Reine Verständnisfrage aus Unwissenheit: Wenn ich mir jetzt spontan einen Rahmen maßschneidern könnte, wüsste ich grade mal Tretlager/Bremsenstandart/Steuerrohrlänge. Gehst du im Zuge des Aufbaus noch ein wenig auf den Prozess zur Geometriefindung ein? Oder überträgt man da hauptsächlich passende Längen von früheren Bikes auf so ein neues Projekt?
Bei mir ist es eine
Mischung vieler Aspekte... wenn ich darüber Anfange zu schreiben, wird es jedoch etwas ausführlicher.
Somit gibt es
heute kein Bild sondern eine erste "
Erläuterung zum Hintergrund des Bikes sowie der Geometrie" (ohne auf Geo-Details einzugehen)
Eine Affinität zum Radfahren habe ich schon seit frühester Jugend und fahre nun schon viele, viele Jahre aktiv Bike. Bereits das erste richtig gute Bike habe ich mir nach meinem Wünschen aufbauen lassen (Stangen Rahmen von Giant in Custom Aufbau). Darauf folgten weitere Bikes sowie die ersten beiden 26er Custom Bikes von MiTec (Rahmen bei einem Kapitalen Sturz verbogen) und im Anschluss die auch Geotechnisch optimierte Version von Agresti. Die Geometrien hierzu habe ich bereits anhand von Bikes die ich als "sehr gut" empfunden habe angelehnt. Immer mit der Fragestellung: "Was hat einem besonders gut gefallen und was könnte noch optimiert werden". Das Agresti fuhr sich wirklich sagenhaft, was auch der Nachbesitzer bestätigt. Allerdings war mir das Agresti zu sehr auf CC und Leichtbau ausgelegt. Meine Ansprüche haben sich in den letzten Jahren total verschoben und der Fahrstil und die Strecken wurden agressiver, zudem bin ich zeitweise zu
100% auf Fully umgestiegen.
Vor ca. 4-5 Jahren habe ich erstmal angefangen mich in die Geometrie Materie zu befassen. Einfach aus dem internen Bedürfniss heraus, besser verstehen zu wollen, was im Detail wie/was/wofür besser ist!
In diesem Zeitraum bin ich zig komplett unterschiedliche 650B und 29er MTBs ausführlich gefahren (jeweils mehrere Monate) und hierbei auch versucht die Geometrieauswirkungen zu "verstehen". Von den Hardtails war ich hierbei absolut vom NS Eccentric überzeugt. Ein phänomenales Bike. Alleine im letzten 1/2 Jahr fuhr ich z.B. das Norco Optic Carbon, Santa Cruz Trallboy 3CC sowie das Banshee Spitfire. Die neue Geos mit steilem Sitzrohr/flacherem Sitzwinkel/langem Reach, denen ich zu Beginn sehr kritisch gegenüber Stand, haben mir hierbei sehr gut gefallen. Alle drei Räder fahren sich grandios jedoch in einigen Bereichen komplett unterschiedlich.
Das 29er Optic fuhr sich unfassbar agil habe ich jedoch für einen Bekannten aufgebaut. Ursprünglich wollte ich das Tallboy für CC/MA, sowie das Banshee Spitfire für gröberes Geläuf behalten. Die Räder waren jedoch zu ähnlich, und somit ist aus primär kommerziellen Gründen das Spitfire geblieben. Ich brauche jedoch auch etwas für lange Touren, Speed/Zeitgeballer, Gas-Geben was dennoch genug Spaß auf Trails/etc. bietet. Ein Bike
nur für Ersteres macht für mich keinen Sinn mehr.
Zudem macht mich ein Bike von der Stange einfach nicht richtig glücklich. Auch wenn es die makellose Topversion ist.
Für mein neues CC/MA/Trail-Light Bike habe ich mich somit doch wieder für (m)ein radikales
(3.) Custom Projekt entschieden - und es soll wieder ein, (bzw. mein "letztes") Hardtail werden! Wie sagt man so schön "
aller guter Dinge sind drei". Zeitlose Materialein wie rostfreier Stahl oder Titan standen deshalb auf der Wunschliste. Diesesmal Stand für mich jedoch fest, das ich jedes einzelne Teil des Bikes kennen, verstehen und maßgeblich entscheiden möchte.
... also habe ich mir für die ersten Entwürfe
Rattle CAD gezogen. Auf den ersten Blick ein grausammes Programm, jedoch erfüllt es mit etwas Übung seinen Zweck und ist gar nicht so verkehrt. Nun - 7 Monate später - bin ich bei Geo Version "11". In der Findungsphase und bei gutem Hinhören beim Rahmenbauer, schließen sich alle Lücken die man vorher noch nicht beachtet hat [z.B. 1.) Kettenstrebenlänge, max. Reifenbreite mit Auswirkungen auf Kollissionspunkte von Kurbelarme, Kettenstreben - führt zurück zur Auslegung/Biegung der Kettenstreben, ... 2.) Steuerrohrhöhe + den Wunsch von geraden Rohren + Kollisionspunkte Unterrohr/Gabelbrücke etc. pp.]. z.T. Punkte an denen man zu Beginn verzweifelt und nach etlichen Tagen erst ein Arrangement findet.
Die komplette Geomtrie wurde anschließend in
Bike-CAD übertragen und nochmal mit dem Rahmenbauer diskutiert. Unfassbar welche "Fehler" das Programm z.T. angibt. Es hat bei manchen Details ewig gedauert und war am Ende für mich nur mit Zeichnungsanalyse, Geodreieck und Formelsammlung möglich die Fehler auszumerzen, um zu wissen welchen Parameter angepasst werden müssen. Rückblickend betrachtet haben sich deshalb die ersten Entwürfe von Rattle, welche als Referenzvergleich herhielt, mehr als bewährt. Bei Bike-CAD sind wir nun in der 4te Version und der Stack ist noch immer falsch [je nachdem wie das Programm eingerichtet ist, nimmt es das Maß "Einbauänge Gabel" vom unteren Ende der Gabel und nicht von der Achsmitte]. Das wird noch in Kürze korrigiert und dann passt es. Hierbei möchte ich ggf. nochmal die Tretlagerhöhe final korrigieren.
Gewisse Grundkentnisse im Bereich Materialkunde/CAD kann ich aufweisen. Zumindestens bin ich nicht ganz Blind in diesem Bereich und es reicht die richtigen Fragen zu formulieren und zu verstehen wenn der Rahmenbauer bei machen Punkten bedenken anmeldet.
Deshalb ist meine Meinung: Selbst eine Geo zu definieren, nur anhand theoretischer Geovergleiche ggf. auf Basis 1-2 gefahrener Räder macht überhaupt keinen Sinn. Davon kann ich definitiv nur abraten. Dann lieber vom Rahmenbauer einen Vorschlag ausarbeiten lassen, prüfen und ggf. minimal eingreifen!