Salzkammerguttrophy
Die Woche zieht sich mal wieder wie Kaugummi in die Länge aber ich verspüre bereits ab Mittwoch eine altbekannte und inzwischen lieb gewonnene Vorfreude. Nach 4 Wochen Pause endlich mal wieder ein Marathon. Wie in den letzten zwei Jahren geht es Mitte Juli natürlich nach Bad Goisern zur Salzkammerguttrophy.
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern wie aufgeregt ich vor drei Jahren bei meinem ersten Marathon in den Alpen am Start stand. Auch die Ereignisse des letzten Jahres mit den Sturzbächen auf der Strecke am ersten Berg, der extremen Kälte, dem Schneefall bis runter auf 800 hm und dem logischen Rennabbruch sind mir noch sehr gut in Erinnerung. Es kommt mir fast so vor als wären seitdem nur ein paar Tage oder Wochen und nicht ein bzw. zwei Jahre vergangen.
Die Wettervorhersage für das Wochenende verspricht jedenfalls (wie bisher immer in Bad Goisern) eine explosive Mischung. Es erwarten uns wohl Temperaturen von deutlich über der 30 Grad Marke welche ab Nachmittag von heftigen Gewittern abgelöst werden sollen. Es ist bereits einige Tage vor dem Start absehbar, dass wieder mal ein anstrengendes Rennen welches einem alles abverlangen wird vor uns liegt. Zu meiner großen Freude sollen wir dieses Mal sogar ohne Neuschnee auskommen.
Am frühen Freitagmorgen geht es dann endlich los. Sunday und Kuka die beide bei mir mitfahren wollen treffen pünktlich um 8 Uhr bei mir ein und nur wenige Minuten später machen wir uns auf den Weg zu dem mit Piratpilot vereinbarten Treffpunkt in Potsdam.
Jetzt noch rasch die Bikes in die Autos geworfen und es kann los gehen
Um kurz nach 9 Uhr geht es dann von Potsdam aus mit 2 Autos auf die Autobahn in Richtung Süden. Dank Klimaanlage bekommen wir von der Hitze außerhalb der Autos erst gegen 17 Uhr bei unserer Ankunft in Bad Goisern etwas mit. Sunday sieht zwar die ganze Fahrt über irgendwie müde aus doch er kann sich absolut nicht dazu durchringen ein paar Minuten zu schlafen und ist mir so stets ein sehr guter und unterhaltsamer Beifahrer
Wie schnell so ein Bikejahr doch vergehen kann...
Im Startort von Österreichs größtem Mountainbike Marathon angekommen begeben wir uns direkt zur Startnummernausgabe. Die Veranstalter haben sich zwar ein paar Organisatorische Neuerungen einfallen lassen aber die Helfer haben alles im Griff und sind bestens auf uns vorbereitet. Somit klappt alles wie am Schnürchen und nur kurze Zeit später schlendern wir mit unseren Startunterlagen entspannt und voller Vorfreude auf das Rennen durch das Ortszentrum.
Die Stimmung ist bestens und auch das Keksbuffet gibt auch noch ne Menge her
Im Ortszentrum wurde wieder ein großer Startbereich mit dem altbekannten Festzelt und allerlei Buden und Ständen rund um das Thema Mountainbike aufgebaut. Sogar für mich gibt es allerlei interessante Dinge zu entdecken und auszuprobieren. Überall wuseln Mountainbiker, Einheimische, Helfer und Leute von der Orga rum und man spürt bei allen die Vorfreude auf den kommenden Tag.
Mir gefällt diese besondere inzwischen auch vertraute und sehr angenehme Atmosphäre außerordentlich gut und ich versuche möglichst viel davon auf und mit zu nehmen. Während ich noch vor mich hin träume werde ich von Hackepeter entdeckt und nachdem wir ein paar Worte gewechselt haben fliegt auch schon Schnegge auf ihrem Rad durchs Bild. So langsam kommen anscheinend alle aus ihren Löchern

Da noch einige Wartungs- und Reperaturmaßnahmen an den Bikes anstehen begeben wir uns nach einem kurzen Plausch schnell nochmal zu Billa Lebensmittel einkaufen.
Kein Stand ohne Winkelement - Herrn Honecker hätte es sicher auch gut gefallen
Anschlileßend wird Sunday am Zeltplatz abgeladen und wir fahren in unsere Unterkunft nach Gosau. Seit meinem ersten Besuch der Trophy vor zwei Jahren liebe ich diese ruhige und völlig vom Renntrubel abgeschottete Atmosphäre in dem etwas abgelegenen Tal. Für mich ist es ein idealer Platz zum übernachten vor dem Rennen.
Fachleute beim Expertentalk
Für maximale Geschwindigkeiten im Rennen braucht man natürlich massig Fachwissen und muss die neuesten Geheimtipps kennen
Wir haben dieses Jahr eine Ferienwohnung im Hotel Edelweiss gebucht und werden nicht enttäuscht. Da wir direkt unter dem Dach wohnen haben wir einen traumhaften Ausblick über das ganze Tal und das Dachsteingebirge. Es ist perfekt so wie es ist
Nach unserer privaten Pastaparty kümmert sich mein "Personal Cycling Technician" Kuka netterweise noch ein wenig um mein Rad. Die
Bremsbeläge werden gewechselt und die Schaltung wird auch nochmal gecheckt. Ich muss nur noch den Sensor und die Startnummer an das Rad basteln und schon bin ich fertig. Nach der langen Autofahrt weiß ich diesen Service wirklich zu schätzen. Da Sunday bereits seit der Ankunft in Gosau von erhöhtem Rennfieber befallen ist und irgendwie leicht planlos umher irrt fahren Kuka und Pirat nochmal runter auf den Zeltplatz um die letzten Auswirkungen dieser temporären Orientierungslosigkeit auszubügeln.
Abendstimmung
Während die Jungs auf ihrem Nightride unterwegs sind und Kuka noch rasch die neuen Beläge an meinem Rad einbremst packe ich meine Sachen für den nächsten Tag zurecht und verschwinde nach einer schönen kalten Dusche direkt im Bett. Endlich nach all den Tropennächten in Berlin mal wieder richtig schlafen.
Die Nacht ist leider viel zu schnell vorbei, da um kurz vor sieben mein Handy das Zeichen zum aufstehen gibt. Ich springe schnell in meine bereitgelegten Klamotten, frühstücke mit den beiden anderen noch in aller Ruhe und packe meine am Vorabend bereitgelegte Rennverpflegung ein.
Kuka erzählt noch was von einem leichten schleifen der Hinterradbremse aber irgendwie hab ich so kurz vor dem Start keinen Nerv dafür und tue es erstmal als eher unwichtig ab. Mein Test ergibt, dass sich das Rad bewegt, der Rest wird sich bis runter zum Ziel schon finden. Um kurz vor acht geht es dann endlich los und ich rolle runter zum Start nach Bad Goisern. Als ich im Startblock angekommen kümmere ich mich nochmal um das Hinterrad. Mit Entsetzen muss ich feststellen, dass da immer noch nicht viel rollt und mir bleibt nix anderes übrig als nochmal nen Servicestand aufzusuchen.
Von einem Helfer werde ich zum Expo Gelände geschickt, doch der
Bremsen-Spezialist der Firma
Magura welcher für den Bremsensupport zuständig ist ist weit und breit nicht zu sehen. Ein netter Mechaniker von einem anderen Stand ruft seinen Kollegen an und teilt mir mit, dass wohl erst um 9 Uhr - also zur Startzeit - mit seinem Eintreffen zu rechnen sei. Er rät mir daher zum Radladen am Ortsrand zu fahren aber so kurz vor dem Start ist mir das alles irgendwie zu aufregend und umständlich. Es wird bzw. muss halt auch so irgendwie gehen denke ich (oder sollte ich besser sagen hoffe ich ??) als ich mich zu meinen Startplatz begebe.
Gleich gehts los...
Im Startblock entdecke ich Sunday, der kurz vor mir steht, Schnegge startet wie immer von gaaanz vorne und JayPKay hat sich für einen Start aus dem zweiten Startblock entschieden. All die anderen Bekannten Gesichter sind heute entweder nicht am Start oder bereits seit vier Stunden unterwegs. Ich nutze die Zeit und lass die letzten Minuten vor dem Start meine Gedanken ein wenig um einen möglichen Start auf der 200er Runde kreisen.
Schnell nochmal das iPhone aufziehen damit es unterwegs nicht stehenbleibt...
Auf einmal ist es neun und ich werde jäh ich aus meinen Überlegungen gerissen. Es geht los ... Der Start verläuft relativ ruhig und nur langsam wird das Tempo erhöht. Sunday lässt es heute auch ganz ruhig angehen und fährt im "Tourentempo" los. Unser Gespräch endet bevor es angefangen hat denn ich bin nur Sekunden nach dem auffahren bereits nach vorne entschwunden.
Auf die Pläääääätze... Feeeertig... Los!
Im ersten großen Anstieg muss ich immer wieder an den kalten Regen des Vorjahres denken. Ich versuche mein Tempo zu finden und die bereits jetzt schon viel zu warmen Temperaturen zu ignorieren. Jetzt könnte ich ein paar von den kühlen Regentropfen gut vertragen...
Irgendwie läuft es bei mir heute nicht rund. Ich weiß nicht warum aber so richtig komme ich nicht in Schwung. Ich tue mich relativ schwer und quäle mich größtenteils bereits am ersten Anstieg bergauf. Mir ist warm, meine Beine fühlen sich irgendwie nicht gut an, das Rad läuft anscheinend auch nicht so recht und ich werde für meinen Geschmack viel zu häufig von hinten überholt.
Zum Glück wird es je höher wir kommen auch ein wenig kühler. Kurz vor dem Gipfel stürmt Thomas vom Team Bike-Planet an mir vorbei. Mein Versuch mich ein wenig mitziehen zu lassen ist bereits nach wenigen Metern beendet und nur wenige Minuten später ist er nach vorne entschwunden. Ich glaube nach knapp anderthalb Stunden habe ich den ersten Anstieg dann auch hinter mich gebracht und es geht endlich mal abwärts.
Bereits am ersten Pass bin ich leicht angeknockt...
An der ersten Verpflegung bei Kilometer 20 tanke ich meine bereits leere Flasche auf und begebe mich direkt zum Service. Als ich mein Hinterrad vorführe bekomme ich selbst einen Schreck als ich sehe wie beschi**en es läuft. Der Servicemann ist mit meinem Problem anscheinend auch irgendwie überfordert und ich sage ihm er soll einfach irgendwas machen, die Beläge abschleifen oder was auch immer... so kann ich jedenfalls nicht weiterfahren. Trotzdem er sich wirklich bemüht schnell was für mich zu machen überholen mich während der Reperaturversuche massenhaft Fahrer. Bekannte Gesichter kann ich allerdings keine entdecken.
Nach endlos langen Minuten kann ich endlich weiterfahren. Das Hinterrad läuft zwar etwas besser aber richtig Rollen ist irgendwie anders... Den Anstieg zur Hütteneckeralm lasse ich relativ schnell hinter mir und ich freue mich bereits auf die nette Abfahrt, da die dieses Jahr bei den trockenen Bedingungen ja wirklich Spaß bringen müsste.
In der ersten technischen Passage angekommen gehts natürlich gleich los mit dem munteren überholen. Doch der Spaß endet blöderweise nur wenige Meter später denn all die Fahrer die während meines Boxenstopps an mir vorbeigefahren waren sind abgestiegen und schieben an der besten Stelle der ersten Rennhälfte
Auch für mich heißt es demzufolge absteigen. Bei der nächstbesten Gelegenheit schwinge ich mich jedoch wieder auf meinen Gummibereiften Untersatz und überhole noch alles was möglich ist. Auf dem Schotterweg angekommen darf ich mich direkt hinter einem Krankenwagen einreihen. Es staubte so dermaßen, dass es mir fast die Augen zuklebt. Ab und an muss ich etwas Abstand halten um nicht durch einen Fehler im Blindflug noch direkt im Krankenwagen zu landen.
Zum Glück sind wir den Krankenwagen kurze Zeit später los und es geht mit Volldampf weiter in Richtung Ewige Wand. Auf den Abfahrten nutze ich die zweite Spur und lasse das Bike ordentlich rollen. Das erste Mal an dem Tag das ich so richtig Spaß habe. Unterwegs erkenne ich im vorbeifliegen noch Uta vom Bike-Planet Team und werfe ihr nen flüchtiges Hallo rüber.
Leider ist das überholen mit dem Erreichen der Kamerateststrecke "Ewige Wand" erstmal vorbei. Im ersten Tunnel wartet dann eine hübsche Überraschung auf uns. Es ist Stockdunkel und die Augen welche gerade noch auf grelles Sonnenlicht justiert waren versagen komplett ihren Dienst. Ein vor mir fahrender Tscheche stürtzt fast kann sich aber im letzen Moment noch irgendwie an der Wand abstützen. Die Lampen in dem Tunnel sind leider viel zu dunkel. Dadurch, dass man so gut wie nichts mehr sieht verliert man sofort jegliche Orientierung und es wird wirklich schwer sich auf dem Bike zu halten .
Mich erwischt es daher wenige Augenblicke später auch und ich muss somit auch aus den Pedalen. Nach dem Tunnel werde ich aber sofort vorbeigelassen. Dank dieser netten Geste (der andere Fahrer dachte wohl ich musste wegen ihm halten) habe ich auf der Ausfahrt aus der Fotopassage endlich mal freie Fahrt und ich nutze die Gelegenheit dazu diese schöne Passage endlich auch mal komplett zu fahren.
Sauerstoffmangel in der Ewigen Wand
Meine Fahrt von dem finalen Absatz wird wohlwollend von den umstehenden Zuschauern kommentiert. Im letzten Augenblick hätte ich aber fast noch alles versaut denn ich rutsche mit der rechten Hand minimal vom Lenker. Da der Schweiß in Strömen läuft und ich wie immer ohne Handschuhe unterwegs bin habe ich mit recht rutschigen Bedingungen zu kämpfen. Vielleicht sollte ich mir für solche Hitzeschlachten doch mal ein Paar Handschuhe zulegen
Auf der Passage runter nach Lauffen kann ich noch ein paar Fahrer einsammeln und ich erkenne sogar ein paar Fahrer, mit denen ich auch schon vor der Verpflegung unterwegs war. Unten in Lauffen angekommen habe ich auf der ersten Treppe freie Fahrt *juuhuuu* Während ich die Brücke passiere freue ich mich noch darüber, dass die versetzten Startzeiten in Sachen Stauvermeidung anscheinend wirklich was bringen. Als ich jedoch an der zweiten Treppe wieder auf ein paar Radwanderer treffe, die lieber laufend diese Passage hinter sich bringen war der ganze schöne Schwung leider wieder raus
Dieses Motiv ist an mir irgendwie vorbeigezogen ohne das ich es wahrnehmen konnte... leider...
An der folgenden Verpflegung lege ich einen Blitzstop hin... Banane, Iso und weiter gehts... schließlich habe ich bereits genug Zeit vertrödelt. Auf dem Flachstück gilt es wieder eine hübsche Expressgruppe aufzutun und möglichst wenig Kraft zu verschleudern. Irgendwie habe ich heute aber anscheinend kein Glück. Meine erste Lokomitive ist mir zu langsam, die zweite verabschiedete sich nach kurzer Zeit mit einem großen Knall und so trete ich hinter Bad Goisern alleine die Flucht nach vorne an.
Irgendwann am See treffe ich auf einen einsamen tschechischen Kämpfer. Wir wechseln uns so gut es geht ab allerdings kommen wir nicht so recht voran und ich muss auch viel zu oft vorne im Wind fahren. Ich bemerke allerdings wie sich von hinten eine größere Gruppe nähert und auch wenige Momente später zu uns aufschließt... doch irgendwie will sich von den knapp zehn Fahrern außer einem niemand an der Führungsarbeit beteiligen. Ich lasse mich daher nach dem dritten Wechsel deutlicher zurückfallen, so dass die anderen Jungs auch mal ran müssen.
In einem der kurzen Giftigen Anstiege vor Großtraun erkenne ich den tschechischen Kämpfer... oder vielmehr erkennt er mich. Es ist der Mann bei dem ich während meines Riesengebirgsurlaubs (mit Besuch des Marathons in Karpacz) Anfang Mai gewohnt hatte. Wir hatten uns bereits am Vorabend im Ort getroffen und ein wenig geplaudert. Ich kann mich noch erinnern, dass er mir im Mai erzählt hatte, dass er keine Radrennen fährt und nur läuft. Ich muss anerkennend feststellen, dass er anscheinend wirklich fit ist und auch auf dem Rad ziemlich schnell unterwegs ist.
Allerdings befürchte ich (zu Unrecht wie ich etwas später feststellen muss), dass er sich auf dem Flachstück zu sehr verausgabt. Ich lasse ihn daher am Bahnhof in Großtraun einfach fahren und sollte ihn an dem Tag überraschenderweise auch nicht mehr wieder sehen.
Beim Rennen heißt es immer alles im Blick haben
An der Labestation kurz vor Hallstatt fülle ich sämtliche zur Verfügung stehenden Trinkbehälter nochmal auf und gönne mir die für die Fahrer angebotene kalte Dusche. Das ist herrlich erfrischend und auch sehr nötig denn die Sonne brennt inzwischen wirklich erbarmunglos. Frisch gekühlt geht es weiter, denn der Salzberg wartet bereits auf mich. So richtig Lust auf diesen fiesen Anstieg habe ich nicht.
Kurz vor dem Berg treffe ich noch eine Norwegerin mit der ich bereits im ersten Anstieg schon einmal zusammen unterwegs war. Wir quatschen noch kurz bevor ich sie im Anstieg aus den Augen verliere. Es ist unendlich heiß, steil und extrem anstrengend. Ich lasse es bewusst ruhig angehen, da ich ja weiß was noch auf uns wartet.
Ich kurbele, keuche und schwitze... der Anstieg zieht sich ewig in die Länge. An der letzten Serpentine vor der Bergstation der Zahnradbahn ist es dann auch um mich geschehen. Trotz laufender persönlicher Anfeuerung: ich fahre da hoch, ich will, ich will, ich kann und werde es schaffen... habe ich an der letzten steilen Rampe einfach nicht mehr den Biss und die Kraft und steige auch ab.
Nach nur 50 Metern ist mir selbst das schieben zu anstrengend und ich lege eine kurze Pause ein. Diese nutze ich dazu um mal zu schauen wie es meinen anderen Leidensgenossen so geht und diese ein wenig anzufeuern. Nach unglaublichen zwei Minuten zwinge ich mich erstmal weiter zu schieben denn der schlimmste Teil sollte ja noch kommen. Das Thermometer zeigt inzwischen 33°C an und ich blicke noch ein letztes Mal sehnsüchtig runter auf den verlockend kühl im Sonnenlicht glitzernden Hallstädter See.
Nach der Wanderung über die Schlammwiese geht es in das Steilstück. Während ich mich den 40% Anstieg raufquäle ziehen immer wieder Fahrer mit den roten Nummern der 200er Runde fahrend an mir vorbei... es ist einfach unglaublich. Wenn ich dieses Stück nicht im letzten Jahr ausgeruht und mit Pausen von Großtraun aus gefahren wäre, würde ich glatt behaupten, dass man da nicht hochfahren kann.
Zum Glück habe ich es dann auch irgendwann geschafft und die Tatsache, dass unterwegs Uta wieder hinter mir auftaucht zeigt mir, dass ich doch eine Menge Zeit liegen gelassen haben muss. Auf der kurzen Abfahrt rüber zur Rossalm fahre ich für meine Verhältnisse sehr vorsichtig und langsam. Zu präsent waren die Auswirkungen meines Ausfluges in den Straßengraben vor einem Jahr während unserer Testrunde in meinem Hinterkopf.
Am Wasserfall angekommen wartet bereits die nächste Verpflegung und ich spätestens jetzt wird auch mir klar, dass ich komplett platt bin. Die Mädels an der Isotanke sind so gut beschäftigt, dass ich mich mit meinem Trinkrucksack einfach selbst versorge und nebenbei Uta die auch wieder aufgeschlossen hat noch mit nem Drink von der anderen Seite der Theke versorge.
Wie man unschwer erkennen kann habe ich gerade allerbeste Laune und massig Spaß...
Trotz meiner allgemeinen Schwäche muss ich weiter. Ich merke, dass nen Gel oder sogar zwei jetzt wohl genau das richtige sein würde. Leider ist nix brauchbares mehr in meiner Trikottasche zu finden. Das letzte Gel ist für den finalen Hügel reserviert und der Anstieg rauf zur Rossalm ist zu allem Unglück noch ziemlich lang....
Über die nächsten 60 Minuten gibts nicht wirklich was interessantes zu berichten... Lustlosigkeit, schlechte Laune, Totale Schwäche und viele Pausen prägten diese Zeit... irgendwann kurz vor der Rossalm fängt es auch noch an zu Donnern, Uta hat mich schon lange überholt und ich habe massig Zeit vertrödelt. Die letzten 1000m zur Alm läuft es dann endlich wieder etwas besser bei mir. Ich fahre dieses Stück durch und nach einer kleinen Dusche von einen Streckenposten verabreicht geht es ohne Halt direkt in die Abfahrt.
Nur wenige Höhenmeter tiefer treffe ich auf die nächste Verpflegungsstation. Ich stopfte allerlei Zeug von dem ich mir Energie verspreche in mich rein und weiter gehts. Trotz neuer Energie sind selbst die leichten Gegenanstiege auf dem Weg runter zum Gosausee eine Qual für mich. Immer wieder werde ich überholt und ich quäle mich im Schneckentempo über jeden noch so kleinen Hügel.
Da braut sich ganz schön was zusammen...
Während ich abwärts rolle fällt mir wieder ein, dass ich mir bei Kilometer 80 Zielzeit von knapp über 9 Stunden errechnet hatte. Na Hola ... das nenne ich ja mal nen satten Aufschlag. 90 Minuten mehr als vor zwei Jahren

Egal, das Rennen ist jetzt eh gelaufen und letztendlich heißt es jetzt für mich nur noch ankommen. Da mir rollen lassen einigermaßen liegt geht es bergab wieder ein paar Plätze nach vorne und irgendwann hinter der High-Speed Passage beim Gosausee bemerke ich, dass die Bremse jetzt anscheinend endgültig frei gefahren ist und ich endlich ungebremst fahren kann. Der Tacho zeigt zu diesem Zeitpunkt allerdings schon deutlich mehr als 100 gefahrene Kilometer an...
Vor dem letzten Anstieg gönne ich mir mein letztes Gel und irgendwann finde ich dann doch auch noch zu meinen Rhythmus. Ich beginne sogar (wohlgemerkt zum ersten Mal an diesem Tag) bergan viele der vor mir fahrenden Fahrer nach und nach zu überholen. Die MME Trikots sind mir immer eine besondere Motivation

Realtiv problemlos erreiche ich den letzten Gipfel und als ich auf der folgenden Abfahrt auch noch ne rote Nummer einsammeln kann habe ich endlich wieder richtig Spaß an dem Rennen gefunden.
Fahrer um Fahrer wird nun eingesammelt doch leider hat der Spaß wieder viel zu schnell ein Ende und es geht erneut ein kurzes Stück bergan. Es dauerte nur wenige Momente bis mich ein völlig begeisterter Italiener überholt und mir zu meiner Abfahrt gratuliert... ich muss jetzt doch ein wenig in mich hineinschmunzeln und zucke nur mit den Schultern
An der letzten Verpflegung in Gosau schnappe ich mir im vorbeifahren schnell ne Cola und ab weiter geht die Jagd. Weit weg am Horizont hatte ich noch eine größere Gruppe Fahrer gesichtet und genau diese galt es jetzt einzuholen. Ein Blick auf den Tacho verrät mir, dass ich mich bereits auf den letzten 15 Kilometern befinde. Da das Donnergrollen während der ganzen Zeit seit der Auffahrt zur Rossalm nicht aufgehört hatte und auch die Wolken immer dichter wurden kam es wie es kommen musste. Am Ausgang des Tals ging allem Anschein gerade die Welt unter. Es sah so aus, als fiel die riesige dunkelgraue Wolke direkt vor mir vom Himmel herab und es war nicht schwer sich vorzustellen was da keine 3 Kilometer weiter gerade los war.
Der Anblick ist schon interessant aber so richtig will ich da nicht hineinfahren. Ich konzentriere mich daher auf die Gruppe die ich kurz zuvor noch weit entfernt im Wald verschwinden sah. Ich wollte die Jungs unbedingt noch einkassieren und so geht es mit Vollgas weiter... doch die vielen kleinen Hügel die permanent auf mich warten machen die Aufholjagd für mich nicht leichter. Ich versuche das Tempo möglichst hoch zu halten und fahre ungebremst in die Waschküche. Auf der Straße spritzt mir das Regenwasser so sehr in die Augen, dass ich teilweise fast nichts mehr sehen kann.
Dies hindert mich jedoch nicht daran weiterhin alles zu versuchen. Ohne es zu merken hatte ich mal wieder einen 15 Kilometer langen Zielsprint eröffnet. Als wir die Straße kurz vor dem See noch einmal rechts in Richtung Wald verlassen müssen fahre ich mit viel Schwung bereits zu den letzten Fahrern der Gruppe auf. Ich kämpfe mich Meter für Meter durch die weit zersplitterte Gruppe nach vorne und treffe pünktlich zur letzten Abfahrt auch wieder auf meinen Italienischen Fan der mich dankenswerterweise auch direkt vorbeilässt.
Ich krache durch den Regen talwärts und habe das Gefühl, dass die anderen Fahrer fast stehen. Das macht natürlich viel Spaß und so komme ich relativ weit vorne unten auf der Straße an. Straße sollte mir auch einigermaßen liegen und so geht es zügig weiter damit die anderen nicht auf die Idee kommen sich hier nochmal an dem Rennen beteiligen zu müssen. Ich treffe auf einen Orangefarbenen Fahrer der auch relativ schnell unterwegs ist. Wir fahren erstmal zusammen und er achtet auch peinlich genau darauf, dass ich oft genug vorne im Wind fahre.
Kurz vor der Unterführung in Steeg hat sich eine Gruppe von ca. 7-9 Fahrern gebildet. Ich hatte aus meinen Fehlern vor zwei Jahren gelernt und orientierte mich daher direkt vor der Brückenunterfahrung möglichst weit nach vorne. Als die beiden vor mir fahrenden Fahrer kurz vor der Brücke auch noch falsch abbiegen bin ich in einer idealen Position. Ich fahre mit Vollgas unter der Brücke durch und kann dadurch den folgenden Steilanstieg fast noch zur Hälfte rauffahren. Als ich oben ankomme stelle ich zu meiner Überraschung fest, dass die anderen noch nicht mal mit dem Aufstieg begonnen haben. Das sollte mir für die letzten vier Kilometer ein wenig Luft verschaffen.
Ohne Regen bin ich bei der Trophy noch nie ins Ziel gekommen
Als ich mich das nächste Mal umdrehe habe ich einen Vorsprung von guten 300 Metern. Der Orangefarbene Herr stürmt als erstes heran und mit etwas Abstand folgen ihm noch ein paar weitere Fahrer. Viel zu schnell schließen die anderen wieder zu mir auf als der inzwischen vor mir fahrende Orange nicht so recht weiterweiß. Im letzen Moment entdecke ich, dass die Strecke nochmal links hoch in den Wald führt. Alleine wäre ich hier sicher vorbei gefahren.
In dem tiefen Matsch spüre ich jeden Kilometer des Tages in meinen Beinen und rechne damit nun gnadenlos abgehängt zu werden. Der Orangene Fahrer macht mächtig Tempo und ich versuche das Loch nicht größer als fünf Meter werden zu lassen. Als wir den kleinen Anstieg hinter uns gelassen haben stelle ich beim Blick zurück überrascht fest, dass alle anderen Fahrer abreißen lassen mussten. Wir haben sicher 100 bis 200 Meter Vorsprung rausgefahren.
Auf dem Singletrail lassen wir nichts anbrennen und mit hoher Geschwindigkeit geht es weiter in Richtung Ziel. Möglichkeiten zum überholen gibt es so gut wie keine und daher halte ich mich erstmal zurück. An der letzten interessanten Stelle - ein 360° Kreisel mit einer etwas schmalen und rutschigen Abfahrt unter einer Brücke hindurch bietet mir der Mann in Orange die Gelegenheit auf die ich so lange gewartet habe - er steigt ab um die zwei Meter Höhenunterschied runter zu schieben. Ich fahre natürlich durch, da wir das ja heute Mittag im trockenen ja schon mal üben durften als wir in Richtung Rossalm fuhren.
Diese Stelle sollte ausreichen um letztendlich gute 300 Meter Vorsprung auf den Mann in Orange rauszufahren. In dem Mini-Gegenanstieg hinter der Brücke entdecke ich sogar noch einen weiteren Fahrer der sich hiermit zum überholen eingeladen hat. Ich schlage diese nette Einladung natürlich nicht aus und schaffe es bis zum Ortseingang zu ihm aufzuschließen. Zu meinem Glück hat er mich anscheinend noch nicht bemerkt und 500 Meter vor dem Zielstrich hole ich nochmal richtig Schwung um an ihm vorbeizuziehen. Alles klappt wie geplant doch 200 Meter vor dem Zielstrich werde ich nochmal auf einen Anstieg umgeleitet... *Arrrgghhhh* Das kann doch wohl nicht wahr sein... jetzt fangen die hier auch mit dieser Schei** an :kotz:
Ich versuche gleichmäßig weiterzufahren um den Vorsprung ins Ziel zu retten. So kurz vor dem Ende will ich meine Position natürlich nicht wieder hergeben. Es sieht ganz gut aus und auch die letzten überaschenden Treppenstufen hinter der Kirche kommen mir anscheinend mehr entgegen als meinem Gegner.
Nach fast 8 Stunden und 45 Minuten passiere ich wie ein begossener Pudel aber trotzdem glücklich die Ziellinie in Bad Goisern. Auf den letzten Kilometern lief erstaunlicherweise alles für mich. So viel Glück hat man auch nicht alle Tage. Das Empfangskomitee wartet bereits auf mich und auch mein Hinterrad läuft jetzt wieder als wäre nie was gewesen.
Oh mein Gott, bin ich etwa schon im Ziel???
Darf ich bitte bitte noch ne Runde fahren?
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Fortsetzung im nächsten Posting