Bikebranche - Kritik an Tests und Testmöglichkeiten

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Neben dem Mountainbiken ist seit über 3 Jahren eines meiner Lieblingshobbys das Motorradfahren. Einfach eine unglaublich süchtig machender Zeitvertreib. Über die Jahre hinweg habe ich viele Tests von Motorrädern gelesen und nach und nach immer mehr festgestellt, dass man ein Motorrad einfach selbst fahren muss, um es beurteilen zu können. Irgendwann ging es dann mit größerer Erfahrung soweit, dass ich den diversen Testern schlicht unterstellen musste, gekauft zu sein. Teilweise werden Motorräder deren Motoren kaum 4000 km halten gelobt, dass es nicht mehr besser sein könnte. Spätestens bei der eigenen Probefahrt merkte man, dass z.B. der "weltbeste Quickshifter" nur ein Haufen elend ist, der praktisch kaum einsetzbar ist.

Was soll nun dieser Thread und diese einleitende Geschichte?

Vor dem Kauf meines Stumpjumper Evo habe ich natürlich mangels einer eigenen Testmöglichkeit (gibts ja in der Bikebranche praktisch nicht mehr) diverse Tests gelesen und natürlich die Geometrietabelle analysiert sowie mich u.a. hier im Forum informiert. Einer der Tests der mich zum Kauf motivierte war dieser hier:
https://enduro-mtb.com/specialized-s-works-stumpjumper-evo-2021-test/In dem Test wird das Bike natürlich über den Klee gelobt.

Zufälligerweise bin ich heute auf einen weiteren Test des gleichen Magazins zum gleichen Bike gestoßen:
https://enduro-mtb.com/specialized-s-works-stumpjumper-evo-2021-group-test/
Hier wird das gleiche Bike ein halbes Jahr später erheblich schlechter getestet, ist allenfalls noch ein überteuerter Allrounder (was ja auch stimmen kann?). Lest den Text, schaut auch die Wertung vor dem Fazit an. Zum Beispiel wird im Januar diesen Jahres noch die Maximalwertung im Uphill vergeben. 6 Monate später reicht es nur noch für 3 von 10 Punkten.

Was will ich damit sagen?

Die Tests sind schlicht und ergreifend für die Rundablage. Soweit, so gut. Das Problem für den Kunden: In der Bikebranche fehlt es an Möglichkeiten ein Fahrrad selbst zu testen. Bei Motorrädern/Autos etc. vollkommen selbstverständlich, wird man bei Anfragen aller möglichen Händler in der Umgebung nur abgewimmelt. "Wir verkaufen das auch so" und "wir wollen hier kein gebrauchtes Rad stehen haben" wird einem dann gesagt. Dabei wäre gerade in Anbetracht der nutzlosen Tests eine eigene Testmöglichkeit umso wichtiger. Die Preise steigen, trotzdem werden diverse Wartezeiten auf Teile/Räder etc. immer länger. Als Kunde ist man schon fast gezwungen ein Bike vorab zu bestellen, um überhaupt eine begehrte Ausstattungsvariante zu bekommen. Siehe z.B. das Stumpjumper Evo Expert in der 2021er Variante. Vielerorts war es schon im Herbst letzten Jahres ausverkauft. Kurzum: Entweder man beißt in den sauren Apfel und kauft für teures Geld ein Rad, das u.U. gar nicht taugt oder man hat Glück und es passt gerade.

Besserung wäre also nötig bei den Tests diverser Testmagazine. Mehr Objektivität, bessere Testverfahren. Pinkbike macht das z.B. in diversen Youtubevideos erheblich besser, wenn es um die Uphilleffizienz eines Bikes geht (z.B. hier: https://tinyurl.com/2tum7hnr).

Ansonsten: Es gibt sie natürlich, die Hersteller die vor Ort eine Probefahrt ermöglichen. Allen voran stehen da tatsächlich diverse Versender (Canyon, Propain, YT,..). Allerdings muss man hier u.U. eine sehr weite, stundenlange Anfahrt auf sich nehmen.

Mich würde nun interessieren, wie ihr das seht. Bin ich mit meiner eher negativen Sicht alleine und lebe ich nur zufälligerweise in einer Gegend, in der einfach die guten Händler fehlen oder sind die Tests eigentlich alle doch super und ausreichend für eine richtige Kaufentscheidung?
 
Da steht doch aber, dass das Stumpi jeweils in einem anderen Testumfeld mit entsprechendem Einsatzbereich getestet worden ist.
Die unterschiedlichen Test zeigen doch schon anschaulich, wo der Bolide platziert ist.
Besser als die leidlichen Test bei zwei Zeitschriften mit dem annähernd selben Testfeld aber unterschiedlichen Ergebnissen. Bei letzterem bleiben alle Fragen offen.

Die Bikebanche ist eben auch nicht die Motorradbranche. In Letzterer gibt es eine Homologation nebst ABE und TÜV. Der Markt ist überschaubar geworden und es gibt nicht dauernd Modellwechel mit zum Teil totaler Systemumstellung. Da kriecht man auch näher ins Detail mit Rennstrevkentest etc.
Aufgrund dieser Marktpolitik ist ein großer Vergleichstest in der Bike branche am nächsten Tag schon Makulatur und den Aufwand nicht wert.
 
..In der Bikebranche fehlt es an Möglichkeiten ein Fahrrad selbst zu testen. Bei Motorrädern/Autos etc. vollkommen selbstverständlich..
Ist es nicht. Da kannst du auch nur Probefahren, was an Vorführfahrzeugen zur Verfügung steht, wenn überhaupt und dann gibt es vielleicht nur Benziner, statt Diesel, nur Automatik, statt Schaltung und nur 6-Zylinder, statt 4 Zylinder oder umgekehrt.
..wird man bei Anfragen aller möglichen Händler in der Umgebung nur abgewimmelt. "Wir verkaufen das auch so" und "wir wollen hier kein gebrauchtes Rad stehen haben" wird einem dann gesagt..
Und da haben sie doch völlig recht. Würde ich, wäre ich Händler, genauso machen.
Wie soll das, bei der Vielfalt auch funktionieren? Allein schon die verschiedenen Rahmengrößen.
Was nutzt dir ein Vorführrad in "L", wenn du eins in "M" brauchst oder umgekehrt?
Und wer bezahlt den Wertverlust, des dann gebrauchten Rades?
 
Ich denke ja, dass es auch der Entwicklung der letzten Jahre geschuldet ist... jahrelang steigende Umsatzzahlen mit dem absoluten Boom als Höhepunkt seit 2 Jahren. Die Händler MUSSTEN sich definitiv nicht groß bewegen um ihr Zeug an den Mann zu bringen. Das wird sich in Zukunft ändern... irgendwann ist der Markt gesättigt, da wird man sich durch zB eine kleine Testflotte schnell abheben können. Das Propain-Friends Programm oder die NicolaiKommtZuDirNachHause Aktion sind/waren erste Schritte in diese Richtung.
Papier ist geduldig, schreiben kann man viel... letztlich ist, wie du ja schon schreibst, das subjektive Gefühl des Draufsitzens und erFAHRens das Entscheidende. :daumen:
 
Das ist doch schon seit Jahren sichtbar. Festivals wie Willingen waren früher prädestiniert fürs vergleichen und testen.
Grosse Hersteller wie Specialized sind aber nicht mehr vor Ort und konzentrieren sich auf "Hausmessen" Oder eigene Testivents.
Ich war letzte Woche mal wieder bei einem größeren Händler hier vor Ort. Vor einigen Jahren gab es dort noch eine nette Ecke mit Einsteiger- bis High End Bikes von Race bis Enduro verschiedener Hersteller. Jetzt war ich erschrocken, was für ein zum grossen Teil überteuerten Schrott dort rumsteht. Egal ob Einsteiger aufwärts, E oder nonE.
Aktuell wird man es halt los.

Ich hoffe in absehbarer Zeit gibt es wieder Veranstaltungen wie "Germany's Finest".
 
Die einzige Aussage, mir ein Bike mit einer Testempfehlung aufzubauen war der Satz: " Unser Testfahrer, ein MTB Profi, hat das Bike einfach mitgenommen, so etwas war er noch nie gefahren, wollte es für sich behalten."
Die ganzen Tests sind nur Uterhaltung.
Aber hier auf MTB News geben sich die Jungs echt Mühe, die machen das Klasse,
 
Nun, bei Motorrädern ist die Anzahl der Hersteller überschaubar. Die Kandidaten für einen Vergleichstest kann man vorhersagen.
Bei Rädern ist der Markt unübersichtlich. Viele Hersteller, viele Modelle.
Das ist der wesentliche Unterschied.
 
Wir Kunden haben es doch in der Hand!
Solange alle brav zum Händler pilgern und die geforderte Kohle blind über den Tresen schieben, alles gut, warum sollte sich da einer groß Mühe geben. Würden alle mal zwei, drei Jahre sagen „Ok, das aktuelle Bike tut es ja noch, gibt’s halt kein neues Modell” wären die Damen und Herren wohl gezwungen die Strategie zu überdenken. Wird das passieren? Eher friert die Hölle zu…
Fairerweise sei gesagt dass die letzten beiden Jahren „situationsbedingt“ viele Erstkäufer da waren (denen mal in weiten Teilen alles „andrehen“ konnte), aber das wird sich ja wieder relativieren.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Setz den Leuten doch kein Flo ins Ohr! Ich will weiterhin brandneue, kaum verwendete "Gebraucht"-Bikes für ein Bruchteil des Neupreises kaufen können! 😉
 
Setz den Leuten doch kein Flo ins Ohr! Ich will weiterhin brandneue, kaum verwendete "Gebraucht"-Bikes für ein Bruchteil des Neupreises kaufen können! 😉
Das ist doch nach gängiger Forenmeinung bei der aktuellen „Marktlage“ unmöglich. Ich halte das zwar auch für Unsinn und habe selbst im letzten halben Jahr zwei Räder zu guten Preisen erstanden, aber so wird es hier eben dargestellt.
 
Ich habe mich 2019 um ein neues Enduro umgeschaut, bin bis dahin noch 26 Zoll gefahren und war mit der neuen Laufradgröße entsprechend unsicher. Ich wollte einen Alurahmen mit ordentlichen Teilen, das war ziemlich schwierig. Probiert habe ich hier bei mir (in Wien) zwei Giant-Bikes, ansonsten war nirgends was mit Probefahrten. Geworden ist es ein Propain Tyee, das ich dort am Firmengelände probiert habe, zum Glück, den das angepeilte S wäre mir zu klein gewesen. Mein Dh-Bike habe ich ohne Test auch bei Propain bestellt, nach ausführlichem Mailverkehr wegen der Größe. Ich kann nur zustimmen, probefahren ist eher schwierig, beim Liteville-Händler hätte ich 50.- dafür ablegen dürfen und zu Alutech nach Norddeutschland war es mir definitv zu weit... aber andererseits kann ich auch die Händler verstehen, es geht ja auch so...
LG,
Makamida
 
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