Und es wurde hier auch gesagt, dass man selbst ohne Fahrradführerschein mit dem Radl zur Schule darf.
Einen „Fahrradführerschein“ gibt es nicht.
So weit, so klar.
Die Ansage (die es von unserer Grundschule gibt), dass die Kids erst in der vierten Klassen bzw. nach Bestehen der Prüfung mit dem Fahrrad zur Schule kommen sollen kann man getrost als Empfehlung einstufen. Der Schulweg liegt in Deiner Verantwortung und Du entscheidest wie Dein Kind ihn bestreitet. Das Fahrradfahren kann Dir die Schule nicht verbieten - genauso wenig wie sie (leider) die Elterntaxis verbieten können.
Insofern sollte man die Fahrradprüfung nicht größer/wichtiger machen als sie ist - da hast Du vollkommen Recht.
Das Ganze hat aber natürlich noch andere Seiten.
Man muss die Prüfung nicht als reine Schikane verstehen. Die Intention ist ja gut: Die Kinder sollen sicher im Straßenverkehr unterwegs sein. Dazu gehört es, sich auf dem Bike sicher zu fühlen und ein verkehrssicheres Fahrrad zu fahren.
Ob die einzelnen Vorgaben hier alle im Detail auf die Verkehrssicherheit einzahlen ist dann noch mal eine andere Frage. Ob ein StVO-konformes Rücklicht in der Praxis sicherer ist als ein nicht zugelassenes, blinkendes oder besonders helles Rücklicht wurde hier im Forum an anderer Stelle schon oft und ausgiebig diskutiert. Sind gelbe oder rote Speichenhülsen weniger sicher als die geforderten weißen? Ist der Reflektor ohne Prüfzeichen schlechter zu sehen als einer mit "Z"?
Die Polizei zieht sich hier (natürlich) auf die gesetzlichen Vorgaben zurück. Das lässt dann wenig Spielraum für Diskussionen.
Und dass eine Woche "Fahrradtraining" in der Schule längst nicht ausreicht, sondern auch bei der Verkehrsausbildung die Verantwortung bei den Eltern liegt - eh klar. Aber als Impuls und zur Sensibilisierung finde ich die Veranstaltung gar nicht verkehrt.
Zudem gibt es die soziologischen Perspektive (Gruppendynamik, etc.). Kein Kind ist glücklich wenn es selbst oder sein Fahrrad "durchfällt". Das gilt sicher umso mehr, wenn das Kind der Fahrrad-Profi oder -Nerd der Klasse/Schule ist. Ob man sich selbst als Elternteil die Blöße geben möchte, dass das aufgebaute Bike der Prüfung nicht standhält kommt da noch hinzu. Wer den Schaden hat... You know.
Wer da drüber steht und wen das nicht kratzt - umso besser. Gilt aber nicht für alle und vor allem bei den Kids ist das oft nicht der Fall.
Und man darf auch nicht vergessen, dass unsere MTB-Kids, die im Bikepark 2-Meter-Drops springen oder im Dirtpark One-Hand über Kicker fliegen nicht repräsentativ für das durchschnittliche Grundschulkind sind. Da sind viele Kinder dabei, die kaum geradeaus fahren können und für die Schulterblick oder einhändiges Fahren zwecks Handzeichen schon eine enorme Herausforderung darstellen. Daran wird die Aktion in der Schule nichts ändern. Aber vielleicht macht sie manchen Eltern bewusst, dass ihre Kids noch nicht soooo sicher im Straßenverkehr unterwegs sind.
Unsere fahren auch hier im Dorf mir den XC HTs herum.
Klar tun sie das. Wir fahren ja auch mit dem Dirtbike zum Dirtpark ohne vorher Reflektoren oder
Klingel (oder - was ich schon eher als streitbar sehe - eine zweite Bremse) zu montieren. Ich würde den Grundschüler aber z. B. nicht morgens alleine im Dunkeln mit dem Dirtbike zur Schule schicken. Dafür hat er das Bike mit Reflektoren, Licht und
Klingel.
Fazit:
Wir haben das Bike (unter anderem) für die Fahrradprüfung (und dann später für den Weg zur Schule) aufgebaut. Da wäre es schon einigermaßen enttäuschend wenn das Bike genau diesen Zweck nicht erfüllt und beim Check durchfällt/bemängelt wird. Also spielen wir das Spiel mit und freuen uns im Ergebnis (hoffentlich) darüber, dass die Verkehrssicherheit bestätigt wird.
Um die Bike-Beherrschung und die geforderten Fahrfähigkeiten mache ich mir beim Junior nicht die geringsten Gedanken. Ob die Verkehrsregeln alle sicher sitzen ist da die größere Frage. Und ob er den Weg schafft ohne zwischendurch Sperenzchen (ala Bunny Hop) zu machen, die der Verkehrssicherheit abträglich sind.