21.11. 12:00 Auf dem 310a nach Monte Trigo, 1000m
Auch morgens ist statt Glühbirne noch Kerzenlicht angesagt. Der Strom kommt erst später mit der Sonne zurück. Komisches Prinzip für die Energieversorgung irgendwie... tagsüber Strom wenn alle auf dem Feld sind und nachts ist er dann weg? Aber vielleicht sind die Batteriespeicher ja auch nur kaputt und werden irgendwann wieder gerichtet. Hätte gerne noch ein bisserl mehr über Feijoal erfahren, aber die Kommunikation gestaltet sich zum ersten Mal ausgesprochen schwierig, eigentlich zum ersten Mal auf Santo Antao. Nicht mal mit französisch oder spanisch gewinnen wir hier irgendwelche großen Blumentöpfe, das klappt eigentlich sonst immer. Demzufolge gibt's früh morgens auch ein wenig Chaos, nachdem der Herr des Hauses quasi noch bei finsterer Nacht verschwinden muss. Ihm gehört auch der kleine Dorfladen der "Cooperativa", also holt er uns aus dem Bett und organisiert noch schnell ein Early-Morning-Shopping-Session, damit wir tagsüber auch versorgt sind. Alles sehr rudimentär in Feijoal, aber auch sehr lustig. Verglichen vielen anderen Orten auf Santo Antao, merkt man deutlich, dass in dieser Ecke bisher kaum Touristen unterwegs sind... und erst recht nicht übernachten wollen. Aber auch bemühen sich alle, niemand wird im Regen stehen gelassen... auch wenn die seltsamen Fremden kein Wort Kreol sprechen.
Wie auch immer: Frisch gestärkt gehen wir das nächste Projekt auf der Insel an: Der 310er-Wanderweg verbindet die letzten Ansiedlungen im Norden der Insel mit der Bucht von Tarrafal im Westen. Zwischendrin liegt staubtrockene Vulkanwüste, der unwirtlichste Platz von Santo Antao. Keine Passatwolken regnen sich hier ab, keine grunen Dschungeltäler, keinen Ortschaften, kein Wasser, kein gar nix. Der Weg durch diese Einöde wurde mir 2012 als absolut unfahrbar beschrieben und ich hab's bleiben lassen, aber gejuckt hat's mich seither schon immer.
Also los... graben wir die allerersten Bikespuren in den Vulkansand. Hab im Netz nix gefunden, also wird das wenigstens vom Gefühl her eine Erstbefahrung.
Der 310er beginnt gemütlich genug.
Eintausend Meter über dem Ozean rollen wir auf fluffigen Pfaden durch die leere Landschaft.
Schon bald ermahnt uns ein dicker weisser Pfeil allerdings, dem gemütlichen Pflasterweg bergauf zu verlassen. Meine verschieden Infos sind sich ein wenig uneinig, aber laut der Karte von Wanderpapst Herrn Reitmaier würde die Hauptroute wohl unten verlaufen. Viele Spuren führen allerdings bergwärts und ein einsamer kapverdischer Ziegenhirte deutet auf meine mehrfache Frage nach "Trigo" auch nur stumm bergwärts.
Also muss es wohl so sein, vielleicht ist der untere Pflasterweg ja irgendwo später kaputt. Wir schleppen also eine Viertelstunde den Hang rauf...
... und queren dann isohypsig auf einer höheren Spur weiter. Fortan wechseln sich tolle Trailstücke ab mit...
... dummen Flowbreakern nach dem Motto "rein in den Barranco, raus aus dem Barranco".
Ein einziges einsames Haus sehen wir unterwegs in der Vulkanwüste. Wo bekommt der Bewohner wohl sein Wasser her? Und warum wohnt er überhaupt hier am Ende der Welt? Wir mühen uns über eine Stunde weiter auf dem mittlerweile gar nicht mehr so freundlichen Weg. Spaßige Stücke werden zur Ausnahme, die gluthitzige Schufterei überwiegt.
Aber die Hoffnung besteht durchaus, dass dieses Trail-Experiment auch wieder bessere Zeiten sieht!