Ja, da liegt das große Problem des Testredaktuers:
Die Hersteller sind nämlich - genau wie die Heftkunden - eine Zielgruppe des Magazins.
Heftkunden wollen Objektivität, Hersteller wollen ihre Produkte bewerben und PR plazieren.
Wie löst der professionelle Journalist das fiese Dilemma?
Dadurch, dass er das
Testergebnis vom
Testbericht trennt!
Bedenkt: Ein 'befriedigend' ist schon ein ziemliches Todesurteil für ein Produkt/ eine Firma. Wer kauft ein Bike, dass nur ein 'befriedigend' bekommen hat?! Aus Verantwortung gegenüber den Herstellern (und potentiellen Anzeigenkunden) muss der Redakteur hier wirklich aufpassen.
(Einen 'gut' / 'sehr gut'/ 'Testsieger'- Button kann sich der Hersteller auch viel besser in seine Anzeigen/ Kataloge intergrieren als einen Schwafel-Dauertest-Artikel.)
Und für den Heftkunden? Schaut mal in einen Testbericht eines großen Mags Eurer Wahl. Da steht ja meistens noch etwas mehr drin als das Endergebnis. Lest mal als Experiment
alles außer den Endergebnissen! Ihr werdet Euch wundern, wie deutlich man dort doch gesagt bekommt, was am Produkt passt und was nicht! Bei einem Kurzzeittest wird wohl kaum einer der Forumsmitglieder hier im Stande sein, einen un-subjektiveren Bericht abzugeben.
Warum dann überhaupt Kurzzeittest? Schlicht und einfach mehr Masse.
Über mehr Bikes im Heft freuen sich nämlich nicht nur die Hersteller sondern auch der Großteil der Leserschaft. (Stellt Euch vor ihr habt keinen Plan von nix, und wollt Euch auf die schnelle informieren bevor Ihr ein neues Bike kauft - nehmt ihr das Mag mit 4 ausgiebigen Tests oder das mit 100 Bikes in der Übersicht?)
Klar sind die Tests so ein ziemlich schäbiger Kompromiss, und die Gewichtung fällt definitiv öfters zu Gunsten der Hersteller aus - aber wie sollte man das als Journalist anders/ besser lösen?
Ohne Anzeigenkunden drehen sich die Druckerpressen jedenfalls genauso wenig wie ohne Heftkäufer! Und wieder sieht man anhand der Druckauflage, dass der Kompromiss offensichtlich ziemlich gut funktioniert!
Versteht mich nicht falsch - das ich hier eine Lanze für die Hefte breche heißt nicht, dass ich persönlich, idealistisch betrachtet nicht den selben Standpunkt habe wie Ihr. Nur ist das Problem vor dem wir hier stehen keines der Bikebranche und keines des Journalismus, sondern viel mehr ein Gesamtgesellschaftliches.
Also kritisieren wir jetzt fett den Kapitalismus?! Auf gehts Radelphilosophen!
Oder, wie gesagt, erfreuen wir uns doch statt dessen der demokratischen Möglichkeiten des Internets - vielleicht dauerts auch gar nicht mehr so lange, bis gedruckte Magazine eh nur noch im Museum zu finden sind....
Gruß, Harald