Renn.Schnecke
im Zuckersandsee
"Nach Heilig Kreuz gehts Richtung Himmel"
Tag 5 || 16. August: Starkenfeldhütte - Heilig Kreuz* | 5:45 h | 54 km | 2.300 hm
(Teil 2 von 2)
Tag 5 || 16. August: Starkenfeldhütte - Heilig Kreuz* | 5:45 h | 54 km | 2.300 hm
(Teil 2 von 2)
Mittlerweile sind vielleicht so zwei Stunden vergangen und die letzte halbe Stunde haben wir uns über das aufkommende Blau im Hintergrund unterhalten. Die Laune war eben noch sehr grau. "Dieses Tal ist ein Loch, in das jede Hoffnung bodenlos hinein fällt", sagt (so oder ähnlich) Runterrauf.
Doch jetzt ist es da! Das Blau! Das Grau gehört der Vergangenheit hat! Ab jetzt gibt es nur noch hellblau, himmelblau und hundertprozentig blau!
Wir hüpfen also wieder auf unsere Raketen und sind keine 300 m später schon in St. Vigil.... Na wenn wir das mal früher gewusst hätten, dass wir so kurz vor unserem Zwischenziel waren!!
Ab zur Touriinfo und den Wetterbericht eingeholt. Es wird wieder heiÃ! Seht selbst:
Bad Vigilwerdaaa, Wasser ganz auf meine Art!
In St. Vigil gibt es einen tourifreundlichen Supermarkt und wir bunkern 400-g-Joghurteimer.
Nun aber wieder ab hoch! Wir wollen zur Hütte Heilig Kreuz am Kreuzkofel. Liegt auf 2045 m. Und weil ich unbedingt von oben anreisen möchte, werden wir wieder auf ungefähr zwei eins fahren.
Wir folgen dem Weg nach Ju. Fahren auch bis nach Ju rein, was zu weit ist, aber uns einen Blick auf die Königin der Dolomiten erlaubt (die Marmolada)!
Also zurück, auf die 15: Armentarawiesen, Höhentrail, Hospiz, wir kommen!!
Das dauert allerdings dann doch noch eine ganze Zeit. Und das liegt nicht daran, dass ich mal wieder hundert Tropf-im-Wald-Fotos machen muss.
Auf einer grünen, welligen, weiten, hohen Alm gibt es Joghurt aus groÃen Bechern.
Mittlerweile will der Tag schon wieder Feierabend machen. Gibt's doch gar nicht! Wir wollen doch noch zum Crusc da Rit, dann 400 hm runter und 500 hm wieder rauf. Und eiiiniges davon auf Pfaden.
Immer weiter, immer weiter. Und da endlich, ein Schild, das uns zum Crusc da Rit führen will (links ab in den Wald). Wir scheinen auf dem höchsten Punkt hier zu sein. Die beiden Jungs, die uns elendig schwitzend und keuchend entgegen kommen, sprechen eine explizite Steilheitssprache.
Aus Zeitgründen fahren wir einfach mal da runter, wo sie hergekommen sind. Und nehmen nicht den Abzweig nach Crusc da Rit. Hätte sich aber sicherlich gelohnt. Ob es anstrengender gewesen wär, ist die andere Frage. Wir finden zwar bald darauf den "Heuweg", auch Trail der Freude genannt, müssen aber bald darauf wieder volle Kante steiiiil auf fiesem Schotter das gerade Hinuntergefahrene wieder rauf. *uff* Und das bei der Hitze.
RR mit Nachschlag auf dem Trail der Freude
Die Aussichten sind jedoch unbeschreiblich. Hinter jeder Ecke werden die Augen wieder ganz groÃ, um die unglaubliche Gewaltigkeit dieser Welt aufnehmen zu können. Tja, 38"-Bildschirmaugen müsste man haben.
Wir sind im Ãbrigen fast da. Die Armentarawiesen haben wir schon angekratzt. Nun will ich aber noch einmal hoch. Runterrauf hätte auch gern den offensichtlichen Weg genommen, aber ich locke ihn zu DEM Trail. Ich weià noch, wie Hammer das beim letzten Mal war. Ein Pfad, vier Mountainbiker, die Weite, die Felswand, die untergehende Sonne, Heilig Kreuz, sonst nichts!
Vorher finden wir noch einen Golfplatz in 2000 m Höhe. Aber dann geht's los!
2008 war das hier für uns noch eine tricky Stelle. Hab aber nicht vergessen, dass die Wurzeln fahrbar sind, von daher einfach gefahren. (Gruà an EP an dieser Stelle.)
Ich bin hin und weg von der Landschaft, dem Licht, der Abgeschiedenheit. JAAAAAA, Alpenparadies!! Ich verlasse Dich nie wieder!! Hier bleib ich, hier sterb ich (oder leg mich zumindest mal hin)!!
Leider sieht das Runterrauf nicht so. Er will "nach Hause". Ihm ist dank Schmerzen vielleicht auch gerade ein Bisschen nach sterben zumute.
Wir machen also unsere Unterkunft im ehemaligen Hospiz Heilig Kreuz klar:
Wir sind ein bisschen spät dran. Halb Norditalien ist in Wanderschuhen schon am Kalorienfassen und wir sollen gleich bestellen und danach wird uns das Zimmer gezeigt. Sie habe aber nur noch ein kleines Zimmer. Also ein kleines Zimmer. Uns egal! Hauptsache, wir können hier bleiben.
Für mich bedeutet dies, dass ich noch Zeit zum Festhalten des Lichts habe. Das Licht auf der Königin, das Licht auf Heilig Kreuz, das Licht auf beidem...
Währenddessen versucht Runterrauf, was anderes festzuhalten. Er entdeckt die Spezialität des Hauses: Eier. Eierkuchen, Eieromlette, Penne mit Ei, Spirelli mit Ei. Was auch immer. Die Eierpaletten stapeln sich über die Arbeitsplatten. Er versucht, es festzuhalten:
"Wie war das? Sind wir in 'Heilig Kreuz' oder 'Eilig Kreuz'?"
Mittlerweile können wir vom Abendsbrottisch zu unserem Zimmer übergeben. Tja, was sollen wir sagen. SO ein kleines Fenster hatten wir trotz all der kleinen Fenster bisher noch nicht. Das Zimmer IST klein.
Selbst unsere Tür ist kleiner als die anderen. Und nur ein bretthohes Brett trennt uns von der Leere zum darunter liegenden Stock. Dafür stellt das Zustellbett für den dritten Mann schon bereit.
Wir haben unseren SpaÃ.
Im Ãbrigen: ratet mal, wer sich hinter der Tür neben unserer verbirgt? Genau, die Jungs, die uns heute auf dem Weg zum Jakobsstöckl begleitet haben. Der eine hat im Ãbrigen ein T-Shirt von der 7000-hm-Runde (SKGT 2012) an. Wie auch immer: Erinnert Ihr Euch noch an die bedrohlich groÃe, bedrohlich dunkle Wolke, die wir hinter uns gelassen hatten, als wir zur Krinner-Kofler-Hütte gefahren sind? Die soll wohl richtig heftig Wasser gelassen haben. Und zwar zum Zeitpunkt, als die Jungs ab Garmisch-Partenkirchen losgefahren sind, um Ihren Transalp zu beginnen. *chihihi* Die Armen!
Und erinnert Ihr Euch noch an den Regen vor St. Vigil? Der kam genau aus der Richtung, wo die andere Gruppe den steilen Weg bergauf genommen hatte. Sie sind wohl in hoher Höhe volle Kante nass geworden und haben deswegen abgebrochen. Nach Santa Croce sind sie aber noch, weil sie dort reserviert hatten. Tja, so trifft man sich also wieder. Und wir wussten: Schwein gehabt!
Eigentlich wollten wir heute ja einen ruhigen machen... Hat nicht so richtig geklappt. Aber morgen klappt es bestimmt!
Bona Nuet! (Das war landinisch. In ungefähr 10 Stunden geht es nämlich runter nach San Kassian.)
* 32 ⬠Ã, 35 ⬠Ã+F
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