Hallo in die Runde!
Erstmal finde ich es sehr positiv bemerkenswert, wie viele Biker hier im Liteville-Forum ihre vorbildliche Einstellung zu Natur- und Sozialverträglichkeit beweisen, indem so heftig über diese Tour diskutiert wird.
Bisher habe ich mich mal dezent zurück gehalten und beobachtet, aber der Post von Gebirgsradler zwingt mich ja quasi zum antworten.
Also die Fakten: Wir sind um 1.00 Uhr Nachts gestartet. Uphill: 1900hm am Stück, und
etwa 1400hm davon reine Tragepassagen. Am Gipfel sind wir um 05.30 angekommen, Komposter hat sein Bike ca. 450hm unterhalb des Gipfels zurück gelassen, bei
einer etwa 25m langen, drahtseilversicherten Kletterstelle.
Die Abfahrt vom Gipfelplateau bis ca. 200hm unterhalb des Watzmannhauses war für uns zu
etwa 80% fahrbar. Dazu ist zu sagen, dass der Kompostmann ein hervorragender Mountainbiker mit herrausragender Fitness, exzellenter Fahrtechnik und jahrelanger alpiner Erfahrung ist, und, naja, ich fahre solche Sachen auch nicht erst seit gestern.
Die von uns gefahrene Tour wäre für 99% aller Mountainbiker definitiv nicht fahrbar, todgefährlich und gänzlich Spaßfrei.
Warum bin ich nun diese Tour gefahren, trotzdem ich wusste, dass
Mountainbiking im Nationalpark strengstens verboten ist?
Eitelkeit.
Ihr müsst wissen, als Studierender in Salzburg schaue ich jeden Morgen auf diesen Berg. Ich bin Teile der Tour bereits abgewandert und habe den Gipfel im Winter als Skitour gemacht, und seit 4 Jahren wünsche ich mir sehnlichst, den Berg mit dem Mountainbike zu befahren.
Mein ursprünglicher Plan war es, eines Nachts im ganz späten Oktober (wenn es glücklicherweise noch keinen Schnee hat und trotzdem keine Wanderer mehr unterwegs sind) klammheimlich die Erstbefahrung zu machen.
Jedenfalls las am Donnerstag dieses Thema, und die Eitelkeit führte mich nach Berchtesgaden. Eine Erstbefahrung ist eben doch etwas anderes als eine Zweitbefahrung...
So.
Fazit? Eitelkeit schlägt Verstand?
Ich denke nicht, dass dieses Thema im Forum halb so viel Wind produziert, wie hier einige vermuten, und ich denke auch nicht, dass wir dem deutschen Mountainbikesport damit geschadet haben. (den Vergleich zu Gallileo finde ich allerdings auch ganz schön daneben...

)
Definitiv kann ich behaupten, dass wir der Flora und Fauna des Nationalparks nicht mehr Schaden zugefügt haben als es zwei Alpinisten ohne Bike getan hätten. Auch mit anderen Bergsteigern und Wanderen hatten wir ausschließlich positive Kontakte und Nationalparkwächter haben wir glücklicherweise keine getroffen.
Ich finde, es gibt einige sehr viel heiklere Wege in anderen Regionen Deutschlands, in denen nicht nur zwei Extremsportler - sondern Massen an Mountainbikern rufschädigend unterwegs sind, und dort sehe ich eine sehr viel größere Problematik als bei unserer Einzelaktion.
Das Veröffentlichen der Tour ist sicherlich etwas, das man anders lösen und besser hätte überlegen sollen, aber hey, nun ists passiert. Auf meiner Homepage werde ich die Tour jedenfalls nicht namentlich veröffentlichen.
Ich hoffe, dass mein Post ein wenig den Schaden begrenzt.
Also geht Wandern am Watzmann Leute, es ist ein geiler Berg!
Grüße, Harald