frei
und hier die negativen Seiten:
- die Rollgeschwindigkeit auf der Straße ist überraschend zäh, ganz anders als offroad; eigentlich sollten hier die Reifen performen, aber im Vergleich zum Rick ist das ein riesiger Unterschied
- die Traktion auf losem Untergrund ist profilbedingt ziemlich schlecht, gerade der Peyote verlangt da einen extrem runden Tritt, um den Vortrieb aufrecht zu erhalten
- die Reifen tun sich richtig schwer mit Richtungsänderungen nach dem Einlenken; das hat auf den Trails oftmals zu knappen Situationen hinter engen Kurven geführt
- der Grip reißt in der Kurve weg, wenn die Reifen nicht ausreichend aktiv gewichtet werden; auch die Gewichtsverteilung selbst spielt da eine große Rolle; man kann die Reifen sogar durch kleine Bewegungen wieder stabilisieren, wenn das Bike über beide Räder schiebt - gerade aber der Mezcal vorn braucht viel Gewicht, der Peyote hinten tänzelt eh ziemlich häufig
- die Beschleunigung bzw. der Antritt fühlt sich sehr zäh an, keine Ahnung warum?! (das Gewicht war eigentlich ok)
- trotz der überragenden Wet-Grip-Ergebnisse auf BRR sind die Reifen keine Macht auf nassen Wurzeln; da ist die Physik einfach nicht zu überlisten
- die Reifen tun sich extrem schwer mit Offcamber; sind diese lediglich gerade, kann man die Reifen gut stabilisieren; aber in einer hängenden Offcamber-Kurve sind die mir ziemlich abrupt abgegegangen
- beide Reifen, aber vor allem der Peyote verlangen ein absolutes Feingefühl am Bremsfinger - ohne gefühlvolles Anbremsen vor der Kurve blockiert der Reifen sehr schnell und man kann die Geschwindigkeit kaum verringern - vorausschauendes Fahren defintiv notwendig
Finde die
Reifen insgesamt gesehen schon sehr speziell und nur was für Leute mit guter Technik. Kleine Fehler werden recht unmittelbar quittiert. Gerade auf engen technischen Trails fühlen sich die
Reifen daher absolut nicht wohl. Ganz anders hingegen auf Waldautobahn und Schotter, dafür wirken die
Reifen wie gemacht. Im Marathon kann ich mir die
Reifen daher echt gut vorstellen, vor allem auf untechnischen Strecken.
Für mich selbst ist der Einsatzbereich aber zu eng. Der Rick verzeiht viel mehr und lässt sich deutlich leichter fahren; ist zudem auch auf den Segmenten schneller gewesen (bspw. in einem 3min Schotteruphill knapp 10sek bei 8W weniger Leistung zugunsten vom Rick; Durschnittsleistung ca. 370W). Das deckt sich auch mit den Messungen von
@Schnitzelfreund. Auch auf nassen Trails lässt der Rick Geschwindigkeiten zu, die nahe an die Zeiten bei trockenen Verhältnissen herankommen. Da kommen die Vittorias einfach nicht mit.
Für Leute, die aber Vittoria mögen und damit nur Marathons fahren dennoch kein Ausschlussgrund. Wer mit dem divenhaften Verhalten klar kommt, der bekommt damit schon sehr schnelle und gute
Reifen fürs Geld.