...
Meinst du, dass man das verallgemeinern kann? Es haben sich in den letzten Jahren ja viele Parameter an den Bikes teilweise wesentlich verändert/verbessert. Früher sind die cc Fahrer mit 3,5 bar und 1,9er Reifen gefahren heute mit 1,5bar und 2,4er Reifen usw. Die meisten Veränderungen werden wahrscheinlich in der Off-Season umgesetzt, aber auch im laufenden Betrieb sind schon Fahrer z.B. auf 29er oder Mullet umgestiegen. Das sind schon Änderungen die man spürt. Änderungen des Dämpfungssettups passieren ja sowieso ständig.
Ich würde denken, wenn KIS einen wesentlichen Vorteil bieten würde, würden WC Fahrer auch während der Saison darauf umsteigen.
Wenn ich aus dem Nähkästchen mit Bernard Kerr plaudere, dann ist der schon sehr skeptisch. Das war auch beim Umstieg vom Phoenix 27.5 auf die 29er Version so. Bedenke wie viel Zeit diese Menschen auf Bikes verbringen. Wie tief die "muscle memory" sitzt. Je länger du einen Bewegungsablauf verinnerlichst, desto länger brauchst du um dich umzugewöhnen. Wenn du Rennen gewinnen willst, dann bist du im Zweifelsfall schneller (und sicherer) unterwegs mit einem technischem Nachteil (kleinere Laufräder) als mit etwas neuem (z.B. 29 Zoll oder eine andere Geometrie).
Die Entwicklung von Bikes findet 12 Monate im Jahr statt. Es passiert im Austausch mit dem Team. Da wird nicht auf eine Deadline nach dem letzten Worldcup hin ein Bike entwickelt und dann getestet. Man versucht auch während der Saison Testsessions einzubauen. Mit dem engen Terminplan ist das nicht ganz einfach von der Logistik. Bei PFR (Pivot Factory Racing) wirst du aktuell verschiedene Versionen des neuen DH Bikes sehen. Hierzu kann ich dir nicht alles erzählen aber nur so viel, dass es da einen sehr engen Austausch gibt und man natürlich in der Offseason da noch deutlich intensiver mit dem Team zusammenarbeiten kann als während der Worldcup Saison.
Man muss vorsichtig sein. Man möchte natürlich verhindern mit zu viel neuem Input die Fahrer zu "verwirren". Die müssen sich darauf konzentrieren das bestmögliche Ergebnis einzufahren.
Ich halte eher das Gegenteil für zutreffend. Jemand, der sozusagen noch kein Fahrrad gefahren ist, wird sich viel schneller an ein neues System gewöhnen, als jemand, der ein vielfach wiederholtes und eingeübtes Bewegungsmuster besitzt. Siehe hierzu auch das von mir verlinkte Video mit der Lenkung, die verkehrt herum funktioniert.
Mit dem KIS mache ich, wie bereits beschrieben, Tests seit April. Wer alte Arbeiten von mir kennt der weiß, dass ich nicht Ruhe gebe und jeden mit zum Testen nehme, ob er oder sie will oder nicht.
Die meiste Zeit auf dem System habe ich verbracht und mein 6-jähriger. Weiterhin gab es acht Kurztestprobanden diverser Fähigkeitslevel, Alters- und Geschlechtsgruppen von 6 bis 56.
Begonnen wurde jeweils mit einem Blindtest (abgedecktes System) bei dem die Leute nichtmal wussten was sie da benutzen. Auf die Frage hin, welche Fahrt (an oder aus des verdeckten KIS) "angenehmer" war kam es zu folgenden Antworten
Negativ: 0 (Es fährt sich schlechter mit KIS)
Neutral: 4 (Könnte besser sein aber man ist unentschlossen)
Positiv: 5 (Fährt sich besser mit eingeschaltetem KIS)
Der Sechsjährige durfte frei entscheiden wie er es sich einstellt und macht das auch selbst. Er begann mit sehr schwachen Einstellungen und über den Zeitraum von einer Woche hinweg ist er bei einer Einstellung gelandet die selbst mir zu stark wäre. Er fühlt sich damit aber deutlich sicherer im Gelände und neigt deutlich weniger stark zum Untersteuern an einem Starrbike mit relativ steilem Lenkwinkel.
Das passt zu meiner Frage nach unserer Gewichtskraft und Muskelkraft in Relation zu der verwendeten Feder. Die Federkraft ist tatsächlich vorhanden. Aber wir sind viel stärker als die Feder. Das KIS unterstützt den Geradeauslauf und stellt unter Umständen den Lenker gerade, aber das war's auch schon. Den Rest machen wir.
So wie der Expander die Situation übertreibt, lässt sie sich auch untertreiben: Wenn mir eine Fliege in die Windschutzscheibe fliegt, wirkt sich der Crash fatal auf die Fliege aus. Mein Auto wirft es trotzdem nicht aus der Spur.
Wenn der Ring an der Gabel nur einen Nocken hätte der nach hinten zeigt, und an diesem nur ein Seil säße, das an einer Feder zieht würde sich das System ganz anders verhalten.
Das KIS verbindet Front und Heck am Rad. Ein Impuls den du am Lenker einleitest spannt die Feder vor, was bedeutet, dass du das Heck "nachziehst". Folgende Parameter beeinflussen den Winkel und die Stärk:
- Wie stark das KIS vorgespannt ist.
- Wie schwer dein Bike ist.
- Wie sehr du es "entlastet" beim Springen/Umlegen
- Wie stark du einlenkst oder das Rad neigst
- Dein Lenkwinkel
- Wie sehr deine Federgabel in der Kurve nachgibt und dadurch den Lenkwinkel steiler macht
- Die Laufradgröße
- Offset der Gabel
- Vorbaulänge
- Lenkerbreite
Diese Liste ist nicht vollständig. Es ist wie bei allem am Bike. Es ist nicht so, dass du einen Parameter betrachten kannst und sagst "Puh 0,5 Grad flacher macht da den Bock net fett beim Fahrverhalten". Das ist die Summe aller (kleinen) Parameter und das Zusammenspiel.
Man muss KIS nicht gut finden. Genauso wenig wie man 29 Zoll als die einzige Lösung betrachten muss. KIS schafft es einen Parameter zu beeinflussen am Rad und das steckt bereits im Namen
Keep
It
Stable. Es verhilft dir in diversen Situationen zu mehr Stabilität und Berechenbarkeit auf dem (gesamten) Bike.
KIS wirkt der Auslenkung um die Ruhelage (Gradeausfahrt) mit Federkraft entgegen und ersetzt so vom Bediengefühl gewohnte Rückstellkräfte bei veralteten, steileren Lenkwinkeln.
Bei flachen Lenkwinkeln und niedrigen Geschwindikeiten muss der Fahrer aktiv bleiben um die Lenkung gerade zu stellen und Kraft aufwenden sich aus einer "Langsamen Kurvenfahrt" wieder in die Gradeausfahrt zu begeben.
KIS zieht den Lenker aber wieder grade, so als ob man hohe Seitenführungskräfte und Rückstellmomente aus anderen Geometrien hätte. (Freihändig fahren)
In den Alten Geometrien hätte man eben Kraft gebraucht um den Lenker bei gleichem Lenkeinschlag gegen die größeren Rückstellkräfte zu halten - auch dieses Gefühl vermittelt KIS (Lenken beim Fahren)
KIS ist also was für Leute die vom 26"er XC bike auf das 29" Trailbike umsteigen und nicht mehr wie gewohnt in Schrittgeschwindigkeit freihändig zur Buddel greifen können, weil das Rad sich anfühlt als hätte es ein Seitenschlag.
Bitte bedenke, dass über die "Knocken", das KIS zusätzliche Eigenschaften bekommt. Dadurch wird das Lenkverhalten, das in beim Einlenken einen gewissen "Stabilitätspunkt" sucht, aufgehoben. Für mich ist das der entscheidende Vorteil des Systems.