Ich finde die Schubladen-Debatte inzwischen ziemlich sinnlos. Vor allem aus zwei Gründen.
a) Der Markt ist dermaßen differenziert, wie ich es aus kaum einer anderen Sportart kenne. Diese Differenzierung ist von uns Konsumenten gewünscht und von den Herstellern umgesetzt und umgekehrt. Jedenfalls sorgt sie dafür, daß jede noch so kleine Nische bedient wird. Diese Nischen durch größere Strukturen wieder einzufangen ist zwar verständlich aber auch zum Scheitern verurteilt. Ein Beispiel: Banshee Spitfire und Scott Genius LT. Zwischen ihnen liegen 50mm Federweg und konzeptionelle Welten. Trotzdem werden sie beide All-Mountain genannt.
b) Jeder Biker definiert sich seine Schublade anders. Entschiedend ist doch die Frage mit welchem Rad die individuellen Vorlieben am besten bedient werden können. Und das geht oft an den klassischen Bikeschubladen meilenweit vorbei. Drei Beispiele: Max Schumann fuhr früher auf seinem SC-Hardtail Sachen, die laut Schubladenlogik absoluter Super-Enduro Bereich waren. Christian Schleker sagt hier im Interview sein meist bewegtes Bike sei ein Specialized SX, weil es so vielseitig ist - ein Slopestylefully, also eigentlich ein absoluter Spezialist. Schneidi ballert mit seinem Helius AM den Wurmberg in irrwitzigem Tempo herunter - die Schublade würde dafür ein DH-Bike vorsehen.
Fazit: Ich finde, die Schublade sagt wenig über das Bike aus und ist daher eigentlich überflüssig. Wenn schon, dann würde ich es mit den Nordamerikanern halten. Zwei Kategorien:
Cross Country im Wortsinn und nicht als Wettkampfdisziplin --> aus eigener Kraft durchs Hinterland.
Gravity --> Mit Lift oder Shuttle an den Start, mit Schwerkraft und den eigenen Beinen wieder nach unten.
Just my 2 cents.