Interessante Meinung:
im Forum bei www.vertriders.com
schreibt der "VertriderChef" auf die Frage ob man das Liteville als Enduro oder gar Freerider nehmen könne:
Ich wollte Euch diesen, wie ich meine interessanten Beitrag nicht vorenthalten
Gruß
Thomas
(bin Liteville Bauer - habe aber noch nie eines gefahren)
im Forum bei www.vertriders.com
schreibt der "VertriderChef" auf die Frage ob man das Liteville als Enduro oder gar Freerider nehmen könne:
Servus,
nein. Das ist ein Marketing Gag.
Da Liteville kein Enduro/Freeride Bike anbieten kann, wird natürlich versucht dieses Bike als Alleskönner zu verkaufen. Ist es aber - auch bei aller Top-Konzeption und sehr schöner Ausführung - nicht. Es ist weder ein Enduro, noch ein Freeride- oder BikePark Bike.
Das Liteville ist per Konzeption ein hervorragendesXC/Marathon Bike mit max. 110 mm Federweg hinten, und einer XC/Marathon Geometrie, XC/Marathon Tretlagerhöhe, XC/Marathon Lenk-und Sitzwinkel, XC/Marathon Reifenfreiheit.
Marathon Geometrie heisst:
- langes Oberrohr
- steilerer Lenkwinkel
- niedriges Tretlager
etc., alles Daten, die NICHT für Enduro/Freeride sprechen, und die einen, je extremer das Gelände wird, ausbremsen.
Eine PIKE vorne ist - wenn man sich das antun will - wohl das Maximum, das dieses Rad noch verkraftet, allerdings kommt dann der Dämpfer durch das FEDERWEGSDEFIZIT stark unter Druck, was die logische Konsequenz ist.
Wie man so vom Markt hört, hat genau das eine enorme Zunahme an "Garantie"fällen mit den eingebauten DT Swiss Dämpfern zur Folge, was mehrere Schlüsse zulässt:
* Entweder passt was mit der Kinematik am Liteville Hinterbau nicht (der wohl so stark wippt, dass man jetzt auch noch eine GLEITLAGER-Version auf den Markt bringt, was nachgewiesenermassen beim Europäischen Sauwetter ein Wahnsinn ist)
* Das Konzept hinten wenig Federweg, vorne viel, funktioniert leider doch nicht so gut
* DT Swiss Dämpfer halten nix mehr aus.
Nachdem letzteres wohl eher nicht der Fall ist, denke ich, dass das Liteville Konzept da gut funktioniert, wofür es konzipiert wurde - XC/Marathon, und da an seine Grenzen kommt, wofür es nicht konzipiert wurde.
Würde es im Freeride Bereich so perfekt funktionieren, wären ja alle, die gute Enduro und Freeride-Bikes bauen, Idioten. Aber so entlarvt sich der Marketing-Hype selber, denn die PRAXIS im Gebirge ist gnadenlos.
Natürlich ist das Gewicht des Liteville mit einer PIKE interessant, aber was für einen Sinn macht es, damit dann bergab ständig mit einem Kompromiss leben zu müssen?
Ein guter Fahrer kann das auf einfachen S2-S3 Trails noch eine Zeitlang kaschieren, aber wenn das Geläuf technischer wird (S3-S4), er unter Druck gerät, der Hinterbau nur noch Schläge austeilt, er mit dem Tretlager aufsetzt, das Oberrohr sooo lang ist, dann fängt er an Fehler zu machen, und der Freerider, mit der besseren Bergabtauglichkeit ganz klar im Vorteil, zieht vorbei.
Da nehm ich dann doch lieber gleich einen Freerider, schwitze bergauf ein bissl mehr, und hab bergab dafür keinen Stress.
Und wer wirklich aufs Gewicht schauen will, der kann sich bei Scott das Ransom und bei Specialized das neue Enduro checken, beides Bikes, die das Liteville durch ihre klare, dem Einsatzbereich angepasste Konzeption bergab in der Pfeife rauchen (wobei man mit Scott und Specialized recht bald - im Sinne besserer Dauerhaltbarkeit bei den Anbauteilen wie Laufrädern etc. - auch bei 14-15 kg angelangt sein wird).
Ich denke mal, das LiteVille mit einer flinken Marathon Gabel auszustatten, macht am meisten Sinn, und in diesem Einsatzbereich wird dieses Rad auch abgehen wie die Post.
Witzig ist nur... Ich hab vor Jahren das alles selber mitgemacht: Intense Tracer mit 100 mm Federweg gekauft (das war damals noch richtig viel Travel), mit 100 mm Gabel vorne. Alles gut funktioniert. Dann wurden schwierige Trails immer interessanter, ich wollte mehr, 125 mm Psylo Race und später 125 mm Manitou Black eingebaut, und schwupps fingen die Probleme mit dem Fox Float R an, der dem Druck von vorne einfach nicht mehr standhielt - nicht weil er schlecht war, sondern weil ich anfing Freeride-Touren damit zu fahren. Der Hinterbau und sein Dämpfer wird da das schwächste Glied, das ist die traurige Erkenntnis.
Schlussendlich musste ich mir eingestehen: Was für ein schönes Rad, aber zuwenig Federweg hinten lässt sich durch nichts in der Welt ersetzen, genausowenig wie eine Marathon Geometrie eine Freeride-Geometrie ist. Kann sich noch wer an die Umbaukits erinnern, mit denen man Specialized FSR XCs von 80 auf 100 mm upgraden konnte? Alles ein Schmarrn.
Also erstand ich ein Specialized Enduro, später dann ein Big Hit, wurde Bergauf stärker, hatte Bergab mehr Spass, und entwickelte mich fahrtechnisch weiter, da das Material keine Grenzen setzte.
Ich glaube es macht einfach mehr Sinn, bei Freeridern zu schauen, wo man Gewicht sparen kann, als Marathon Bikes im Enduro/Freeride Bereich kaputt zu machen.
Ich wollte Euch diesen, wie ich meine interessanten Beitrag nicht vorenthalten
Gruß
Thomas
(bin Liteville Bauer - habe aber noch nie eines gefahren)