kleinbiker schrieb:
Wonko schrieb:
Wer sein Rad im Versand kauft, der braucht keinen Händler vor Ort. Was er mal benötigern wird, ist eine Werkstatt vor Ort. Und die wird es auch geben, solange es Bedarf dafür gibt.
Am besten ersteigerst du dir die Teile, die du dann an dein Rad gebaut haben willst. Den Händler mußt du mir zeigen, der dir dann liebend gerne kostenlosen service bietet.
Darf ich fragen, wie Du auf das Thema "kostenloser Service" kommst? Ich habe in dem Thread keine Forderungen nach kostenlosen Service gelesen.
Werkstattarbeiten in nennenswertem Umfang würde ich ohnehin nicht mit dem Ausdruck "Service" bezeichnen wollen - das ist eine ganz normale Dienstleitung die auch ganz normal berechnet und bezahlt wird. Dass Händler (größere) Werkstattarbeiten kostenlos erbringen, habe ich noch nicht erlebt und ich betreibe schon etwas länger Radsport.
Merkwürdigerweise wird das Erbringen von Werkstattleistungen hier gelegentlich schon fast als Gnadenakt dargestellt, den der lokale Händler gewährt oder eben verweigert. Es handelt sich aber ganz einfach um eine bezahlte Dienstleitung und solange der Kunde für die Dienstleitung angemessen bezahlt, kümmert es den Auftragnehmer nicht weiter, wie der Kunde ansonsten sein Leben so führt und ob er ein böser Internet-Versandhandelskäufer oder ein braver Beim-lokalen-Händler-Käufer ist. Natürlich steht es ihm auch frei, Aufträge abzulehnen. Aber wer glaubt, Kunden "abstrafen" zu können, wenn sie sich nicht so verhalten, wie er sich das wünscht, der hat etwas Wesentliches nicht begriffen.
ABER: ohne Händler meist auch keine Werkstatt!
So ist es derzeit. Ich bestreite, dass es so bleiben muss und kein anderes Modell denkbar wäre.
Die Werkstatt muß ja auch ihre Ersatzteile einkaufen
Du meinst im Gegensatz zum derzeit üblichen Händler/Werkstatt-Modell, bei dem die Händler die Ersatzteile vom Baum in ihrem Garten ernten? ;-)
und verlangt dann natürlich extra hohe Preise, weil sie ihr Geld ausschließlich mir reparaturen verdienen müssen.
Ach je, Du versuchst doch nur, billig Ängste zu schüren. Dieses Schreckgespenst der super-extra-wahnsinnig-hohen-Mörderpreise, das auch saturno schon an die Wand gemalt hat, ist doch Unsinn. Natürlich müsste ein reiner Werkstattbetrieb die Arbeitsstunde so kalkulieren, dass er davon leben kann. Was soll daran denn so ungewöhnlich oder furchterregend sein? Das machen Maler, Schreiner, Elektriker und Klempner auch nicht anders. Die Arbeitsstunde eines Zweiradmechanikers liegt etwa auf dem gleichen Niveau, wie die anderer Handwerker (sogar eher am unteren Ende). Wenn ein Fahrradwerkstattbetrieb versuchen würde, seine Kunden durch überhöhte Stundensätze abzuzocken, hätte er bald keine Werkstattkunden mehr.
Die Händler berechnen auch jetzt schon für Werkstattarbeiten ganz normale Stundenpreise. Ausnahmen mag es geben (Kleinigkeiten, Reklamationen/Kulanz, Montage von Neuteilen), aber Du tust ja geradezu so, als würden die Händler derzeit Werkstattarbeiten verschenken.
Es ist sicherlich richtig, dass von den derzeitigen Händlern mit angeschlossener Werkstatt kaum einer vom reinen Werkstattbetrieb leben könnte. Es ist also tatsächlich recht wahrscheinlich, dass sich durch den Internet-Versandhandel einiges ändern wird. Meines Glaskugel zeigt mir, dass es neben dem Versandhandel vermutlich eine Konzentration auf Ketten mit Großgeschäften geben (wie zum Beispiel B.O.C. etc.) wird. Daneben wird es Werkstattbetriebe geben, die den Handel mit Teilen allenfalls noch als Zubrot betreiben. Da der Markt für Werkstattdienstleitungen nicht groß genug ist, dass davon alle derzeitgen kleinen Händler auskömmlich leben können, werden sicherlich etliche lokale Händler ihre Läden dicht machen.
Wer mag darf das hochtrabend Strukturwandel nennen - das ist nichts Neues und andere Branchen haben so etwas auch schon durchgemacht, teilweise sogar mehrfach. Die Zeiten ändern sich nun mal und für die kleinne lokalen Händler haben sie sich überwiegend
nicht zum Guten gewandelt. Ich schreibe "überwiegend", weil sowohl die Internet-Versandhändler als auch die Ketten wie B.O.C. oder Stadler fast alle ursprünglich auch mal lokale, kleine Händler waren.
Die haben aber den Wandel frühzeitig erkannt und davon profitiert.
Ich verstehe, dass sich der Wandel für die betroffenen kleineren Händler negativ darstellt. Ich verstehe auch, dass sie sich dagegen sträuben. Ich bin aber überzeugt, dass kein einziger Händler seine Existenz sichern kann, indem er versucht, in Internetforen Ängste vor der Veränderung zu schüren und die Kunden dazu zu bringen, weiterhin im lokalen Fachgeschäft zu kaufen, nur damit alles so bleibt wie es ist. Auch der Versuch, den Kauf beim lokalen Händler als moralisch geboten hinzustellen ("Support your local dealer!"), wird nicht funktionieren. Für den
Kunden sind die ganzen Veränderungen nämlich keineswegs negativ. Das Geld, dass dem kleinen, lokalen Händler in der Kasse fehlt, ist nämlich das Geld der Kunden - und die sind nicht eben unglücklich, es stattdessen (zumindest zumTeil) behalten zu dürfen.
kleinbiker schrieb:
Irgendwann sind wir so weit, das wir wie beim Arzt 10 Euro Eintritt in ein Fachgeschäft bezahlen müssen.
Du versuchst schon wieder, Ängste zu schüren. ;-) Wieviele Fachgeschäfte für Konsumartikel kennst Du denn, bei denen Eintritt verlangt wird? Keins? Was unterscheidet dann Deiner Ansicht nach den Fahrrad/Fahrradteile-Handel so fundamental von anderen Branchen, dass dort andere Gesetzmäßigkeiten gelten?
Ich kann übrigens gut nachempfinden, wie ärgerlich es sein muss, wenn sich "Schlaufüchse" bei Dir im Laden einfinden um zum Beispiel Helme anzuprobieren und dann, wenn sie bei Dir durch Anprobe den richtigen gefunden haben, diesen nicht bei Dir, sondern im Internet kaufen. Das
ist unfair. Dagegen kannst Du aber kaum etwas machen - Überlegungen wie das Erheben von Eintritt oder einer Beratungsgebühr mögen zwar ihren Reiz haben, aber wie sich so etwas in der Praxis für ein Geschäft auswirken würde, muss sich Dir sicherlich nicht erzählen.
Du musst doch nur mal hier in den Foren lesen, um zu sehen, dass die Möglichkeiten des Internet-Versandhandels oder des Kaufs bei ebay schöón längst von der Mehrheit genutzt werden. Glaubst Du ernsthaft, Du kannst die Zahnpasta wieder in die Tube drücken und durch das übliche Händler-Lamento und düstere Wehe-Wehe-wenn-ich-auf-das-Ende-sehe-Prophezeiungen irgendwen dazu bringen können, zukünftig wieder mehr beim lokalen Händler zu kaufen? Das wird nicht klappen. Manch einer mag vielleicht beim Lesen Deiner Beiträge erst mal mit dem Kopf nicken, aber spätestens, wenn er vor der Entscheidung steht, sein neues XT-Schaltwerk für knapp 40,- EUR im Internet zu kaufen oder seinem Händler das Doppelte auf die Ladentheke zu blättern (UVP 85 EUR), ist das alles wieder vergessen.