Andix - von Kolumbien nach Feuerland

Anzeige

Re: Andix - von Kolumbien nach Feuerland
Wie schauts eigentlich nach 4-Monatigem Intensivkurs mit der Sprache aus?
Radeln ist nach meiner Erfahrung alles andere als ein Intensiv-Sprachkurs. Viel zu ungesellig dazu... und wenn man mal kurz mit jemand redet, sinds immer nur wieder die gleichen Sätze. Zwei Wochen in einer Sprachschule bringen dich weiter als vier Monate im Sattel. Aber ich radel trotzdem lieber ;-).
 
Hast du ein Backup deines Handys inkl. Karten und Navisoftware irgendwo auf einer Online-Festplatte liegen, sodass du bei Verlust oder Defekt "einfach" ein neues Gerät kaufst und auf dem selben Stand wie vorher bist?

Ich mache manuelle Komplett-Backups mit nandroid/cwm (selber googlen... zu sehr offtopic hier!) des Betriebssystems und aller Apps und des gesamten Setups, aber unter Android kann man das ja auch recht stressfrei von Google automatisieren lassen, wenn man möchte. Einfach neues Telefon kaufen, Accountdaten eingeben, fertig.

Die Gigabyte-Datenberge für die OpenStreetMap-Karten usw. sind ja alle OpenSource und können bei Bedarf (dh wenn man seine externe SD-Karte verliert/zerstört) einfach wieder runtergeladen werden, sobald man ein schnelles WLAN findet.

In Europa benutze ich auch viele proprietäre Kartenwerke (Kompass usw), die müsste man sich natürlich auch zusätzlich sichern. In Südamerika ist das anders, es gibts halt (insgesamt gesehen) nur OpenStreetMap und Google-Hybrid. Damit kommt man aber auch klar.

Die paar vereinzelten (guten) Alpenvereinsblätter (zB Cordillera Blanca oder Huayhuash) kann man auch vor Ort in irgendeinem Shop fotografieren und schnell "einkalibrieren". Vorbereitung daheim ist unnötig.

Und ja... bin weiterhin völlig papierlos.
 
mich würde es auch interessieren, wie Ihr das mit der Sprache bzw Verständigung macht!

Spanisch sprechen. Ich kanns rudimentär für die wichtigsten Dinge, die Gepäcktaschenspionin fliessend.

Andere Sprachen kannst du vergessen. Es gibt in Touristenzentren (Huaraz oä) ein bis drei privilegierte Personen mit guten Englischkenntnissen, aber das wars dann auch. In normalen Orten und Städten oder gar in den Bergdörfern kennen die Menschen nur ein einzelnes englisches Wort: "Gringo".
 
16.08. 17:00 Moya am Rio Anta, 3100m


Kleines Dorf auf dem Weg von Huancayo zurück in die Berge: Die Peruaner stehen absolut auf diese spitzenmäßigen und wunderschönen Statuen auf ihren Plätzen. Was will uns dieser Ninja-Eumel sagen? Oder ists am Ende doch ein Pirat? Aber warum bewacht er den Eingang zum Dorf? Oder ists am Ende gar keine Statue sondern einer von diesen "Ichstehrumundbewegmichnicht"-Künstlern? Aber wo ist dann der Spendenhut?


Wie auch immer, Statue hin oder her, wir suchen uns einen der dreiundzwanzig Canyons neben Huancayo und radeln hinein...


... und hinauf.


Schön hier... gibt nur eine Piste und eine Eisenbahnlinie, ansonsten viele Felder und einige kleine Dörfer.


Gezeltet wird im Ort "Moya", die nächste größere Stadt (Huancavelica) ist noch einen Tagesritt entfernt.
 
Hallo Stefan
Danke dass du weiter schreibst.
Ich finde das deine Berichte eine super Motivation sind und jetzt zusätzlich sind sie für mich eine willkommen Abwechslung.
 
Zuletzt bearbeitet:
17.08. 20:00 Huancavelica, 3700m


"Vinas"... übernächstes Dorf nach einer Reihe von Canyons... sieht ganz gut aus, ist aber völlig ausgestorben. Wo sind bloss alle Einwohner? Sonntagsspaziergang?


Wir finden bloß diesen lustigen Gesellen, aber der will uns nix zu Essen verkaufen.


Endlich: Kaloriennachchub! Bin bei der Essensvorausplanung immer etwas schlampig und hab lieber zu wenig dabei als zu viel. Das rächt sich manchmal, aber allermeistens findet man doch irgendwo ein kleines Dorf mit einer Tienda und ein paar Keksen. Auf meinen Karten sind diese Zwergansiedlungen nicht vorhanden, auch größere Orte fehlen teils völlig. Aber anhand der Satellitenbilder (Google Hybrid) kann an schon erkennen, dass man nicht tagelang in der Einsamkeit unterwegs sein wird. Das ist in Peru sowieso ziemlich selten: Wo eine Piste hinführt, gibts fast immer Versorgungsmöglichkeiten unterwegs.


The Bull!


Weiter im Radltext: Bis Huancavelica wollen fast zweitausend Höhenmeter überwunden werden, meistens durch angenehm spannende Felsencanyons. Bevor sich jetzt jemand über die "komischen" Farben im Foto wundert: Die linke Hälfte ist in gleissendem Sonnenlicht, die rechte in finsterstem Schatten. Nur mit ein bisserl Kamera-HDR-Magie kann man hier überhaupt irgendwas sehen.


Immer weiter bergauf... teils sacksteil... der heutige Pass liegt bei 4800 Metern.


Aber selbst hier oben wohnen noch Leute, und zwar das ganze Jahr über. Von Januar bis März sind sie manchmal ne Weile eingeschneit, aber ihnen gefällts trotzdem.


Wir sind erst um kurz nach fünf am höchsten Punkt und haben noch ne lange Abfahrt nach Huancavelica vor uns. Klar könnte man auch noch ne Nacht zelten, aber ehrlich... in diesen Höhen ist das nicht unbedingt ein Riesenspaß. Vielleicht bin ich derzeit auch nur ein Weichei, schleppe eine leichte Erkältung mit mir rum.


Also heizen wir lieber in Tal... am Schluss mal wieder mit Stirnlampe. Das Timing passt nicht ganz, weil ich unterwegs in zehn Minuten zwei Ventilabrisse zu beklagen hab. Da stimmt irgendwas ganz und gar nicht, aber das schau ich mir morgen an. Jetzt geniessen wir erst mal die Vorteile der Zivilisation in Form von Alpaca-Grillspießchen...


... und...


... Schokoladenmonstern!
 
Vor 12Tagen hat mir ein Auto den Vorrang genommen und liege jetzt mit gebrochenen Lendenwirbel fortsetzen im Krankenhaus.

Durch deine Berichte sammle ich Motivation fürs nächste Jahr.
Aua... gute Besserung! Glaub mit dem Mountainbike in den Anden ists weniger gefährlich als in ner deutschen Stadt auf der Straße :/.
 
18.08. 16:00 Bikeshop in Huancavelica, 3700m


Huancavelica... ein sehr angenehmes Platzerl. Und im Gegensatz zum sonstigen peruanischen Städten sind hier im Zentrum auffallen viele Fußgänger und wenige Autos unterwegs. Mit gefällts.


Nur das mit den Heißgetränken müssen sie noch lernen. Wer davon ausgeht, auf einer Radtour durch Südamerika guten Kaffee zu trinken, wird böse enttäuscht werden. Espressomaschinen sind mehr oder weniger unbekannt, auch Filterkaffee ist quasi nicht existent. Man bekommt fast immer eine Tasse heisses Wasser serviert und dazu irgendwelche Sofortbrösel. Klar werden jetzt einige widersprechen und mir erzählen, auf ihren Südamerikareisen den besten Kaffee ihres Lebens getrunken zu haben. Nunja... hilft halt nix. Lima und Cuzco und vielleicht noch Huaraz können das ermöglichen, aber die Alltagskost für den Kontinentdurchquerer ist zu 99% Fertigbrösel. Was solls...ein Haufen Zucker rein, dann gehts schon.


Nach einem halben Ruhetag machen wir uns erst gegen zwei Uhr auf die nächste Etappe. Irgendwie hatte ich die Ventilabrisse von gestern abend geistig verdrängt und bin einfach losgefahren... großer Fehler. Nach kaum dreihundert Hömes explodiert der nächste Schlauch und ich rolle auf der letzten Rille in den Ort zurück. Mein halbwegs zerstörtes Felgenband zeigt offensichtlich die beunruhigende Tendez, den Schläuchen die Ventile abzuschneiden. Seltsam, hatte ich bisher auch noch nie. Neue Felgenbänder kann man hier nicht kaufen, aber die Familie in der kleinen "Bicicleteria" ist sehr hilfreich und wir basteln uns was aus alten Schläuchen zusammen.


Noch ein Flickerl drauf als zusätzlichen Schutz am Ventillloch, das wird schon passen so.


Zum Weiterradeln ists jetzt allerdings zu spät. Da hab ich nicht unbedingt was dagegen... in Huancavelica kann mans schon noch ne Nacht aushalten.
 
Hoffe Deine Erkältung hat sich inzwischen genauso aufgelöst, wie die völlig sinnlosen Posts vergangener Tage.

...Aber anhand der Satellitenbilder (Google Hybrid) kann an schon erkennen, dass man nicht tagelang in der Einsamkeit unterwegs sein wird

Welche App benutzt du für die Hybrid Karten? Oder Browser? Hast du die offline oder lädst du diese bei Bedarf?

@IgelG gute Besserung!!
 
Hallo Stuntzi,
wie ich sehe, bist Du von Huancayo nach Süden, nach Huancavelica abgebogen. Ich war zur Zeit der Sendero Luminoso Leuchtender Pfad - eine peruanische maoistische Gruppierung von den 70ziger bis 90ziger Jahren, einige Tage in dem damals trostlosen und von den Sendero Luminoso kontrollierten Nest Huancavelica eingeschlossen und musste Richtung Küste, nach Pisco flüchten. Wollte auch nach Ayacusho, ging aber nicht, da sämtliche Brücken gesprengt und zerstört waren. Bin danach von Nasca nach Cusco. Die Stadt sieht jetzt auf Deinen super Bildern richtig sauber aus.
Danke für Deinen tollen Bericht, der mich wieder an die Zeit von damals teilnehen lässt und
weiterhin viel Glück auf Eurer Reise,
Hans
ps.: an diese, von Dir gefahrenen Strecke habe ich bei der Planung gar nicht gedacht, Huancavelica hatte ich, wie schon gesagt, in keiner guten Erinnerung, sorry.
 
"wer meine meinung hier zu wenig erwähnt wird ist die Gepäcktaschenspionin, ich finde sie Tapfer:daumen:. Mein chapeau hiermit an sie"

... Danke für diesen Beitrag... ich finde sie nicht nur tapfer, sondern semiprofessionell... das fährt man nicht mal so einfach mit dem Rad... schon bei Stuntzi reibe ich mir immer die Augen, wenn ich von Höhenmeter etc. lese und frage mich, wie man das, fast ohne Ruhetag, schafft aber bei der Dame - unglaublich, faszinierend... oder sie kommt wirklich aus der Halbprofiecke und fährt von daher auf einem sehr hohem Niveau...

... ist aber an sich egal, auch ich ziehe meinen imaginären Hut, vor beiden und wünsche weiterhin Gesundheit, immer was zu essen und für mich, als alten Ego, weiterhin täglich neue Bilder und Berichte... ;-)

Gruß Marco
 
Richtung Süden werden in den Städten die Englischkenntnisse besser und in Chile gibts dann auch erstaunlich viele Deutsche.

Jetzt kriege ich richtig Hunger auf Empanadas...:)
 
Ich find's auch toll, dass du wieder schreibst. Und um dem Post noch etwas Inhalt zu geben
Radeln ist nach meiner Erfahrung alles andere als ein Intensiv-Sprachkurs. Viel zu ungesellig dazu...
Dem kann ich nur beipflichten. Ich hab zwar auf meiner Südamerikaradtour ziemlich gut Spanisch gelernt, dafür bin ich nirgends hingekommen. Mir wird manchmal fast schwindlig, wie das Tandem Stuntzi und Spionin vorwärtsmacht; ich bin immer überall hängengeblieben.

@stuntzi In Argentinien hab ich festgestellt, dass Fahrräder z.T. noch wichtige Verkehrsmittel der Landbevölkerung sind. Ist das in Peru auch so? Ich nehme ja nicht an, dass die Bicicleteria v.a. Freizeitgeräte repariert.
 
Zuletzt bearbeitet:
stuntzi schrieb:
Die paar vereinzelten (guten) Alpenvereinsblätter (zB Cordillera Blanca oder Huayhuash) kann man auch vor Ort in irgendeinem Shop fotografieren und schnell "einkalibrieren". Vorbereitung daheim ist unnötig.

Also zumindest wenn wir das bei unseren Seekarten so machen würden, wären wir schon lange auf Grund gelaufen. Beim Abfotografieren hat man Verzerrungen, da hilft dann auch kalibrieren nicht mehr. Entweder man entzerrt das Bild noch irgendwie, oder man kann zumindest beim Radeln irgendwie damit leben, dass Wege mal eben real 500m weiter weg sind.

Gruss
waldkater
PS. Zitieren geht doch prima.
 
@Coxbazar, scön dass sich die Zeiten inzwischen geänder haben. Vom leuchtenden Pfad bekommt man nix zu sehen und Huancavelica ist zu einem sehr netten Stätdchen mit freundlichen Leuten und gutem Essen geworden.

@cos75, ich hatte zunächst einen tesafilm-fix. der hat nicht viel gebracht, unflickbares loch am ventil nach 10 minuten. die autoventil-schläuche hier sind aber auch irgendwie seltsam, fast bis zum ventil-ende raufgummiert. wenn das ein bisserl zu sehr am felgenloch reibt, ists essig.

@olev, es gibt schon ein paar fahrräder in den größeren orten, aber wichtiges verkehrsmittel ist das keins. die bicicleterias reparieren wohl vor allem auch die reifen von den dreirad-motortaxis. in den bergen radeln nur touristen. manche leute dort kennen gar keine "bicicletas" und suchen nach dem motor.

@waldkater, also ich hab maximal 50 meter abweichung, wenn ich ein A0-Kartenblatt in zwei bildern fotografiere und kalibriere... auf die schnelle mit 4 punkten und wenig mühe geben. für seekarten mag das tödlich sein, für ne wanderkarte zur orientierung ists imho völlig ausreichend.
 
@Tschaisel, ich benutze Locus für alles. Dort sind quasi alle Online-Karten verfügar, die es auf diesem Planeten gibt. Das war einigen Kartenprovidern nicht recht, drum musst du sie erst mal "manuell konfigurieren". Das Tool dazu gibts im Playstore und heisst glau ich "Locus Map Tweak" oder so ähnlich. Die Karten lad ich mir immer für die nächste Woche runter, wenn ich mal ein WLAN finde und ne Ahnung hab, wo ich ungefähr langfahren will. Auch das geht innerhalb von Locus.
 
19.08. 17:00 Lircay, 3250m


Von Huancavelica nach Lircay... nicht viel zu erzählen... nicht besonders spannend.... könnte man als "peruanische Einheitskost" bezeichnen: rauf auf den Berg, irgendeine Viertausenderpass, bisserl auf und ab über ne grüne Hochfläche, ...


...dann runter ins nächste Tal.


Lircay von oben.
 
@Tschaisel, ich benutze Locus für alles. Dort sind quasi alle Online-Karten verfügar, die es auf diesem Planeten gibt. Das war einigen Kartenprovidern nicht recht, drum musst du sie erst mal "manuell konfigurieren". Das Tool dazu gibts im Playstore und heisst glau ich "Locus Map Tweak" oder so ähnlich. Die Karten lad ich mir immer für die nächste Woche runter, wenn ich mal ein WLAN finde und ne Ahnung hab, wo ich ungefähr langfahren will. Auch das geht innerhalb von Locus.
Klingt richtig spannend, aber wenn ich ehrlich sein soll, überfordert mich Locus ein bissl...
 
Oruxmaps ist eine (kostenlose) Alternative. Ich benutze allerdings auch Locus, da Oruxmaps mit meinem Note 1 erhebliche Probleme hat eine durchgängige Trackaufzuzeichnen zu realisieren (auf andern Android-Systemen geht´s. Liegt evtl. an dem Chipsatz des Note, ist eines aus der ersten Fertigungsreihe).

Das Kartenmaterial speichere ich dahingegen auf dem mitgeführten SD-Karten. Diese aus dem Netz zu beziehen bei Bedarf ist natürlich eine interessante Möglichkeit.

Allerdings benötige ich mittlerweile ein grösseres Display...die Augen, das Alter, die Konzentrationsfähigkeit, ihr wisst schon :) Schau mich deshalb nach Alternativen zum Note um (wie heissen die DInger..Pabhlets? Sowas eben).
 
Zurück
Oben Unten