trillian
individ. Truppenbetreuung
Das Verarbeiten meines letzten Tour-Erlebnisses hat diesmal etwas länger als üblich gedauert. Deswegen gibt es nun erst, fast am Ende der Woche, einen Bericht.
Menis und seine Süße sind Schuld! Seit einigen Wochen flitzen sie mit vereinter, geballter Kraft durch den Grunewald und berichten mit leuchtenden Augen von diesem Abenteuer.
Und nun ist es passiert, wir sind infiziert, angesteckt, begeistert, hin und weg und hoffentlich nicht dem Einlenkrigem für immer abtrünnig.
Wir haben unsere erste Tandem-Tour hinter uns!
Samstag Abend haben wir endlich das unausschlagbare Angebot von Menis angenommen und uns das Rad für das Wochenende zum Ausprobieren ausgeborgt. Schon allein das Abholen war schön, denn die beiden sind formvollendete Gastgeber und wir konnten nicht anders als uns bei ihnen wohlzufühlen. Nur beim Tischtennis wollten sie uns nicht gewinnen lassen! Wir haben uns aber natürlich auch nicht richtig angestrengt.
Es war schon tiefste Nacht als wir endlich losfuhren, das Vehikel gut verstaut in der Herz aus Gold. Vielen Dank noch mal an dieser Stelle!
Wir befinden uns in Ziegenhals, im tiefen Süden außerhalb von Berlin.
An diesem Sonntag, die Sonne scheint gemächlich auf das Feld, schreckt die dösende Dorfbewohnerschaft, von einem markerschütternden Schrei geweckt, aus ihrer Mittagsruhe hoch. Vereinzelte trauen sich vor das Scheunentor und sehen das Unglaubliche, von dem die Männer, die Hosenträger beunruhigt schnipsen lassend, noch Wochen später in ihren Stammtischrunden im Dorfkrug und die drallen Frauen am Fleischstand, die Kopftücher dabei nervös um die widerspenstige Dauerwelle zurrend, berichten werden:
Arthur, natürlich im leuchtenden ESK-Look, das wallende Haar unter dem Helm gebändigt, die Finger fest um die Griffe gelegt, die Waden straff gespannt, den Rücken durchgestreckt, die Brust stolz nach vorn geschwellt, sitzt konzentriert im wippenden Sattel. Sein Herz geht ruhig, keine Wimper zuckt. Pure
Entschlossenheit ist in seinem Gesicht zu lesen.
Ich, hinter ihm, KREISCHEND!!! Ich schreie um mein Leben!!!
Meine Hände sind am Lenker festgekrallt, mein ganzer Körper eine einzige Verspannung, meine Füße, glücklicherweise, an die Klickis gefesselt.
Angst! steht eingemeißelt in meinem Gesicht zu lesen!
Und wir sausen um den Dorfanger, wühlen die Wege der Kleingartensiedlung auf, durchfurchen die Sandwege und Kiesgruben, pflügen die Wiesen und Felder, fällen fast mit unseren Lenkern die Kiefern im Wald. Alles, was Beine hat, versucht zu fliehen!
Überlebenswillen macht sich in mir breit. Ich öffne langsam meine Augen wieder, versuche das Pochen meines Herzens zu beruhigen. Es scheint egal zu sein, ob ich die Augen offen hab oder nicht, denn alles, was ich sehe ist Arthurs Rücken.
Rücken. Nix als Rücken! Ich versuche über seine rechte Schulter zu lugen und bringe uns ins Schwanken. Sofort schießt wieder unkontrolliert mein Adrenalinspiegel nach oben. Okay, okay, durchatmen, still sitzen, nicht wackeln... ich versuche links rüber zu erspähen, was vor mir liegt. Oh, mein Gott, wir fangen erneut an zu schlingern. Nein, ich kreische nicht los, ganz ruhig bleiben.....ruhig....Ich hefte erneut den Blick auf Arthurs Rücken. Gut, dann sehe ich eben Rücken heute. Kein Problem. Ich wandere mit meinen Augen seinen Rücken hinab und starre gebannt auf seinen prächtigen A...äh Po. So lässt es sich aushalten. Ich habe den ersten Vorteil des Tandemfahrens entdeckt und bin für einen Moment ganz stolz auf mich, dass ich doch immer was Positives in den Gegebenheiten finde. So lässt es sich aushalten.
Also, wir fahren. Noch nötige ich Arthur dazu mir jede Wurzel, jede Unebenheit, jede Widrigkeit anzukündigen um darauf gefasst zu sein. Wir üben gemeinsam auf von uns selbst ersonnene Kommandos schnell und korrekt zu reagieren um in Notsituationen vorbereitet zu sein. Rechter Haken, linker Schlenker, SitUp und sogar rückwärtstreten klappt schon ganz gut, für Bunny Hop und Wheelie müssen wir, glaube ich, noch ein wenig üben. Ich verspreche nicht mehr zu kreischen und versuche mich ganz locker und entspannt zu verhalten. Und langsam schleicht sich sogar ein seliges Lächeln in mein Gesicht und ich komme zu der Erkenntnis, Tandem fahren macht Spass! Ja, riesigen Spass!
Denn alles was dazu gehört ist Vertrauen. Vertrauen in den Fahrer, denn man ist hinten komplett dem Können des Fahrers ausgeliefert. Kein eigener Fahrstil ist möglich, kein eigenmächtiges Losfahren, Pausieren oder Anhalten. Die vollkommene Synchronität ist gefragt. Und es funktioniert bei uns.
Aber Arthur ist mir auch ausgeliefert. Er kann nicht weg. Und so fange ich an zu plaudern. Und er hat keine Chance mir zu entkommen. Hah!
Wir fahren eine große Runde um die umliegenden Dörfer, entlang am Oder-Spree-Kanal. Quer durch den Wald, durch Spreenhagen an den Wiesen vorbei und wir treten wie die Weltmeister im Synchronzeitfahren.
Wir quälen uns durch den Zuckersand, absteigen und schieben gibts für uns nicht. Wir spornen uns gegenseitig an zu treten. Treten bis die Wade fast platzt. Immer weiter. Schon beim kleinsten Nachlassen würden wir umfallen. Im kritischsten Moment brülle ich Arthur an: Tritt, du verdammtes Luder! Tritt! Treten musst du!
Bei Kilometer 47 ist es aus. Mit einem zweimaligen leisen Knacken und einem lauten Krawong zückt der Schaltwerksarm die weiße Fahne und verabschiedet sich in den Brandenburger Sand. Der Rest des Schaltkäfigs baumelt müde am Bowdenzug; die Kette windet sich im Sand wie eine tote Ringelnatter. Nach einer kurzen Umbaupause fahren wir Singlespeed. Im Wald stimmt die Übersetzung und wir kommen weiter gut voran. Aber dann auf der Strasse kommen wir uns vor wie die besten thailändischen Näherinnen. Um nicht ganz so uncool auszusehen, hören wir immer in der Nähe von Passanten auf zu treten und rollen locker und entspannt vorbei.
Wir sehen auf unserem Weg die eine oder andere Kuriosität, die wir natürlich für euch festgehalten haben. Brandenburger haben schon komische Hobbys.
Nach fast 60 km, 3 h Fahrtzeit und 20iger Schnitt rollen wir glücklich und geschafft auf unser Gehöft.
PS. Arthur und ich, wir hatten beide das Gefühl, nachdem wir am Abend noch eine Runde mit unsrer Stadträdern gefahren sind, unsere Lenker sind kaputt. Der Kraftaufwand beim Tandem fahren ist enorm. Muskelkater in den Armen gab es aber nicht.
PPS. Tandem fahren ist geil!!! 1000 Dank an Menis und seine Frau!!
PPPS. Die erste lange Tour ist schon in Planung.....
PPPPS. Ich fordere hiermit den falschen Arthur Dent auf seinen Namen abzulegen, es kann nur einen geben!!!
Menis und seine Süße sind Schuld! Seit einigen Wochen flitzen sie mit vereinter, geballter Kraft durch den Grunewald und berichten mit leuchtenden Augen von diesem Abenteuer.
Und nun ist es passiert, wir sind infiziert, angesteckt, begeistert, hin und weg und hoffentlich nicht dem Einlenkrigem für immer abtrünnig.
Wir haben unsere erste Tandem-Tour hinter uns!
Samstag Abend haben wir endlich das unausschlagbare Angebot von Menis angenommen und uns das Rad für das Wochenende zum Ausprobieren ausgeborgt. Schon allein das Abholen war schön, denn die beiden sind formvollendete Gastgeber und wir konnten nicht anders als uns bei ihnen wohlzufühlen. Nur beim Tischtennis wollten sie uns nicht gewinnen lassen! Wir haben uns aber natürlich auch nicht richtig angestrengt.
Es war schon tiefste Nacht als wir endlich losfuhren, das Vehikel gut verstaut in der Herz aus Gold. Vielen Dank noch mal an dieser Stelle!
Wir befinden uns in Ziegenhals, im tiefen Süden außerhalb von Berlin.
An diesem Sonntag, die Sonne scheint gemächlich auf das Feld, schreckt die dösende Dorfbewohnerschaft, von einem markerschütternden Schrei geweckt, aus ihrer Mittagsruhe hoch. Vereinzelte trauen sich vor das Scheunentor und sehen das Unglaubliche, von dem die Männer, die Hosenträger beunruhigt schnipsen lassend, noch Wochen später in ihren Stammtischrunden im Dorfkrug und die drallen Frauen am Fleischstand, die Kopftücher dabei nervös um die widerspenstige Dauerwelle zurrend, berichten werden:
Arthur, natürlich im leuchtenden ESK-Look, das wallende Haar unter dem Helm gebändigt, die Finger fest um die Griffe gelegt, die Waden straff gespannt, den Rücken durchgestreckt, die Brust stolz nach vorn geschwellt, sitzt konzentriert im wippenden Sattel. Sein Herz geht ruhig, keine Wimper zuckt. Pure
Entschlossenheit ist in seinem Gesicht zu lesen.
Ich, hinter ihm, KREISCHEND!!! Ich schreie um mein Leben!!!
Meine Hände sind am Lenker festgekrallt, mein ganzer Körper eine einzige Verspannung, meine Füße, glücklicherweise, an die Klickis gefesselt.
Angst! steht eingemeißelt in meinem Gesicht zu lesen!
Und wir sausen um den Dorfanger, wühlen die Wege der Kleingartensiedlung auf, durchfurchen die Sandwege und Kiesgruben, pflügen die Wiesen und Felder, fällen fast mit unseren Lenkern die Kiefern im Wald. Alles, was Beine hat, versucht zu fliehen!
Überlebenswillen macht sich in mir breit. Ich öffne langsam meine Augen wieder, versuche das Pochen meines Herzens zu beruhigen. Es scheint egal zu sein, ob ich die Augen offen hab oder nicht, denn alles, was ich sehe ist Arthurs Rücken.
Rücken. Nix als Rücken! Ich versuche über seine rechte Schulter zu lugen und bringe uns ins Schwanken. Sofort schießt wieder unkontrolliert mein Adrenalinspiegel nach oben. Okay, okay, durchatmen, still sitzen, nicht wackeln... ich versuche links rüber zu erspähen, was vor mir liegt. Oh, mein Gott, wir fangen erneut an zu schlingern. Nein, ich kreische nicht los, ganz ruhig bleiben.....ruhig....Ich hefte erneut den Blick auf Arthurs Rücken. Gut, dann sehe ich eben Rücken heute. Kein Problem. Ich wandere mit meinen Augen seinen Rücken hinab und starre gebannt auf seinen prächtigen A...äh Po. So lässt es sich aushalten. Ich habe den ersten Vorteil des Tandemfahrens entdeckt und bin für einen Moment ganz stolz auf mich, dass ich doch immer was Positives in den Gegebenheiten finde. So lässt es sich aushalten.
Also, wir fahren. Noch nötige ich Arthur dazu mir jede Wurzel, jede Unebenheit, jede Widrigkeit anzukündigen um darauf gefasst zu sein. Wir üben gemeinsam auf von uns selbst ersonnene Kommandos schnell und korrekt zu reagieren um in Notsituationen vorbereitet zu sein. Rechter Haken, linker Schlenker, SitUp und sogar rückwärtstreten klappt schon ganz gut, für Bunny Hop und Wheelie müssen wir, glaube ich, noch ein wenig üben. Ich verspreche nicht mehr zu kreischen und versuche mich ganz locker und entspannt zu verhalten. Und langsam schleicht sich sogar ein seliges Lächeln in mein Gesicht und ich komme zu der Erkenntnis, Tandem fahren macht Spass! Ja, riesigen Spass!
Denn alles was dazu gehört ist Vertrauen. Vertrauen in den Fahrer, denn man ist hinten komplett dem Können des Fahrers ausgeliefert. Kein eigener Fahrstil ist möglich, kein eigenmächtiges Losfahren, Pausieren oder Anhalten. Die vollkommene Synchronität ist gefragt. Und es funktioniert bei uns.
Aber Arthur ist mir auch ausgeliefert. Er kann nicht weg. Und so fange ich an zu plaudern. Und er hat keine Chance mir zu entkommen. Hah!
Wir fahren eine große Runde um die umliegenden Dörfer, entlang am Oder-Spree-Kanal. Quer durch den Wald, durch Spreenhagen an den Wiesen vorbei und wir treten wie die Weltmeister im Synchronzeitfahren.
Wir quälen uns durch den Zuckersand, absteigen und schieben gibts für uns nicht. Wir spornen uns gegenseitig an zu treten. Treten bis die Wade fast platzt. Immer weiter. Schon beim kleinsten Nachlassen würden wir umfallen. Im kritischsten Moment brülle ich Arthur an: Tritt, du verdammtes Luder! Tritt! Treten musst du!
Bei Kilometer 47 ist es aus. Mit einem zweimaligen leisen Knacken und einem lauten Krawong zückt der Schaltwerksarm die weiße Fahne und verabschiedet sich in den Brandenburger Sand. Der Rest des Schaltkäfigs baumelt müde am Bowdenzug; die Kette windet sich im Sand wie eine tote Ringelnatter. Nach einer kurzen Umbaupause fahren wir Singlespeed. Im Wald stimmt die Übersetzung und wir kommen weiter gut voran. Aber dann auf der Strasse kommen wir uns vor wie die besten thailändischen Näherinnen. Um nicht ganz so uncool auszusehen, hören wir immer in der Nähe von Passanten auf zu treten und rollen locker und entspannt vorbei.
Wir sehen auf unserem Weg die eine oder andere Kuriosität, die wir natürlich für euch festgehalten haben. Brandenburger haben schon komische Hobbys.
Nach fast 60 km, 3 h Fahrtzeit und 20iger Schnitt rollen wir glücklich und geschafft auf unser Gehöft.
PS. Arthur und ich, wir hatten beide das Gefühl, nachdem wir am Abend noch eine Runde mit unsrer Stadträdern gefahren sind, unsere Lenker sind kaputt. Der Kraftaufwand beim Tandem fahren ist enorm. Muskelkater in den Armen gab es aber nicht.
PPS. Tandem fahren ist geil!!! 1000 Dank an Menis und seine Frau!!
PPPS. Die erste lange Tour ist schon in Planung.....
PPPPS. Ich fordere hiermit den falschen Arthur Dent auf seinen Namen abzulegen, es kann nur einen geben!!!